Sonntag, 29. Juli 2007

Auf die Insel! Bunte Giesskännchen und Dosenöffner!

als man feststellte, dass sie fast nur noch verwaltungsinterne vorgänge bearbeiteten, begann man, alle beamten und fachangestellten der verwaltungen auf eine südlich gelegene insel zu verbringen. dort sollten sie für den rest ihrer tage sich selbst überlassen werden und das tun, was sie am besten konnten: sich selbst verwalten!

im lande selber beschloss man, den dienst am bürger den kundenorientierten dienstleistern zu überlassen, was im allgemeinen sehr gut angenommen wurde. wenn ein arbeitsloser zum beispiel in arbeit vermittelt wurde, schickte man ihm nun zusätzlich einen blumenstrauss samt grusskarte.

man freute sich nun ehrlich, dass die menschen aus dem "bezug " herausfielen. früher wurden die "bittsteller" sang- und klanglos aus dem system gestrichen. neue kamen, und sie waren ausser arbeitslos vor allem eins: lästig!

so ging es den bürgerInnen mit sämtlichen ämtern und verwaltungen. doch nun war alles gut. man fühlte sich endlich ernst genommen und musste für jeden antrag nur noch drei statt der üblichen 10 durchschläge einreichen. es war jetzt so viel einfacher.

doch nach einiger zeit hörte man von den bewohnerinnen der "verwaltungsinsel" nichts mehr! hatten sie es tatsächlich geschafft, zu gedeihen und sich fortzupflanzen? waren sie nun vollkommen unabhängig und benötigten keinerlei unterstützung mehr? noch vor wenigen monaten wurde das land von anträgen auf zuschüsse geradezu bombardiert.

man versuchte, kontakt zu knüpfen, man wollte schliesslich geschäfte mit dem endlich prosperierenden eiland machen. doch es gab keinerlei reaktion. daraufhin schickte man ein erkundungsteam auf die "verwaltungsinsel".

als sie dort ankamen, waren sie nicht schlecht erstaunt: die häuser waren zerfallen, in ihnen befand sich kein leben. auf den schreibtischen lagen unmengen von anträgen, ablehnungen und widersprüchen. alle topfblumen waren verwelkt. an den tischen sassen mumifizierte leichen, die bunte gieskännchen in ihren händen hielten.

sofort wurden experten gerufen. man wollte nachforschen, was denn passiert sei. die einfache antwort war schnell gefunden: man hatte sich selbst zu tode verwaltet! jede beantragte dose thunfisch machte solch einen verwaltungsaufwand aus, dass hinterher keiner mehr die kraft hatte, sie zu öffnen.

bei genauerer durchleuchtung der aktenlage stellte sich folgendes heraus: selbst wenn der antrag 1554c. (bestellung einer dose thunfisch) samt folgeantrag 1554d. (öffnen der dose thunfisch), positiv entschieden worden wäre (die zuständigen behörden mahnten wiederholt formfehler in der antragstellung an), wäre der antragsteller trotzdem verhungert:

eine verwaltungsfachangestellte war aufgrund ihres mehrfach abgelehnten antrags auf eine höhere gehaltseinstufung dermassen brüskiert worden, dass sie aus trotz den antrag 234a. (zuteilung eines dosenöffners) unter ihrem schreibtisch verschwinden liess. der antragsteller war übrigens derselbe, der ihre gehaltserhöhung rechtsgültig abgelehnt hatte.

solche und ähnliche geschichten passierten tausendfach auf der "verwaltungsinsel". so musste es ja kommen: es ist halt nicht gut, domestizierte wesen in die freie wildbahn zu entlassen. die insel selber war für jahrzehnte unbewohnbar, da einsetzende regenfälle die papierwüste in eine pappmaschee- landschaft verwandelten.

heute überlegt man ernsthaft, ob man nicht die letzten arbeitgeber dorthin verbringen soll. sie könnten sich so wunderbar gegenseitig ausbeuten und sich das leben zur hölle machen. die bürgerInnen des landes würde es freuen: das leben würde so viel leichter!

Keine Kommentare: