Freitag, 27. Juni 2014

Schlecht für's Selbstbewusstsein: Deutschland hungert verschämt in den Herzen der Idioten!

Man sollte ja nun mitbekommen habe, dass mich Fußball nicht besonders interessiert und dass mich Patriotismus oder gar Nationalismus sehr abstößt: Das Erstere basiert meiner Meinung nach auf fahrlässiger Unbekümmertheit und das Letztere auf purer Dummheit. Die Erfahrung des Dritten Reichs hätte eigentlich die Vorlage für die Emanzipation der Nachkriegsgesellschaft von der Nation sein können. Aber: Pustekuchen!

Ich bin bei der WM oder der EM immer sehr froh, wenn die bundesrepublikanische Mannschaft endlich aus dem Wettbewerb ausscheidet. Damit bin ich nicht reflexhaft für die anderen Mannschaften. Es ist nur so: bundesdeutsche Fans, besonders jene, die nur bei solchen Groß-Events "dabei" sind, feiern "ihre Siege" auf sehr unangenehme Art und Weise.

Sie können "ihre" Lieder nur grölen und eruptiv "Schland" kreischen, als wären echte Freude und eine gute Singstimme irgendwie, nun ja, "undeutsch?" Verlieren können diese Leute auch nicht. Mindestens müssen sie dann "Weltmeister der Herzen" sein, darunter geht es nicht! Ganz im Gegensatz zu den "Verlierern anderer Herkunft", die in der U-Bahn traurige Lieder auf der Gitarre zupfen und sich dabei lächelnd zuprosten. Das hat Stil, Leute!

Die bundesrepublikanischen Event-Fans lungern aber, eingehüllt in ihre Fahnen und angemalt bis in die Kniekehlen, immer völlig deprimiert herum und verbreiten schlechte Stimmung, als ginge es der Republik ohnehin schon schlecht und alle müssten dauernd hungern, und dann verliert auch noch die Mannschaft, das geht doch gar nicht, das ist schlecht für's Selbstbewusstsein. Da ist doch nur der Trainer schuld. Oder der Miro. Oder: Die Linken! Würden sie wenigstens die Merkel hernach abwählen...

Leider scheidet Deutschland immer erst sehr spät aus. Das ist, finde ich, schade! Je früher die Mannschaft nämlich ausscheidet, desto eher ist dieser ganze Schland-Hype vorbei und desto eher sind die Deutschland-Fans weg von den Straßen: Die WM wäre für sie vorbei. Denn sie indentifizieren sich nicht mit Verlierern. Deutschland ist verschämt in ihren Herzen verschlossen, wo es meiner Meinung nach auch hingehört. Es darf dort gern verhungern.

Übrig blieben gemäß meiner Phantasie all jene, die sich wirklich für Fußball interessieren. Auch, wenn damit das Problem der FIFA, Verdrängung und Armut nicht bewusst gelöst oder überhaupt verarbeitet wird: Die allgegenwärtige Werbung würde nicht mehr schwarzrotgolden sein, weil damit kein Geld mehr zu machen wäre. "Echte Deutsche" würden endlich ihr Maul halten, die Fähnchen von ihren Autos nehmen und die "nationale Schande" in der Kommentarfunktion im Internet verarbeiten. Aber dann: unter Ihresgleichen.

Montag, 23. Juni 2014

Endlich geafdelt, gehermant und sarraziniert: Opportunismus ist so easy, ey!

Lustig: Der Papst hat die Mitglieder der Mafia exkommuniziert! Da dürfte er ja bald alleine sein im Vatikan. Es sei denn, Häretiker werden nicht ausgewiesen im römischen Kalifat.

Ebenfalls gehören Radfahrer exkommuniziert. Dieses Gesindel auf zwei Rädern verdient es nicht besser. Radfahrer wird keine Mitschuld am sonst unverschuldeten Unfall gegeben, auch wenn sie keinen dieser ultra-schnittigen Helme aufhaben. Ja wo leben wir denn?

Ich finde, dass Radfahrer immer schuld sein sollten. Die Leistungsträger unserer Gesellschaft, das sind die Autofahrer. Und die sollten erst gar nicht belangt werden dürfen, wenn sie diese Maden aus dem Weg räumen. Viel eher sollten sie mit Orden behängt werden.

Radfahrer halten sich nie an Regeln. Sie fahren, wie es ihnen gerade passt, und das passt mir nicht. Straßen, liebe Leute, sind nicht für Radfahrer gemacht. Die ersten Straßen beherbergten dementsprechend auch keine Radfahrer! Die Lyker, Phönizier und Römer: Sie kannten überhaupt keine Radfahrer! Ergo: Die Straßen gehören den Pferde(stärke)n. Immer schon!

Dieses Mistkroppzeugvolk aber behindert den Verkehr, verursacht lange Staus, stinkt bis zum Himmel und gefährdet Lack und Leben! Weg damit! Wer mit dem Rad auf der Straße weilt, hat es nicht anders verdient, als unter unsere Räder zu kommen. Aber dass der Autofahrer dann voll zur Verantwortung gezogen wird, selbst wenn er den Unfall verursacht hat, ist völlig unlogisch und widerspricht sozialem Darwinismus.

Als nächstes werden echte Männer noch verurteilt, nur weil sie ohnehin leicht bekleidete Frauen vergewaltigt haben. Diese Täter-Opfer-Umkehrung ist mir ein Graus: Wenn ein Schwarzer oder ein Asiate in den Osten gehen und dann zu Tode geprügelt werden; kann man da den Schlägern einen Vorwurf machen? Wären sie doch nur daheim geblieben, dann wäre auch nichts passiert. Beim Versucher ist die Schuld zu suchen, nicht beim Versuchten.

Nun mag sich mancher Leser denken: Was ist denn mit dem los? Knappe Antwort: Ich werde mich ab sofort der Mehrheitsmeinung anpassen. Ich will auch endlich sagen dürfen, was gesagt sein muss! Ich bin sarraziniert, gehermant und geafdelt. Ich will ab sofort folgende Widersprüche leben:
  • die FIFA als jüdische Naziweltverschwörung bezeichnen und die WM trotzdem irre geil finden
  • Fähnchen schwingen, Vuvuzela blasen, Schland bejubeln, Gemeinschaft beschwören und sich selber der Nächste sein, wenn's nur ein wenig ernst wird
  • mit dem SUV im Biosupermarkt einkaufen 
  • mich mit irren Islamisten verbrüdern, weil sie gegen Amerika sind und gegen die Zionisten, also die Juden
  • ein irrer Islamist werden und sich einer islamistischen Gruppe anschließen, die sich wie eine altägyptische Göttin nennt
  • mit dem IPhone gegen den Konsum twittern
  • via facebook gegen die NSA und andere Datenkraken wettern
  • (vernünftig) regiert werden wollen und trotzdem CDU (Merkel) oder SPD wählen
  • gegen Banken und Märkte wettern und keine Gelegenheit verpassen, schnelles Geld zu machen
  • ein Haus bauen und wegen ungerechter Steuerbelastung jammern
  • Fleisch abschwören und Soja-Erzeungnisse mit Fleischgeschmack konsumieren
  • Rauchern das Rauchen verbieten, mit laufendem Motor ewig in unmittelbarer Nähe zu Cafégästen halten und währenddessen über hohen Benzinkosten beschweren
  • Mafiosi exkommunizieren

Montag, 16. Juni 2014

Zusammengepfercht in der BRD: Systembedingt verdummte, temporäre Fußballfans

Jetzt ist es wieder so weit: Menschen, die sonst zum Lachen in den Keller gehen; die weinen, wenn ihnen jemand einen Kratzer in den Kotflügel macht und entweder gar nicht wählen gehen oder aber, schlimmer noch, eine Volkspartei wählen; Leute, die einen irre Spaß daran haben, ihren Mitmenschen allen Mut und jede Zuversicht aus den Fontanellen zu blasen;  die ihren Kolleg*innen die Butter auf dem Brot neiden - diese Leute werden die nächsten vier Wochen so tun als seien sie die allerlustigsten und lebensfreudigsten Menschen von der gaaaanzen Welt.

Zum Beweis ihrer Lebensfreude malen sie sich und ihren Kindern die scheuslichsten Farben ins Gesicht, und ja, sogar eine Vokuhila oder Vuvuzela oder wie der Mist heißt, ist schon gesichtet worden, geblasen von genau den Leuten, die sonst freudig Anzeige wegen Ruhestörung gegen Nicht-WM-Fans zu Nicht-WM-Zeiten erstatten und die deren öffentliche, durch Ordnungskräfte stante pede vollzogene Hinrichtungen verlangen.

Die WM: Ein Ausnahmezustand, während dessen sich jeder Vollpfosten zum Verteidiger der nationalen Ehre berufen fühlt. Ein jeder dieser fähnchenschwenkenden, flaggengeschminkten und zwangs-gut-drauf-seienden Blödmänner und -frauen ist sich sonst ausschließlich selbst der Nächste. Aber während der WM tun sie so, als sei die Nation der "Garant für völkischen Zusammenhalt", so wie sie die NPD gerne herbeiphantasiert. In solchen Zeiten ist also sogar deren Nazi-Agenda Bestandteil des demokratisierten Abendlandes. Nicht nur in den Köpfen, wohlgemerkt: Der Nazi will sich öffentlich zeigen. Zur WM kann er's ungehindert.

Der endlich nach außen gekehrte, sonst domestizierte Nazi im Schlafrock, ist naturgemäß erst dann zufrieden, wenn alle anderen von der aus massenhafter Phantasielosigkeit herbei imaginierten Nation ausgeschlossen und zum Feindbild stilisiert werden: "Der Brasilianer, der Spanier, der Ire und der Jud', die gehören einfach nicht zu uns! Und der Grieche schon gar nicht, denn der ist teuer und gehört uns höchstens! Der braucht also gar keine eigene Mannschaft!" Und im Grunde auch keine eigene Nation: Die ist für die Doofen!

Und überhaupt: Was ist das denn überhaupt, eine Nation? Eine Zwangsgemeinschaft, zusammengepfercht zwischen mit Leichen übersäten, unsichtbaren Grenzen, hinter denen sonst der Sepp nichts mit dem Friedrich und die Elisa Johanna nichts mit der Chantal zu tun haben möchte? Eine Nation, in der ein Länderfinanzausgleich als Teufelswerk erachtet wird und in der der größere, ärmere Teil der Bevölkerung die Hauptlast an den Fehlspekulationen einer dünnen Schicht sogenannter Leistungsträger trägt, kann man wohl kaum als einen Hort gemeinschaftlicher Glückseligkeit betrachten.

Um so verwunderlicher das dumpfe, nationale Glück schlecht angemalter Menschen, die Einkommensmillionären zujubeln, wenn sie den Ball mit den Füßen zu treten in der Lage sind und die verheult nach Hause kriechen, wenn "ihre" Mannschaft, die "Deutschen" einmal ein Spiel nicht gewonnen hat. Dann ist "Volkstrauer", und ein derbe sozialdarwinistischer Sermon begleitet die Nachfolgerdiskussionen bezüglich des Bundestrainers.

Es ist ein Ausnahmezustand, der vernünftigen Menschen starke Übelkeit bescheren muss. Ich möchte einfach nur kotzen, wenn Väter ihren Kindern Flaggen ins Gesicht malen, vergrämte Blockwarte gehässig die Vuvuzela blasen und systembedingt verdummte Arbeitnehmer*innen euphorisch ihre Fähnchen schwingen! Woher haben sie den Stock für ihre Fähnchen, fragt man sich und ahnt es schon: Sie tragen ihn jahrein, jahraus im Hintern und warten auf Gelegenheiten, ihn endlich herausziehen zu dürfen: Zum Beispiel zur WM! Oder bei der Ausländerhatz!

Und dabei wurde die unglückselige Rolle der oberkorrupten, antisemitischen und von alten Herren dominierten FIFA noch nicht einmal angesprochen. Doch da müsste sich mein Körper vor lauter Ekel völlig von innen nach außen stülpen und die Straße verkleistern. Niemand von diesem national-geilen Volk würde es wegwischen wollen, soviel ist sicher. Dafür gibt es: Die anderen!

Mittwoch, 11. Juni 2014

Mannemer Dreck: Nazis im Gemeinderat! Und: Deftiges aus dem Umluftofen!

Liebes Mannheim,

wie ich höre, hast Du in Mannheim jetzt Deinen eigenen Nazi im Gemeinderat sitzen. Mannmannmann, kaum ist man mal vier Jahre weg, schon machen sich die braunen Deppen bei Dir breit! Ich sage Dir: Unter mir hätte es sowas nicht gegeben!

Wie geht es Dir? Was macht die Kunst, was macht die Liebe in diesen unsicheren Zeiten? Ich war kürzlich auf Kreta, mit meiner Liebsten, und nicht alle freuen sich über "Deutsche", können aber trennen zwischen Merkel und Demokraten, zumindest jenen, die sie nicht gewählt haben (also auch nicht die alte Tante SPD, dieses blöde Furzkissen, gefüllt mit zur Dummheit geronnenen Hörigkeit).

Was ich sagen will: Die Kreter sind herzlicher zu den deutschen Leistungsträgern als diese miteinander. Und die Infrastruktur funktioniert erstaunlich gut, besser als in Berlin zumindest. Aber Nazis gibt es auch dort. Was die Liebe nicht fortzuspülen vermag, bleibt halt übrig als Hass auf alle, die anders sind und kleiner und hilfloser. Deswegen mag ich Hunde nicht, die sind mir zu unkritisch und zu dumm. Vielleicht rührt daher die Liebe des Nazis zum Hund?

Würde man zum (Links-) Extremisten, man könne gar nicht so viel Munition besorgen, um all die Deppen von der Welt zu schießen. Vielleicht hülfe es aber, in Bildung zu investieren. Ich meine Herzensbildung, nicht industrienützliches Halbgarwissen. Letzteres ist nichts anderes als die Anerkennung oktroierter Standesdünkel und endet mit der vollständigen Vernuttung des Individuums. Dann: Orgasmen werden privatisiert und Sperma im Gesicht wird sozialisiert, so läuft es doch immer noch ab.

Doof genug: Jeder möchte einmal der sein, der spritzt. Niemand will der sein, der warten muss bis es dem Zuhälter kommt. Doch alle machen mit, weil sie hoffen, wenn sie einmal genug Sperma im Gesicht haben, dann sehen sie aus wie ihre Führer und würden auch zu ihnen werden. Merkel sieht aus, als habe sie Kartoffelsuppe im Gesicht. Wie es dazu kam, möchte ich gar nicht wissen. Aber Merkel ist ja auch nicht von dieser Welt. Sie ist aus dem Osten! Doch Obacht: Auf meine erste Staatsratsvorsitzende lass ich nichts kommen! Auf die nicht!

Jetzt ist es irgendwie mit mir durchgegangen. Das tut mal wieder gut! Eigentlich wollte ich mich ja nur mal melden und Dir gratulieren: 3600 Wähler können sich nicht irren?

Grüße,


Holz E. von Bald

Dienstag, 3. Juni 2014

Zum Blauen Bock mit dem Recycling-Trolley: Rassistische Kontrolleure, snobistische Bio-Eltern und eine Selbstentlarvung!

Ein Teil meines Weltekels erfüllt sich in Bio-Supermärkten. Man soll mich nicht missverstehen: Ich halte ökologisch hergestellte Nahrungsmittel für überaus wichtig, ebenso nachhaltigen Anbau und artgerechte Tierhaltung. Wir sollten alles tun, um die Welt von Pestiziden, prophylaktischem Antibiotikaeinsatz und zertifiziertem Gemüseanbau á la Monsanto zu befreien, mitsamt ihren feisten Produzenten.

Man sollte also durchaus Farbe bekennen und Zeichen setzen. Also: so bio wie möglich leben, bio einkaufen, grüne Bahncard, der richtige Strom, Hybrid-SUV etc. etc. Doch man sollte das alles tun, weil man davon überzeugt zeugt ist und nicht wegen eines pubertären Distinktionsgewinnes, der alle guten Vorsätze pulverisiert und in gute wie auch schlechte Konsumenten trennt.

Doch genau das ist es, was ich in Bio-Supermärkten erlebe. Lauter super well-behaved Hipster, Student_innen mit Vaters Portemonnaie und Average People, die sich von ihrem Einkauf eine Aufwertung ihrer Persönlichkeit versprechen. Vergreiste Mamis und Papis, die mit ihren verzogenen, sich entfalten müssenden Bälgern auf Supermarkt-Rallyes gehen und Personal wie Kunden auf die selbe perverse Art belästigen wie sie mit ihren riesigen Familienkutschen die Straßen der Stadt dominieren.

Nur um zugleich auf die dummen Habenichtse herabzuschauen, die sich lieber ein LED-Fernsehgerät anschaffen, als sich endlich mal gesund zu ernähren. Sie könnten schließlich auch ihr gesamtes Geld für Nahrungsmittel ausgeben. Diese Armut und unterstellte Gedankenlosigkeit kotzt sie an, die wohlhabende, ökologisch bewusst lebende Bagage, die sich beim Supermarktleiter beschwert, weil die Einkaufswagen aus Metall und nicht aus recycletem Papier sind und die Kühltruhen nicht mit hybridgetriebenen Motor ausgestattet sind.

Ich fühle mich leidlich unwohl unter solchesgleichen. Und befinde mich daher in einem Dilemma. Liegt's an meiner Wahrnehmung? Bin ich grantelig? Kommt das mit fortschreitendem Alter? Sind mit Vorurteile nicht ein Gräuel? Warum möchte ich manchmal töten? Warum tue ich es nicht? Fragen über Fragen!

Andererseits: Ich kann Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht leiden! Bin ich allergisch gegen. Bei mir hat die Entnazifizierung ihre volle Wirkung entfaltet. Ich finde den Nationenbegriff kindisch, Nazis dumm und die bundesdeutschen Normalitätsbemühungen um Jahrhunderte verfrüht. Nicht dass ich gerne leide! Aber ich finde, es ist eine großartige Chance, wenigstens 80 Mio Bundebürgern dieses rassistische Geseier aufgrund früherer Untaten verbieten zu können. In Ungarn, Frankreich, Polen, Italien etc. gibt es schon genug davon, da braucht es unsere Deppen nicht auch noch.

Nein, von selbsauferlegtem Leid ist da nicht die Rede. Es ist die Rede von großer Erleichterung, dieses dumme Gewäsch von AfD, Sarrazin und NPD einfach als das bezeichnen zu dürfen, was es ist und ihren Apologeten im Smalltalk das Wort abschneiden zu können und damit moralisch im Recht zu sein. So viel zum Thema Distinktionsgewinn...

Kürzlich wurden wieder Fahrgäste nach Fahrscheinbesitz gefiltert und am Bahnsteig debattierten drei Kontrolleure mit einem südeuropäisch aussehenden Fahrgast, der sich lauthals radebrechend beschwerte. Er hatte wohl tatsächlich keinen Fahrschein dabei und ehe ich mich weiter verzettele, komme ich zum Punkt: Einer der Kontrolleure sagte im Disput: "Jaja, Ihr kommt daher und wollt hier leben und arbeiten, aber zahlen wollt Ihr nicht!"

Selbst der dreisteste Dienstleistungserschleicher hat diesen grob verallgemeinernden Rassismus nicht verdient! Worauf ich dem Kontrolleur zurief, er solle diese rassistische Scheiße einfach mal lassen. Er hat aber nicht darauf reagiert, wohl auch, weil er's gar nicht auf sich bezogen hat. Der vom Rassisten selbst nicht bemerkte Rassismus ist der Schlimmste!

Ich komme heute auch nicht ungeschoren davon: Bei einer Feier ging es darum, dass Heinz Schenk kürzlich verstorben sei. Für die Kleinen im Theater: Das war der volkstümliche Wirt vom Blauen Bock, der später auch mal etwas mit Hape Kerkeling gemacht hat. Als Kind mochte ich ihn nicht, auch später war er mir suspekt. Aus diesem Anlass hatte ich fallen lassen: "Der war ja Jude! Das hat man ihm gar nicht angemerkt."

Ja, so ist es: Ein paar Gläser Wein und man wird genau zu dem selben, unreflektiert Arschloch, das man sonst eigentlich verachtet. Wenn's wenigstens noch Äppelwoi gewesen wäre!