Dienstag, 28. Dezember 2010

Lass uns brennen! Altersradikalität mit Salonattitüde!

Was ist verträglicher für das Klima? Ein brennendes oder ein fahrendes Auto? Mit dieser Frage gehe ich ins nächste Jahr, älter, aber nicht unbedingt klüger. Sollte sie zuungunsten unversehrter Karossen beantwortet werden, sehe ich ganze Straßenzüge brennen. Diese Antwort wird jedoch ausbleiben, und im Zweifelsgrund fährt man mit dem tollen, neuen und umweltfreundlichen Sprit "Super E10" durch die Lande. Autos würden Felder abgrasen, wenn sie könnten.

So soll die CO2-Bilanz verbessert werden, denn der neue Kraftstoff enthielte deutlich mehr Ethanol aus Pflanzen als herkömmlicher Biosprit. Leider könne dieses Ethanol die Motoren und Benzinschläuche älterer Fahrzeuge angreifen. Leider müssen daher noch mehr Wälder in den rohstoffliefernden Ländern gerodet und mit Monokulturen bepflanzt werden. Was wiederum schlecht für die CO2-Bilanz der entsprechenden Länder ist. Was ist der Nutzen von Biosprit? Ein völlig unbegründetes, gutes Gewissen des Verbrauchers? Geld für die Anleger? Biosprit kann man jedenfalls nicht essen, nur in die Luft blasen. Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der lässt seine Dreckschleuder stehen und geht  zu Fuß. 

Nun: Zugfahren geht derzeit auch nicht richtig. Eben habe ich noch Werbung im Radio gehört: "Die Bahn macht mobil!" Zwei Minuten später höre ich einen Nachrichtensprecher sagen, dass der Fernverkehr der Bahn völlig eingestellt ist. Der Grund: Es liegt etwas Schnee, und die letzten Gleisarbeiter hat die Bahn erst kürzlich überfahren. Vielleicht stimmt das alles auch gar nicht. Ich höre neuerdings bei Nachrichten nur noch mit halbem Ohr zu, anderthalb Ohren halte ich mir zu. Was ich nicht weiß, kann mich nicht mehr belasten. Und den kleinen Rest, den ich mitbekomme, kann ich interpretieren wie ich möchte.

Wie nachhaltig brennt eigentlich ein Bundesministerium? Und handelt es sich bei PolitikerInnen und LobbyistInnen um nachwachsende Rohstoffe? Ist es schon Altersradikalität, wenn man darüber nachdenkt, sich auf die Straße zu stellen und sich von Wasserwerfern der Polizei ein Auge ausspritzen zu lassen? Ist Radikalität nicht ein Vorrecht der Jugend? Aber woher kommen dann all diese Phantasien über brennende Ministerien und Autos?

Es handelt sich hier wohl um die Bewußtwerdung der Vergeudung der eigenen Jugend. Ich habe mich lieber im Karussell der Zurichtung der Menschen mitgedreht, während die Kinder reicherer oder gebildeterer Eltern eifrig dagegen protestiert haben. Dafür drehen die sich nun im Karussell und ich bin nun so ein etwas älterer Salon-Radikaler. Zudem bin ich schlicht zu feige, oder vielleicht auch zu vernünftig, die Dinge brennen zu lassen. Die Brandstifterei überlasse ich unvernünftiger Weise unklugen Ex-Senatoren oder Vorsitzenden der Vertriebenenverbände.

Die wachsen schnell nach und laufen mit hohem Wirkungsgrad. Ihr Brennstoff ist der Hass und der Neid. Wenn dieser Rohstoff dereinst einmal verbraucht sein wird, dann herrscht  ein Frieden. Leider hat offenbar niemand ein Interesse daran. Dazu kommt die Lust der kleinen Leute an der (Selbst-)Zerstörung. Freunde von mir sprechen deshalb bereits von einem neuen, großen Krieg, in dem es um die letzten Ressourcen dieses Planeten gehen wird. Fien de siecle mit 10 Jahren Verspätung? Heißt es dann nicht "Dèbut de siecle"? Oder noch besser: "Dèbut de fin"? So lasse ich Euch mit diesen warmen Gedanken ins neue Jahrzehnt:
Lass uns brennen! (Andreas Dorau)
Und lass uns brennen,
Und lass uns brennen,
traeumen traeumen ...

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Selbsterkenntniss ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung: Ich bin zu dumm!

Erste IQ-Tests als Pennäler haben mir geradezu Schwachsinnigkeit attestiert. Ich durfte dann trotzdem meine Mittlere Reife machen und habe dann noch ein paar Jahre gebraucht, um meine Fachhochschulreife dranzuhängen und auch ein Studium. Das soll nichts heißen: Wer würde behaupten wollen, dass Akademiker schlau sein müssen? Wäre dem so, dann sähe es aber ganz anders aus mit der Wirtschaft und der Politik, das können Sie mir glauben!

Ein Beispiel aus der Industrie soll uns verdeuten, wie sich Dummheit mit Nichtskönnertum elegant paart: Ingenieure entwerfen, ja wie heißen sie denn (zu dumm), solche Fahrradständer, die es eigentlich nur erlauben, dass jedes zweite Rad dort abgestellt werden kann. Das ist deutsche Ingenieurskunst oder aber die Rache des Autofahrers am schwächeren Verkehrsteilnehmer.

Ein Beispiel aus der Politik? Gerne: Landesbanken!

Oder vielleicht der Wirbel um das Enthüllungsportal WikiLeaks bzw. der Mensch, der seinen Kopf dafür hinhält. Wahrscheinlich bin ich nicht klug genug um zu verstehen, was schlimm daran sein soll, wenn eine Gruppe Menschen geheim- oder unter Verschluss gehaltene Dokumente veröffentlicht. Es handelt sich ja nicht gerade um eine Top-Secret-Angelegenheit, wenn das US-Militär der Öffentlichkeit das Video vom Mord an Reuters-Mitarbeitern vorenthält. Das fällt wohl eher unter die Rubrik "Vertuschung".

Man muss hier wirklich trennen zwischen Top-Secret und Verschlusssachen. Diese Trennung wird an dieser Stelle jedoch nicht gemacht. Was Geheimdienste über unsere Kanzlerin oder den Außenminister sammeln, ist jedenfalls völlig harmlos und diplomatisch völlig irrelevant. Die beiden sollten froh sein, dass man überhaupt über sie spricht. Und dass Staaten und Staatsdienste versuchen, (peinliche) Informationen zurückzuhalten, liegt wohl in deren eigensten Interesse und ist daher verständlich, wenn auch nicht löblich. Soviel verstehe ich dann doch noch.

Aber dass die gesamte Presse deren Argumente nachhechelt, ist befremdlich! Bislang dachte ich immer, dass es die Aufgabe der Presse sei, das zu tun, was Assange durch WikiLeaks macht: Dinge herauszufinden UND sie zu veröffentlichen. Die Presse gilt zwar als eine (inoffizielle) Säule der Demokratie, aber nicht als Stütze des Staates. Im Zweifelsgrund sollte sie opponieren was das Zeug hält. Doch hier herrscht seltsame Einigkeit. Es gibt dafür ein Wort: Staatspresse!

Man kann sie sich bildhaft vorstellen, die Redaktionen der Magazine und Zeitungen, wie sie da sitzen und sich die Köpfe zerbrechen über Nachrichten, die an die Öffentlichkeit sollen und jene, die unter Verschluss bleiben, weil der Inhalt zu brisant ist. Sie müssen geradezu körperlich leiden, weil sie es sich selbst auferlegt haben, nur noch Pressemitteilungen von Bund und Wirtschaft zu veröffentlichen, all das für eine bessere Welt. Diese Presselandschaft braucht keinen Staat mehr, der sie zensiert. Sie genügen sich selbst vollauf. Und dann kommt da plötzlich so ein smarter Typ wie Assange daher und bricht einfach den globalen, sozialen Frieden mit einem Enthüllungsportal. Frechheit, das!

Da ist man ja froh, dass dieser Gutmensch doch seine Schwächen hat und gleich zwei Frauen am selben Tag zu ungeschützten Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll. Dieser fiese Drecksack, Mistkerl, Schweinehund! Wenn man ihn schon nicht wegen Geheimnisverrat drankriegen kann, dann doch hoffentlich wenigstens deswegen? Wäre ja noch schöner, wenn so einer frei herumlaufen dürfte. Der fickt doch bestimmt auch Priester!

Andererseits wirkt es geradezu hilflos, wenn dieser womöglich platzierte Vorwurf WikiLeaks zu Fall bringen soll. Wird nicht klappen: Assange macht ja wohl kaum alles alleine, es gibt wahrscheinlich viele Helfer und Sympathisanten. Außerdem ist er nicht rechtskräftig verurteilt und gilt bis dahin schlicht und recht als unschuldig. Doch etwas Rufmord kann der (Staaten)Sache nicht schaden, nicht wahr? Und wenn noch ein paar Banken und Provider mitziehen, dann kann man den Sumpf gut trockenlegen.

Was müssen die alle eine Heidenangst haben! Gottseidank bin ich zu dumm, um das alles zu verstehen!

P.S. Es beruhigt mich mehr als dass es mich ängstigt, wenn ich erfahre, dass arabische Staaten offiziell zwar hinter Ahmedinejads Iran stehen, inoffiziell aber den großen Satan USA um Unterstützung bitten.

P.P.S. Jede Zeitung klopft sich selbst auf die Schulter, wenn es ihr gelingt, Unrechtssysteme zu stürzen oder Missstände aufzudecken. Aber wieso wird Assange dafür kritisiert, wenn er ankündigt, ein bis zwei Banken zu Fall zu bringen?

Dienstag, 7. Dezember 2010

Mit Vollgas in die Vollkaskogesellschaft! Dasist jetzt gar nicht komisch!

Wer schaut Wetten dass...? Eine ganze Menge, sollte man meinen, denn die Sendung läuft nun schon seit fast 30 Jahren. Wer braucht Wetten dass...? Wahrscheinlich niemand außer dem ZDF.

Die Sendung ist exakt ein Spiegel unserer Gesellschaft, die vom Einzelnen immer noch mehr ein Quäntchen mehr verlangt. Die Gesellschaft quetscht dem Einzelnen das letzte Stückchen Leistung aus dem begrenzten Körper und Geist. Und wenn er dabei verunglückt, wird selbst sein Fall noch gewinnbringend vermarktet - ideell wie auch monetär.

Man denke an die an ihrem Leben gescheiterten Amokläufer, die man gerne gebraucht, um sogenannte Gewaltspiele und -filme zu diskreditieren (und damit explizit vergesellschaftlichte Gewalt(en) ausblendet). Oder an den Arbeitnehmer, der sich zum finalen Herzinfarkt schuftet (ein doppelter Held: ein Held der Arbeit, der auf die Rente verzichtet).

Jetzt eben auch der Wettkandidat, der in der letzten Sendung von Wetten dass...? verunglückt ist und womöglich gelähmt bleibt. Muss man sagen: selber schuld? Oder ist er nur ein Opfer einer leistungsorientierten Gesellschaft? Hätte er vor sich selbst geschützt werden müssen, indem man seine Wette schlicht verbietet? Hätten noch stärkere Sicherheitsmaßnahmen den Unfall verhindert? Muss gar die Sendung abgeschafft werden?

Mit diesen Fragen quält sich nun die Öffentlichkeit, und paradoxerweise gesellt sich zur Leistungs- die Vollkaskogesellschaft. Was nichts anderes heißt als: alles bringen muss man zwar schon, aber dabei ist jedes Risiko auszuschließen. So geht das aber nun mal nicht: Denn solange alles gut geht, wird noch gejubelt, doch wenn es kracht, muss immer jemand dafür büßen. Selber schuld!

Zum Schutze des Einzelnen ist so vieles verboten, was Spaß macht: einfach so in der Spree oder in einem anderen Gewässer baden? Viel zu gefährlich und verboten! an Hochhäusern hochklettern? einen Springbrunnen betreten? Verboten! wild campen und Lagerfeuer? Alles muss streng reglementiert werden. Die Freiheit des Menschen endet dort, wo die Freizeit anfängt!

Und so kann man sagen: Die Entscheidung des Wettkandidaten war eine bewusst getroffene. Über die Risiken war er sich im Klaren. Mit einem Unfall gerechnet hat er nicht. In seinem Eifer, der Gesellschaft sein Leistungsvermögen zu präsentieren, liegt die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Akzeptanz. Das mag zwar dumm sein - aber seit wann ist Dummheit verboten?

Die Sendung deswegen zu verbieten, weil sie Menschen vorführt, die an ihre Grenzen gehen wollen, wäre vollkommener Quatsch. Dann müsste man auch Regierungen verbieten, die Soldaten zu einem bloßen Einsatz schickt und sie in Zinksärgen aus einem Krieg wieder herausholt. Journalisten dürften nicht mehr in Krisengebiete einreisen. Man müsste allen Menschen mit der Begründung, die Welt sei zu gefährlich, verbieten, ihre Häuser zu verlassen.

Das Leben ist und bleibt riskant. Ob das Risiko nötig oder unnötig ist, sollte der Einzelne selbst entscheiden dürfen, solange er nur sich selbst gefährdet. Kritisieren aber darf man eine auf Leistung getrimmte Gesellschaft. Jeder Fortschritt ist zwar eine Leistung an sich, aber Leistung ist gewiss kein Fortschritt im Allgemeinen!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Aktive Sterbehilfe für das Weltklima! Es gibt kein Entrinnen!

Ach, wir sitzen alle in der Falle. Egal, wie sehr man sich bemüht, man kann im Grunde nichts richtig machen. Alles, alles, alles was wir tun und sagen, ist grundfalsch und kann nicht das Rechte sein. Das Gelbe vom Ei schon gar nicht, und das Weiße auch nicht. Es hebt sich sozusagen alles gegenseitig auf und verkehrt es nicht einmal, nein: Es wird lediglich nivelliert zur Bedeutungslosigkeit. Beispiele gefällig?

Geben wir unseren Kindern Süßigkeiten, dann werden sie fett, tun wir's nicht, dann vernachlässigen wir sie und sie werden zu noch soziopathischeren Monstern, als sie es ohnehin schon sind. Erziehung ist an sich schon ein Fehler, Anti-Education aber auch. Die Dichotomie der Verhältnisse verhindert jedes Zwischending. Es wundert und es wundert nicht zugleich, dass Erziehungsratgeber angesichts einer solchen Tatsache die Bücherborde überquellen lassen und erwachsene Menschen vom Schreiben solcher leben können.

Oder die Demokratie: Wählen wir beim nächsten Mal eine andere Partei, weil die jetzige völlig verblödet ist, dann ändert sich nichts zum Guten, sondern nur zu einem anderen Schlechten. Ich muss zugegeben, und das fällt mir nicht leicht, weil ich es immer für gefährlich falsch gehalten habe: Meine Eltern hatten völlig recht damit, wenn sie meinten, dass "die da oben" sowieso machen, was sie wollen. Egal, wer an der "Macht" ist: Es geht nie besonders gut für "die da unten" aus! Warum meine Eltern damals nicht mit der RAF sympathisiert haben, erscheint mir nun mehr als rätselhaft. Mit so einer Einstellung hätte ich wahrscheinlich selber Sprengsätze gelegt. Nicht so meine Eltern!

Ach, und das Klima erst: Schaffen wir unser Auto ab, dann ist das gut für's Klima. Aber dafür ist es ungesund, wenn wir uns stattdessen als Fußgänger oder Radfahrer versuchen. Wozu habe ich eigentlich mit dem Rauchen aufgehört, wenn ich täglich mehrere Tonnen Abgase einatmen muss? Was ist die Quintessenz davon? Sollen wir alle zu Hause hocken bleiben in unserer winterkalten Wohnung? Darinnen ist es aber kalt heutzutag'. Wir wissen jedoch: Heizen ist aktive Sterbehilfe für das Weltklima!

Und der Winter, der Freund von Gevatter Grimm? Er ist der Klimakiller Nummer 1, da folgende Faustregel gilt: Wer viel friert, heizt viel! Kann man sich dem Winter entziehen? Nein! Es sei denn, man fliegt nach dem warmen Süden und überwintert dort. Am Besten kehrt man danach nicht mehr zurück: Das schont die CO² Bilanz und reduziert sie um die Hälfte. Rückflug gespart = Kerosin gespart. Dafür geht man dann den dortigen Einwohnern mit Mülltrennung auf den Keks und lässt sich in national befreiten Wohnghettos nieder.

Aber selbst die Internetrecherche nach einem Reiseziel verbraucht schon so viel Energie, dass man stattdessen mit einer erhellenden, alten Glühbirne im Genick ein schönes Buch lesen könnte. Jeder Suchprozess beansprucht die Riesenrechner von Google so sehr, dass dafür zwischen 2 - 10g CO² verbraucht werden. Da kann man genauso gut Urwälder abholzen. Doch das ist auch schlecht für das Weltklima, von wegen Regeneration und grüne Lunge der Erde und so weiter.

Selbst sich aktiv zur Wehr zu setzen und die schöne, leider jedoch abflauende Sitte des Auto-Abfackelns zu pflegen, hat einen Nachteil: Autos wollen nicht einfach so rückstandslos verbrennen, dafür sind sie einfach nicht gebaut. Zudem zieht der Qualm direkt in die Stratosphäre und macht uns die Ozonschicht kaputt. Die wunderbare Idee, Autobesitzern einfach ein kleines Päckchen mit Anzünder und Streichölzern auf die Wagenräder zu legen, damit dieser sein Fahrzeug selber verbrennen möge, ändert daran nichts.

Wie gesagt: Wir sitzen alle in der Falle! Es gibt kein Entrinnen vor dem Übel, man kann lediglich das Kleinere darunter wählen. So wie meine Eltern damals: Sie waren zwar mit keiner Regierung zufrieden und sahen sich vom Staat um alles betrogen, was sie je geleistet hatten. Aber deswegen den Langhaarigen zu huldigen, die gar nicht einmal wissen, was es heißt, richtig zu arbeiten (das Studentenpack), wäre ihnen ein größeres Übel gewesen, als den lieben langen Tag von den im Grunde ja doch gottgewählten Großmächtigen verarscht zu werden.

Es gibt kein gutes Leben im dialektischen!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Krieg ist ja jetzt vorbei! Ihr wollt Sicherheit und keinen Terror?

Gestern war es arschkalt, mir ist beinahe die Nase abgefroren, aber denkst Du, sowas beeindruckt zum Beispiel einen Busfahrer der BVG? Da siehst Du einen Bus auf der anderen Straßenseite, kommst aber wegen all der Autos ewig nicht rüber. Dann steigt der letzte Fahrgast ein, die Tür geht schon zu, man sprintet unter Lebensgefahr zwischen gemeingefährlichen Autofahrern auf die andere Straßenseite vor den Bus, versucht dabei noch freundlich zu winken, steht dann vor der Türe, die sich - gerade hat sie noch gezischt - zusammen mit dem Bus verabschiedet und den potenziellen Fahrgast bei minus 14° C stehen lässt. Auf unbestimmte Zeit.

Gewalt ist aber auch keine Lösung! Auch wenn man verstehen mag, dass der ein oder andere den Busfahrern was auf die Mütze geben möchte. Manche sind aber gerade noch freundlich genug, einen doch noch in den Bus zu lassen, können es sich aber nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass es kein Wunder sei, wenn die Busse unregelmäßig oder verspätet kämen, weil ja immer noch einer angeschissen käme, der noch mitfahren möchte. Dann knurre ich: Die Busse sind einzig und allein deswegen verspätet, weil unzählige Autos die Straßen verstopfen.

Ich plädiere dafür, die Straßen innerhalb der Ringbahn für den PKW-Verkehr vollkommen zu sperren. Ganz ernsthaft, meine Damen und Herren, ist mein Begehr gemeint: Wer innerhalb der Stadt einen PKW führt, der ist nicht mehr ganz sauber, vor allen Dingen aber faul wie ein Apfel bei Aldi! Es gibt Busse und Bahnen! Und es gibt Füße! Auch Fahrräder gibt es! Eine autofreie Innenstadt hingegen hat nur Vorteile: Die Busse kommen wieder pünktlich, es stinkt nicht mehr so arg und die Passivautofahrer müssen nicht mehr an den vielen Abgasen elendig an Lungenkrebs verrecken! Vom reduzierten Lärm gar nicht zu sprechen! Ach? Ihr wollt Sicherheit und keinen Terror? Weg mit den Autos, sag' ich!

Allein die dämliche Autoindustrie geht bankrott. Na und? Ich verkaufe nebenbei Taschen. Wenn keiner mehr Taschen will, dann höre ich damit eben auf. ICH bekomme KEIN Konjunkturpaket. Taschenträger bekommen KEINE Abwrackprämie für ihre Alttasche, wenn sie sich eine neue kaufen wollen. Und das will ich auch gar nicht: Ich will keine Kunden, die Taschen nur kaufen, weil es einen staatlichen Zuschuss dafür gibt. Ich will, dass die Leute meine Taschen kaufen, weil sie gut sind! Und da kuckst Du, Du blöde Autoindustrie!

Deine Autos sind nämlich noch nicht einmal gut! Also: weg mit der Autoindustrie und her mit dem menschenwürdigen Verkehrssystem, das keine Verletzten oder sogar Tote in Kauf nimmt. Auch dann wird es genug Arbeitsplätze für Euch geben, liebe zukünftig arbeitslose Autobauer! Kündigt Euren Job, zeigt Herz und Rückgrat! Für Geld muss man nicht alles tun! Das ist ja Prostitution, oder zumindest sowas wie Beamtentum! Und wenn Ihr es nicht der Umwelt zuliebe einsehen wollt, dann denkt vielleicht wenigstens mal jemand AN DIE KINDER! Sonst wird ja auch bei jedem Scheiß' an die Kinder gedacht (Rauchverbot in Kneipen, Antiterrorgesetze etc.).

Die könnten dann auf den Straßen im Schnee spielen und lachen, wenn ein dusseliger Radfahrer rutscht und hinfällt. Es wäre wenigstens ein Kinderlachen und nicht das hässlich-hämische Feixen eines Autofahrers. Stell' Dir vor: einfach losgehen zu können, ohne an stupiden Ampeln stehen bleiben zu müssen (die es nur gibt, weil Autofahrer das nicht können, was sie eigentlich können müssten: Auto fahren!). Freundliche, entspannte Busfahrer winken den gehbehinderten Greis über die Straße und zeigen den anderen Fußgängern achselzuckend die Uhr - sie wollen nicht zu spät sein. Der Fußgänger denkt, naja, dann warte ich eben mal kurz, will mal nicht so sein. Krieg ist ja jetzt erstmal vorbei.

Jetzt ist erstmal Schnee, ganze 3cm dick, und das Chaos ist losgebrochen. S- Bahnen und Busse verspäten sich, die StVO ist völlig außer Kraft gesetzt, und jetzt frage ich Dich: welcher Dussel setzt sich in ein Auto, wenn die Straßen verschneit sind? Das können doch nur Menschen sein, die glauben, dass eine Verspätung auf der Arbeit gleich den ganzen Laden in den Konkurs treibt. Glaube mir, liebe Leserin, lieber Leser: Du bist im Grunde VOLLKOMMEN unwichtig! Ist zwar schön, dass Du selber so eine hohe Meinung von Dir hast, aber sie ist völlig überzogen und realitätsfern.

Denke nach: wenn Du wegen einer Verspätung Deinen Job verlieren solltest, dann war er es ohnehin nicht wert! Außerdem verspätest Du Dich sowieso, weil Du ja im Stau stehst. Es gibt keinen wirklich vernünftigen Grund dafür, in der Stadt überhaupt ein Auto zu fahren. Aber bei Schneefall und Eis ist es geradezu hirnrissig und zudem gefährlich! Nimm Dir lieber einen Tag Urlaub und baue einen Schneemann oder gehe ins nächste Cafè oder in die Sauna oder lese ein Buch, mach' einfach irgendwas Entspannendes. Aber gehe den Leuten nicht mit Deiner Dreckskarre auf den Keks!

Ach, das Leben könnte so lustig und schön sein. Und gleich danach, wenn das mit den Autos durchgesetzt ist, dann will ich, dass Hausbesitzer, die ihren Gehsteig nicht räumen, auf der Stelle enteignet werden. Besitz belastet eben. Wer aber für seinen Besitz keine Verantwortung übernimmt, sich ergo ENTlastet, der darf auch nichts besitzen! In meiner Diktatur, meine Damen und Herren, da wäre der, der hat, voller Demut gegenüber dem, der nichts hat! Und die, die nichts haben, würden sein ohne Furcht! So wie es sich gehört!