Montag, 28. April 2008

Maximo Lidl! Mannheim rüstet auf!

Man ist es ja gewöhnt, immer und überall überwacht, gefilmt, geduzt und über's Ohr gehauen zu werden, wo es nur geht. In Mannheim gibt es dagegen kaum Widerstand, man lebt getreu der Devise, dass, wer nichts zu verbergen habe, auch nichts zu befürchten hat. Natürlich soll Überwachung nur dort stattfinden, wo sie einen selber nicht stört.

An den Neckarwiesen würden Kameras allerdings stören, weil man dann nicht mehr seinen Köter überall hinkacken lassen kann ohne Bußgeld bezahlen zu müssen. Auch bestimmte Straßen gehören ausgenommen von jeglicher Observation, denn sonst könnte man wunderbare Videos von rüpelhaften und rücksichtslosen AutofahrerInnen schauen. Soviel zum "nix-zu-verbergen-haben", liebe MannheimerInnen! Doch wer da unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!

Ansonsten aber liebt man es, an öffentlichen Plätzen beim Nasebohren gefilmt zu werden, und man denkt sich kaum was dabei, wenn man sich in der Furche herum puhlt. Schließlich leben wir in Castingdeutschland, und jede öffentliche Begebenheit ist Bühne und Künstlerschmiede zugleich. Eingeschränkt fühlt man sich höchstens durch zischelnde Drogenverkäufer, doch die scheuen die Kamera wie der aufgeklärte Mensch den Papst.

Schlimmer als Drogenverkauf in der Öffentlichkeit finde ich legale Erwerbsarbeit. Sie macht uns dumm und angepasst. Und uns zu Drogen überhaupt erst greifen. Ein gestresster oder zugedröhnter Kopf neigt aber nicht zur Weltrevolution, er hat noch nicht einmal besonders gute Einfälle. Sicherheitshalber gilt: Damit der Arbeitnehmer nicht doch zu schlau zum Arbeiten wird und plötzlich auf dumme Gedanken kommt, filmt man ihn bei der Arbeit.

Dies prangere ich an! Widerstand ist geboten! Bei Discountern beschäftigte VerkäuferInnen zum Beispiel sei hiermit wärmstens empfohlen, der Überwachungskamera mindestens einmal täglich den blanken Hintern entgegenzuhalten. Hinterher sollen sich alle Angestellten vor einer Kamera postieren und in aller Ruhe gemeinsam einen zuvor aus den Regalen entnommenen und nicht bezahlten Snack verschnabulieren.

Doch solcherlei Meinungsäußerung ist den VerkäuferInnen gewiss untersagt. Wo kämen wir denn auch hin, wenn jeder nur noch das täte, wofür er bezahlt wird? Die Kameras in Discountern beispielsweise filmen die Angestellten leider nicht dabei, wie sie die Filiale morgens und abends außerhalb der bezahlten Arbeitszeit aufarbeiten. Ich übe aber Solidarität mit den gegängelten Angestellten, indem ich Discounter meide wo es nur geht, trotz meiner ständigen monetären Klammheit.

Bald werde ich ebenfalls aufpassen müssen, wie und an welchem Körperteil ich mich kratze. Ein Teil unserer Hausgemeinschaft möchte nämlich eine Kamera am Haus installieren. Früher habe man sowas ja gar nicht gebraucht, denn man schloss einfach Hoftor und Haustüre ab, und fertig war der Käse. Da kam keiner rein, leider aber auch keiner raus im Ernstfall. Man hat den MitbewohnerInnen jedenfalls für immer verboten, ihr Hab und Gut zu schützen.

Da aber beim jährlichen Fest in der Max-Joseph-Straße immer jemand in den Hof kackt, und man auch weiß, dass jemand, der in den Hof kackt, auch gerne in Eigentumswohnungen einbricht und alles stiehlt, was nicht festgeschraubt ist, will man eben eine Überwachungskamera. Am Besten eine mit integriertem Notruf und Wachschutzfunktion. Es ist ebenfalls bekannt, das Einbrecher sofort ihre Maske abnehmen, wenn sie eine Kamera auch nur aus der Entfernung sehen. Sie wollen es dem polizeilichen Erkennungsdienst so einfach wie möglich machen.

Ich möchte gar keine Überwachung, weder öffentlich noch privat. Jeder Filmer weiß, dass sich Menschen im Angesicht einer Kamera schlagartig anders verhalten. Ich will so bleiben wie ich bin. Da ich aber so wie ich bin haufenweise Dinge zu verbergen habe und deshalb mehrjährige Haftstrafen befürchte, würde das Verborgene erkannt, werde ich Widerstand leisten:

Ich habe noch ca. 200 kleine Kartons, die eine Überwachungskamera verdecken können. Jeden Morgen würde ich einen neuen Karton über die Installation werfen, bis diese aufgebraucht sind. Hängt das Teil dann noch immer und will mich bei delinquentem Verhalten ertappen, lasse ich mir von einem Optiker eine Linse anfertigen, die man über die Linse der Kamera kleben kann. In die Linse eingraviert wäre ein Mann in lustigen Kleidern, der immer schön in die Kamera lächelt. Es wäre auf jeden Fall ein schönes Bild.

Dienstag, 22. April 2008

FarmerBoy vs. DJ! Mannheim rockt das Wochenende!

Wenn man gedenkt, seine Wochenenden in Mannheim abzufeiern, gestaltet sich dies mitunter ganz formidabel. Oder aber man begibt sich grundsätzlich an die falschen Orte und ist hinterher deprimiert, weint manchmal sogar ein bisschen. Die Zeit ist ein kostbar' Gut, sie möchte nicht verschwendet sein. Ach, es ist ein Elend!

Natürlich war die Band Trio Anfang der 80er eine wirklich großartige Band, zu ihrer Zeit. Aber schon während dem Studium ärgerten uns DJ's auf Semesterparties mit ihren zumeist überdosierten NDW-Schüben. War aber immer noch besser als Schlager wie "Mit dem Taxi nach Paris" - uaaaah!!! AuchFarmerBoy besuchte solche Feste und litt mit allen vernünftigen Menschen, ganz so wie es sich gehört, wenn das aurale Ehrgefühl verletzt wird.

Die spontane Gründung einer Kampfgruppe "Musik!", die Schlägerei mit dem zuständigen DJ und der darauf folgenden Entführung und Fesselung desselben brachten FarmerBoy und seinen Mitverschwörerinnen semesterlanges Partyverbot ein. Ausgesprochen übrigens vom Asta, dessen lustige, weil äußerst belehrende Erklärung er daraufhin über's ganze FH- Gelände kleisterte.

Im Blau hätte man die Band "Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg" erleben können, wenn der Laden nicht zum Bersten voll gewesen wäre. Man versprach, die erste Trio- Platte komplett zu spielen, und vielleicht wäre es sogar ganz lustig gewesen, aber schon der Gang zur Theke zwecks Volksdrogenerwerb war unmöglich. BionicWoman und FarmerBoy entschieden sich für einen Walk in die nächstbeste JungbuschKneipe.

Das Nelson mag ja ganz hübsch anmuten, allerdings verkauft man dort ausschließlich das Hipsterbier "Welde", was eine ähnliche Plörre ist wie das "BerlinMitteBier" Becks, das man auch in Mannheim oft angedreht bekommt, als sei es irgendwie hip, schimmeliges und nach Asche schmeckendes Bier zu trinken. In einem Biertest mit FarmerBoys Freunden belegte Becks übrigens den allerletzten Platz, doch Wernesgrüner, Radeberger oder Hasseröder sind ganz feine Biere und überzeugten daher ihre Gaumen. Gibt's in Mannheim aber nicht!

Es ist übrigens ganz unverständlich, warum ein Glas stinknormalen Weins in hiesigen Kneipen gleich soviel kosten muss wie eine ganze Kiste davon direkt aus dem Weingut. Man hat ständig das Gefühl, als würde man die Kokssucht der Kneipiers mitfinanzieren müssen. Das geht auch anders, wie uns zum Beispiel das Café Buschgalerie zeigt. Immerhin gab es dort trinkbares Bier und Wein zu annehmbaren Preisen. Aber Vorsicht: Die Wirtin ist Jungbuschpatriotin und daher recht gesprächig.

Betrübt vom Vorabend, doch von BionicWoman weichgekocht, begab sich FarmerBoy am Samstag zur Werkhausfete, die sich ebenfalls als stark besucht herausstellte. Mittlerweile spielte eine dieser obligatorischen RussenPolkaPunkBands, die hier so sehr beliebt sind, weil man glaubt, das die berliner Apologeten der Russendisko irgendwie hip sind. Sind sie nicht! Nur Steuerfachangestellte, schwäbische Touristen und minderbegabte DesignerInnen besuchen in Berlin die Russendisko. Wer was auf sich hält, rümpft die Nase und läuft daran lässig vorbei.

Ganz offensichtlich waren die Bühnenbildner nicht für das Ambiente zuständig. So hielt man sich in schmucklosen Räumen auf, die auf jede Gemütlichkeit verzichteten. Dafür rollte man Fress- und Saufstände ins Halleninnere, und fertig war die Sause. In Mannheim versteht man es eben, zu feiern. Dass es trotzdem berstend voll war, lag wohl am Fehlen jeglicher Option am heutigen Abend. Übrigens sollte es einen Rauchzwang in stark gefüllten Räumen geben: Der Schweissgestank war unerträglich.

Niedergeschlagen wanderten die beiden noch ins Odeon, wo ein Bekannter von BionicWoman seinen Einstand als Geschäftsführer feierte. Ernüchtert fand man nach Hause und schüttete sich sauteuren SingleMalt in den Kopf, in feinem Ambiente mit adäquater Beschallung.

Samstag, 19. April 2008

Eine kleine Knigge für Mannheim! Biergassigeher bitte zuhause bleiben!

Es gibt ja haufenweise Absonderlichkeiten und Abscheu erregendes. Erbrochenes in der Straßenbahn gehört zum Beispiel dazu. Auch Hundekot in Grünanlagen, über die man seine Picknickdecke leider allzu gerne zu legen gedenkt. Helme für RadfahrerInnen sind ebenfalls grausig, genauso wie übellaunige Ampelanlagen, die nur den einen Zweck haben, nämlich den der Schikane. Auch ganz übel: Der MiPrä von BaWü. Warum geht das nicht endlich vorbei?

Die Menschheit wird an ihrer eigenen Stillosigkeit zugrunde gehen. Es kann sich dabei nur noch um Tage handeln. Oder was soll man bitteschön von Menschen halten, die ihre Bierflasche Gassi tragen? Dies ist mitnichten eine Frage der Tageszeit, wie selbst gute FreundInnen von mir behaupten, sondern eine der Etikette (möchte ich mal behaupten). Die mitgetragene Bierflasche ist zudem ein Zeichen wahnhaften Konsumverhaltens.

Alles muss schon im Entstehen eines Bedürfnisses unmittelbar erhältlich sein. Die Vorfreude auf etwas geht so verloren. Denn wer unterwegs an einer Bierflasche nippt, durchsucht auch schon Tage vor Weihnachten die Schränke nach Geschenken oder fängt bereits im September an, Silvesterknaller zu verböllern. Biergassigeher drängeln sich an Supermarktkassen ständig vor oder rammen anständigen Menschen (mir) den Einkaufswagen in die Hacken. So Leute sind das nämlich. Ohne jede Ausnahme!

Biertrinken aus der Flasche ist an sich schon eine Zumutung. Das Gerstengetränk entwickelt sowieso nur im Glas sein volles Aroma. Trotzdem ist es der Umwelt nicht zuzumuten, dass Umdenker nun mit einem Bierglas den Bürgersteig entlang walken. Das ist nett gemeint, doch trotzdem völlig stilfrei. Ich laufe ja auch nicht mit einem Champagnerglas um die Häuser herum. Sowas tun vielleicht Schweinebauern, wenn sie versuchen, sich mit dem Adel zu gleichzustellen. Doch die rümpfen nur die Nase und pinkeln aus Protest gegen Ausstellungszelte.

Nein, man trinkt seinen Alkohol ausschließlich am Ort des Feierns. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Stadtpark oder die Wohnung fremder Leute handelt. Wichtig ist: Verlässt man den einen Ort, um zum anderen Ort zu gelangen, nimmt man sein angebrochenes Bier nicht mit. Man trinkt es vor Ort aus oder lässt es unausgetrunken stehen. Man wird zwischendurch sicherlich nicht verdursten.

Es gibt Menschen, die haben vielleicht aus Kostengründen Angst, sie würden in der Bar um die Ecke nicht richtig betrunken, wenn sie nicht schon vorher was in sich reinkippen. Das ist durchaus verständlich und daher erlaubt! Doch sollte man dies in der eigenen Wohnung tun und nicht wildfremde Menschen mit seinem prollhaften Erscheinen auf der Straße bestürzen. Das ist nicht fein und gehört sich deswegen nicht!

Freitag, 18. April 2008

Kleine Stadt, kleine Bewegungen! Wenig Mannheim, großes Gewicht!

Der Mensch treibt Sport, weil er kein natürliches Leben führt. Der Arbeitsalltag lässt ihn körperliche Tätigkeiten nur einseitig betreiben, und dieses so entstehende Defizit wird durch das Training bestimmter, untrainierter Körperpartien kompensiert. Man könnte sagen, dass Sport der Katalysator der Leistungsgesellschaft ist.

Die meisten Menschen betreiben Sport, weil sie zu dick sind. Und weil sie endlich wieder ein Gefühl für ihren Körper bekommen möchten, das ihnen im Alltagseinerlei abhanden gekommen ist. Das Bedürfnis nach Sport ist ein Zeichen körperlicher Unausgeglichenheit. Kein Wunder, wenn sonst jeder Pfad, der im Leben begangen werden möchte, widernatürlich mit dem KFZ gefahren wird.

Als ich noch in Berlin lebte, betrieb ich keinen Sport. Das war gar nicht nötig. Meine Arbeitswege waren so lang, dass ich fahrradfahrenderweise fit blieb. Und das nächstbeste Café zum Hinfläzen war ca. 1km von meiner Wohnung entfernt, so dass der Latte Macchiato schon verdaut war, bevor ich ihn überhaupt trank. Auch das hektische Treiben in der Stadt und die dauerhaft finanzielle Klammheit schaffte Kalorien beiseite.

Tatsächlich ist Berlin riesig. Von Neukölln im Süden nach Wedding im Norden kann mit dem Fahrrad 20km weit und mehr fahren, und das ist alles noch dichtbesiedelte Innenstadt. Das Verhältnis zu den Fußwegen steigt mit den Wegen, die man mit dem ÖPNV zurücklegt. Da läuft man gerne auch mal drei Kilometer, nur weil es sich nicht lohnt, das Fahrrad dafür auf- und wieder abzuschließen.

In Mannheim ist das anders. Mannheim ist geradezu mickrig im Vergleich zu Berlin. Alles ist zu Fuß zu erreichen. Dass Mannheim trotzdem eine Großstadt ist, liegt an einem simplen Trick: Es werden einfach alle Kuhkäffer und Inzestsiedlungen in der Umgebung dazugezählt, und schon passt es. Mannheim ist genau gesehen eher eine Verbandsgemeinde als eine Großstadt. Wenigstens hält hier ein ICE. Mal sehen, wie lange noch!

Es kann kein Zufall sein, dass ich, seit ich in Mannheim lebe, 6kg zugenommen habe. Mir fehlt es hier einfach an Bewegung, ich habe kaum Auslauf. Alles ist in Sichtweite. Es lohnt sich kaum, irgenwohin zu laufen, wenn man doch eben mal kurz 'rüberlangen kann. Faktisch braucht man in Mannheim überhaupt keinen ÖPNV, geschweige denn ein Auto. Soll ich dereinst die Blumen verreister Bekannter gießen, spucke ich einfach 'rüber in den Blumentopf. So leicht ist das.

Okay, meine liebe Frau C. aka BionicWoman kocht vorzugsweise mit Sahne und Käse, und ich habe mich dementsprechend angepasst. Das sind natürlich Dickmacher. Dafür wird aber kaum noch Fleisch verzehrt, da meine liebe Frau C. Vegetarierin ist. Aber gegessen habe ich auch in Berlin, allein daran kann es also nicht liegen. Auffällig ist allerdings, dass viele MannheimerInnen etwas rundlich und sehr sehr bequem sind.

Hier tickt die Uhr eben etwas langsamer, und über die Geschwindigkeit der Eingeborenen habe ich ja bereits Bücher verfasst. Was bleibt mir jedoch, der ich einen Anzug nach dem anderen in die Schämecke hängen muss, weil ich nicht mehr hineinpasse? Wenn sich mein Bauchspeck bräsig über den nicht mehr nötigen Gürtel wölbt, sobald ich mich aufrecht hinsetze? Soll ich kapitulieren und neue Kleidung erwerben? Ja bin ich denn Krösus?

Also muss ich wohl oder übel Sport treiben. Zur Zeit kann man mich jeden 2. Tag durch die Neckarpromenade hetzen sehen, verzweifelt mit der Wampe kämpfend. Was ist geschehen? Bin ich nun endlich in der Leistungsgesellschaft angekommen? Man kann ja schließlich nicht ewig dagegen ankämpfen. Dennoch stimmt es mich irgendwie traurig, dass mein Körper durch Widerlichkeiten wie Sport gestählt werden soll, wo doch sonst das Selbst das Sein bestimmen sollte!?

Sonntag, 13. April 2008

Angeln und Kapitalismus! Der dicke Fisch und der Neckar!

Wie frisch geschlüpfte Schildkröten strömen sie zu Tausenden an das Neckarufer, um dort einzutauchen und für immer zu verschwinden, wären da nicht ihre natürlichen Feinde, die sie in ihrer Zahl stark dezimieren. Nur die Schnellsten überleben das darwinistische Rennen der Arterhaltung. Sie werden nächstes Jahr wiederkehren und ihrerseits ihre Eier in den Neckarwiesen verbuddeln.

Natürlich werden Profi- oder Hobbyangler nicht auf ihrem Weg zum Wasser verspeist. Vielmehr betreiben sie Genozid am Fisch. Seien wir realistisch: Wenn gefühlte 1000 dickbäuchige Sportangler in den Mittvierzigern an einem Ufer sitzen und dort angeln, ist das Leben im Fluss hinterher völlig ausgelöscht!

So fanden sich vergangenen Samstag hunderte von Anglern am Neckarufer ein. Wer aber ein echter Sportangler ist, besitzt auch eine professionelle Ausrüstung. Und für den Transport dieser Ausrüstung benötigt man wiederum einen Minivan, Jeep, Hummer o.ä. mit einem Spritverbrauch von mindestens 27 l/ 100km. Sie besteht übrigens aus ca. 13 verschiedenen und garantiert sauteuren Profiangeln und einem riesenhaften, caddyähnlichem Handwagen, der sich aufklappen lässt wie ein Werkzeugkasten.

In seiner Mitte entsteht so eine Sitzgelegenheit, während die aufgeklappten Armlehnen alles enthalten was nötig ist: Präzisionswerkzeug, mit dem die Fische erfasst werden können wie seinerzeit irakische Flüchtlingstrecks durch die amerikanische Luftwaffe. Es fehlt lediglich die CNN Berichterstattung während des Angelvergnügens. Man bekommt plötzlich Mitleid mit den armen Fischen, einer sonst wenig sympathischen Gattungen der Tierwelt. Was ist nur aus dem guten alten Klappstuhl geworden?

Offiziell nennt man das Treiben "Angelsport", doch lässt sich kaum ermessen, was denn die eigentliche sportliche Tätigkeit hierbei ist. Angeln gehört sportlich gesehen nicht zu einer ausgeübten Bewegungskultur. Hier zeigt sich seine Verwandtschaft mit den "Sportarten" Schach oder Mikado. Der Blick auf die Körperproportionen der Ausübenden sei an dieser Stelle ein deutlicher Hinweis. Also geht es nur um Sport im Sinne des Wettbewerbs? Wer hat den Größten, wer hat den Längsten? In diesem Sinne lässt sich auch Nasenpopeln zum Sport verklären.

Ich lehne das ab! Sport sollte meiner Meinung nach die Erfassung und das Training der eigenen Leistungsfähigkeit ermöglichen, allerdings nicht im Wettbewerb mit anderen. Sonst ist Sport nichts weiter als ein weiteres Instrument der Körper und Seele krankmachenden Leistungsgesellschaft und des Kapitalismus. Den Leistungssport überwinden heißt schließlich der Vernunft den Vorrang zu geben und dem Urmenschen in uns eine Absage zu erteilen. Doch der Mensch ist längst noch nicht soweit!

Tatsächlich ist es so: Sobald sich z. B. ein paar Leute zum lockeren Kicken auf dem Rasen treffen, ist immer einer dabei, der von der Kreisliga träumt. Dabei kann körperliche Betätigung wirklich Spass machen. Aber eben nur ohne den Leistungsdruck von außen und ohne diese vermaledeite Vereinsmeierei. Vereine zu gründen ist übrigens ein ultra- 'ütsches Unterfangen: Sobald auch nur ein zerknülltes Papier auf der Straße liegt, gründet sich ein Verein zur Bereinigung von Straße und Flur.

Jahaha, aber jetzt wegen des Sports nochmal: Die ehemaligen, kommunistischen Staaten habe doch auch dem Leistungssport gefrönt, und das nicht zu wenig! Wie kommen denn die Antikapitalisten dazu, das angeblich krankmachende Leistungsprinzip im Sport zu kultivieren? Die Antwort ist: Diese Staaten standen im ewigen Wettbewerb zum kapitalistischen Block und haben den Sport zum Zwecke der Distinktion benutzt. Wegen des Angelsports allein ist der Kommunismus allerdings kaum zusammengebrochen.

Donnerstag, 10. April 2008

Die Fackel geht durch Mannheim! Tibet ist sowieso scheißegal!

Die olympische Fackel geht nun doch durch Mannheim. Lange hat man sich dagegen gesträubt, doch schien es nach dem bisherigen Desaster des Fackellaufs angemessen, die Route hierher zu verlegen. San Francisco war einfach nicht sicher genug. Von den Baden-Württembergern hingegen hat man kaum Störungen zu erwarten. Die paar Randalierer kriegt MiPrä Oettinger in den Griff. So hat er es zumindest dem Olympischen Komitee versprochen.

Vom Frankfurter Flughafen bis zum Mannheimer Hauptbahnhof sind es knapp 80km, also beinahe die doppelte Marathonstrecke. In BaWü wird schließlich geklotzt und nicht gekleckert. Vom Hauptbahnhof aus geht es mit dem Zug weiter bis nach Stuttgart und vom dortigen Flughafen weiter nach Myanmar. Der weitere Verbleib der Fackel, immerhin Sinnbild des Friedens und der Völkerverständigung, wird künftig spontan angekündigt, um weitere Störungen zu unterbinden.

Kann man es dem gemeinnützigen IOC anlasten, dass er ausgerechnet im zugegebenermaßen menschenrechtsfeindlichen China den nächsten olympischen Austragungsort fand? Ist die Kritik an der diesjährigen Olympiade überhaupt gerechtfertigt? Und ist es legitim, die "Fackel des Friedens" mutwillig zu löschen, um somit Millionen von ZuschauerInnen und Milliarden von Dollars zu verprellen, bloß weil irgend so ein Bergvolk seperatistische Bestrebungen hat? Woher soll der IOC das denn wissen, bitte schön? Es geht doch nur um Sport und um sonst nichts!

Und die SportlerInnen? Was sollen die davon halten, wenn ihnen alles kaputt gemacht wird? Da trainiert man tagein, tagaus und dopt sich die Gesundheit kaputt, und dann verlangt man von ihnen noch ganz frech, einfach nicht teilzunehmen oder wenigstens vor Ort zu protestieren. Dabei dürfen die das gar nicht, sonst werden sie disqualifiziert. Man darf beim Stabhochsprung noch nicht einmal ein T-Shirt mit der Aufschrift "Free Tibet" tragen. Wozu auch? Es geht doch um Sport und um Leistung. Um's Dabeisein! Um sonst gar nichts! Aber die SportlerInnen fragt ja niemand.

Und was soll die blöde Idee, bitte schön, jede offizielle Ehrung zu boykottieren? Wenn man doch eine Medaille gewinnt, dann möchte man die schließlich auch entgegennehmen. Im Sommer 1936 in Berlin hat ja auch jeder seine Medaille angenommen, da hat doch auch keiner rumgezickt, von wegen Menschenrechte und so! Da gab es keinen Boykott, damals gab es sogar einen Teilnahmerekord. Und die Fackel hat man auch in Ruhe gelassen. Geht doch, wenn man nur will!

Jedenfalls ist es unverschämt, wenn die Tibetaner die völlig unpolitischen olympischen Sommerspiele zur Plattform für ihren Protest machen, sei ihr Land vom Gastgeberland auch noch so okkupiert. Das ist geradezu unsportlich! Deswegen sind Solidaritätsbekundungen und -aktivitäten zu ächten und hart zu bestrafen. Ja, wo sind wir denn? Die nächsten Spiele sind bitte in Mannheim auszutragen. Da gibt es wenigsten keinen Ärger!

Dienstag, 8. April 2008

Zeit sparen in Abu Ghuraib! Lidl und der Unfug mit der Zeitumstellung!

Okay, ich weiß: Die letzte der jährlich 2mal stattfindenden Zeitumstellung ist schon wieder eine Weile her, doch man merkt die Auswirkungen meistens hinterher. Schuld an dem Ganzen ist der halbirre Benjamin Franklin, ein tugendhafter Charakter, der uns zwar den Blitzableiter bescherte, aber wofür? Er schlug jedenfalls als erster vor, die Uhr jeden Sommer um eine Stunde vorzustellen.

In Deutschland wurde der ganze Mumpitz 1916 eingeführt. Der Sinn der Sache wurde schnell klar: Es sollte lediglich der Zeitrahmen, in dem man bei Tageslicht schuften konnte, erweitert werden. Seitdem sparte der Arbeitgeber einiges an Strom ein, dafür musste allerdings der Handwerker Zuhause sein Licht länger brennen lassen. Die Lidl-isierung der Arbeit begann.

Der Konzern Lidl lässt seine MitarbeiterInnen ja nicht nur bespitzeln, sondern fordert eine gewisse unbezahlte Vor- und Nachbereitungszeit ein. Als Arbeitszeit zählt schließlich nur der Kundenverkehr. Auch hier wird dem Arbeitnehmer also eine Stunde gestohlen, das allerdings täglich. Und anders als beim Umstellen der Uhr bekommt er seine Stunde später nicht mehr zurück. Diese ist verloren in den endlosen Weiten der Wahnidee so called "Arbeitsgesellschaft".

Damit wäre auch erläutert, dass die Uhr im Winter wieder auf Normalzeit "zurück" gestellt wird, also alles gar nicht so schlimm sei. Doch weit gefehlt: Einige Subjekte der Gesellschaft (z.B. ich) können mit den ständig fehlenden und plötzlich wieder auftauchenden Stunden gar nichts anfangen. Der Biorythmus der Menschen ist so konservativ eingestellt, dass er auch geringste Abweichungen nicht ertragen kann und den Menschen am liebsten bibbernd und weinend im Bettchen liegen lassen möchte.

Die Verwirrung durch Zeit ist ein beliebtes Folterinstrument, welches auch in Abu Guhraib eingesetzt wurde. Der Probant wird dadurch mürbe gemacht und zum Reden gebracht. Sich der Zeitumstellung auszusetzen ist also Folter am eigenen Leib. Ich selbst habe deswegen die Lohnarbeit aufgegeben, um mich fortan dem härteren, aber freieren Leben eines Freiberuflers zu stellen. Aber ich glaube nun mal nicht an die arbeitende Gesellschaft. Dieses Bild vom Leben ist so endlos langweilig. Ich werde nun einfach eine Stunde "später" wach, und gehe dafür eine Stunde "später" ins Bett. Der einzige Makel ist, dass alle TV Serien nun eine Stunde früher beginnen. So kann man sich das Fernsehen auch abgewöhnen.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Zeitumstellung in heutigen Tagen ausschliesslich zur Desorientung und Neu-Zurichtung der Menschen dient. Revolutionäres Potenzial soll im Keim erstickt werden. Wer morgens mit dem Kissen grantelt, neigt zwar zum Systemwechsel. Durchführen sollen ihn nun aber die anderen, man selber schiebt seine Zombiefresse schlafwandelnd ins Badezimmer und schiebt dann seinen emotionslosen Hintern zum Ausbeuter hin.

Jedenfalls ist der einst rein industrielle Zweck der Stromersparnis mittlerweile obsolet. Es wird eh Tag und Nacht gearbeitet, und innerhalb 24 Stunden gibt es ja nun nicht mehr Licht, bloß weil irgendein Depp nachts die Uhr heimlich umgestellt hat. Die Zeitumstellung ist also nicht nur historischer Unfug, sondern auch klimapolitisch kaum haltbar. Schließlich müssen die Haushalte wegen dem depperten Kram ihre Glühbirnen abends länger brennen lassen.

Ich fordere hiermit die sofortige Abschaffung der Sommerzeit, einhergehend mit der Forderung nach Abschaffung der Arbeitszeit sowie aller Zeiten überhaupt. Außerdem sollten alle Menschen abgeschafft werden, die immer etwas zu verbieten haben, bloß weil ihnen etwas nicht in den Kram passt. Ich plädiere für die Anschaffung von Vernunft und Gratisessen für alle. Was ist eigentlich aus dem bedingungslosen Grundeinkommen geworden? Warum spricht keiner mehr darüber?

Samstag, 5. April 2008

Fotoapparat vergessen! F.S.K. im CaféCentral, selbst gemalt!

Am Ende stieß mich der sexuell unbestimmte Thomas Meinecke doch noch vom Rand seines Bettes. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich zu allem bereit war, sprach er zu mir: FarmerBoy, Du magst ein knuffiger Typ sein, doch mich langweilen alle, die unserer Musik eine solche Bedeutung beimessen.

Das saß! Natürlich hatte mich sein Charme längst umgeworfen, trotz aller Zurückhaltung, die ich zuvor gelobte. Thomas Meinecke ist heute Abend der Motor, oder besser noch, das Korsett der Band F.S.K., ohne ihn würden die anderen MusikerInnen auf der Bühne einfach umfallen und tot sein. Er allein versucht, den Kontakt zum Publikum herzustellen. Freilich muss er scheitern, denn wer außer ihm möchte z.B. noch die 'ütsche Flagge verbrennen und die Regierung ertränken?

Der schönste, weil paradoxe Kommentar zu dieser kniffligen Frage kommt dennoch aus dem Publikum. Flagge verbrennen: ist eindeutig verboten! Die Regierung ertränken: wenn es dem Rechtsstaat dient!? Das macht die Sängerin der Vorband Chartbusters mit einem Mal sympathisch. Außerdem riecht sie gut, wenn man CountryGirl glauben darf! Es ist allerdings ein Tabu für mich, an fremden Frauen zu riechen, weswegen ich da ja wohl kaum zustimmen kann.

Wie mögen sich aber die vier bebrillten AbiturKids inmitten des um einiges älteren Publikums fühlen? Sie wirken beinahe schon störend unter all den von Verfettung bedrohten Mitt- bis Enddreissigern. Sind sie auf Anraten ihrer Eltern hier, denen die Alben von F.S.K. aus den 80ern möglicherweise bekannt sind? Aber wo sind ihre Eltern? Ach, die legen bestimmt gerade ihre Aktiendepots um und haben keine Zeit, sich an ihre Jugend zu erinnern.

Am Anfang stand die Gewissheit, außer dem Album International von 1996 nichts von der Band zu kennen. Auch die Soloalben von Michaela Melián schafften es nicht in meine Sammlung. Die drei Romane von Thomas Meinecke haben allerdings zuvor mein Herz erwärmt. Und so ist es heute Abend der Sprachwitz der Combo, der mich fasziniert. Und die Anklänge an das Atatak-Label, Velvet Underground mit Nico, House- und Countrymusik beflügeln die Texte, die doch so manches Mal holpern und stottern möchten.

Am Ende steht die Gewissheit: F.S.K. ist Polka, mit dem Werkzeug eines Fleischers gespielt. Wobei das Ausbeinmesser hier so zart geschwungen wird, dass die Musik beinahe zerbrechlich wirkt. Und ja: Ich seh' die USA in Nordamerika! Denn was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben. Roxy Munich, keep on going und bis bald. Du bist okay!

P.S. Liebes Café Central, es wäre schön, wenn Konzerte unter der Woche eher anfingen. Denn nicht alle Menschen sind ein Auto. Einige unter Euren Gästen sind auf die OEG angewiesen und möchten trotzdem noch das Ende des Konzertes genießen, mit Absackern und Abspann genießen und so weiter.

P.P.S. Liebe OEG, nicht alle Menschen möchten dreieinhalb Stunden unterwegs sein, bloß weil für Euch der Tag schon um 0:16 aufhört. Das ist unendlich langweilig gedacht, ihr Schnarchnasen!

Mittwoch, 2. April 2008

Aldis Messplatz! Und ein entschiedenes Nein!

Beinahe hätte sich das "Platzhaus" am neuen "alten Messplatz" in mein Herz geschunkelt, doch es sollte leider nicht sein. Zu hübsch waren die beiden kleinen Bungalows. Sie erinnerten fast an toskanische Begebenheiten, hätte man sie nicht in diesem spiesserdeutschen weiß angemalt. Natürlich war es ob der unvermeidlichen Bauzäune nicht möglich, das "Platzhaus" wirklich lieb zu haben, zumindest nicht für mich!

Der gemeine Mannheimer hingegen liebt Gitter und Absperrungen, was sich dem geneigten Fußgänger z.B. beim Überqueren der Strassen deutlich zeigt: Man wird durch ein kleines Labyrinth geschleust und am Ende wartet der Mann mit dem Bolzenschussgerät. Das ist fein und gefällt uns! Also goutieren wir den gerasterten Blick auf die Außenwelt durch den Maschendrahtzaun unserer Unbeweglichkeit, während der Latte Macchiato heiss und fingergespreizt geschlürft wird.

Doch alles hat einmal ein Ende! Es kann ja nicht sein, dass etwas einigermaßen ästhetisches auch so bleiben darf - nicht in Mannheim! Der Bauzaun ist tot, es lebe das Lochblech: Das "Platzhaus" ist nun vollverkleidet und wirkt ganz plötzlich wie eine Aldi- Filiale. Immer noch besser als Lidl! Herzlichen Glückwunsch! Ein Riesentrumm von Gebäude mit Würgreflexgarantie! Spitze!

Neben dem verhunzen von Gebäuden und öffentlichen Plätzen wird in Mannheim eine andere schöne Tradition gepflegt: Der gute alte Leierkastenmann spielt wieder in den Gassen. Morgens um Neun! Es gibt Menschen, denen könnte man den lieben langen Tag den Hals umdrehen.

Aber Moment mal: Ist das nicht eine schöne Tradition? Viel schöner als Kapitalismus, Feuerwehrfeste, Arbeit und Weihnachten zusammen? Ich sage da ganz deutlich: Nein! Nicht per se! Nicht zu jeder Uhrzeit, und auch nicht jeden Tag! Man muss ja allen Mumm zusammen reissen, um mal wieder NEIN sagen zu können, heutzutage.

Denn es kommen täglich neue Zumutungen auf uns zu, und da ist es eigentlich ganz schön, wenn ein paar alte dafür wegfallen. Unser Hirn ist schließlich nur soundso groß, deswegen passt da nur soundso viel rein. Alles was neu ist verdrängt etwas altes, das kosmische Gleichgewicht der Doofness ist nicht verhandelbar.

Jetzt kommt also neuerdings der Leierkastenmann, dazu noch frühmorgens, und allein seine Anwesenheit lässt mich existenzielle Dinge wieder vergessen. So kann das nicht weitergehen. Deswegen sage ich ganz entschieden NEIN zum Leierkastenmann! Geh' weg! Lass' mich in Ruhe! Wo ist der Mann mit dem Bolzenschussgerät?