Dienstag, 28. Dezember 2010

Lass uns brennen! Altersradikalität mit Salonattitüde!

Was ist verträglicher für das Klima? Ein brennendes oder ein fahrendes Auto? Mit dieser Frage gehe ich ins nächste Jahr, älter, aber nicht unbedingt klüger. Sollte sie zuungunsten unversehrter Karossen beantwortet werden, sehe ich ganze Straßenzüge brennen. Diese Antwort wird jedoch ausbleiben, und im Zweifelsgrund fährt man mit dem tollen, neuen und umweltfreundlichen Sprit "Super E10" durch die Lande. Autos würden Felder abgrasen, wenn sie könnten.

So soll die CO2-Bilanz verbessert werden, denn der neue Kraftstoff enthielte deutlich mehr Ethanol aus Pflanzen als herkömmlicher Biosprit. Leider könne dieses Ethanol die Motoren und Benzinschläuche älterer Fahrzeuge angreifen. Leider müssen daher noch mehr Wälder in den rohstoffliefernden Ländern gerodet und mit Monokulturen bepflanzt werden. Was wiederum schlecht für die CO2-Bilanz der entsprechenden Länder ist. Was ist der Nutzen von Biosprit? Ein völlig unbegründetes, gutes Gewissen des Verbrauchers? Geld für die Anleger? Biosprit kann man jedenfalls nicht essen, nur in die Luft blasen. Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der lässt seine Dreckschleuder stehen und geht  zu Fuß. 

Nun: Zugfahren geht derzeit auch nicht richtig. Eben habe ich noch Werbung im Radio gehört: "Die Bahn macht mobil!" Zwei Minuten später höre ich einen Nachrichtensprecher sagen, dass der Fernverkehr der Bahn völlig eingestellt ist. Der Grund: Es liegt etwas Schnee, und die letzten Gleisarbeiter hat die Bahn erst kürzlich überfahren. Vielleicht stimmt das alles auch gar nicht. Ich höre neuerdings bei Nachrichten nur noch mit halbem Ohr zu, anderthalb Ohren halte ich mir zu. Was ich nicht weiß, kann mich nicht mehr belasten. Und den kleinen Rest, den ich mitbekomme, kann ich interpretieren wie ich möchte.

Wie nachhaltig brennt eigentlich ein Bundesministerium? Und handelt es sich bei PolitikerInnen und LobbyistInnen um nachwachsende Rohstoffe? Ist es schon Altersradikalität, wenn man darüber nachdenkt, sich auf die Straße zu stellen und sich von Wasserwerfern der Polizei ein Auge ausspritzen zu lassen? Ist Radikalität nicht ein Vorrecht der Jugend? Aber woher kommen dann all diese Phantasien über brennende Ministerien und Autos?

Es handelt sich hier wohl um die Bewußtwerdung der Vergeudung der eigenen Jugend. Ich habe mich lieber im Karussell der Zurichtung der Menschen mitgedreht, während die Kinder reicherer oder gebildeterer Eltern eifrig dagegen protestiert haben. Dafür drehen die sich nun im Karussell und ich bin nun so ein etwas älterer Salon-Radikaler. Zudem bin ich schlicht zu feige, oder vielleicht auch zu vernünftig, die Dinge brennen zu lassen. Die Brandstifterei überlasse ich unvernünftiger Weise unklugen Ex-Senatoren oder Vorsitzenden der Vertriebenenverbände.

Die wachsen schnell nach und laufen mit hohem Wirkungsgrad. Ihr Brennstoff ist der Hass und der Neid. Wenn dieser Rohstoff dereinst einmal verbraucht sein wird, dann herrscht  ein Frieden. Leider hat offenbar niemand ein Interesse daran. Dazu kommt die Lust der kleinen Leute an der (Selbst-)Zerstörung. Freunde von mir sprechen deshalb bereits von einem neuen, großen Krieg, in dem es um die letzten Ressourcen dieses Planeten gehen wird. Fien de siecle mit 10 Jahren Verspätung? Heißt es dann nicht "Dèbut de siecle"? Oder noch besser: "Dèbut de fin"? So lasse ich Euch mit diesen warmen Gedanken ins neue Jahrzehnt:
Lass uns brennen! (Andreas Dorau)
Und lass uns brennen,
Und lass uns brennen,
traeumen traeumen ...

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Selbsterkenntniss ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung: Ich bin zu dumm!

Erste IQ-Tests als Pennäler haben mir geradezu Schwachsinnigkeit attestiert. Ich durfte dann trotzdem meine Mittlere Reife machen und habe dann noch ein paar Jahre gebraucht, um meine Fachhochschulreife dranzuhängen und auch ein Studium. Das soll nichts heißen: Wer würde behaupten wollen, dass Akademiker schlau sein müssen? Wäre dem so, dann sähe es aber ganz anders aus mit der Wirtschaft und der Politik, das können Sie mir glauben!

Ein Beispiel aus der Industrie soll uns verdeuten, wie sich Dummheit mit Nichtskönnertum elegant paart: Ingenieure entwerfen, ja wie heißen sie denn (zu dumm), solche Fahrradständer, die es eigentlich nur erlauben, dass jedes zweite Rad dort abgestellt werden kann. Das ist deutsche Ingenieurskunst oder aber die Rache des Autofahrers am schwächeren Verkehrsteilnehmer.

Ein Beispiel aus der Politik? Gerne: Landesbanken!

Oder vielleicht der Wirbel um das Enthüllungsportal WikiLeaks bzw. der Mensch, der seinen Kopf dafür hinhält. Wahrscheinlich bin ich nicht klug genug um zu verstehen, was schlimm daran sein soll, wenn eine Gruppe Menschen geheim- oder unter Verschluss gehaltene Dokumente veröffentlicht. Es handelt sich ja nicht gerade um eine Top-Secret-Angelegenheit, wenn das US-Militär der Öffentlichkeit das Video vom Mord an Reuters-Mitarbeitern vorenthält. Das fällt wohl eher unter die Rubrik "Vertuschung".

Man muss hier wirklich trennen zwischen Top-Secret und Verschlusssachen. Diese Trennung wird an dieser Stelle jedoch nicht gemacht. Was Geheimdienste über unsere Kanzlerin oder den Außenminister sammeln, ist jedenfalls völlig harmlos und diplomatisch völlig irrelevant. Die beiden sollten froh sein, dass man überhaupt über sie spricht. Und dass Staaten und Staatsdienste versuchen, (peinliche) Informationen zurückzuhalten, liegt wohl in deren eigensten Interesse und ist daher verständlich, wenn auch nicht löblich. Soviel verstehe ich dann doch noch.

Aber dass die gesamte Presse deren Argumente nachhechelt, ist befremdlich! Bislang dachte ich immer, dass es die Aufgabe der Presse sei, das zu tun, was Assange durch WikiLeaks macht: Dinge herauszufinden UND sie zu veröffentlichen. Die Presse gilt zwar als eine (inoffizielle) Säule der Demokratie, aber nicht als Stütze des Staates. Im Zweifelsgrund sollte sie opponieren was das Zeug hält. Doch hier herrscht seltsame Einigkeit. Es gibt dafür ein Wort: Staatspresse!

Man kann sie sich bildhaft vorstellen, die Redaktionen der Magazine und Zeitungen, wie sie da sitzen und sich die Köpfe zerbrechen über Nachrichten, die an die Öffentlichkeit sollen und jene, die unter Verschluss bleiben, weil der Inhalt zu brisant ist. Sie müssen geradezu körperlich leiden, weil sie es sich selbst auferlegt haben, nur noch Pressemitteilungen von Bund und Wirtschaft zu veröffentlichen, all das für eine bessere Welt. Diese Presselandschaft braucht keinen Staat mehr, der sie zensiert. Sie genügen sich selbst vollauf. Und dann kommt da plötzlich so ein smarter Typ wie Assange daher und bricht einfach den globalen, sozialen Frieden mit einem Enthüllungsportal. Frechheit, das!

Da ist man ja froh, dass dieser Gutmensch doch seine Schwächen hat und gleich zwei Frauen am selben Tag zu ungeschützten Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll. Dieser fiese Drecksack, Mistkerl, Schweinehund! Wenn man ihn schon nicht wegen Geheimnisverrat drankriegen kann, dann doch hoffentlich wenigstens deswegen? Wäre ja noch schöner, wenn so einer frei herumlaufen dürfte. Der fickt doch bestimmt auch Priester!

Andererseits wirkt es geradezu hilflos, wenn dieser womöglich platzierte Vorwurf WikiLeaks zu Fall bringen soll. Wird nicht klappen: Assange macht ja wohl kaum alles alleine, es gibt wahrscheinlich viele Helfer und Sympathisanten. Außerdem ist er nicht rechtskräftig verurteilt und gilt bis dahin schlicht und recht als unschuldig. Doch etwas Rufmord kann der (Staaten)Sache nicht schaden, nicht wahr? Und wenn noch ein paar Banken und Provider mitziehen, dann kann man den Sumpf gut trockenlegen.

Was müssen die alle eine Heidenangst haben! Gottseidank bin ich zu dumm, um das alles zu verstehen!

P.S. Es beruhigt mich mehr als dass es mich ängstigt, wenn ich erfahre, dass arabische Staaten offiziell zwar hinter Ahmedinejads Iran stehen, inoffiziell aber den großen Satan USA um Unterstützung bitten.

P.P.S. Jede Zeitung klopft sich selbst auf die Schulter, wenn es ihr gelingt, Unrechtssysteme zu stürzen oder Missstände aufzudecken. Aber wieso wird Assange dafür kritisiert, wenn er ankündigt, ein bis zwei Banken zu Fall zu bringen?

Dienstag, 7. Dezember 2010

Mit Vollgas in die Vollkaskogesellschaft! Dasist jetzt gar nicht komisch!

Wer schaut Wetten dass...? Eine ganze Menge, sollte man meinen, denn die Sendung läuft nun schon seit fast 30 Jahren. Wer braucht Wetten dass...? Wahrscheinlich niemand außer dem ZDF.

Die Sendung ist exakt ein Spiegel unserer Gesellschaft, die vom Einzelnen immer noch mehr ein Quäntchen mehr verlangt. Die Gesellschaft quetscht dem Einzelnen das letzte Stückchen Leistung aus dem begrenzten Körper und Geist. Und wenn er dabei verunglückt, wird selbst sein Fall noch gewinnbringend vermarktet - ideell wie auch monetär.

Man denke an die an ihrem Leben gescheiterten Amokläufer, die man gerne gebraucht, um sogenannte Gewaltspiele und -filme zu diskreditieren (und damit explizit vergesellschaftlichte Gewalt(en) ausblendet). Oder an den Arbeitnehmer, der sich zum finalen Herzinfarkt schuftet (ein doppelter Held: ein Held der Arbeit, der auf die Rente verzichtet).

Jetzt eben auch der Wettkandidat, der in der letzten Sendung von Wetten dass...? verunglückt ist und womöglich gelähmt bleibt. Muss man sagen: selber schuld? Oder ist er nur ein Opfer einer leistungsorientierten Gesellschaft? Hätte er vor sich selbst geschützt werden müssen, indem man seine Wette schlicht verbietet? Hätten noch stärkere Sicherheitsmaßnahmen den Unfall verhindert? Muss gar die Sendung abgeschafft werden?

Mit diesen Fragen quält sich nun die Öffentlichkeit, und paradoxerweise gesellt sich zur Leistungs- die Vollkaskogesellschaft. Was nichts anderes heißt als: alles bringen muss man zwar schon, aber dabei ist jedes Risiko auszuschließen. So geht das aber nun mal nicht: Denn solange alles gut geht, wird noch gejubelt, doch wenn es kracht, muss immer jemand dafür büßen. Selber schuld!

Zum Schutze des Einzelnen ist so vieles verboten, was Spaß macht: einfach so in der Spree oder in einem anderen Gewässer baden? Viel zu gefährlich und verboten! an Hochhäusern hochklettern? einen Springbrunnen betreten? Verboten! wild campen und Lagerfeuer? Alles muss streng reglementiert werden. Die Freiheit des Menschen endet dort, wo die Freizeit anfängt!

Und so kann man sagen: Die Entscheidung des Wettkandidaten war eine bewusst getroffene. Über die Risiken war er sich im Klaren. Mit einem Unfall gerechnet hat er nicht. In seinem Eifer, der Gesellschaft sein Leistungsvermögen zu präsentieren, liegt die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Akzeptanz. Das mag zwar dumm sein - aber seit wann ist Dummheit verboten?

Die Sendung deswegen zu verbieten, weil sie Menschen vorführt, die an ihre Grenzen gehen wollen, wäre vollkommener Quatsch. Dann müsste man auch Regierungen verbieten, die Soldaten zu einem bloßen Einsatz schickt und sie in Zinksärgen aus einem Krieg wieder herausholt. Journalisten dürften nicht mehr in Krisengebiete einreisen. Man müsste allen Menschen mit der Begründung, die Welt sei zu gefährlich, verbieten, ihre Häuser zu verlassen.

Das Leben ist und bleibt riskant. Ob das Risiko nötig oder unnötig ist, sollte der Einzelne selbst entscheiden dürfen, solange er nur sich selbst gefährdet. Kritisieren aber darf man eine auf Leistung getrimmte Gesellschaft. Jeder Fortschritt ist zwar eine Leistung an sich, aber Leistung ist gewiss kein Fortschritt im Allgemeinen!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Aktive Sterbehilfe für das Weltklima! Es gibt kein Entrinnen!

Ach, wir sitzen alle in der Falle. Egal, wie sehr man sich bemüht, man kann im Grunde nichts richtig machen. Alles, alles, alles was wir tun und sagen, ist grundfalsch und kann nicht das Rechte sein. Das Gelbe vom Ei schon gar nicht, und das Weiße auch nicht. Es hebt sich sozusagen alles gegenseitig auf und verkehrt es nicht einmal, nein: Es wird lediglich nivelliert zur Bedeutungslosigkeit. Beispiele gefällig?

Geben wir unseren Kindern Süßigkeiten, dann werden sie fett, tun wir's nicht, dann vernachlässigen wir sie und sie werden zu noch soziopathischeren Monstern, als sie es ohnehin schon sind. Erziehung ist an sich schon ein Fehler, Anti-Education aber auch. Die Dichotomie der Verhältnisse verhindert jedes Zwischending. Es wundert und es wundert nicht zugleich, dass Erziehungsratgeber angesichts einer solchen Tatsache die Bücherborde überquellen lassen und erwachsene Menschen vom Schreiben solcher leben können.

Oder die Demokratie: Wählen wir beim nächsten Mal eine andere Partei, weil die jetzige völlig verblödet ist, dann ändert sich nichts zum Guten, sondern nur zu einem anderen Schlechten. Ich muss zugegeben, und das fällt mir nicht leicht, weil ich es immer für gefährlich falsch gehalten habe: Meine Eltern hatten völlig recht damit, wenn sie meinten, dass "die da oben" sowieso machen, was sie wollen. Egal, wer an der "Macht" ist: Es geht nie besonders gut für "die da unten" aus! Warum meine Eltern damals nicht mit der RAF sympathisiert haben, erscheint mir nun mehr als rätselhaft. Mit so einer Einstellung hätte ich wahrscheinlich selber Sprengsätze gelegt. Nicht so meine Eltern!

Ach, und das Klima erst: Schaffen wir unser Auto ab, dann ist das gut für's Klima. Aber dafür ist es ungesund, wenn wir uns stattdessen als Fußgänger oder Radfahrer versuchen. Wozu habe ich eigentlich mit dem Rauchen aufgehört, wenn ich täglich mehrere Tonnen Abgase einatmen muss? Was ist die Quintessenz davon? Sollen wir alle zu Hause hocken bleiben in unserer winterkalten Wohnung? Darinnen ist es aber kalt heutzutag'. Wir wissen jedoch: Heizen ist aktive Sterbehilfe für das Weltklima!

Und der Winter, der Freund von Gevatter Grimm? Er ist der Klimakiller Nummer 1, da folgende Faustregel gilt: Wer viel friert, heizt viel! Kann man sich dem Winter entziehen? Nein! Es sei denn, man fliegt nach dem warmen Süden und überwintert dort. Am Besten kehrt man danach nicht mehr zurück: Das schont die CO² Bilanz und reduziert sie um die Hälfte. Rückflug gespart = Kerosin gespart. Dafür geht man dann den dortigen Einwohnern mit Mülltrennung auf den Keks und lässt sich in national befreiten Wohnghettos nieder.

Aber selbst die Internetrecherche nach einem Reiseziel verbraucht schon so viel Energie, dass man stattdessen mit einer erhellenden, alten Glühbirne im Genick ein schönes Buch lesen könnte. Jeder Suchprozess beansprucht die Riesenrechner von Google so sehr, dass dafür zwischen 2 - 10g CO² verbraucht werden. Da kann man genauso gut Urwälder abholzen. Doch das ist auch schlecht für das Weltklima, von wegen Regeneration und grüne Lunge der Erde und so weiter.

Selbst sich aktiv zur Wehr zu setzen und die schöne, leider jedoch abflauende Sitte des Auto-Abfackelns zu pflegen, hat einen Nachteil: Autos wollen nicht einfach so rückstandslos verbrennen, dafür sind sie einfach nicht gebaut. Zudem zieht der Qualm direkt in die Stratosphäre und macht uns die Ozonschicht kaputt. Die wunderbare Idee, Autobesitzern einfach ein kleines Päckchen mit Anzünder und Streichölzern auf die Wagenräder zu legen, damit dieser sein Fahrzeug selber verbrennen möge, ändert daran nichts.

Wie gesagt: Wir sitzen alle in der Falle! Es gibt kein Entrinnen vor dem Übel, man kann lediglich das Kleinere darunter wählen. So wie meine Eltern damals: Sie waren zwar mit keiner Regierung zufrieden und sahen sich vom Staat um alles betrogen, was sie je geleistet hatten. Aber deswegen den Langhaarigen zu huldigen, die gar nicht einmal wissen, was es heißt, richtig zu arbeiten (das Studentenpack), wäre ihnen ein größeres Übel gewesen, als den lieben langen Tag von den im Grunde ja doch gottgewählten Großmächtigen verarscht zu werden.

Es gibt kein gutes Leben im dialektischen!

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Krieg ist ja jetzt vorbei! Ihr wollt Sicherheit und keinen Terror?

Gestern war es arschkalt, mir ist beinahe die Nase abgefroren, aber denkst Du, sowas beeindruckt zum Beispiel einen Busfahrer der BVG? Da siehst Du einen Bus auf der anderen Straßenseite, kommst aber wegen all der Autos ewig nicht rüber. Dann steigt der letzte Fahrgast ein, die Tür geht schon zu, man sprintet unter Lebensgefahr zwischen gemeingefährlichen Autofahrern auf die andere Straßenseite vor den Bus, versucht dabei noch freundlich zu winken, steht dann vor der Türe, die sich - gerade hat sie noch gezischt - zusammen mit dem Bus verabschiedet und den potenziellen Fahrgast bei minus 14° C stehen lässt. Auf unbestimmte Zeit.

Gewalt ist aber auch keine Lösung! Auch wenn man verstehen mag, dass der ein oder andere den Busfahrern was auf die Mütze geben möchte. Manche sind aber gerade noch freundlich genug, einen doch noch in den Bus zu lassen, können es sich aber nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass es kein Wunder sei, wenn die Busse unregelmäßig oder verspätet kämen, weil ja immer noch einer angeschissen käme, der noch mitfahren möchte. Dann knurre ich: Die Busse sind einzig und allein deswegen verspätet, weil unzählige Autos die Straßen verstopfen.

Ich plädiere dafür, die Straßen innerhalb der Ringbahn für den PKW-Verkehr vollkommen zu sperren. Ganz ernsthaft, meine Damen und Herren, ist mein Begehr gemeint: Wer innerhalb der Stadt einen PKW führt, der ist nicht mehr ganz sauber, vor allen Dingen aber faul wie ein Apfel bei Aldi! Es gibt Busse und Bahnen! Und es gibt Füße! Auch Fahrräder gibt es! Eine autofreie Innenstadt hingegen hat nur Vorteile: Die Busse kommen wieder pünktlich, es stinkt nicht mehr so arg und die Passivautofahrer müssen nicht mehr an den vielen Abgasen elendig an Lungenkrebs verrecken! Vom reduzierten Lärm gar nicht zu sprechen! Ach? Ihr wollt Sicherheit und keinen Terror? Weg mit den Autos, sag' ich!

Allein die dämliche Autoindustrie geht bankrott. Na und? Ich verkaufe nebenbei Taschen. Wenn keiner mehr Taschen will, dann höre ich damit eben auf. ICH bekomme KEIN Konjunkturpaket. Taschenträger bekommen KEINE Abwrackprämie für ihre Alttasche, wenn sie sich eine neue kaufen wollen. Und das will ich auch gar nicht: Ich will keine Kunden, die Taschen nur kaufen, weil es einen staatlichen Zuschuss dafür gibt. Ich will, dass die Leute meine Taschen kaufen, weil sie gut sind! Und da kuckst Du, Du blöde Autoindustrie!

Deine Autos sind nämlich noch nicht einmal gut! Also: weg mit der Autoindustrie und her mit dem menschenwürdigen Verkehrssystem, das keine Verletzten oder sogar Tote in Kauf nimmt. Auch dann wird es genug Arbeitsplätze für Euch geben, liebe zukünftig arbeitslose Autobauer! Kündigt Euren Job, zeigt Herz und Rückgrat! Für Geld muss man nicht alles tun! Das ist ja Prostitution, oder zumindest sowas wie Beamtentum! Und wenn Ihr es nicht der Umwelt zuliebe einsehen wollt, dann denkt vielleicht wenigstens mal jemand AN DIE KINDER! Sonst wird ja auch bei jedem Scheiß' an die Kinder gedacht (Rauchverbot in Kneipen, Antiterrorgesetze etc.).

Die könnten dann auf den Straßen im Schnee spielen und lachen, wenn ein dusseliger Radfahrer rutscht und hinfällt. Es wäre wenigstens ein Kinderlachen und nicht das hässlich-hämische Feixen eines Autofahrers. Stell' Dir vor: einfach losgehen zu können, ohne an stupiden Ampeln stehen bleiben zu müssen (die es nur gibt, weil Autofahrer das nicht können, was sie eigentlich können müssten: Auto fahren!). Freundliche, entspannte Busfahrer winken den gehbehinderten Greis über die Straße und zeigen den anderen Fußgängern achselzuckend die Uhr - sie wollen nicht zu spät sein. Der Fußgänger denkt, naja, dann warte ich eben mal kurz, will mal nicht so sein. Krieg ist ja jetzt erstmal vorbei.

Jetzt ist erstmal Schnee, ganze 3cm dick, und das Chaos ist losgebrochen. S- Bahnen und Busse verspäten sich, die StVO ist völlig außer Kraft gesetzt, und jetzt frage ich Dich: welcher Dussel setzt sich in ein Auto, wenn die Straßen verschneit sind? Das können doch nur Menschen sein, die glauben, dass eine Verspätung auf der Arbeit gleich den ganzen Laden in den Konkurs treibt. Glaube mir, liebe Leserin, lieber Leser: Du bist im Grunde VOLLKOMMEN unwichtig! Ist zwar schön, dass Du selber so eine hohe Meinung von Dir hast, aber sie ist völlig überzogen und realitätsfern.

Denke nach: wenn Du wegen einer Verspätung Deinen Job verlieren solltest, dann war er es ohnehin nicht wert! Außerdem verspätest Du Dich sowieso, weil Du ja im Stau stehst. Es gibt keinen wirklich vernünftigen Grund dafür, in der Stadt überhaupt ein Auto zu fahren. Aber bei Schneefall und Eis ist es geradezu hirnrissig und zudem gefährlich! Nimm Dir lieber einen Tag Urlaub und baue einen Schneemann oder gehe ins nächste Cafè oder in die Sauna oder lese ein Buch, mach' einfach irgendwas Entspannendes. Aber gehe den Leuten nicht mit Deiner Dreckskarre auf den Keks!

Ach, das Leben könnte so lustig und schön sein. Und gleich danach, wenn das mit den Autos durchgesetzt ist, dann will ich, dass Hausbesitzer, die ihren Gehsteig nicht räumen, auf der Stelle enteignet werden. Besitz belastet eben. Wer aber für seinen Besitz keine Verantwortung übernimmt, sich ergo ENTlastet, der darf auch nichts besitzen! In meiner Diktatur, meine Damen und Herren, da wäre der, der hat, voller Demut gegenüber dem, der nichts hat! Und die, die nichts haben, würden sein ohne Furcht! So wie es sich gehört!

Mittwoch, 24. November 2010

Halt' die Fresse, Du Genexperiment! Die Bedrohungslage in der Bunzreplik!

Ich finde ja die Beleidigung bzw. Belobigung "Du Genexperiment" ganz super, weil sie ja offen lässt, ob ein Genexperiment was Gutes oder was Schlechtes ist. Beleidigung bzw. Lob ist wichtig in einer Gesellschaft sozialer Kälte. Sie bzw. es zeigt an, dass man an seiner Umwelt und seinen Mitmenschen teilhat. Leider hat mich noch niemand als "Genexperiment" belobigt bzw. beleidigt, und das finde ich schade. Mehr als "Schwuchtel" lässt sich eben aus der bildungsfernen Bunzreplik nicht rausholen.

Dafür kann aber tüchtig Panik geschürt werden. Nach unseres Innenministers sinistrer Erzählung (ist DAS nicht pulitzerpreisverdächtig?) ist die Bunzreplik nämlich äußerst gefährdet! Anschläge, meine Damen und Herren! Deshalb: Watch out for Koffer ohne Besitzer! Seit Jahren nun hoffen diverse Regierungen darauf, dass endlich einmal ein Anschlag auf die Republik stattfinden möge, damit die ganzen Sicherheitspakete ebenfalls endlich einmal eine Anwendung fänden! Man kommt sich ja so völlig ohne Terroranschläge, weltpolitisch betrachtet, vollkommen unwichtig vor.

Nun ja, vielleicht klappt es ja dieses Mal. Und deshalb bereiten wir die Bevölkerung insofern darauf vor, dass man sie zur Wachsamkeit auffordert. Von dem abgesehen, dass die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, von einem Auto überfahren zu werden als zum Terroropfer zu werden, stellt sich auch die Frage: Inwieweit kann ein alleinstehender Koffer Beweisstück einer akuten Gefährdung sein? Auf Plätzen, im Bus oder auch in Straßenbahnen, okay!

Aber zum Beispiel im ICE? Da stehen und liegen doch überall Gepäckstücke unbeaufsichtigt herum. Und selbst, wenn sie zu jemandem gehören: Es könnte sich dabei ausgerechnet um DEN Selbstmordattentäter handeln, vor dem alle Angst haben! Und um die Paranoia zu verstärken: Es ist zwar immer der bärtige Mann mit Turban und Pluderhosen, der verdächtig wirkt - die Anschläge jedoch werden von absolut unverdächtigen Personen verübt! Im Grunde könnte jeder Businessman auf der Strecke Frankfurt/ München ein Selbsmordattentäter sein. Also: Watch out!

Nun, wenigstens die Bahn hat nun eine neue Entschuldigung für die üblichen Verspätungen, da die Bahnsteige nur so wimmeln von Schutz- und Begleitpersonal mit Sprengstoffspürhunden und Maschinengegenwehr. Da fühle ich mich doch gleich viel sicherer und überhaupt nicht manipuliert. Stehen wir jetzt alle unter Generalverdacht, oder was? Wird Misstrauen nun zum Volkssport?

Ist es ja schon längst! Der erweiterte Extremismusbegriff beinhaltet ja nicht mehr nur Islamisten und Rechtsradikale, sondern auch antifaschistische Arbeitsgruppen. Früher hat man die ja noch gefördert, man erinnere sich: Der Aufstand der Anständigen, wie ihn Gerhard Schröder noch ausgerufen hat, um das rechte Pack in seine Schranken zu weisen. Nun positionieren sich die "neuen Anständigen" unter Merkel gegen eindeutig linke bzw. antifaschistische Gruppierungen und werfen ihnen Nähe zum Extremismus vor. Sowas darf natürlich nicht mit Bundesmitteln gefördert werden, ist klar!

Antifaschisten machen auch mir große Angst! Schließlich verweigert sich hier eine Minderheit dem gesellschaftlich verbreiteten Konsens der sozialen Selektierung von Minderheiten wie zum Beispiel Migranten und Arbeitslose, der durchaus ins faschistoide hineinspielt. Dazu kommt noch die staatliche Gängelung, die den Einzelnen am liebsten völlig entmündigen würde und deshalb eindeutige Empfehlungen zu den Themen Erziehung, Gesundheit, Leitbildern und Sozialhygiene ausspricht. Der Staat als Kontrollfreak - das wäre dann wohl ein faschistischer solcher!

Da ist das kunterbunte Allerlei dieser linken Chaoten doch nur hinderlich! Am Ende lebt jeder gemäß seiner eigenen Fasson, das ist ja schon fast der Sozialismus pur, sowas! Das hatten wir schon und brauchen wir nicht wieder! Niemals nicht! Totalitarismus ist pfui! Deswegen hat der liebe Vater Staat ein wachsames und ein strafendes Äuglein auf jene, die da versuchen aus dem System auszubrechen oder es gar zu verändern. JA WO KOMMEN WIR DENN DA HIN, wenn Rechtsextreme nicht mehr ungehindert tun und lassen können, was Rechtsextreme nun mal zu tun pflegen? Eben!

Ziviler Ungehorsam, die Geisel der Demokratie! So sieht's aus! Man stelle sich vor, im Dritten Reich hätte es solch nonkonformes Pack gegeben. Das wäre DIE Katastrophe gewesen, einfach undenkbar: Das Ganze "Projekt" wäre gescheitert! Das geht natürlich nicht: Eine rechtsextreme Regierung muss deshalb vor Allem gegen "linksextreme" Gruppen und ähnliche Widerborste vorgehen. Linksextrem und widerborstig sind indessen alle, die gegen rechts sind! Zum Ausgleich aber sollte sich die Regierung selbst durch den Verfassungsschutz beobachten lassen. Weil: erweiterter Extremismusbegriff!

Übrigens: Laut Frau Merkel leidet "unser Land ... nicht an einem Zuviel an Islam, sondern an einem Zuwenig an Christentum!" Soviel zum Thema "Extremismus"! Ich finde jedoch, "unser Land" leidet an einem Zuviel an Dummheit und einem Zuwenig an Vernunft. Aber das ist ja nur meine Meinung, und die zählt nicht wirklich. Wir haben hier schließlich eine Demokratie, und in der werde ich vertreten von Leuten, die ich wählen soll, damit sie mir sagen, was ich meinen soll!

P.S. Na, ganz so schlimm ist es ja auch noch nicht, oder?
P.P.S. Der BND weißt in seinen Stellenanzeigen ausdrücklich darauf hin, keine Pakete oder Päckchen zu Bewerbungszwecken zu versenden. Auch keine Emails.

Dienstag, 23. November 2010

JaJa, ein Flop, ich geb's zu: Meine Kidnapping-Umfrage!

Ganze zwei Teilnehmer hatte meine großartige Umfrage zum Thema "Prominentenkidnapping durch eine wiederauferstandene RAF". Die Teilnahme ist sogar so gering ausgefallen, dass NOCH NICHT EINMAL ICH mich traue, sie auszuwerten und die äußerst unräpresentativen Ergebnisse zu veröffentlichen.

Heißt das nun, dass...
  1. ...die Umfrage viel zu beknackt war?
  2. ... die möglichen "Opfer" viel zu beknackt sind, um für eine Entführung in Frage zu kommen?
  3. ...dass meine Leserinnen und Leser von solch brachialen Methoden nichts halten, sich ergo äußerst verfassungskonform verhalten oder auf Versöhnung aus sind?
  4. ...niemand mehr die RAF kennt?
  5. ...man sich fragt, warum die Royal Air Force irgendwelche B-Promis entführen sollte?
  6. ...es wirklich Wichtigeres gibt als sich einen Kopf um irgendwelche B-Promis zu machen?
  7. ... freie Nennung...?
Apropos Listen: Aktuelles aus der Welt!
  1. Es gibt wohl Krieg im geteilten Korea
  2. wir gehen erst mit 70 in Rente
  3. einen (branchenübergreifenden) Mindestlohn wird es niemals nicht geben, NICHT MIT UNS!
  4. es soll demnächst schon wieder schneien, obwohl offiziell noch gar nicht Weihnachten ist
  5. Johannes Heesters wird zum fünften Mal 100
  6. im Mediamarkt gibt es jetzt wieder eine Schallplattenabteilung (das sind die runden, schwarzen Scheiben mit dem Loch in der Mitte und der Auslaufrille)
  7. Prince William und Kate Middleton heiraten
  8. Es gibt keine Krise, und es gab auch nie eine
  9. Griechen singen und tanzen doch nicht den ganzen Tag, aber ihren Müll räumen sie bis auf Weiteres auch nicht mehr weg
  10. Rundfunkgebühren abkassieren UND auf die Quote schielen schließt sich gegenseitig aus (nur nicht bei ARD und ZDF)

Samstag, 13. November 2010

Wen würd' die RAF heutzutag' entführ'n? Who the fuck...?

Während eines frühen, kurzen Trinkgelages mit meinem Freund J. in dieser Woche ging es nach einer Weile um: Politik! Und da wurde auch erörtert, dass nur wenige Politiker charismatisch seien. Es handele sich in der Mehrzahl um Politkarrieristen, die ja selber kaum über Lebenserfahrung außerhalb ihrer "Kaste" verfügen.

Sogar solche Ignoranten wie Helmut "Bunzkanstler" Kohl hatten noch Format im Gegensatz zu den Suppenkaspern und Suppenterrinen der Gegenwart. Auch Schröder (Gerhard) und Fischer (Josef) hatten wenigstens noch eine Vergangenheit, die diese Bezeichnung verdient. Aber die konturlose Bagage heutzutag'? Hat die noch eine Vision, der sie sich andienen möchte? Wohl kaum: Verwaltungsfachangestellte haben keine Visionen, sie töten sie vielmehr!

Lange Rede, kurzer Sinn: schnell waren wir dabei, uns zu überlegen, wen die RAF heute noch entführen könnte, ohne sich selbst und/oder die Entführten zu blamieren. Wir haben unzählige Namen durchgespielt, das können Sie mir glauben. Doch es war nicht einfach, nein! Den einen kennt die Durchschnittsbevölkerung nämlich gar nicht mehr (Kohl? Wer is'n des?), die anderen wie z.B. Lena (viel zu sympathisch), Rösler (kennichnich), Westerwelle (will niemand zurückhaben), BuPrä Wulff (unwichtig) oder Angela Merkel (wird ohnehin irgendwann einmal von den eigenen Leuten erschossen) brachten es auch nicht.

Arme BRD! Die RAF, sie hat einfach schlapp gemacht, weil es niemand mehr wert war, gekidnappt oder erschossen zu werden. Oder stimmt das etwas doch nicht? Man soll ja keine Chance vertun! Nun, genau deshalb starte ich hier eine Umfrage. Also nicht wundern, wenn hier irgend so ein PopUp aufgeht und zu einer Umfrage eingeladen wird. Mein Freund RonJustice gab mir dazu einen juristischen Rat, weil ich natürlich befürchte, dass ich mich mit sowas strafbar mache.

Er hat mich nicht wirklich beruhigt, aber ich solle auf jeden Fall darauf hinweisen, dass die Umfrage keinerlei Aufforderungscharakter birgt, dass das Ganze unter dem Deckmantel der Kunst geschieht und dass die Sache sowieso nicht ernstzunehmen sei. Jetzt frage ich Sie: Gibt es überhaupt irgendwas Gesagtes oder Geschriebenes von mir, das man ernst nehmen könnte? Sicherheitshalber habe ich meinen Blog zur Kunst erhoben.

Zum Schluss noch eine äußerst geschmacklose Frage, die ich aber trotzdem stellen möchte: Wenn Menschen durch einen Schlag auf den Kopf eine Amnesie erleiden und nach einem gezielten, zweiten Schlag ihre Erinnerungen wieder erlangen - wie ist das denn mit Wolfgang Schäuble? Kann er wieder gehen, wenn er zum zweiten Mal angeschossen wird?

Viel Spaß bei der Umfrage!

P.S. Entführung ist verboten und deshalb strafbar! Drüber nachdenken darf man allerdings!

Hier die Umfrage:
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Dienstag, 9. November 2010

Aber verflucht habe ich sie! Die blousonbejackte Intelligenzja der Täteräää!

Als die Mauer fiel, war ich nicht dabei. Ich war sowas von weit weg, dass es beinahe schon gar nicht mehr wahr war. Ich war so weit von diesem historischen Ereignis entfernt, dass ich bei der Nennung des Datums 9.11. gar nicht an den Mauerfall dachte, sondern eher an die Reichspogromnacht. Und ich bin dermaßen wenig für den Mauerfall sensibilisiert, dass ich selbst heute beim gesamtdeutschen NeunElf eher an das amerikanische NinEleven denke.

Ich bin im tiefsten Westen aufgewachsen, Frankreich war mir also viel näher als die sogenannte Zone. Hätte zum Beispiel das Elsaß aufbegehrt und das Tor zur Weinstraße gestürmt, so hätte mich das viel mehr betroffen. Doch die Elsässer wollten ja gar nie zur BRD gehören. Und die "Zonis" wahrscheinlich auch nicht. Ich glaube, die wollten vor allen Dingen einfach WOANDERS sein. Aber bloß nicht in der DDR. Wem konnte man's verdenken?

Die Stimmung bei den Pfälzern war jedenfalls egalitär. Es wurde ja überall in den Medien kolportiert, dass die unweigerlich nahende Einheit gar nichts kosten, nein, sogar noch Geld bringen würde. Auch nähmen uns die DDRler keine Jobs weg, weil es dort ja quasi die Vollbeschäftigung gäbe. Am Ende glaube ich, dass man die "Wessis" und die "Ossis" irgendwie angelogen hat, nur jeweils ein bisschen anders halt. Allen voran log die "Bild", die extra zur Feier den Mehrfarbdruck angewendet hat und "uns" fortan schwarzrotgold- umflorte Titelblätter schenkte.

Keiner hatte jedenfalls was dagegen einzuwenden, dass die Mauer nun "weg" war. Aber so richtig dafür war auch keiner. Es war halt EGAL, HAUPTSACHE ES GEHT SO WEITER WIE IMMER. Und dass der Kommunismus nicht käme, das war die andere Hauptsache. Leider kamen aber ganz viele DDRler und haben den Gebrauchtwagenmarkt leergefegt und dafür ein Geld hingelegt, so dass man Verkäufern wie den Käufern die Frage hat stellen müssen, ob sie noch ganz sauber sind.

Da ich just zu der Zeit selbst einen neuen Gebrauchtwagen brauchte, war ich irgendwie angeschissen. Denn die waren nun doppelt teuer, vielleicht sogar dreifach, weil die völlig beknackten und vom Kapitalismus entfesselten "Ossis" jede Dreckschleuder gekauft hatten, die einen halbwegs funktionstüchtigen 4-Takt-Motor hatte und es wenigstens bis in den Nachbarort schaffte, bevor sie vollends auseinanderfiel. Dieser Tatsache allein hatte ich es zu verdanken, dass ich mir einen Ford Escort mit Lufthutze, Front- und Heckspoiler kaufen musste, weil ich mir keinen anderen Wagen leisten konnte.

Äußerlich schon irgendwie ölig, hinterließ er zudem eine schmierige Schleimspur aus einer Emulsion von Kühlerflüssigkeit und Motorenöl. Das war eigentlich ein don't, doch in dieser infrastrukturell unterlegenen Gegend brauchte man ein Auto, um auch nur irgendwohin zu kommen. Denn obwohl es mir manchmal gelang, das ein oder andere Girl zu küssen: Sobald sie dieses Auto sahen, flüchteten sie schreiend und ließen sich fortan am Telefon verleugnen. SMS gab es noch nicht. Ich hasste die Ostdeutschen nicht, aber verflucht habe ich sie.

Derweil merkten auch die anderen BRDler der Umgegend, dass irgendwie nicht alles so dolle ist wie es ihnen verkauft wurde. Klar, die Gebrauchtwagenhändler hatten sich gefreut wie Bolle. Aber gleichzeitig ahnten sie, dass sie ihrem unwilligen Nachwuchs nicht mehr an den Kopf werfen konnten, dass er doch 'rüber gehen soll, wenn es ihm hier nicht mehr passt. Es gab ja gar kein Drüben mehr. Und somit auch kein Hüben. Das tat ihnen bestimmt mehr weh als der Solidaritätszuschlag und DIE LINKE zusammen.

Tatsächlich war die Bunzreplik (Helmut Kohl) ein Ort niederträchtigen Stumpfsinns, der sogar die blousonbejackte Intelligenzja der Täteräää in die Tasche steckte. Es gab weder Linienbusse noch Zugverkehr zwischen den Dörfern, dafür wenigstens überfüllte Schulbusse. Wer kein Auto hatte, war schlicht ein Verlierer und hatte es nicht besser verdient, sogar als Tramper noch gedemütigt zu werden. Antirassismus war außerdem gleichzusetzen mit Kommunismus, und wenn man auf Arbeit keine Witze über "Ausländer" machen wollte, wurde man als "rote Sau" aus dem Betrieb gejagt.

Die DDRler kamen dann doch noch und nahmen "uns" die Arbeitsplätze weg, und somit hatten wir keinen Platz mehr für die vielen "Asylanten", die ja alle "Scheinasylanten" waren. Obwohl die "uns" ja nicht die Arbeit wegnahmen, weil sie nämlich gar nicht arbeiten durften, war das "Boot" nun irgendwie voll. Und die "ganzen Ausländer" waren plötzlich Arbeitnehmer dritter Klasse. Habe ich schon erwähnt, dass wir uns vor lauter Stumpfsinn kaum noch in die richtigen Drogen flüchten konnten? Uns blieb doch nur der Grunge, und der tat uns weh.

Was hat uns die Wiedervereinigung nun eigentlich gebracht? Der Nutznießer des emanzipatorisch fortgeschrittenen Sozialismus übernahm aus dem Westen das Frau=Herd/ Mann=Arbeit- Prinzip und hatte auch sonst den Kapitalismus schneller begriffen als viele Westdeutsche, die ja bekanntlich mit dem Silberlöffel im Arsch aufgewachsen sind. Dafür hat nun jedes Kind das Recht auf einen Platz in der Kita. Allerdings muss man dazu einen Arbeitsplatz vorweisen. Den bekommt frau freilich nur, wenn sie für ihr Kind einen Platz in der Kita nachweisen kann.

Der Wiedervereinigung haben wir sowohl ein Erstarken der rechten Parteien zu verdanken als auch die damit einhergehende Verschärfung der Einwanderungs- und Asylgesetzgebung. Wir haben ihr Angela Merkel zu verdanken, und das ist wirklich nicht schön. Wir hätten auch ein besseres Schulsystem haben können, aber es schien ja so viel wichtiger, individuelles Karriereversagen nach sozialer Herkunft zu bestimmen, als einmal etwas richtig zu machen. Man hätte ebenso eine gemeinsame Verfassung haben können, aber wer weiß schon, was das wirklich bedeutet hätte. Und die Tittenmädchen von der Bildzeitung gibt es seit der Wende in Farbe, was für ein Gewinn. Das ist bitte nicht zu vergessen!

Wir verdanken der Wiedervereinigung den Wunsch nach jener Normalität, die einzig und allein das Vergessen der großen Schuld aus dem Dritten Reich meint und somit unsere Verantwortung für die Zukunft schleunigst abschaffen soll. Wir haben ihr zudem den Abschied vom rheinischen Kapitalismus zu verdanken, der wenigstens noch nett sein wollte zu seinen Opfern. Härte regiert die BRD nun, Unbarmherzigkeit und Profilierungssucht. Da hatte der biederdeutsche Stumpfinn vorvergangener Zeiten vielleicht noch einen Funken Herzlichkeit gehabt? Der wäre denn nun zur Gänze weg! Was soll ich also feiern?

Samstag, 6. November 2010

Macht mich zum Vorstandsvorsitzenden! Eine Initiativbewerbung!

Ihr lieben, börsennotierten Unternehmen! Ihr habt mir endlich eröffnet, was ich aus meinem so vor sich hin dümpelnden Leben noch alles machen könnte. Fortbildungen, Weiterbildungen und Zusatzstudium, Autodidaktik - dies alles sind Relikte einer vergehenden Zeit, einzig und allein dazu erfunden, Niedriglöhnern das letzte Geld aus den Taschen zu ziehen und ihnen damit zu suggerieren, sie könnten ebenfalls dazu gehören, wenn sie sich nur etwas anstrengen.

Dieser Erkenntnis ist es nun zu verdanken, dass ich mich bei Ihnen um einen vakanten (Vor)Sitz im Vorstand bewerben möchte. Ich bin hinreichend qualifiziert - nämlich gar nicht im eigentlichen Sinne. Ich verfüge garantiert über keinerlei Fachkenntnisse, dafür besitze ich ausreichend gefährliches Halbwissen. Damit bin ich laut dem Analysten Tiemo Kracht überdurchschnittlich qualifiziert zum Vorstandsvorsitzenden. Außerdem bin ich weiß, männlich (also kein sogenannter Schlitzpisser mit Befindlichkeitsscheiß' im Hirn) und habe meine Lebensmitte voraussichtlich schon überschritten. Ich könnte also als Grande Dame des Wirtschaftslebens durchgehen, würde man mich nur lassen.

Hinzu kommt: Ich bin mindestens genauso beliebt oder unbeliebt wie die in die Wirtschaft strebenden Politiker, vielleicht nur noch nicht ganz so bekannt. Vernetzt bin ich jedoch, und zwar unter Garantie mit einigen Ihrer Kunden Ihres Unternehmens, dass ja auch alsbald MEIN Unternehmen unter MEINEM Vorsitz werden wird. Allein der Vernetzungsgedanke scheint Ihrem Unternehmen keine Sicherheit gegen den vorübergehenden Absturz Ihres Aktienkurses zu bieten.

Vielleicht wäre es gerade deshalb besser, einen unbekannten, unverbrauchten Jemand zum Vorsitz zu bestimmen. Sollte der Kurs trotzdem fallen, kann der Wert des Unternehmens durch Entlassungen wieder hergestellt werden. Ohnehin finde ich: Es gibt viel Arbeit, jedoch auch viel zu viele Menschen, die sie sich teilen. Das muss anders werden. Beschäftigungsgerechtigkeit entsteht doch nur durch ständige, offensive Personalverheizung und Neueinstellung. Die Kosten für Heilung und Verteilung übernimmt der Bund. Jawoll: Kosten/ Verluste sind zu sozialisieren und Gewinne zu privatisieren. Das ist zwar etwas platt, aber die Aktienkurse sollten damit rasch wieder ansteigen?

Habe ich schon erwähnt, dass ich gut aussehe? Allein dadurch werden mir die Herzen, ja die Sympathien von Volk und Politik zufliegen. Meine Freundin meint, ich hätte ein süßes Lächeln. Dies gepaart mit etwas Unbarmherzigkeit, da kann sogar der Anitheld aus Patrick Süßkinds "Das Parfüm" einpacken. Gut riechen tue ich aber trotzdem. Und ich bin absolut und jederzeit bereit, meine Reputation und mein soziales Restgewissen für ein angemessenes Gehalt zu opfern. Das tue ich schon eine ganze Weile, in diversen mies bezahlten Jobs. Dann kann ich das doch auch für IHR Unternehmen für viel mehr Geld tun.

Ich kann Ihnen soviel sagen: So wie ich in der Lage bin, ein Bundesland zu regieren, so kann ich auch Ihr Unternehmen führen. Und ich werde Ihr Unternehmen genauso so lieben wie ich mein Bundesland liebe. Und ihm entsprechend meine Treue schwören, das können Sie mir glauben! Und wenn ich mal weg bin, dann freuen sich alle. Das ist so, das war so und wird immer so bleiben. Ganz ehrlich! Also, in diesem Sinne: Wer mich nimmt hat's gut! Für Gespräche stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Wenn es dann noch Häppchen gibt, na prima: her damit! Danke für Ihr Interesse!

Dienstag, 2. November 2010

Report aus der Gegenwelt! Hoffnung als Leitgedanke!

Als ich einmal rauchen wollte, da hatte ich einen Jemand höflich nach Feuer gefragt, denn selbst hatte ich keines dabei, ich Hobbyraucher. In diesem Zusammenhang ist von meiner Seite auch das Wort "Bitte" gefallen, und da hat mich der Gefragte schon mit ganz großen Augen angeschaut. Aber als ich hinterher, die Zigarette war schon an, noch "Dankeschön" gesagt habe, da war er doch reichlich irritiert, weil: "... das doch unnötig ist, dieses "Bitte" und "Danke", volle Zeitverschwendung also, und außerdem nur eine Floskel..." Das hat er wirklich gesagt und ein bißchen leid hat er mir auch getan, weil er das so sieht: Höflichkeit ist nur eine Floskel.

Meine "neue" Freundin C. findet, dass ich sehr aufmerksam bin. Ab und an erkundige ich mich nach ihrem Wohlbefinden, und außerdem kann ich mich an Dinge erinnern, die sie einmal gesagt hat, und wenn es ums Essen geht, dann weiß ich auch schon ein paar Dinge, die sie nicht essen mag. Es kommt vor, dass ich ihr zuhöre, wenn sie spricht. Das ist eigentlich schon alles, nun ja, fast alles, weil ich sie außerdem sehr lieb habe. Ich scheue mich sehr, dies unter dem Label "Aufmerksamkeit" zu verbuchen. Vielmehr stelle ich mir die Frage, mit was für Typen sie vorher zusammen war, wenn dieses meiner Ansicht nach völlig normales Verhalten so außergewöhnlich erscheint.

Mein guter Freund RonJustice hat eine Frau aus dem Osten, V. genannt, kennengelernt. Er hört ihr zu (sagt er, aber ich glaube ihm das sowieso, weil: das kann er, das mit dem Zuhören) und hat wahrscheinlich ein paar warme Worte für die offenkundig gebeutelte Seele. Sie findet das außergewöhnlich und hat sich deshalb in ihn verliebt und er sich auch in sie. Schwierig ist allerdings, dass V.s Freunde und Freundinnen sich nicht so richtig darüber freuen wollen. Sie haben jetzt auch schon festgestellt, dass sie, schon nach wenigen Wochen, irgendwie "so westlich" geworden ist, und auch ein wenig "kapitalistisch". Nun klingt das alles so, als hätten die Freundinnen und Freunde aus der ehemaligen DDR ganz große Vorbehalte, und die sind ja auch immer ein Anzeichen von großer Angst. RonJustice hat zu V. gesagt, dass sich seine Freunde für ihn freuen würden, anstatt sein Glück zu denunzieren. Ich für meinen Teil habe mich tatsächlich für ihn gefreut. Leider ist diese Freude nun getrübt, da die Sache mit V. nicht so richtig funktionieren will. Es kann halt keiner so richtig aus seiner Haut.

Als ich nach Berlin zurückgekehrt war, so ziemlich genau vor einem Jahr, da habe ich mir vorgenommen, diesen saisonsbedingten Griesgramen und Griesgräminnen mittels einem bezaubernden Lächeln zu begegnen. Wer da lächelt, dem schneit Freundlichkeit, gar Herzlichkeit entgegen. Dachte ich. Und manches Mal hat's sogar funktioniert. Aber oft auch nicht, und dann bescheinigten mir die antwortenden Blicke bestenfalls eine Geistesgestörtheit, schlimmstenfalls aber Ablehnung. Wahrscheinlich ist Freundlichkeit bzw. Herzlichkeit einfach nur aufdringlich und ich habe damit viele Menschen sehr aufgeregt. Mich selbst hat diese Erkenntnis nur enttäuscht.

Da ich sehr auf meine Umwelt achte, bin ich stets sehr bestrebt, niemandem im Weg zu stehen. Auch weiche ich gerne Menschen aus, wenn sie mir entgegen kommen. Dann musste ich aber beobachten, dass mir eigentlich fast nie jemand auweicht. Dies vor allem, weil viele Menschen gar nicht schauen, wo sie hingehen und möglicherweise glauben, dass andere schon für sie mitdenken werden. Weil ich aber auch mal irgendwo hinkommen möchte und nicht ständig zickzack laufen will, habe ich es mir angewöhnt, im entscheidenden Moment den Blick zu senken, und et voilà, schon wird mir der Weg freigemacht. Nie wieder ausweichen müssen - das ist ein gutes Gefühl. Ich kann mich schließlich nicht in Luft auflösen! Die nächste Übung ist es, den ankommenden Menschen fest in die Augen zu schauen, sie also durch Blicke zu dominieren und damit dirigieren.

Das alles klingt irgendwie paranoid? Stimmt, ist es auch, aber volle Kanne! Aber ich bin lieber etwas paranoid als der ewige Spielball von rücksichtslosen und unaufmerksamen Lebewesen. Ach, diese letzte Aussage ist jetzt auch noch so wunderbar redundant, ich könnte schreien vor Glück! Und es gibt auch noch andere Menschen, wie z.B. C. oder RonJustice oder... oder ... oder... Das macht Hoffnung!

Sonntag, 31. Oktober 2010

Erfahrungen im Erwerbsleben! Langhaarige Faulenzer und Götter in Reinkultur!

Die Götter des Olymp waren unberechenbar, obwohl sie jeweils eine speziell für sie geschaffene Unart besaßen, die sie den Menschen wenigstens irgendwie ähnlich machte. Zeus war ein verdammter Hurensohn, dessen Nachkommenschaft vom gesamten Spektrum nach Art christlicher Erbsünderei geprägt war: freilich nur eine Marotte für jeden, dafür war diese aber gewaltig. Die Menschen verehrten und fürchteten sie, und je nach persönlicher Krisenlage huldigten sie mal dem Einen und mal der Anderen.

Nun, deutsche Politiker sind vor Allem völlig berechenbar und zweiterdings dem Normalsterblichen gleichsam unähnlich, dass sie eigentlich einer untergeordneten Gattung zugehören. Und das ist wohl das Vehikel, das sie eher gottungleich macht, was uns ja eigentlich aufatmen lassen sollte. Obwohl sie ihrerseits eine Parallelgesellschaft bilden, darin jedoch vollkommen snobistisch und ungerührt einer Tätigkeit nachgehen, die vor allem das sogenannte Wohl der Bevölkerung organisieren soll, aber mit der Realität derer kaum noch etwas zu tun hat.

Die Berechenbarkeit geht dahin, dass die getroffenen und in Gesetze gegossenen Entscheidungen stets von einer solchen Alternativlosigkeit geprägt sind, dass es schon vorher klar sein muss, wer von ihnen profitiert und wer nicht. Entscheidungen zugunsten sogenannter Leistungsträger treffen Kürzungen zuungunsten der sogenannten Schlurfis und Schlaffis dieser Gesellschaft, die sie am liebsten ins "Lager" stecken möchten, damit sie erfahren "dürfen", was Arbeit überhaupt ist.

Dabei vergisst man gerne, dass die meisten Politiker, die sich die Vollbeschäftigung zum Ziel gesetzt haben und jeden strafen und belehren möchten, der sich ihr verweigert (sei es aus Krank-, Faul- oder Belesenheit), selbst über keinerlei Erfahrung im Erwerbsleben verfügen. Klar, studiert haben sie, auf Papis Kosten, der aber bald bemerkt haben dürfte, dass es nicht ratsam ist, dem Sohnemann oder der Tochterfrau die eigene Kanzlei, Praxis oder das Familienunternehmen zu übergeben. Also ab in die Politik mit ihnen.

Es sind fast ausnahmslos Politkarrieristen, die den Menschen das Leben schwer zu machen drohen. Diese Sorte Politiker neueren Schlags haben noch nicht einmal mehr irgendwelche Marotten. Dazu braucht es ja einen frei gebildeten Charakter und auch etwas Lebenserfahrung. Es sind jedoch stinklangweilige Possenreißer, deren geringste Charaktereigenschaft sich eigentlich ins Gesicht einschreiben müsste, wenn sie denn eine hätten. Ein Gesicht vorausgesetzt.

Die Bevölkerung soll also diese mumifizierten Leichname in eine Regierung hieven, damit sie das verwalten, von dem sie keine Ahnung haben? Damit sich die Verwalteten ihrerseits eine Kaste leisten, die selber gar keine Leistung vollbringt? Wozu soll das gut sein? Das ist doch Götzenkult in Reinkultur! Wer gewählt sein will, muss auch was leisten, statt sich hinzustellen und über die geringe Wahlbeteiligung und den latenten Demokratieverdruss zu jammern. Vertrauen schaffen statt die Gesellschaft zu spalten - das könnte ein Weg sein.

Mein mittlerweile vertorbener Nazi-Onkel hatte eine Meinung dazu: Die sollen arbeiten gehen, das faule Pack! Obwohl dieser Satz in grammatikalischer Hinsicht hinkt und er eigentlich die "langhaarigen Faulenzer" meinte und mit Arbeit eher Zwangsarbeit im KZ... Ich hätte niemals gedacht, dass gerade ICH Arbeit einmal als einen Wert an sich verstehen würde. Aber wenn es der Wahrheitsfindung dient...

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die schönste Tabelle der Welt! Danke, danke, danke FvdL!

Zu aller Überraschung ergab die Neuberechnung des ALG II- Regelsatzes gar nicht, dass den Langzeitarbeitslosen und ihren Kindern zu wenig bezahlt wird, sondern ganz im Gegenteil, sogar zu viel. Und nur dem Großmut einer Frau von der Leyen ist es zu verdanken, dass die Sätze nicht sofort gesenkt, sondern sogar um 5 Euro erhöht werden sollen - insofern es im Bundesrat eine Mehrheit dafür gibt. Danke, danke, danke, Frau von der Leyen.

Da Arbeitslose ständig dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen, sollen sie auch schön gesund sein und auf keinen Fall Alkohol und Zigaretten im Wert von 14 Euro pro Monat erwerben und - schlimmer noch - für ihre Süchte missbrauchen. Diese Pauschale wurde gekürzt: Noch nicht einmal eine Flasche Sekt zum Geburtstag oder zu Silvester ist mehr drin - es könnte ja sein, dass just an diesem Glückstag ein Gespräch beim PAP ansteht oder man sich spontan für einen Job vorstellen soll. Zum Ausgleich steht dem Erwerbslosen eine Pauschale von 2,99 Euro im Monat zu: für Mineralwasser.

Wie ein Sixpack zu je 9 Litern für einen ganzen Monat reichen soll, wird allerdings nicht erklärt. Genauso, wie darüber gerätselt werden darf, wie man sich für 1,39 Euro bilden soll - wohlgemerkt: im Monat! Das reicht noch nicht einmal für eine Tageszeitung. Kein Wunder, dass das Lumpenproletariat auf Erzeugnisse der Springer-Hass-Presse zurück greift. Fortbildung zahlt doch der Staat? Wir reden aber gar nicht von Fortbildung: Es geht um Bildung, ganz allgemein! Das gab es früher mal, Sie kennen es bestimmt, das Wort: BILDUNG! Doch vergessen? Macht nix! Wer nix weiß, den macht auch nichts heiß. Wir brauchen hier Arbeitnehmer und keine Intellektuellen! Hinterher wird dann wohl auch noch nachgedacht über alles und so oder wie?

Und wenn der Geist schon hungert: 128 Euro für Lebensmittel sollen es schon sein - alles für den dicken Bauch: Dafür kann man ganz schön bio und gesund leben! Das Geld reicht dann zwar nur für einen halben Monat, aber Hauptsache gesund! Oder aber man verzichtet völlig auf Fleisch und Käse. Es gibt noch eine Möglichkeit: Täglich guten Biokäse kaufen (200 bis 300gr) und ein Stück Brot. Da kommt man mit vielleicht 4 Euro über den ganzen Tag.

Man kann jedoch alle Knappheiten mit anderen Posten verrechnen. Was soll man denn mit 15 Euro für die Gesundheit anfangen? Das geht besser: ins Bett legen, die Decke über den Kopf ziehen, tüchtig ausfiebern - das spart die Quartalsgebühr und Kosten für Medikamente. Wenn man dann ein Jahr lang spart, kann man sich vielleicht eine Waffe auf dem Schwarzmarkt kaufen und ein paar Patronen. Sich selbst in den Kopf schießen und die Gesellschaft, den Arbeitsmarkt und den PAP (persönlicher Ansprechpartner vom Jobcenter) entlasten, das wäre anständig! Wie anständig sind Sie?

Ja, den Arbeitslosen soll es nicht besser gehen als den Arbeitnehmern. Letztere missgönnen Ersteren lieber ihre Grundsicherung, als für sich selbst höhere Löhne zu erstreiten. Aber was rede ich da? Deutsche Arbeitnehmer sind viel zu blöd zum Ziehen der richtigen Schlüsse. In Frankreich brennen schon wieder Autos, weil die Franzosen nicht bis 62 arbeiten wollen. Hier in der Bunzreplik (H. Kohl) ist sowas nicht denkbar. Lieber schützt man die Bäume im erzlangweiligen Stuttgarter Park, als dass man gegen die Wohltätigkeiten unserer Politiker auf die Straße geht.

Der Zorn über die soziale Ungerechtigkeit, der wird im Straßenverkehr ausgelebt. Immer schön nach unten treten, und vielleicht auch zur Seite. Aber niemals nicht nach oben hauen, bitteschön! Das stört die Ordnung der Dinge. Ordnung ist das halbe Leben. Die andere Hälfte ist die Demütigung anderer sowie die eigene. Jedenfalls weiß man: Man beißt nicht die Hand, die einen füttert, so steht es geschrieben. Kann wirklich niemnd sehen, dass diese Hand schon lange niemanden mehr füttert? Hmmm? Ergo: Schnapp, Hasso, fass'!

Und nun: Die schönste Tabelle der Welt! Darin steht, was mensch so braucht, um über die Runden zu kommen. Vielleicht sollten sich zukünftig alle Arbeitgeber daran orientieren, wenn die Gehaltsfrage mal wieder auftaucht. Also wirklich, mehr Geld braucht doch nun wirklich niemand, oder?

Regelsatz für Erwachsene
Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke128,46 Euro
Bekleidung, Schuhe30,40 Euro
Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung
(ohne Miet- und Heizkosten, die separat erstattet werden)
30,24 Euro
Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände27,41 Euro
Gesundheitspflege15,55 Euro
Verkehr22,78 Euro
Nachrichtenübermittlung31,96 Euro
Freizeit, Unterhaltung, Kultur39,96 Euro
Bildung1,39 Euro
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen7,16 Euro
andere Waren und Dienstleistungen26,50 Euro
 
Regelsätze für Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres (in Klammern: Kinder zwischen 7 und 14 Jahren/zwischen 15 und 18 Jahren):
Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke78,67 Euro
(96,55/124,02 Euro)
Bekleidung und Schuhe31,18 Euro
(33,32/37,21 Euro)
Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung7,04 Euro
(11,07/15,34 Euro)
Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände13,64 Euro
(11,77/14,72 Euro)
Gesundheitspflege6,09 Euro
(4,95/6,56 Euro)
Verkehr11,79 Euro
(14,00/12,62 Euro)
Nachrichtenübermittlung15,75 Euro
(15,35/15,79 Euro)
Freizeit, Unterhaltung, Kultur35,93 Euro
(41,33/31,41Euro)
Bildung0,98 Euro
(1,16/0,29 Euro)
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen1,44 Euro
(3,51/4,78 Euro)
andere Waren und Dienstleistungen9,18 Euro
(7,31/10,88 Euro)
Quelle: tagesschau.de

Lustiges aus dem Hundeleben! Neues aus der Rubrik: Der Film, der ist!

Na, da wird sich die Zielgruppe des Pflegemittelherstellers Weleda aber freuen: Demnächst werden Horden von 35-50jährigen Frauen der leicht gehobenen Einkommensgruppen ins Kino stürmen, um den tollen Viggo Mortensen und die Durchschnittstrulla Charlize Theron im Kino dabei zu beobachten, wie sie in der Rückblende einmal gelebt haben und wie Viggo später mit seinem Sohn gemeinsam durch eine "schwierige Situation" geht und beide ihren "Lebensmut bewahren" (Weleda-Magazin Nr. 3/2010 S. 24).

Dieser Film, immer wieder durch traumhafte Sequenzen führend und kaum ein Klischee vermeidend, beschwört eine bessere Welt. Ja! "The Road" ist tatsächlich ein Drama. Der geneigte Leser würde aufgrund dieser Beschreibung und ohne Kenntnis der Literaturvorlage wohl eine todtraurige Geschichte von einem arbeitslosen Vater vermuten, der obdachlos mit seinem Sohn durch Amerika pilgert und den Tod seiner Frau verwinden muss.

Stimmt ja auch fast alles, bis auf die Sache mit der Arbeitslosigkeit: Vielmehr ist die "schwierige Situation" aber ein Endzeitszenario, in dem es keine Pflanzen und auch keine Tiere mehr gibt, die Menschen von Konserven, und da diese mittlerweile auch aufgebraucht sind, praktischerweise von Kannibalismus leben. Zu den wunderbarsten (vorwiegend farbgefilterten) Bildern des Filmes gehören ohne weiteres ausgemergelte, schmutzige, verdorbene Gestalten, die kaum mehr menschliche Züge tragen und viele viele verstümmelte (angenagte) Opfer und einige Selbsverarztungsszenen. Abiturfrage: Wie kann man trotz allem zu den "Guten" gehören und wie behält man nicht nur seinen Lebensmut, sondern vor allem: seine Menschlichkeit?

Man kann sich ausmalen, wie die derart getäuschten, mittelalten Damen nach 20 Minuten mit vor den Mund gehaltener Hand aus dem Kinosaal stürmen. Als Entschädigung bekommen sie dann jedoch eine Probe "Granatapfel Serum" von Weleda. Granatäpfel haben übrigens exakt die Farbe, die in diesem Film ausschließlich als Blut in Erscheinung tritt. Weleda sollte lieber Brechtüten verteilen. Manchmal fragt man sich tatsächlich, ob sich die Promotionabteilungen der Firmen eigentlich vorher ansehen, mit wem oder was sie ihre Werbung treiben. Hoffentlich aber tun sie es nicht, sonst wär das Leben um Einiges weniger lustig.

Ach so, wie ist nun der Film? Lest das Buch von Cormick McCarthy! Dann kennt man auch den Film!  Der fügt der Literaturvorlage nichts hinzu, nimmt ihr aber auch nichts. Faszinierend allerdings: die üppige Blumenwelt zum Anfang der Verfilmung im Kontrast zur Gegenwelt. Die am Drehort vorhandene (Rest)Vegetation ist übrigens nur mühsam kaschiert. Und dann im Abspann, aus dem Off, eine sich offensichtlich im heimischen Garten aufhaltende Familie inklusive Rasenbewässerung. Vorher gibt es dann doch noch einen Hund zu sehen (wo ja angeblich alle Tiere tot sind, naja). Wie erkennt man eigentlich, ob jemand zu den "Guten" gehört? Im Zweifelsgrund Thilo Sarrazin fragen, der weiß das bestimmt!

Sonntag, 17. Oktober 2010

Neue Kurzgeschichte! Auf embedded Textsprengsel!

Blockaden

Es hatte mit einer Schreibblockade zu tun. Seit Monaten nun brachte ich nichts mehr zu Papier. Nicht, dass ich keine Ideen mehr gehabt hätte. Davon gab es genug. Sie schienen mir sogar relevant zu sein. Doch irgend etwas hinderte mich daran, sie aufzuschreiben. Ich weiß nicht, was es war. Es hatte mit einer Schreibblockade zu tun. Seit Monaten nun brachte ich nichts mehr zu Papier. Nicht, dass ich keine Ideen mehr gehabt hätte. Davon gab es viele. Einige schienen sogar relevant zu sein. Doch irgend etwas hinderte mich daran, sie aufzuschreiben. Es hat wohl mit einer Schreibblockade zu tun. Seit Monaten bringst Du nun nichts mehr zu Papier, sagte mein wohlmeinender Freund zu mir. Es ist nicht so, dass ich keine Ideen mehr habe, entgegnete ich. Davon habe ich viele. Darunter sogar einige relevante. Doch irgend etwas hindert Dich daran, sie aufzuschreiben. weiter...

Freitag, 15. Oktober 2010

Ich erschieße keine fremde Menschen! Aber wenn die Dummheit siegt?

In der Arztpraxis. Ein Pärchen um die 30 betritt den Warteraum und setzt sich. Sie kramt in ihrer Tasche.
Frau: Willst Du die Zeitung?
Mann: Ja, gib her...
Die Frau holt die Zeitung heraus – Berliner Kurier – und teilt sie in der Mitte auf. Dem Mann gibt den Nachrichtenteil, sie selbst behält den Rätselteil. Sofort setzt sie sich an ein Kreuzworträtsel und füllt es aus, während der Mann in der Zeitung blättert und an einem Artikel hängen bleibt.
Mann: Hier steht, dass ein Arbeitsloser 1200 Euro verdienen darf. Also ich verstehe das nicht...
Frau: Was? 1200 Euro? Soviel verdiene ja ich nichtmal. Das ist ja unverschämt, dass die soviel verdienen dürfen.
Mann: Da fragt man sich, wozu man überhaupt noch arbeiten geht...
Frau: Ich versteh' das nicht. Sollen die doch arbeiten gehen...

Und spätestens ab diesem Moment, zuvor hatte ich noch interessiert zugehört (bei Leuten, die den Berliner Kurier, die BZ oder die Bildzeitung „Zeitung“ nennen, höre ich immer genau zu), möchte ich den beiden am liebsten ihre sogenannte Zeitung aus der Hand reißen und sie ihnen um die Ohren hauen. „Na, wer 1200 Euro verdient, der arbeitet doch“ würde ich ihnen am gerne zurufen. „Oder was glaubt ihr, dass da jemand kommt und sagt Ja ihr lieben Arbeitslosen, ihr tut mir so leid und deswegen zahle ich Euch einfach mal, sagen wir 1200 Euro und gut ist?" Ich halte jedoch den Mund und bin schockiert für den Rest des Tages.

In dem Artikel, den der Mann gelesen und offenbar falsch wiedergegeben hat, stand höchst wahrscheinlich etwas zum Thema „Zuverdienst“ für Langzeitarbeitslose. Nach den Plänen der FDP soll sich der Selbstbehalt für Leute, die wenig hinzuverdienen, verringern und sie so animieren, mehr zu verdienen, denn schon ab 400 Euro ist der Selbstbehalt größer. Folglich könnten Arbeitslose bis zu 1200 Euro brutto verdienen, bevor das Arbeitslosengeld voll angerechnet wird bzw. die Leistungen komplett entfallen. Na, so ähnlich - zumindest aus dem Gedächtnis rezitiert. Wahrscheinlich noch nicht einmal der Berliner Kurier wird behauptet haben, dass Hartz IV- Empfänger zusätzlich zu ihrem Bedarf noch 1200 Euro verdienen dürfen.

Also frage ich mich, wie viele Leute nicht einmal in der Lage sind, die recht einfach geschriebenen Artikel der Boulevardpresse zu lesen UND zu verstehen. Hier obläge der Presse die Aufgabe, alles noch einmal ganz genau zu erklären, damit das gering einzuschätzende Text-Lesevermögen der proletarischen Eliten nicht überfordert wird. Da wird doch das gesamte Bildungsdefizit in der Gesellschaft deutlich. Die Leute sind zu Bild um blöd zu lesen (sic!). Aber was soll man auch von einer Presselandschaft halten, in der Zeitungen die Mitteilungen von Bund, Lobbys und Agenturen unkommentiert und nicht mal recherchiert übernehmen? Gibt es das überhaupt noch: Zeitungen? Naja, wollen wir mal nicht unfair sein: Es gibt die Zeit, die Süddeutsche und die Jungle World. Und die haben ja auch ein paar Leser.

Die Lesenation Deutschland. Das ich nicht lache. Es geht doch wohl nicht darum, wieviel eine Bevölkerung liest, sondern darum, was. Mit Blick auf die Auflagenstärke der Zeitungen und die Bestsellerlisten bekommt das doch einen ganz anderen Geschmack: Da reiht sich Boulevard an Schmähliteratur auf Stammtischniveau und poesiefreie Trivialitäten an diverse Ratgeberbücher. Da wollen die Leserinnen und Leser doch lieber leicht Verdauliches in feinen Häppchen zugeführt bekommen. Sich einen Text erarbeiten? Poesie? Um die Ecke denken? Niente, nada! Wozu denn? Alles viel zu anstrengend.

Und so ist es zum Beispiel auch zu erklären, dass großartige Fernsehserien im Quotentief einfach verpuffen. Die Programmchefs reden mittlerweile davon, dass sie ihr Publikum nicht überfordern wollen und dementsprechend wird produziert: Belanglose Soaps, als Werbesendungen getarnte Wissenschaftsmagazine (Galileo und Konsorten) und Real-Life-Formate (Tattoos, Kinder, plastische Chirurgie u.d.m.) sind die Folge. Das Leben ist ja schon hart und anstrengend genug. Da wollen's wir in unserer Freizeit doch kunterbunt und weich haben, nicht wahr? Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass solche kritiklosen, ausschließlich konsumierenden Flachzangen eine Bereicherung für die Arbeitswelt sind (egal wie diese organisiert ist).

Ich spreche hier von denselben Flachzangen, die niemals in ihrem Leben ein Theater von innen gesehen haben und dennoch wissen, dass sie darin das Grauen schlechthin erwartet. Von Menschen, die jeden andersartigen Gedanken mit dem Hinweis: Es ist so, es war schon immer so und es wird auch immer so bleiben, ablehnen (und offensichtlich im Geschichtunterricht gepennt haben), die dementsprechend keinerlei phantastische Energie haben, um eine Utopie zu entwickeln. Ein Pack, dessen größter anzunehmender Traum sich zwischen dem Erwerb eines Neuwagens, einem Plasmafernseher und einem Ferienhäuschen (in einem warmen Land am Meer) bewegt. Idioten, die wirklich glauben, dass eine Gehaltserhöhung mitten im Aufschwung nicht möglich ist (wann denn sonst, Ihr Deppen? In der Rezession?), die wissen, das Streiks der Wirtschaft nur schaden (das ist ja wohl auch der Zweck der Übung) und ein branchenübergreifender Mindestlohn oder gar ein bedingungsloses Grundeinkommen NICHT möglich ist. Dieses Lumpenproletariat misstraut zwar den Arbeitgebern allgemein und der Regierung insbesondere zutiefst, kauft ihnen aber jede ihrer unhaltbaren Behauptungen ab. Noch dazu lässt es sich gegen sozial Schwächere aufhetzen, ohne auch nur einmal zu hinterfragen, wem die Hetze nutzt um wem sie schadet. So eine Bevölkerung wünscht sich doch jedes totalitäre Regime, und für eine demokratisch gewählte Regierung ist das natürlich sowas wie Erdbeerkuchen mit Sahnehäubchen obendrauf.

Wer wagt es also, über den eigenen Tellerrand zu schauen? Mal die eigene Kontextbrille abzusetzen und sein Leben in ein Verhältnis zu anderen zu setzen?
  • Wer macht sich schon Gedanken um Hartz IV Empfänger (um den Bogen wieder zu schließen), die keinen (Vollzeit-) Job bekommen und froh sind um jede Kröte, die sie dazu verdienen können?
  • Wer hat Verständnis für Selbständige, die mal auftragslos durch Monate dümpeln und sich aufstocken lassen, aber dann und wann auch mal einen Treffer landen und vielleicht sogar 1200 Euro verdienen? Arbeiten die deshalb nicht? Haben die kein Recht auf einen halbwegs anständigen Lebensunterhalt?
  • Und wer geht schon davon aus, dass er anderen Menschen den Arbeitsplatz wegnimmt? Und zwar allein aufgrund der Tatsache, dass er eine Stelle wegen eines 30-Minuten-Gesprächs bekommen hat, auf die viele andere sich ebenfalls beworben haben? Und die vielleicht zufällig die falsche Qualifikation, Herkunft, das falsche Geschlecht oder sogar Kinder haben? Die eventuell sogar nicht in der Lage sind, ihre jämmerlichen Skills als hervorragende Leistungen darzustellen und so zu verkaufen wie man selber es tat?
  • Wer vermutet auch nur, dass jene, die für einen kleinen Stundenlohn arbeiten, die Lohnspirale nach unten drehen und andere dadurch unter Druck setzen, für noch weniger Geld zu arbeiten.
  • Oder wer denkt daran, dass jener, der schwarz arbeitet, auch jemanden braucht, der ihn schwarz arbeiten lässt? Und dass deshalb zur Debatte stehen muss, wer da eigentlich „asozial“ ist: Der, der Geld benötigt oder der, der ihn schwarz beschäftigt und so Sozialversicherungsbeiträge spart?
  • Und wer würde in der Sache zustimmen, dass, wie zu Urzeiten, immer noch Dummheit und Gier die Oberhand behalten, während die Vernunft nur der Bremsklotz ist, der die Welt vor dem endgültigen Untergang bewahrt? Würden uns wenigstens mittelgroße Leuchten regieren und einigermaßen intelligente Menschen die Firmen und Konzerne leiten, dann wäre unsere Welt wohl eine bessere. Und etwas Widerstand bitte... hat noch nie geschadet!
  • Und zuletzt: Wer überhaupt stellt denn wenigstens einmal in seinem Leben seine Grundüberzeugungen auf den Prüfstand? Anstatt dauerhaft Dämlichkeiten und Banalitäten von sich zu geben wie verdorbenes Essen? Ich? Kommt schon vor! 
Und macht mich das besser? Ich weiß es nicht! Aber nachdenken hat jedenfalls noch nie geschadet. Träumen auch nicht. Ohne Träume gibt es keine Zukunft. Darüber zu schreiben scheint mir wichtig. Weil mich an manchen Tagen diese unsägliche Borniertheit der Masse wütend macht. So wütend, dass ich am liebsten amok laufen möchte. Ich schieße aber eben nicht auf fremde Menschen, weil mir an besseren Tagen die Tatsache genügt, dass es auch andere Menschen gibt. Wenn auch nicht so viele. Aber es ist ein Anfang. Immerhin!

Sonntag, 10. Oktober 2010

Auf dem Boden der Tatsachen: Ernüchterndes aus der Welt der Kinder!

Wir leben in einer kinderfeindlichen Gesellschaft! Jährlich ist diese Behauptung ein paar Schlagzeilen wert, und viele Eltern würden ihr zustimmen: Denn dauernd beschweren sich ein paar grantige Rentner und Ärzteehepaare wegen dem Lärm, den Kinder nun mal zu emittieren in der Lage sind. Außerdem wären Kinder immer noch Karrierebremsen. Doch bleiben wir mal auf dem Boden der Tatsachen:

Das Kinder und Job nicht wirklich zusammengehen, ist allein kein Zeichen für eine kinderfeindliche Gesellschaft, sondern eine Frage der gesellschaftlichen Organisation von Arbeit. Wer im Kapitalismus Kinder in die Welt setzt, muss das wissen. Denn Naivität ist dort nicht gefragt: Kinder bringen nur dort einen Nutzen, wo man sie gewinnbringend einsetzen kann - zum Beispiel durch Veräußerung. Fragen Sie dazu Madonna oder Angela Jolie, die statt Prada in den reichen Metropolen nun in armen Ländern Kinder shoppen gehen.

Überall dürfen Kinder ungestört Lärm machen und sich austoben. Sie lärmen ungehindert in Cafés, in Arztpraxen, in Wohnungen, auf Spielplätzen und auch sonst überall, und wirklich niemand fordert von ihnen Einhalt. Dabei sitzen deren Eltern bräsig neben dran und finden es unglaublich kinderfeindlich, wenn man zum Beispiel in einem Café, das man besucht um einmal in Ruhe einen Kaffee zu trinken, ein Kind dazu auffordert, sich etwas zu mäßigen. Ich finde es schon unglaublich, dass man da überhaupt etwas sagen muss. Ruhe sollte selbstverständlich sein.

Eltern haften für ihre Kinder! Letzten Endes haben die sich, aus welchen Gründen auch immer, für Kinder entschieden. Dann dürfen sie nicht erwarten, dass sich alles nach ihnen und ihrer Brut richtet. Als Kind habe ich gelernt, dass man an bestimmten Orten leise sprechen muss, behände zu laufen (also nicht zu trampeln), und dass ich nicht alles haben kann, was ich möchte. Oft war ich beleidigt oder ich habe geweint, wenn ich glaubte, meine Interessen seien nicht ausreichend beachtet worden. Ich habe es überlebt und bin nun ein ganz passabler Zeitgenosse mit einem gesunden Gefühl für Ruhepausen und Muse.

Ich sehe es allerdings nicht ein, dass ich zu hause bleiben muss, bloß weil Familien den öffentlichen Raum okkupieren und Terrorregime nebst Terrorregime errichten. Wir leben nicht in einer kinderfeindlichen, sondern in einer erwachsenenfeindlichen Welt! So sieht es nämlich aus! Erwachsene, ob mit oder ohne Kinder, müssen sich endlich von der Kinderherrschaft emanzipieren und lernen, ihre persönlichen Bedürfnisse zu schätzen. Eltern müssen damit aufhören, sich nur noch über ihre Kinder zu definieren und ihnen alles an den Arsch zu tragen, wenn sie auch nur glucksen. Wenn sie einmal "kinderfrei" haben, sollen sie auch nicht über ihre Kinder sprechen, sondern über etwas ähnlich Wichtiges. Und sie sollten sich darüber Gedanken machen, warum sie die überhaupt haben wollten. Hier ein paar ernüchternde Erklärungen dazu:

1. Kinder als Accessoire: Für viel mehr können Kinder gar nicht mehr herhalten. Seit Frauen und Männer erfolgreich verhüten können, gibt es eigentlich gar keinen altruistischen Grund mehr, Kinder zu bekommen. Ich habe noch nie einen wirklich plausiblen Grund genannt bekommen, warum es notwendig sein sollte, ein Kind in die Welt zu setzen. Aber irgendwie scheint es dazu zu gehören, so wie ein eigenes Haus, ein Auto, einen guten Job, tolle Visitenkarten, Mitgliedschaft im Tennisverein und dergleichen mehr.

2. Ich leiste damit einen Beitrag zur Sicherung der Renten und sorge durch Kindererzeugung dafür, dass die Art erhalten bleibt: Derart rassistisches Gedankengut ist weit verbreitet. Und den dahinter steckenden Altruismus nimmt einem sowieso keiner ab, der bei klarem Verstand ist. Davon abgesehen: Wie sollen die zukünftigen Arbeitslosen unsere Renten sichern? Hier steht allenfalls der egozentrische Trieb dahinter, sich in irgendeiner Form, zur Not auch auf Kosten des Nachwuchses, selbst zu vergewissern und so einen Distinktionsgewinn zu erzielen. Und sich als Märtyrer für die Gesellschaft aufzuspielen. Das ist ja so perfide!

3. Kinder geben so viel und machen die Welt zu einem besseren Ort: Kinder würden, wenn sie könnten, ihre Eltern ohne schlechtes Gewissen (das ist noch nicht voll entwickelt) aufessen. Wer glaubt, dass Kinder die besseren Menschen sind, der kommt durch Beobachtung einer Kindergruppe zu völlig falschen Ergebnissen: Kinder sind absolute Faschisten, nein - viel schlimmer - sie sind in ihrer Unbarmherzigkeit vollkommen willkürlich und daher unberechenbar. Hitler, Mussolini, Salazar, Franco, Baby Doc, Pinochet, Walter Mixa etc.: Sie alle würden blass erscheinen in einer von Kindern regierten Welt! W. Goldings "Herr der Fliegen" war eben kein Roman der Fiktion!

4. Es gehört zu meiner Bestimmung als Frau, Kinder in die Welt zu setzen! Die biologische Uhr tickt: Diese Uhr ist aber gar nicht biologisch. Sie ist eine gesellschaftliche Uhr. Der Druck der Gesellschaft auf junge Frauen ist enorm. Staat, deren Eltern, Religionsgemeinschaften - sie alle sehen in der Frau nur eine Gebärmaschine. Andersrum: Wenn alle Frauen wirklich Kinder haben wollten, warum gibt es dann eine Vielzahl von Verhütungsmitteln? Außerdem: Befragen sie doch mal Frauen aus ärmeren Verhältnissen, gerne auch in anderen Ländern, zu diesem Thema. Kinder zu bekommen ist hierzulande wohl eher die Flucht vor der beruflichen hinein in die private Verantwortung. Oder so: Wer beruflich scheitert, wird schwanger! Warum aber nicht einfach scheitern und hinterher ohne Kind das Leben genießen?

5. Die Pille / der Coitus Interruptus/ die Spirale / das Kondom hat versagt. Ich wollte eigentlich kein Kind. Nun ist es da! Hilfe! Die einzig wahre Art, ein Kind zu bekommen: zufällig, by accident. Nur so kann sich eine vernünftige Grundhaltung zum Kind entwickeln! Kein Podest wird aufgebaut, auf das es gestellt werden könnte. Die Eltern projizieren nicht ihre eigenen Sehnsüchte und Wünsche in ein Kind hinein und lassen es sein, was es ist: Ein neuer Mensch, der ordentliches Strippenziehen benötigt, um später nicht allzusehr asozial zu werden. Und schließlich wird dafür gesorgt, dass man selber auch noch eine bisschen Freude im Leben hat. Kinder sind doch ach so normal! Warum sollte dann mit ihnen kein normales Leben mehr möglich sein?

Leider vergessen viele Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Sie fördern sie lieber. Ist auch leichter so: Förderung geht ja nur von den Stärken aus, da ist Kritik an den Schwächen nicht gefragt. Das Kind könnte ja sonst weinen. Wenn also ein Kind ein beknacktes Arschloch ist, aber irgendwie musikalisch begabt, dann fördert man die Begabung und hat am Ende ein musikalisch minderbegabtes, erwachsenes Arschloch im Elternhaus sitzen, dessen einzige Form der gesellschaftlichen Auflehnung darin besteht, sich möglichst lange dem Schweinesystem zu verweigern, indem es den Eltern auf der Tasche liegt (deren Einkommen freilich aus demselben System entspringt).

Hätte man doch lieber an dem Arschlochsyndrom gearbeitet! Nun ja, jede Gesellschaft hat die Kinder, die sie produziert. Nun sind es eben Kinder, die alles besser wissen als die Erwachsenen und die vor Selbstbewusstsein strotzen. Dumm nur, wenn es dafür überhaupt keine Grundlage gibt. Zu meiner Zeit musste man spätestens nach dem Angeben auch etwas beweisen. Heute reicht es aus, sich zu präsentieren, um andere glauben zu machen, dass man etwas kann. Auch hier wäre etwas Kritik am Unvermögen der Zöglinge vonnöten gewesen.

Extremes und vor allen Dingen dauerndes Geschrei wird zudem als oberstes Gebot der Selbstpräsentation betrachtet. Die Eltern sind sich allerdings zu schade, ihren Kindern die Grundformen gesellschaftlichen Konsenses beizubringen. Kaum ein Elternteil, dass sein Kind einmal zur Stille gemahnt. Oder das in der Lage ist, seinem Kind etwas zu verwehren, weil es sonst weint. Ach Gottchen, Kindchen darf nicht weinen! Willst Du ein Eis, hmmmm?

Wer auf die Idee gekommen ist, dass es schädlich ist, wenn ein Kind weint, traurig ist oder einfach mal still in der Ecke sitzt, der gehört standrechtlich erschossen. Kinder darf man nicht anschreien, man darf von ihnen nicht erwarten, dass sie sich erträglich benehmen, man darf sie nur fordern, wenn es um schulische Leistungen geht und man darf deren erbärmliches Kindergeschwätz auch nie unterbrechen. Und man darf keinerlei Kritik formulieren, sonst durchleben Kinder Trauma auf Trauma.

So ein Quatsch! Natürlich darf man all das tun, und Traumata gehören zur Entwicklung eines jeden Menschen. Wer Kinder vor Traumata bewahrt, der verwehrt ihnen jede persönliche Reifung. Das wäre der Gipfel der Lieblosigkeit, getarnt als Güte. Eltern müssen, wenn sie schon Kinder haben mussten, knallhart sein können. Sonst tanzen ihnen die kleinen Terroristen auf der Nase herum und stehlen ihnen den letzten Rest selbstbestimmten Lebens. Eltern müssen ihrem Kind gegen jede Quengelei das tägliche Eis verbieten können und ihren Kindern abverlangen, sich einmal mit sich selbst zu beschäftigen.

Eltern sind eben keine Dienstleister, und Kinder sind keine Kunden. Die einen haben auch noch ein Leben, und die anderen müssen auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden. Da muss vermittelt werden. Und je weniger Ratgeber man sich zu diesem Vermittlungsprozess kauft, desto besser. Am Ende zählt nämlich nicht, wer seine Kinder am Lässigsten oder am Strengsten erzogen hat, sondern wer sie am Besten auf die Anforderungen der Gesellschaft vorbereitet hat - mit einem Quäntchen Kritikbewußtsein selbstredend.

Übrigens: Kinder wissen es zu schätzen, wenn man sich mit ihnen mal so ordentlich streitet! Und sie sterben nicht, wenn sie nicht sofort alle ihre Wünsche erfüllt bekommen. Sie freuen sich vielmehr, wenn ab und an mal einer gewährt wird. Und das kann dann auch ein Eis sein. Zuviel von allem raubt jedoch die Freude daran und steigert das Anspruchsdenken! Und Ansprüche sind immer so langweilig wie jene, die sie formulieren.

Hugh, ich habe gesprochen!

Montag, 4. Oktober 2010

Es ist ja alles da! Ein Abgesang!

Während die regierende Minderheit, deren Einkünfte allein aus Steuermitteln besteht und der daher keinerlei produktiven Leistungen im eigentlichen Sinne nachzusagen ist, nun die Einheit der zweigeteilten Bundesrepublik feiert und deren Protagonisten sich gegenseitig ihren Liebesschleim um die Backen schmieren vor lauter Selbstgerechtigkeit und gekünstelter Betroffen- und Ergriffenheit, wird die Gesellschaft längst nicht mehr nach Osten und Westen geteilt, sondern zwischen Leistungswilligen und - unwilligen.

Die integrationsunwillige Parallelgesellschaft, die sich von demselben Bruchteil der "Restgesellschaft" wählen lässt, den sie sonst verhöhnt, verabscheut und denunziert, ist sich dabei nicht zu blöde, der Mehrheit einen Lebensentwurf abzuverlangen, dem sie selber kaum Folge leistet. Wenn sich Leistung wieder lohnen soll, nur als Beispiel, dann ist ja nur von der Schwungkraft der Ellbogen die Rede, welche die Schwächeren einer Gesellschaft in die Ecke zu drängen vermag. Die sogenannten Leistungsträger der Gesellschaft verstehen es allenfalls, ihre erbärmlichen Bemühungen  verbal aufzublasen.

Hartz IV? Atomkraft? Gesundheit? Stuttgart 21? Entgegen allem Wählerwillen und diversen BVG- Urteilen wird einfach durchgesetzt, was der jeweiligen Lobby nutzt. Da geht es kaum noch um die (Wieder-)Wählbarkeit einer Partei, sondern allein darum, sich noch irgendwo ein Pöstchen in irgendeinem Aufsichtsrat zu sichern. Man muss ja auch mal an die Rente denken. An die Karriere. An das Fortkommen als Person. Was ist da schon ein Wählerauftrag? Was ist das überhaupt? Wenn dann die Wahlbeteiligung sinkt, weil die Leute völlig zurecht politikerverdrossen sind, dann wird geschimpft auf die demokratische Unreife der Bevölkerung. Denn sie versteht das Alternativlosigkeitsprinzip in der Politik nicht.

Das man gar nicht wählen kann, wenn es zur aktuellen Lage keine Alternativen gibt, dürfte den Schwachmaten, die sich durch die Bank für Regierungsaufgaben zur Verfügung stellen, entgangen sein. Dass es immer Alternativen gibt, würde mir jeder Richter bescheinigen, dem ich mitteile, dass der durch mich begangene Mord an diversen Politikern völlig alternativlos gewesen sei. Es gibt immer Alternativen! Auch wenn Mord zwingend geboten zu sein scheint.

Übrigens: Eine gewählte oder bestellte "Elite" sollte einer Gesellschaft nutzen, statt sie zum Abschuss freizugeben. Denn die "Elite" wird von ihr genau dafür bezahlt. Tut sie das Gegenteil, dann steht sie im Grunde selbst zum Abschuss frei. Nur: Das versteht in der Bundesrepublik natürlich keiner so richtig. Wer hier in der Scheiße sitzt, der zieht den anderen sofort wieder dahin zurück, sobald der auch nur versucht, seinen Kopf herauszustrecken. Und jene, die die Scheiße nur noch von oben sehen, treten den Ausbrechern die Finger vom Scheißkübel weg.

Es ist ja außerdem alles da: Der Neid zur Seite, der Neid nach unten. Bloß nicht: Der Neid nach oben! Der ist verpönt. Warum eigentlich? Wir sind alle viel zu bescheiden. Wir sollten nach dem streben, was die wenigen anderen haben, und nicht den vielen neiden, die von allem wenig haben. Wir sollten uns aneignen, was andere im vollen Ernst glauben, verdient zu haben. Wir sollten streiken und Krawall schlagen, statt die Mär von der braven Genügsamkeit zu glauben. Wer wenig hat, soll seinen Mut zusammen fassen und nach mehr schreien. Wer zuviel von allem hat, muss befürchten müssen, zu viel zu verlieren.

Hier geht es lange schon nicht mehr gerecht zu. Und sozial schon gar nicht. In einem noch fortzuschreibenden Märchen bewehrt sich der Mob mit Fackeln und Mistgabeln und sucht die von ihnen bezahlten Baumonstren auf, um deren Besetzer herauszuzerren und aufzuknüpfen am höchsten Baum. Hängt sie höher, die Drecksäue!, johlen sie. Und während deren Beine noch zappeln in der Dämmerung, öffnen sich im Verborgenen Samenkapseln, denen genaue Kopien der Erhängten entsteigen. Sie setzen sich an die Schreibtische ihrer Vorgänger und setzen deren Arbeit fort.

Der Mob indes lernt daraus, das Übel an der Wurzel anzupacken.

Dienstag, 14. September 2010

Esst mehr Autos! Ich selbst bin meistens Vegetarier!

Für Kampagnen jedweder Art bin ich vollkommen unempfänglich. Die Form der Überspitzung, um den gemeinen Alltagsmenschen auf eine bestimmte Position festzunageln, lehne ich von Grundauf ab. "Lieben Sie Tiere?", die gerne gestellte Frage von den freilaufenden Homunculussen der Tierschutz- bis Tierrechtsorganisationen, will so sehr eine einzige Position erheischen, dass man ihr nicht ganz sauber entrinnen kann. Wer hier verneint, ist automatisch ein Tierfeind. Wer antwortet denn auf so eine Frage mit "Nein!"

"Ja, ich mag Tiere - besonders auf dem Teller!" ist zwar eine grundehrliche Aussage, entzaubert aber die Gesichter der Fragesteller derart, dass man sich überlegt, ob man seine Speisekarte nicht erweitern soll. Doch was soll das: Wenn Tiere könnten, würden sie die Menschen jagen, züchten und auch verspeisen. Hat denn niemand "Planet der Affen" gesehen? Tiere sind keinen Deut besser als Menschen. Tierrechtler unterstellen den lieben Tierchen sogar ein Bewusstsein: Dadurch wird jeder Tigerbiss zum Mordversuch!

Neulich wurde ich von einem freundlichen Herrn, der sich in Begleitung einer hübschen Kamerafrau befand, angesprochen. Ob ich denn die Verantwortung für die Ermordung von, nein, sogar den Massenmord an Thunfischen übernehmen würde. Er hielt mir eine Papiertüte mit was drin hin. Ich gab mich genervt und bedeutete ihm, dass er mich bitte in Frieden lassen soll. Er sagte daraufhin "Ah ja, ich verstehe schon!" und ich wusste sofort: Er hat gar nichts verstanden. Ich folgte daraufhin einem trotzigen Impuls und bestellte in einem Café gleich nebenan etwas zu laut ein Thunfischsandwich.

Ich lasse mir eben kein schlechtes Gewissen durch miese Propagandasprüche, Fangfragen und Postulate einreden. Da reagiere ich meistens trotzig. Wer mich zu etwas zwingen möchte, erlebt mich dabei, wie ich noch nicht einmal das Gegenteil davon tue, sondern einfach: gar nichts! Aber ich lebe auch inmitten dieser, meiner Welt. Mein Thunfischkonsum beschränkt sich auf 3 - 4 Dosen im Jahr, um eine leckere Tomatensoße zu kredenzen. Obwohl ich Beifang wie Delfine als Veredelung der Konserve betrachte, ist mir das Problem mit den Fischen, dem Thunfisch insbesondere, durchaus bewusst. Jawohl, mein Herr, deswegen kaufe ich (fast) nur noch Fische, die mensch züchten kann! Warum sollte ich dann Verantwortung für die ERMORDUNG von Thunfischen übernehmen?

Allein der Duktus: Noch nicht einmal Soldaten werden ermordet! Sie werden allenfalls getötet. Soldaten aber sind keine Tiere, sondern einfach nur schrecklich fehlgeleitete Menschen (sofern sie die freie Wahl haben). Warum sollten dann aber Tiere einen besseren Status halten, indem man ihre biologische Absenz zum Mordfall erklärt? Kommt denn etwa gleich die Tier- Kripo, wenn einer dieser gefährlichen Stoibären (vgl. Problembär) aus den Alpen ein grasmordendes Schaf reißt? Ist der Metzger immer der Mörder? Oder ist er nur der Gehilfe des Jägersmannes?

Ich plädiere hier allenfalls auf ein Tötungsdelikt, allerdings aus freiem, menschlichen Willen und trotzdem einer lebensmitteltechnischen und klimapolitischen Notwendigkeit heraus. Der Mensch braucht einfach Tier in der Pfanne, da kann er sich's doch drehen und wenden, wie er möchte. Ich habe noch nie einen fröhlichen Veganer gesehen. Vegetarier essen immerhin Käse, Honig und dergleichen. Die habe ich aber auch schon lachen sehen! Ich selbst bin meistens Vegetarier, vegan lebe ich jedoch nur selten. Kürzlich hat C. behauptet, ich sei ein fröhlicher Mensch. Das ist der Beweis: Tiere essen macht fröhlich!

Thunfische, Kühe und von mir aus auch Schweine haben übrigens eine ganz erbärmliche CO²- Bilanz. Fische furzen ungeniert ins Meer und die Säuger an Land furzen in die Luft. Man muss sie einfach aufessen, sonst geht es abwärts mit dem Weltklima und aufwärts mit den Temperaturen. Deswegen gebe ich hier die Losung aus: Esst mehr Kühe! Autos stinken übrigens auch, deswegen gilt: Esst mehr Autos! Und wer kleine Kinder hat, muss sich daran gewöhnen: Esst mehr Kinder! Die pupsen dauernd durch die Gegend und werden später einmal zu erwachsenen, autofahrenden und im Flieger sitzenden Umweltschweinen.

Wir heurigen Erwachsenen sind allerdings unentbehrlich: Wer soll die ganzen Kühe, Thunfische und Autos denn aufessen, wenn es uns auf einmal nicht mehr gibt? Wollen Sie etwa für die Ermordung des Weltklimas Verantwortung übernehmen? Sehen Sie: Ich auch nicht! Drückebergerei gilt dabei nicht: Wer die Welt retten will, der muss ran an die Buletten! Ganz gleich, aus welchem Tier die gemacht sind!

Donnerstag, 9. September 2010

Einbahnstraßendenker und Kiezkiller! Assimiliert sind sie doch alle!

klick mich groß:
gefunden in Neukölln/ Donaustraße
Jaja, neben stehendes Plakat ist bestimmt ganz arg lustig gemeint. Doch ich als Ober-Spaßbremse komme nicht umhin, diese auf diverse Bevölkerungsgruppen angewendete Genealogie (Sippenlehre) in eine Linie (wenn auch nicht auf gleicher Ebene) mit der nationalsozialistischen Rassenlehre zu stellen.

Hier wird ein Bild von einer pseudoethnischen Gruppe gezeichnet, die bestimmte Attribute aufweist und damit per se unter Gentrifizierungsverdacht steht. Unklar bleibt, ob der bezeichnete soziale Typus alle Merkmale aufzeigen muss oder ob schon eines ausreicht, um ihn als einen sogenannten Kiezkiller bezeichnen zu können.

Der Verweis auf die Nazi-Rassenlehre ist insofern richtig, als auch hier schon durch rein optische Begebenheiten eine Rassenzugehörigkeit diagnostiziert werden sollte. Dem Kiezkiller droht zwar kein KZ- Aufenthalt und auch keine Ermordung, jedoch wird ihm im engeren Kontext eine (Zwangs)umsiedlung nahe gelegt.

Auch wenn dieses Plakat bestimmt nicht ganz so gemeint ist, so erinnert es doch in seiner Aussage verdächtig an die Auswirkungen der Nürnberger Rassegesetze, welche im Groben den Umgang mit Nichtariern unter Strafe bzw. Argwohn gestellt haben. Die Fragen, die uns hier gestellt werden, lauten: Bin ich selbst ein Kiezkiller? Unterstütze ich ebensolche? Darf ich an einen solchen Waren verkaufen? Was muss ich tun, um auf keinen Fall wie ein solcher auszusehen? Muss ich mir nun kleine Kopfhörer besorgen, um ja nicht wie ein Kiezkiller zu wirken?

Das Problem, das mit diesem Plakat angesprochen werden soll, ist ja nicht per se eines, das die potenziellen Mitglieder der betreffenden Gruppe zu verantworten haben. Die zahlen halt einfach die Miete, die sie sich leisten können und benutzen die Geräte und Kleidungsstücke, die ihnen gefallen. Das Problem sind vielmehr die Vermieter, die horrende Mieten kassieren dürfen und dies auch tun. Um hier fair zu bleiben, müsste man ebenfalls ein Plakat entwerfen, das über die eindeutigen Rassenmerkmale von Vermietern aufklärt. Sind Sie ein Vermieter?

Man sollte meiner Meinung nach beides einfach sein lassen. Vereinfacher gibt es schon genügend. Der, dessen Name ich auch weiterhin hier nicht nennen möchte, ist trotz seiner Bildung und seiner christlichen Bauweise ein ebensolcher. Heißt das nun, das Menschen mit Überbiss und Schnäuzer generell Dummschwätzer und Einbahnstraßendenker sind? Und was ist eigentlich mit den 50% der Berliner, die seinen "Thesen" zu den Muslimen angeblich zustimmen? Heißt das, dass die alle genauso beknackt sind wie jener Herr? Oder bedeutet das, dass der Unaussprechliche so bescheuert wie 50% aller Berliner ist?

Sie sind intolerant und schrecken auch vor Mord nicht zurück, um ihre Religion zu schützen. Am liebsten verbrennen sie die Schriftstücke anderer Religionen und haben entweder keinen Respekt vor anderen oder fürchten sie. Sie haben ein erschreckendes Frauen- und Weltbild und jammern sofort, wenn man sie kritisiert. Viele unter ihnen sind wahre Fanatiker und dulden keine andere Religion neben sich. Sie haben furchtbare Anschläge zu verantworten und töteten in der Vergangenheit auch viele Unschuldige. Auch heute töten sie noch - das alles im Namen ihres Gottes.

Wer war's? Richtig: Die Christen! Als deren Kreuzfahrer noch in ihre Kettenhemden geschissen hatten, waren ihnen die Muslime technisch und kulturell weit überlegen. Dann zogen eben jene Kreuzritter los und verteidigten andernorts ihren Glauben wie deren Nachfahren heutzutage ihre Freiheit am Hindukusch verteidigen. Weisheit haben sie keine mitnehmen können, und auch keinen Fortschritt. Wahrscheinlich war's am Ende doch nur das Gold und nicht der Kelch Christi. Dafür haben sie die Muslime in jenes Mittelalter zurückgeworfen, aus dem die Kreuzritter kamen.

Wenn heute irgendwelche muslimischen Jungs Jacken und Mobilfunktelefone abziehen, dann folgen sie auf keinen Fall dem Koran, sondern einzig und allein dem kapitalistischen Wertesystem. Assimiliert sind sie doch, was wollt Ihr denn alle? Wenn sie aber noch dazu nicht richtig lesen und schreiben können, dann liegt das nicht alleine an ihnen und ihren Eltern, sondern vor allen Dingen an den katastrophalen Zuständen in den Schulen und auch an der Stadtplanung, die mehr am Profit der Hausbesitzer orientiert zu sein scheint als am sozialen Frieden.

Wer nun aber Religion an sich in Frage stellen möchte, der sei hier zu einer freien Diskussion eingeladen: Christen, Juden, Muslime und Hindus - unter allen gibt es Fanatiker. Gibt es eigentlich auch fanatische Atheisten bzw. Agnostiker?

Montag, 30. August 2010

Der, dessen Name nicht genannt werden soll! Man muss auch mal was sagen dürfen!

Der, dessen Name hier nicht genannt werden soll (u. a. weil ihm ohnehin schon viel zu viel Aufmerksamkeit zuteil wird), bezeichnet sich selbst als bekennenden Christen. Dieses Bekenntnis hält ihn allerdings nicht davon ab, übelste Hetze gegen Minderheiten zu treiben und diese damit zu diskriminieren. Der, dessen Name hier nicht genannt werden soll, müsste dementsprechend seine Glaubensgrundsätze überprüfen.

Apropos Glauben: Der, dessen Name hier nicht genannt werden soll, sagt und schreibt Dinge, die allein seiner Meinung entsprechen. Dies wollen wir ihm nicht verbieten. Schließlich leben wir in einem freien Land, in dem man seine Meinung äußern darf. Leider, möchte man manchmal sagen! Dennoch müssen diese Grundsätze für alle gelten. Auch für den, dessen Name hier nicht genannt werden soll.

Man sollte aber auch die Grenzen des guten Geschmacks kennen und muss nicht alles in die Welt hinein posaunen, was man so vor sich hindenkt im stillen Kämmerchen seiner persönlichen, intellektuellen Verzweiflung. Auch wenn man Geld damit verdienen kann: Schließlich hat man ja auch eine soziale Verantwortung als sogenannter Leistungsträger! Da ziemt es sich nicht, die Bevölkerungsschichten gegeneinander aufzuhetzen. Und schon gar nicht mit Stammtischparolen!

Der, dessen Name hier nicht genannt werden soll, ist ein Intellektueller! Das darf man schon so sagen, zumindest nach Joseph Schumpeter: Er bezeichnet die Intellektuellen als "...Menschen, die zu reden und zu schreiben verstehen und mit ihrer Kritik öffentlich Dinge zur Sprache bringen, die an sich außerhalb ihrer eigenen Sachkompetenzen und Verantwortungsbereiche liegen. Ihre Erfolgschance beruht auf der Legitimitationsfähigkeit durch in der jeweiligen Gesellschaft verbindliche Grundwerte und liegt vor allem in ihrem Störpotenzial."

Heben wir einmal die Stichworte "Verantwortungsbereich" und "Sachkompetenz" zusammen mit der Präposition "außerhalb" hervor und setzen sie in einen Zusammenhang mit der im Folgesatz erwähnten Nomen-Adjektiv-Komposition "Störpotenzial", dann haben wir im Ungefähren die Parameter, in denen sich die Äußerungen von jenem, dessen Namen wir hier hier aber sowas von gar nicht nennen wollen, bewegen. Übrigens: Laut Wikipedia galt in der griechischen Antike ein Mensch, der Öffentliches nicht von Privatem trennen konnte, als ἰδιότης (idiótes). Heute sagt man schlicht "Idiot" und meint etwas anderes.

Der, dessen Name auszusprechen sich hier verbietet, hat nun ein Buch geschrieben. Man kann annehmen, dass er dies getan hat, um zu provozieren. Er hat gelernt, dass mit Provokation Geld verdient werden kann. Außerdem hört man ihm endlich einmal zu. Vielleicht wurde dem, dessen Name auf immer verschwiegen sein soll, in seiner Kindheit nicht so sehr zugehört. In der Erziehung kann vieles falsch gemacht werden.

Vielleicht ist der, dessen Name auf immer mit einer solch blutigen Blödheit in Verbindung gebracht werden wird, dass man ihn am liebsten gar nicht mehr aussprechen mag, tatsächlich emotional etwas vernachlässigt, und muss nun alles ausplappern, was ihm so alles nicht passt. Deswegen muss er überhaupt alles sagen dürfen, was seiner Meinung nach gesagt werden muss. Viele seiner Zuhörer und Leser geben ihm recht. Das sagt einiges aus, erklärt aber nicht das Wort "Intelligenz"!

Apropos Buch: Natürlich habe ich das betreffende Buch des Mannes, dessen Name hier getilgt wurde, aus Gründen der Ästhetik und der geistigen Reinheit, nicht gelesen. Das werde ich auch nicht tun. Es interessiert mich schlicht nicht, was jener, dessen Name ungenannt bleiben soll (allein der Pietät willen), zu schreiben hat. Außerdem wäre ich ihm dann auf den Leim gegangen. Es wird ihm aber auch nicht weh tun, wenn ich das Buch nicht kaufe und auch nicht lese, weil der Mann mit dem Geht-Nicht-Namen einmal gesagt hat, er würde auch für nur 5 Euro die Stunde arbeiten.

Für jedes Buch, das gedruckt wird, gibt es einen Verlag, der den Druck in Auftrag gibt. Der Verlag weiß in der Regel was er tut, so wie ein Dieb weiß, wenn er stiehlt. Vorher hat ja bestimmt einer das Buch gelesen, bevor es veröffentlicht wurde. Möglicherweise haben sich sogar Rechtsanwälte damit beschäftigt und dafür gesorgt, dass das Buch zwar ganz arg provoziert, aber nicht so arg, dass jemand, der sich beleidigt fühlt, dagegen klagen könnte. Genau so werde ich es hier auch tun!

Höchstens so eine kleine Klage wird möglich sein, die der, dessen Name hier nicht genannt sein soll, wahrscheinlich abwimmeln wird, weil er die besseren Anwälte hat. Dann gibt es ein flottes Urteil zu seinen Gunsten und er darf ab sofort und völlig legal diese bestimmten Sachen sagen, die einfach mal gesagt werden müssen und gegen die irgendein Dummerjan geklagt und vor Gericht kläglich verloren hat. Das Gesetz hat immer recht und verteidigt stets die geistige Avantgarde einer Gesellschaft. Das ist heute so und so war es auch schon vor 75 Jahren!

Und die einen, gegen die er seine Sachen gesagt hat, die nun mal gesagt werden müssen, die heulen laut auf und jammern und finden das ungerecht, dass einer plötzlich sagen darf, was er so denkt, obwohl das vorher gar nicht möglich war. Die anderen, die nun gerade finden, dass man eben diese Sachen auch laut und vor allen Dingen oft aussprechen muss, die freuen sich, weil sie endlich wieder sagen dürfen, was sie insgeheim schon immer gedacht haben, dabei aber geglaubt hatten, dass das, was man mal laut (und vor allen Dingen oft) aussprechen müsste, den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt.

Irgendwie ist das alles furchtbar ungerecht, und man sollte mehr auf die hören, die es ohnehin schon schwer haben. Leider aber, so muss man das schon sagen, haben es alle irgendwie schwer - ein jeder für sich ganz besonders! Ich wünsche dem, dessen Name hier nicht genannt sein darf, nicht aus justiziablen sondern aus ästhetischen Gründen wohlgemerkt, alles Gute und eine baldige Genesung vom neokonservativen Stumpfsinn und beende den Text hier mit folgendem Rätsel:

Wer ist gemeint mit "Der, dessen Name hier nicht genannt sein darf"?

a) Muhammed Ali
b) Guido Westerwelle
c) Holz E. Kart
d) Thomas Pynchon
e) jemand ganz anderes

Jede richtige Antwort wird mit "richtig" beantwortet!