Donnerstag, 29. Januar 2009

Mannheim ist schöner! Analoge Blogs in der Neckarstadt!

In unserem Haus gibt es jetzt einen analogen Blog. Im Treppenhaus, zweites Stockwerk, prangt nun ein Pamphlet, in dem vermerkt ist, wie heizkostentreibend die Unart sei, betreffende Fenster über Stunden geöffnet zu halten. Außerdem sei stundenlanges Lüften gar nicht erlaubt. Die Replik darauf, die nun darunter geschrieben steht, ist aufschlussreich, doch nicht überzeugend: Lüften sei erstens gar nicht nicht erlaubt und außerdem bilde sich Schimmel in Häusern, welche nie nicht gelüftet werden. Schließlich könne man das Lüften eines Hausflures nicht verbieten.

Das ist wohl eher ein juristisches Problem. Selber habe ich nichts ergooglen können, was die eine oder andere Sache untergraben könnte. Aber die Tatsache, dass zweimal googlen soviel Energie verbraucht wie eine Tasse Kaffee zu kochen, macht auch energietechnische Probleme in einem Wohnhaus in der Neckarstadt-Ost nicht leichter. Schauen wir mal, wie wir das Ganze eskalieren lassen können, denn offensichtlich geht es letzterer Partei am Arsch vorbei (was sich reimt ist nicht immer gut), was erstere zu bemängeln hat: Hier geht es ums Prinzip, und wenn das mal nicht schwer exemplarisch ist, dann gute Nacht, Mannheim!

Eine Partei möchte also, dass weniger zeitintensiv gelüftet wird und die Heizkosten sich dadurch mindern, die andere denkt, je mehr lüften, desto weniger Schimmel wird sich bilden und verbieten lässt man sich ja schon mal gar nichts! Vor allen Dingen nicht von einem läppischen Mieter, der von Besitz und Wertminderung ja so rein gar nichts versteht wie zum Beispiel ein Eigentümer. Soweit so gut! Mal sehen, ob sich das nicht noch toppen lässt:

"Wenn einige Frischluftfreunde denken, sie müssten das Haus mal so ordentlich durchlüften, dann sollen sie das gefälligst tun, aber nicht stundenlang. Stoßlüften reicht vollkommen aus! Nach fünf Minuten gehören die Fenster wieder geschlossen. Wer dem aus irgendwelchen Gründen nicht nachkommen kann oder mag, der soll für immer schweigen und nie wieder ein Fenster berühren noch irgendwelchen Unsinn ans Fenster bloggen!", steht nun ans Fenster geschrieben und ich harre auf Antwort.

Solange kann über etwas anderes berichtet werden: Wozu braucht eigentlich Ludwigshafen ein neues Einkaufszentrum wie die "Rhein-Galerie" am Zollhafen? Es gibt nun schon genügend Einkaufszentren in dieser Stadt, die zwar ambitioniert, doch leider gescheitert sind. Als Beispiele seien genannt: Der Berliner Platz und die Walzmühle - Takko, Tortenschachtel, KIK, T€DI, und Schlecker zählen zu den Garanten des konsumistischen Untergangs - funktionieren einfach nicht.

Was waren das noch Zeiten, als die Walzmühle noch mit (sub)kulturellen Angeboten lockte, bevor der Laden zu etwas vollkommen Belanglosem umverwandelt wurde: Hier hatten immerhin einmal The Notwist gespielt, im linken Teil der Fabrik, und im rechten konnte man gleichzeitig Techno nachvollziehen, der vorher doch nur eine trübe Masse an Tönen war, hier aber sich voll offenbaren durfte als das, was er war: eine intuitiv zusammenklabusterte Musik mit mehr Herz und mehr Seele, als es die ganze Rockliga annodazumal fertig brachte. Nun ist die Walzmühle ein trauriges Einkaufszentrum voller grantiger Menschen!

Wer soll bitteschön in Ludwigshafen einkaufen, wo doch jeder seit Jahrhunderten schon weiß, dass ein Einkauf in Mannheim viel mehr Spaß macht? Man geht höchstens nach Ludwigshafen, wenn man mal billige Jeans braucht. Wer aber Style kaufen will, der geht nach Mannheim. Ich weiß, ungewohnte Worte aus meiner Tastatur, aber es ist so! In Ludwigshafen flaniert allein das Proletariat: Es hat gar keinen Geschmack und braucht deswegen keine zweite ShoppingMall mit Kleidungsdiscountern und zugegebenermaßen schönem Rheinblick (man wirbt sogar mit dem Blick auf das Mannheimer Schloss! Wie niederträchtig, sich auch noch mit fremden Immobilien schmücken zu wollen). Zwei davon reichen!

Man gibt sich also voll der Hoffnung hin und schafft damit weitere Bauruinen. Davon gibt es in Ludwigshafen schon so viele! Genannt seien das ehrgeizige U-Bahnprojekt am Heinrich-Pesch-Haus, die Walzmühle, der Hauptbahnhof, der Berliner Platz, das RathausCenter, die BASF-AG, etc. usw, usf. Da ist sogar Mannheim schöner, und das meine ich ernst! Vielleicht liegt es aber auch an den drei Bier, die ich heute Abend schon getrunken habe. Ich trinke mir Mannheim richtig schön - Prost!

Sonntag, 25. Januar 2009

Stinkstädte vs. Pfälzer Wald! Temporäre Stadtflucht und die Wandervögel!

Mannheim stinkt! Es hat zwar weitaus weniger Grund dazu als Ludwigshafen, immerhin steht der Brauerei Eichbaum und der Schokinag die immens große BASF-AG entgegen, doch in der Top-Ten-Hitliste der Stinkstädte steht Mannheim ganz vorne, und Ludwigshafen wirkt dagegen wie der reinste Luftkurort. Leider ist Ludwigshafen noch hässlicher als Mannheim und taugt deswegen nicht zum Verweilen.

CountryGirl wurde zuletzt einmal gefragt, welches Auto sie denn habe. Sie antwortete, sie habe gar keines und wurde daraufhin erschreckt angesehen: "Ja, wie kommst Du denn dann zu Ikea?" Wochenendausflügler, so konnte CountryGirl erfahren, führen nun nicht mehr in den Pfälzer Wald, um den "zuzuscheißen", sondern besuchten IKEA oder das Rhein-Neckar-Centrum in Viernheim. Dort gebe es alles, was man für ein ordentliches Freizeiterlebnis bräuchte: Shopping, Shopping und Shopping!

FarmerBoy und CountryGirl ziehen es vor, in den Pfälzer Wald hinein zu fahren und den Wandervogel herauszukehren, wenn es der vorabendliche Kneipenbesuch erlaubt, die Glieder noch einmal zu regen und das Wetter es den verweichlichten Städtern erlaubt, die wilde Natur zu erleben. Wenn man kein eigenes Auto für derlei Ausflüge hat, tut eine Zugfahrt not oder man "lädt" Freunde ein, die ein solches Fahrzeug besitzen und gerade nicht bei IKEA sind. Der Plan ist folgender:

Man könnte sie zum Beispiel dazu einladen, nach St. Martin bei Edenkoben zu fahren und dort eine zünftige und kurze, weil schon nachmittägliche Wanderung zu unternehmen und zwischendurch auch einmal einzukehren. Dann könnte man zu fünft einem Passionsweg folgen, der unfassbar steil ist und an dessen Wegesrand die Stationen der Leiden Christi erfahrbar sind und an dessen Ende man ziemlich erschöpft ist, genau wie Jesus. Zwischendurch allerdings könnte man zu einer Grotte wandern und plötzlich einer katholischen Ausformung des Götzendienstes begegnen: dem Marienkult! Da muss das Jesuskind weinen, wenn es das mitbekommt!

Man könnte sich also über die Christen lustig machen, obwohl man sich eher vor ihnen fürchten sollte, vor deren Phantasie, Einbildungskraft und Wahnzersetztheit. Man könnte sich fragen, warum das Abbild der heiligen Mutter Gottes stets hinter Gittern ist und von A., der türkischer Abstammung ist, zur Antwort bekommen: Damit sie Jungfrau bleibt! Ja, dies macht Sinn, würde man da denken. Man würde sich vielleicht auch noch wundern, wer Christiam Kreuz ist, dem ein Stein immerhin noch gewidmet ist. Man könnte sich auch fragen, warum am Anfang des Passionswegs ausgerechnet ein Gedenkstein für die (deutschen!) Toten der beiden Weltkriege stehen muss, nicht aber einer für deren Opfer!

Man würde eventuell etwas später einem anderen Wanderer begegnen, der seinen Hund frei im Wald herum laufen lässt, der im Übrigen überhaupt nicht mehr an der Message seines Herrchens interessiert ist. FarmerBoy könnte dem Wanderer sagen, er sei ja sehr beruhigt darüber, dass er den Hund ja offenbar voll unter Kontrolle hat, woraufhin der Wanderer FarmerBoy nachäfft und dieser ihn wiederum als Arschloch bezeichnet. Die anderen Vier befänden sich eventuell etwas weiter hinter FarmerBoy und würden den Wanderer gerne grüßen, der aber dem Idioten, der ihn weiter vorne als Arschloch bezeichnet habe, lieber alle Knochen brechen würde.

Man befände sich dann noch später in einer Wanderhütte, in dem man für ein angemessenes Geld ein zünftiges Essen und einen Weinschorle bekäme und hinterher pappsatt wäre. Hinterher träte man den Heimweg an und genösse noch einmal so richtig den Duft des Waldes und das Licht der untergehenden Sonne, die sich sonderbare Wege durch die Nadelbäume sucht und findet. Man könnte dabei über Politik reden, über Urlaubsziele, über deren geographische Beschaffenheiten, gerne auch über die stinkende Stadt mit all ihren Vorzügen, und sei es auch nur, dass sie Stadt sei und kein Dorf. Denn da wäre man sich einig: In einem Dorf wolle man nun wirklich auf keinen Fall leben!

Dienstag, 20. Januar 2009

Immer der selbe Mist! Massenmord!

Als NaziDeutschland - Verzeihung, es muss natürlich heißen: Hitler ganz alleine - Raketen über den Ärmelkanal nach Großbritannien schickte, um dort vor allem die Bevölkerung zu demoralisieren und mit etwas Glück ein paar militärische Einrichtungen zu treffen, empörte man sich über den folgenden alliierten "Bombenterror" über Deutschland und tut es teilweise noch heute: Es ist in diesem Zusammenhang nicht ungewöhnlich, dass von einem Holocaust die Rede ist, wenn über das Recht Großbritanniens diskutiert wird, sich zu verteidigen.

Dieser historischen Tatsache ist es wohl zu verdanken, dass sich viele Linke in D-Land - Rechte sowieso - mit den Hamas solidarisieren. Denn keinem Volk soll dasselbe "Unrecht" zuteil werden, wie es dem deutschen Volk angedieh. Wo kämen wir denn hin, wenn wenn sich alle Länder wehren würden, sobald Raketen ihre Zerstörungskraft in deren Land entfalten? Man konnte damals halt nicht anders, die äußeren Umstände zwangen Nazideutschland dazu, den Rest der Welt anzugreifen und das Existenzrecht gleich mehrerer Nationen und deren Bevölkerungspersonal anzuzweifeln, da darf man doch nicht zurück schießen?

Heute sah ich an einer Ampel einen Aufkleber mit der Aufschrift "Massenmord ist keine Verteidigung - Stoppt den Gaza-Krieg!". Wie kommt man denn darauf, dass in Gaza ein Massenmord stattfindet? Wo fängt ein Massenmord eigentlich an? In Srebrenica? In Ruanda? in Europa vor und während des WW2? Oder in Tschetschenien? In China? In Indien oder Pakistan? Tja Leute, Massenmord ist ein großes Wort und dessen Benutzung möchte wohlüberlegt werden. Ich musste "...und GuerillaKrieg ist keine Lösung" darunter setzen, ich konnte nicht anders.

Außerdem ist der Vorfall in Gaza keineswegs ein ordentlicher Krieg, noch nicht einmal eine ordentliche Armee gibt es dort, und auch keine ordentliche Kriegsführung seitens der Hamas. Vielmehr operieren die Kampfverbände mitten aus der Zivilbevölkerung heraus, wie niederträchtig ist das denn? Man nimmt unschuldige Menschen als Schutzschild, um weiterhin zivile Einrichtungen innerhalb Israels anzugreifen, die wiederum in die Städte schießen müssen und dann blöd dastehen, wenn sie Zivilisten treffen. Das ist klug ausgedacht, Glückwunsch, und noch dazu wahrer Heldenmut, damit muss unbedingt sympathisiert werden.

Keineswegs dürfen die Hamas alleine kritisiert werden, auch deren Verhalten mag eine Folge israelischer Politik sein, wenn auch nicht eine ganz so unmittelbare, wie es gerne kolportiert wird. Mittlerweile sind beide Seiten schuldig, und vielleicht haben beide auch gar kein echtes Interesse mehr an einer Lösung des Konfliktes. Auf der einen Seite stehen kampferprobte Gotteskrieger, auf der anderen ein riesiger Armeeapparat. Was passiert mit beiden, sollten sie nicht mehr gebraucht werden? Allein die Zivilbevölkerung leidet darunter, dies auf der einen Seite mehr, und auf der anderen Seite weniger.

Generell könnte bei allem Protest einmal überlegt werden, welche Alternativen ein Land wie Israel eigentlich hat, vor allem wenn ihm das Existenzrecht abgesprochen wird. Welches Angebot außer der Selbstauslöschung des eigenen Staates kann Israel denn machen, damit auch der Terror ein Ende hat? Gefragt sind da andere: Welche Angebote können die arabischen Nachbarländer der Bevölkerung in Gaza machen, damit es der besser geht? Waffenlieferungen gehören da bestimmt nicht dazu, und auch keine antizionistische Hetze! Wohl aber die Aufnahme von Flüchtlingen, Aufbau einer Infrastruktur, Hilfsmittel und Geld für einen Wiederaufbau. Doch warum tut man das nicht?

Montag, 19. Januar 2009

CasualCrews und Verständnisgrundlagen! Alkoholprobleme im Jungbusch!

Nachdem die beiden also endlich einmal wieder einen an Humor reichen Abend verbringen durften, dürstete es sie bald nach mehr nach dieser Art der Freizeitbeschäftigung. Denn in der Tat war der Jahresanfang schon gründlich vermasselt, eigentlich auch schon die Tage davor. Nachdem FarmerBoy von seinem treusorgenden Weib einen Sylvesterabend und noch ein paar Tage mehr in Berlin zum Geburtstag geschenkt bekam, CountryGirl aber dort leider rechtzeitig erkrankte und mit der Welt den Noro-Virus teilte, war auch er quasi co-infiziert, was aber nicht zum Ausbruch gereichte, ihn aber - kerngesund zwar - dennoch zu Quarantäne verurteilte.

Und so zog sich die Sache in strenger Hygiene und Askese bis zu jenem Abend in der Feuerwache hin, wo FarmerBoy zum Lachen genötigt wurde. Eine glückliche, aber absehbare Fügung hatte die Geburtstagsfeier von CountryGirl zur Folge, die im allgemeinen Rausch endete und einige absurde Gespräche beinhaltete, die hier nicht mehr wiedergegeben werden können. Man hätte diese Gespräche unbedingt mitsschneiden und anderntags abhören sollen, um Scham entwickeln zu können. Dies war aber nicht der Fall. Man sollte der Vorsehung tiefen Dank dafür zollen!

Trotz mürbem Schädel beschloss man tags darauf, also wenige Stunden später, dem Jungbusch eine Visite abzustatten, denn man hatte gehört, hier tue sich etwas neuerdings. Zunächst besuchten die beiden ein Jazzkonzert im Laboratorium, die mitgebrachte Stimmung zeugte jedoch nicht von hohem Unterhaltungswert. Und das, obwohl die Band sich wirklich alle Mühe gab. Zudem wurde der Hörgenuss von einer Gruppe junger Menschen empfindlich gestört, die in einem hin quasselten und alles ständig lustig fanden. Lustig war unter anderem, dass die Bläser ihre Instrumente tauschten, auch die Drinks waren lustig und somit galt das Adjektiv "lustig" allem, was zu besseren Zeiten als "geil" empfunden wurde: Eine Bedeutungsbeimessung ohne wirkliche Bedeutung, eher, um etwas gesagt zu haben.

Die jungen Menschen indes beklatschten die üblichen Leistungen der Band mit infernalischem Lärm, so dass FarmerBoys Schädel zu dröhnen begann, er sich gleichzeitig aber Sorgen um die Gesundheit der Handwurzelknochen einerseits und der Gehörgänge seinerseits machen musste. Dieser eher ernüchternde Teil des Abends musste sofort beendet werden, also begaben sich die um U. ergänzten beiden zu den "Strümpfen", um dort ebenfalls Apfelschorle zu trinken, dann aber bemerkten, dass Feuer ja am Besten mit Feuer zu bekämpfen sei und deswegen Sekt am Start war, der erstaunlich gut zu schmecken begann, genau wie das Bier hinterher.

Als man sich dann darüber unterhielt, ob es denn für "Strümpfe" eine Schanklizenz gäbe, wurde es leicht hitzig, denn FarmerBoy erhob sich zu einer Rede aus dem Stand und erklärte, dass es in Berlin schon seit Jahren gang und gäbe sei, eine solche Lizenz zu umgehen, indem man ganz einfach eine Dauerausstellung, also so eine Art Nachtgalerie ersann, die anderen aber einfach mit den Augen rollten, denn FarmerBoys ewige Berlin-Storys seien nur schwer zu ertragen und sie sich danach erkundigten, wann er denn endlich gedenke, in Mannheim einmal anzukommen. Woraufhin sich FarmerBoy ganz trotzig gab und für fünf Minuten erstmal gar nichts mehr sagte, und anschließend kurz ins "Blau" hinüberging, um dort ein Frustbier zu trinken und in Mannheim endlich einmal anzukommen, wie er sich später ausdrückte.

Als er wieder zurückkehrte, waren H. und T. ebenfalls erschienen, die alle damit schockierten, dass sie nun doch zusammen ziehen mochten und sogar Nachwuchs eingeplant war. FarmerBoy, mittlerweile ein paar Bier reicher, konnte das so gar nicht richtig fassen und hakte an dieser Stelle einmal genau nach, was unter anderem die Frage beinhaltete, ob man sich denn im Klaren darüber sei, was diese hieße und ob man denn gedenke, sich nun vollends aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen. Das hatte er in aufrichtiger Neugierde gefragt, und wie er glaubte, auch höflich, aber das kam offensichtlich nicht so höflich herüber, so dass man ihm mitzuteilen bemüht war, wenn gesellschaftliches Leben bedeute, sich allabendlich volllaufen zu lassen, dann könne man auch getrost darauf verzichten und so weiter.

Glücklicherweise betraten in diesem Moment die Quasselstrippen aus dem Laboratorium den Raum, so dass FarmerBoy ein anderes Objekt zum Lästern gefunden hatte und sich das Gesprächsthema damit erledigt hatte. Als die mit Lästereien bedachte Gruppe dies mitbekam und FarmerBoy als deren Urheber ausmachte, gab es erst einmal einen handfesten Streit mit allem Pipapo, so dass sich die Gastgeber genötigt sahen, dem einen Riegel vorzuschieben, woraufhin sich die Streithähne vor der verriegelten Türe wiederfanden und irgendwie alle auf allen herumhackten, viel mehr aber auf FarmerBoy, der sich abermals für's "Blau" entschied und die anderen, inklusive Quasselstrippen, sich ihm anschlossen, nicht ohne zu betonen, dass es für offensichtliche Alkoholprobleme eine Hilfe gäbe.

Da hatte FarmerBoy fast schon wieder genug, aber dann kam schon ein neues Bier, bevor ihm endgültig der Kragen platzen konnte. Dermaßen besänftigt prostete er allen einmal zu und wurde endgültig zu einem glücklichen Menschen an diesem Abend. Denn Provokationen, wie er noch betonte, dienen auch dazu, andere aus ihrer Reserve zu locken und damit eine Verständnisgrundlage zu schaffen, wie es die sonst gängige Ignoranz niemals hinbekäme. Diesbezüglich wollte er das "super-laut-klatschen" einmal üben und bekam eine klare Anweisung, und es dauerte nicht lange, bis die ganze Casual-Crew mitklatschte und so im Begriff war, sich im "Blau" eine gänzlich neue Verständnisgrundlage mit allen anderen Gästen zu erarbeiten.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Herr Hacke vs. FarmerBoy! Showdown in der Feuerwache!

Es war mal wieder wie verhext: Als sich FarmerBoy nun schon zum hundertsten Mal auf dem Weg aus der Neckarstadt zum Atelier H7/15 verlaufen hatte, kam es dann doch noch zu einem verspäteten Treffen mit dem Künstler Holger Endres, der ihm gehörig den Kopf wusch, nachdem er sich über FarmerBoys Orientierungssinn lustig gemacht hatte. Denn FarmerBoy hatte sich anlässlich einer Ausstellungsparty nicht nur abfällig über die Photographien eines Künstlers geäußert, sondern auch, um seine Meinung zu untermauern, unbedingt die Aussage einer kunststudierten Freundin mit hineinbringen müssen.

Das war selbstverständlich nicht ganz koscher, so dass FarmerBoy dem Künstler Holger Endres versprochen hatte, dass so was in Zukunft nicht wieder vorkommen solle, er sich aber nicht für seine eigene Meinung über die Photographien entschuldigen wolle, was für den Künstler Holger Endres vollkommen okay gewesen war. Danach trank man zusammen noch einige Weissweinschorle und rauchte selbst gedrehte Zigaretten von auf der Party liegen gelassenem Tabak.

Einer der Weissweinschorle muss schlecht gemischt gewesen sein, denn FarmerBoy ging es am Tag darauf gar nicht gut. So jammerte er den lieben langen Tag über dies und jenes, dass es in Mannheim sowieso nie etwas zu lachen gebe, man ihn, FarmerBoy, nicht verstünde und auch gar nicht verstehen wolle, auch kulturell verhielte es sich hier wie im Wildpark und obendrein seien die Leute hier auch noch garstig und unfreundlich. Außerdem sei es ja wohl ein ganz verhagelter Jahresanfang gewesen, mit Kälte, Schnee und Seuchen und all dem unnötigen Kroppzeugs.

Da hatte CountryGirl eigentlich auch schon genug von dem Gejammer und entschloss sich kurzerhand dazu, zwei Karten für die Lesung von Axel Hacke, nicht zu verwechseln mit Alex Hacke von den Einstürzenden Neubauten, zu besorgen, damit das mal ein Ende habe. Wer ihn nicht kennt: Axel Hacke kann schreiben und hat sogar schon Bücher verkauft. Damit das so bleibt, gibt er Lesungen und liest dort laut aus seinen eigenen Büchern vor. Das ist lustig, und, wie FarmerBoys zuweilen unsichtbarer Freund MetroBoy bemerkte, auch etwas trivial. Doch da FarmerBoy ja sonst nichts zu lachen gehabt hatte, fand er sich zusammen mit CountryGirl in der Feuerwache ein, um dem Herrn Hacke zu lauschen.

Da haben sich die beiden ganz vortrefflich amüsiert, bis der Herr Hacke zu monieren anfing, dass es gewisse Leute gäbe, die ja so sehr der deutschen Sprache verschrieben seien, dass sie ganz unbedingt ganz alte Worte wie zum Beispiel „Backfisch“ reanimieren müssten, er aber leider diese Menschen in die gleiche Ecke stieß wie diesen Verein zur Pflege der deutschen Sprache, die aus Notebooks gerne Klapprechner machen wollen.

Denn mit diesen Leuten, die mit ihrer Sprache Inzucht treiben, hat FarmerBoy ja rein gar nichts am Hut, wohingegen er sehr gerne alte Worte wieder beleben möchte, die schon in Vergessenheit geraten scheinen. Denn der Alltagssprache, so FarmerBoy, fehle es ohnehin an Poesie, besonders in Mannheim, wo man sich ja angeblich aus Zeitgründen das andernorts geläufige „Bitte“, „Danke“ und „Bitteschön“ längst abgewöhnt habe und man diesen pseudo-turbokapitalistischen Neusprech, denn man daraufhin pflege, auch noch irgendwie „cool“ fände. Cool sei jedoch nur, wem das „Cool-Sein“ von vornherein egal sei und der sich noch dazu die Zeit für solche altbackenen Floskeln nehme, obwohl (!) er es eilig habe. Alle anderen seien eben nicht cool, sondern ganz arme, gehetzte, oberflächliche Seelen. Punkt!

Jedenfalls war FarmerBoy in Folge etwas grantig geworden und brummelte absichtlich wohlklingende, beinahe vergessene Worte in seinen Bart hinein, mitunter fielen solche wie „zum Behufe von“ und „Mumpitz“, und dann fielen ihm irgendwann nämlich gar keine mehr ein, obwohl er gerne noch etwas weiter gemacht hätte, gerade weil die Sitznachbarn ihn schon böse angefunkelt hatten. Doch da schlug ihm CountryGirl auch schon mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und schickte ihn zum Bier holen, woraufhin FarmerBoy einfach an der Theke stehen geblieben war, den Kopf auf Beulen abtastete und die paar Bier eben dort trank, wo er ob der vorgelesenen Texte zuerst sogar einmal richtig Lachen musste, dann zweimal leicht geprustet hatte und sich am Ende voll der Heiterkeit hingeben musste, obwohl er das ja gar nicht mehr so richtig wollte.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Lokführer sind manchmal die wahren Verlierer! Es leiden jedenfalls immer die selben!

Meine Güte: Wie steht es eigentlich um die bundesdeutsche Wirtschaft bestellt, wenn sich Unternehmer wie der 74jährige Adolf Merckle vor den Zug werfen? Und das nur, weil er sich verspekuliert hatte und sich einige (!) seiner Firmen in arger Finanznot befanden? Hatte der Milliardär das wirklich nötig?

Sonst bringen sich ja eher zukünftige Arbeitssuchende um, wenn ihre kleinen Träume zerplatzen. Und was ein HartzIV-Empfänger so an Zumutungen und Einschränkungen tagtäglich erlebt, hätte ein Herr Merckle nie am eigenen Leib erfahren müssen. Sozusagen war dessen Kränkung eine Luxuskränkung, wenn diese wirklich ausschlaggebend für seinen Freitod gewesen sein sollte.

Über die Toten auch Gutes: Adolf Merckle war Mäzen für Wissenschaft und Kunst und sowieso verdienstvoll für die BRD und das Ländle. Noch nicht einmal der MiPrä von BaWü, Günther "Altnazi-Seligsprecher" Oettinger kann ihm durch die Zurschaustellung seiner Betroffenheit noch einen Schaden zufügen: Adolf Merckle war schlicht zu jung, um ein Naziverbrecher gewesen sein zu können. Skrupellose Geldvermehrer waren ja irgendwie dafür anfällig, doch hier stimmt's nicht.

Es wird sich eher der Mythos vom hart arbeitenden Menschen herausbilden, der große persönliche Entbehrungen in Kauf nahm und ein väterlicher Ansprechpartner für seine Angestellten war. Der stets gut war und edel, dem selbst ungute persönliche Makel nachgesehen werden, weil er so karitativ veranlagt war. Dem in schwerer Stunde jedoch keiner zur Seite stand in seiner Not usw. usf.

Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass Kapitalisten und (legale) Steuertrickser wie Merckle einfach ein viel zu großes Ego besitzen, um verlässliche Bünde schmieden und Vertrauen in andere setzen zu können. Vor allem, wenn selbst Familienmitglieder gnadenlos gefeuert werden, sobald die Bilanzen mal nicht stimmen. Am Ende hat sich Adolf Merckle gleich selbst wegen Misswirtschaft gefeuert und war sich nicht zu gut dafür, noch jemanden mitzunehmen, wenn auch nicht letal.

Mein ganzes Mitgefühl gilt dem Lokführer, vor dessen Zug sich der Kapitalist Merckle geworfen hat. Man stelle sich vor, dass ein Selbstmörder uns einfach zur Tötungswaffe degradiert, ohne unser Zutun und unsere Zustimmung. Die psychischen Verheerungen für die solcherweise Betroffenen müssen groß sein. Gerade in diesem Fall: Nicht selten sind Lokführer hernach unfähig, ihren Beruf weiter auszuüben.

So tat Adolf Merckle am Ende das, was eine große Schwäche von vielen Führungskräften ist: Die aus borniertem Handeln und falschem Stolz resultierenden Konsequenzen in letzter Instanz doch noch anderen zu überantworten: Dem Staat, der die angeschlagenen Unternehmen mit 400Millionen Euro unterstützt, seiner Familie, die den Verlust nun tragen muss und dem Lokführer, dem hoffentlich therapeutische Hilfe zur Verfügung steht.

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