Sonntag, 30. November 2008

Ein Besinnungsaufsatz! Dass das Grau das Schwarz der Menschen sei!

Ich bin sehr froh, noch lebendig zu sein. Lebendig sein nicht im Sinne von "noch nicht unter der Erde sein", sondern eher in dem von "noch nicht gänzlich von allen guten Geistern verlassen worden sein". Nichts ärgert mich zum Beispiel mehr als ein langweiliger Mensch, der schon mit Erreichen eines Schulabschlusses die Verantwortung für sein Leben an der Garderobe seines schwachen Verstandes abgegeben hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich noch über die Schlechtheit der Welt mokieren kann und über die Dummheit, die sie regiert.

Meine Nachbarn (manche, nicht alle) in der Neckarstadt nenne ich liebevoll "die Toten", dabei wäre "die Untoten" der exakte Term. Man schaut ihnen in die Augen und man erkennt sofort: Dahinter ist kein Leben mehr. Man hat sich mit dem Unausweichlichen abgefunden. Um nicht irre daran zu werden, muss man sich in einer gefährlichen Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber üben. Die Sorgen und Nöte der "Toten" sind rein abstrakter Natur: die Finanzierung des Eigenheims, die Karriere, Nippes und Tand wie Automobile, Plasmafernseher, Aktienkurse und dergleichen mehr.

Ich selbst fühle mich in meiner Unreife sehr wohl, weiß ich es doch zu schätzen, konkrete Feind- und Freundbilder benennen zu können. Die Palette meiner Gefühle reicht von Hass über Verachtung bis hin zur Liebe. Die Leidenschaft ist das Salz in meiner Suppe, ohne sie begänne ich zu verwesen und der Modergeruch an meinem Leib würde unerträglich. Ich sehne mich nach dem Schwarz und dem Weiß, das Grau ist mir zuwider. Grau ist die Farbe des Mittelmaßes, auch wenn die Modewelt beharrlich behauptet, dass das Grau das Schwarz des stilsicheren Menschen sei.

Der Hass auf das Einerlei und deren Protagonisten ist auch ein Schutzmantel gegen die ständigen Angriffe auf meine gehegte und gepflegte Unreife. Man befindet, ich machte mir das Leben unnötig schwer, und man möchte mir den Weg weisen. In der Tat könnte ich es leichter haben, doch ist das Leichte immer gleich das Bessere? In der Reibung entsteht Wärme, endet die Reibung, folgt Kälte. Ich muss zugeben, dass ich in erschöpftem Zustand die Toten manchmal um ihre Gleichgültigkeit beneide. In der Regel reicht ein Gedanke nur, ein Blick um die Ecke, um mich wieder aufzuraffen.

Was mich im Leben treibt ist ein Austausch mit der Welt. Ich muss wissen, ob ich Verbündete habe, Weggefährten in allen Gassen. Auch muss ich mich stets meiner Selbst vergewissern. Womöglich schreibe ich gerade deswegen, entlasse kleine Testballons in die Welt, auch um meine Grenzen zu schauen. Viel zu oft antworten mir sendungsbewusste Langweiler und versuchen mich in ihre Denkstrukturen hinein zu ziehen, mich zu Ihresgleichen zu machen. Viel zu selten werde ich ermutigt. Meine Hoffnung geht dahin, dass lebendige Menschen zustimmend nicken, wenn sie mich lesen.

Und dann schaue ich wieder in die Welt mit offenen Augen, packe Schere und Papier aus und bastele sie mir zurecht, gerade so wie es mir gefällt. In dieser Welt ist die Dummheit all das, was mich kopfschütteln macht. Sie kann - soll sogar - bekämpft werden bis auf's Blut. Doch all das Gute und das Schöne darin wird gehegt, auf dass es gedeiht und sich fortpflanzen mag. Die Welt ist schön, doch es schmerzt, sie so gleichgültig wahrgenommen zu sehen. Wer aber zu mir sagt: Lass das Denken sein, ich tu' es auch, dem sage ich: Mach die Augen auf! Ich tu' es gern...

Dienstag, 25. November 2008

Mich fürchtet's vor dem Winter! Katastrophenmeldungen!

Einmal stand unser Mann von DHL vor der Türe, kreidebleich und zitternden Händen. "Wissen Sie, was mir gerade passiert ist?", eröffnete er grußlos. "Nein, mir unbekannt!", entgegnete ich, doch meine höfliche, zuvorkommende Art erteilte dem grundsympathischen jungen Mann Redefreiheit.

Er hätte nämlich gerade vor unserer Hauseinfahrt gehalten, um uns ein Paket zuzustellen. Er war jedoch noch nicht zur Wagentüre hinaus, da hupte bereits ein hintanstehender Verkehrsteilnehmer und beschied ihm wild fuchtelnd, er solle gefälligst von der Toreinfahrt verschwinden. Daraufhin sei er, unser DHL Mann, weggefahren und hätte anderswo einen platzsparenden Haltepunkt gesucht.

Als er mit unserem Paket zurückgekommen sei, hätte der PKW Fahrer selber vor der Ausfahrt geparkt und im Inneren seines Fahrzeugs in aller Seelenruhe telefoniert. So ein **** (schlimmstmögliches Schimpfwort bitte selbst eintragen), und jeden Tag derselbe Mist, schimpfte unser DHL Mann. Er sei ja schon viel herumgekommen, aber was er hier erlebe, das schlüge dem Fass den Boden aus und so weiter.

Ich sah mich als Leidensgenossen, hatte tiefes Verständnis für den verunsicherten, wütenden Mann. Die Gesichter von so einigen Menschen hier tragen hässliche, tief von Missgunst, Dummheit und Boshaftigkeit ins Gesicht gezeichnete, Narben. Das wahre Böse, es hat einen Platz in Mannheim, und es verwundert, dass die Stadt keinen eigenen TatortKrimi hat. Doch gegen das Böse und das Dumme hat man keinerlei Macht - es sei denn mann bedient sich ihrer Instrumente.

Mit dem Fahrrad unterwegs. Auch mal StVO-mäßig so komische Sachen machen. Man kommt ja sonst gar nicht vom Fleck. Ich behaupte hier: Hielte ich mich genauestens an die Verkehrsregeln, ich käme niemals an meinem Ziel an, es sei denn, ich schübe mein Fahrrad über weite Strecken. Dennoch: Ich gefährde damit allein mein Leben. Anders wird es, wenn ein PKW-Fahrer mal so komische Sachen macht. Und hinterher den Radfahrer auf einen nichtexistenten Radweg verbannen möchte, weil er ja auf der Straße gar nichts zu suchen hätte.

Führte ich dann eine Waffe mit mir, ich würde ohne zu zögern davon Gebrauch machen. Adrenalinberauscht stelle ich mir übelste Foltermethoden vor. Winseln soll er, der Hund! Um Gnade betteln und seine Dummheit erkennen und daran ersticken. Ich würde sie ihm ins garstige Gesicht schlagen und ihn am Ende blutend in der Gosse liegen lassen.

Nachdem ich mich noch einige Kilometer in dieser Phantasie gesuhlt habe, inklusiver Abschaffung aller Blödheit in der Welt durch faschistische Wirkungsweisen, kühle ich allmählich wieder ab. Ich mache mich doch nicht mit solchen Menschen gemein! Diese Katharsis findet stets im Kopfe statt.

Trotzdem fürchtet's mich sehr vor dem Winter, oder was Experten hier so als Winter bezeichnen. Es ist nämlich zu vermerken, dass viele Menschen, die einen Führerschein ihr eigen nennen, gar kein Auto fahren können. Es aber trotzdem tun. Das ist fast noch erträglich, wenn die Straßen rein und trocken sind. Doch sobald auch nur ein Eiskristall den Teer berührt, bricht ein Chaos aus.

Deswegen spricht man auch gleich von Schneekatastrophen, wenn es einmal schneit und der Schnee auch noch liegen bleibt. Genau genommen müsste es aber Autofahrerkatastrophe heißen, denn der Schnee ist selten schuld an den endzeitlichen Szenarien auf bundesdeutschen Straßen. Tatsächlich schneit es ja nur noch selten in diesen Breiten. Meine Großeltern erzählten manchmal noch von Wintern, die diesen Namen verdient haben.

Wenn es aber schon bei Raureif zu Unfällen und bei leichtem Schneefall zum Dauerstau kommt, wird das ganze Ausmaß des Irrsinns auf den Straßen deutlich: Hier treffen andauernde Selbstüberschätzung, mangelndes Einschätzungsvermögen von Gefahren, Dummheit, Dreistheit und Ungeduld aufeinander. Diese ungute Kombination macht das Kraftfahrzeug zu einer tödlichen Waffe. Aber Waffen, in den Händen von Idioten? Oder SIND Waffen nicht sogar für Idioten gemacht?

Hmmm! Müsste man mal drüber nachdenken!

Sonntag, 23. November 2008

In der Reformhölle! Das schwarze Loch in meinem Brotkasten!

"Großvater, Großvater, erzähl' uns noch eine Geschichte vom Krieg! Bitte, och bitte!" "Na gut, dann will ich mich mal nicht lumpen lassen, also: Es fing alles an vor vielen vielen Jahren, als es in der Welt noch ganz anders zuging als heutzutage. Damals sahen die Automobile verschiedener Hersteller auch verschieden aus, und unsere Weihnachtsgeschenke mussten wir Kinder noch bei unseren Eltern abbezahlen. Für selbstgestrickte Socken verlangte meine Mutter 10 Mark! So ging es damals nämlich zu.

Früher gab es auch noch kein Bio. Nur sowas ähnliches, man nannte das damals noch Öko! Öko bedeutete verschrumpelte Äpfel und verschmutzte Salatköpfe. Dargereicht wurden diese Waren von ebenso verschrumpelten und verschmutzten Bauern, die immer so wirkten, als seien sie direkt vom Feld zum Marktplatz gefahren. Ich misstraute diesen Bauern sehr und kaufte mein Gemüse daher lieber im Supermarkt oder beim Spanier! Und schon auch mal im Reformhaus! Das Reformhaus, liebe Kinder, ist sowas wie ein BioDiscounter, nur nicht so groß und ganz ohne Discount.

Die ÖkoLebensmittel waren aber damals schon sehr teuer, und es hielt sich stets die Mär vom ach so guten Geschmack von unbehandeltem Obst und Gemüse, was den Absatz garantierte. Ich selbst fand jedoch die Supermarktäpfel immer viel toller, aber dann hat man halt mal eine Freundin die auf so Zeug abfährt. Da beißt man auch schon einmal in den sauren Apfel. Denn ihr sollte ich ein Brot von echtem Schrot und Korn zum Frühstück kredenzen, und nicht so eine Industriescheiße, so sagte sie es noch zu mir.

Als ich noch darüber grübelte, dass ich mein ganzes Leben lang Industriescheiße gefressen hatte, schellte schon die Klingel über der Tür des Reformhauses und bald stund ich an der Theke. 'Ein Brot bitte', stammelte ich und der ÖkoFreak am Ladentisch muss es mir wohl angesehen haben, dass ich ein Newbie in Sachen Gesundheitsfraß war. Er musterte meinen Chiffonanzug verächtlich und fragte: 'Ja, welches Brot wollen Sie denn? Und soll es ein Kilo oder ein Pfund sein?' Bis dahin hatte ich im Brotregal aber nur Brote in der Größe von Viertelpfündern gesehen, bei Lichte betrachtet waren's dann doch nur Brötchen.

Man bedeutete mir, dass das große Brötchen das 2Pfünder sei, was mich sehr überraschte. 'Das ist halt ein ganz ein kompaktes Brot, nicht so ein Industriescheiß. Da schneidet man sich eine Scheibe davon ab und ist hinterher satt. Nicht so wie bei dem Industriescheiß, der zur einen Hälfte aus Luft und zur anderen Hälfte aus Dreck besteht. In diesem Lichte betrachtet schien es mir ratsam, ein solches Brot zu schnappen, nicht aber ohne gut das Doppelte des gängigen Kilopreises für Brot zu zahlen.

Liebe Kinder: Wisst ihr eigentlich, was ein schwarzes Loch ist?" "Ja, lieber Großvater! Ein schwarzes Loch ist, wenn ein Gegenstand sich so stark verdichtet, dass der Druck ihn kollabieren lässt, unendlich klein wird und doch praktisch alles anzieht, was in seine Nähe gerät!" "Brav, liebe Kinder, das stimmt so ungefähr! Und wisst ihr auch, was passiert, wenn man in ein schwarzes Loch hinein gerät?" "Nein, lieber Großvater, das wissen wir ja gar nicht! Upps, da haben wir wohl eine Bildungslücke aufgedeckt, verursacht durch ein mangelhaftes Bildungssystem, wie wir wohl vermuten."

"Ich will es Euch erzählen, sorgt Euch nicht: Denn schon während des Nachhausewegs bemerkte ich, wie das gerade erworbene Brot zunehmend schwerer wurde in meinem Jutesack. Dies freute mich jedoch, da sich dadurch der Einkaufspreis relativierte. Als ich dann zu Hause ankam, verstaute ich das Brot in meinem Brotkorb, auf dass es am nächsten Morgen frisch zu Füßen meiner Herrin liegen mochte, bemerkte aber zudem, dass es nun nicht nur schwerer, sondern auch kleiner war als vorher. Vielleicht täuschten mich aber auch meine Sinne.

Vom Tragen erschöpft legte ich mich alsbald zum Schlafen und wurde erst wieder wach, als es mir fröstelte. Da war ein Heulen wie bei einem Sturm zugange, und meine Decke war mir vom Bett geglitten. Da zog ich sie hoch bis über beide Ohren, doch die Decke rutschte mir wieder wie durch Zauberhand vom Bett und bewegte sich auf die Schlafzimmertür zu. Ich musste träumen, das war sicher. Ich weiß noch, wie ich dann zur Tür ging und sie öffnete, denn ich hatte einen Harndrang und wollte das WC aufsuchen. Doch da war kein Flur mehr, nur noch gleißendes Licht, und in dessen Zentrum schwebte mein Brotkasten wie eine schwarze Sonne.

Schon bemerkte ich die Anziehungskraft des Brotkastens, und bald drohte ich selbst hinein gesogen zu werden. Ich hielt mich am Türgriff fest, so gut ich konnte. Doch die Gegenstände aus meinem Zimmer, Nachttischlampe, Bücher, Schallplatten, Hanteln, ja sogar Regale und zuletzt sogar mein Bett, rissen mich fort bis ich mit ihnen verschwand im Zentrum des galaktischen Wirbels, und ich sage Euch: Darinnen roch es nach Brot! Da war es klar: Die Masse des Brotes musste aufgrund der hohen Dichte kollabiert und ein schwarzes Loch entstanden sein, ganz so, wie ihr Kinder es vorhin erklärt habt.

Ich wurde also hineingesogen. Dann muss ich bewusstlos geworden oder auch gestorben sein, das ist mir heute noch nicht ganz klar! Ich weiß dann nur noch, wie ich in meinem Bett liegend im Mannheimer Stadthaus aufwachte und die Biowelt um mich herum gewahrte: Überall gab BioFrisöre, BioCafés, BioRestaurants und BioSupermärkte. Ich gewöhnte mir zunächst an, morgens einen BioCroissant zum BioKaffee zu essen, bevor ich die biologisch hergestellte BioZeitung mit den BioNachrichten las. Weil aber das Leben dort so teuer war, musste ich mich auf einen BioJob bewerben. Für den ich sogar den Nachweis erbringen sollte, dass ich selbst biologisch abbaubar sei.

Seither verkaufe ich BioGemüse, und ich war sicher, ich würde nie wieder aus dem Stadthaus heraus können und für immer in diesem Paralleluniversum verbleiben müssen. Doch da habe ich Euch, meine Nachfahren, bei Eurem Einkauf mit der Mama getroffen. Mit einem Mal war mir klar: Wer durch schwarze Löcher reist, reist durch die Zeit und durch den Raum, und vielleicht auch durch alternative Welten. Doch eines ändert sich nie: In jeder dieser möglichen Welten regiert der Irrsinn. Die Hölle, das seid nämlich Ihr!"

"Ohh jaaaa! Zeitreise! Paralleluniversum, Hölle, toll! Das würde ja auch erklären, warum Du viel jünger bist als unsere Eltern, lieber Großvater!" "Richtig, liebe Kinder! Aber nun geht ins Bett und schlaft, bevor der fiese Brotkorb Euch holt! HuschHusch die Waldfee!"

Dienstag, 18. November 2008

Kulinarische Missetaten: Schmieren statt abschneiden!

Als mein Schwiegervater sich zu seinem letzten Geburtstag einen Fresskorb wünschte, erntete er ungläubiges Kopfschütteln und auch etwas Gelächter. Allein ich hatte großes Verständnis für diesen Wunsch, denn was gibt es Besseres als aus dem Vollen zu greifen, sich hie und da ein Stück Käse oder Wurst vom Ganzen abzuschneiden? Vor allem, wenn dies alles in einer schönen dunklen Kammer lagert und darinnen reift.

Aber wo kommt das überhaupt her, dass das wunderbare Stücke-Abschneiden so altbacken wirkt und die Devise nun "schmieren" heißt? Noch dazu muss überall Butter oder irgendwelche Paste drunter oder drüber gemessert werden, so dass der wunderbare Geschmack erlesener Käse oder Schinken darunter leiden muss? Das ist doch sowas von neudeutsch, dass es schon kracht!

Und okay, die altdeutsche Fressweise hat gar keinen guten Leumund, von wegen Nazis und so. Es sei hiermit einmal erwähnt und danach nie wieder: Die Nazis haben das Schlemmen nicht erfunden, sie haben höchstens davon profitiert! Sich Zeug auf's Brot zu schmieren ist allerdings eine Erfindung der Nachkriegszeit, die sich fade Häuslebauer haben einfallen lassen, weil sie sich die feine Wurst nicht mehr so ohne weiteres leisten konnten. Man sollte Butter jedoch als das erkennen, was sie eigentlich ist: ein Sattmacher und Geschmacksvernichter!

Etwas mehr Stil hat dann schon das Belegen von Paninis mit würzigem Käse und/ oder Wurst, gerne auch etwas Grünzeug. Von mir aus auch noch mit Pesto unten drunter, das ist jedenfalls die etwas interessantere, mediterrane Variante des Fresszubereitungskomplexes. Aber mal ehrlich: das Öl trieft doch aus dem Butterbrotpapier wie Honig aus einer übervollen Wabe. Muss nicht sein, es gibt Besseres!

Ich selber wünsche mir schon seit Jahren eine Speisekammer, ganz ohne Fenster und mit einer nackten Glühbirne darinnen. Dort baumelt mir die Wurst und der Schinken um die Ohren, wenn ich auch nur hereinkomme. Ein feiner Duft umweht mich, und auch ein Odeur von im Regal gereiftem Käse, ganz wie eine Fleur - und schon bin ich im Himmel einer ausgesuchten Gottheit. In der Mitte des Raumes steht ein Schemel, darob ein Laib Brot und ein Messer. Auf dem Boden finde ich eine bereits entkorkte Flasche samtig-trockenem Rotwein. Mit dem Messer schneide ich Stücke vom Käse und dem Schinken, auch einmal von der Wurst.

Daraufhin schneide ich mir ab einen Kanten Brot, und zwar richtiges Brot und nicht so einen DesignerSchmarrn vom Bäcker um die Ecke. Das alles wird fein platziert auf ein Tablett aus Eichenholz. Auf dem Schemel sitzend verspeise ich andächtig das mir selbst kredenzte, ab und an nehme ich dazu einen Schluck aus der Weinflasche. Bin ich fertig, rülpse ich dreimal kräftig und lasse einen fahren. Dann wische ich mir den Mund mit den Ärmel meines teuersten Hemdes ab, lasse die Krümel den Mäusen als Opfergabe. Ich lösche das Licht und schließe die Kammer mit einem Bartschlüssel ab. Nachts träume ich von der Kammer und dankbaren Mäusen.

So geht das mit dem Essen und dem Geniessen, liebe Leute! Ich will nicht so ein verschämtes GesundheitsBubuMahl, wie es andere Menschen in wohlhabenderer Umgebung begehen. Wo alles fein zerhäckselt, geschnitten, püriert und plastiniert sein muss. Ich will Kuh sehen, wenn ich Kuh esse. Alles andere ist schlicht pervers: Gibt es nicht sogar Stadtkinder, die nicht glauben können, dass die echten Kühe nicht die Kuhfladen sind, sondern die Dinger mit den Beinen? Weil die nämlich nicht so schön püriert sind?

Die Menschen haben Angst vor ihrem Essen und kennen daher nicht den Genuss, einfach in irgend etwas hinein zu beißen. Deswegen zerkleinern sie ihr Essen, denn dann haben sie es schön niedlich und bunt, konsumierbar nur mit einem Löffel und einem Stück bereits vorgeschnittenem Brot. Übrigens: Wikipedia vermerkt unter kulinarischen Spezialitäten aus Mannheim nur "Mannemer Dreck" und "Mannheimer Hafenwasser"! Na denn Prost Mahlzeit. Aber nicht mit mir!

Dienstag, 11. November 2008

Die späte Schimpfkanonade! Eine Verunglimpfung!

Sie sind einfach widerlich: Sie arbeiten nicht und leben auf Kosten der Gemeinschaft. Sie treffen sich meist in großen Gruppen. Dabei belagern sie alle öffentlichen Plätze und Parkbänke, ja sogar vor Kirchhöfen machen sie keinen Halt! Dauernd rinnt ihnen Speichel aus dem Mund und bildet große Pfützen auf dem Boden, so dass man sich nicht mehr dort hin setzen will, wo sie sich vorher aufgehalten haben. Dabei schauen sie sich stets grimmig und verschlagen um, als planten sie irgendein Verbrechen.

An den Haltestellen des ÖPNV drängeln sie sich rücksichtslos nach vorne und lassen aussteigende Fahrgäste nicht durch. In der Bahn setzen sie sich dann verlässlich auf die Plätze zum Gang hin, Fensterplätze sind ihnen offenbar ein Greuel. Nein, diese Plätze sind reserviert für ihre Einkaufstüten und Taschen. Nur widerwillig stellen sie diese vor sich auf den Boden, um Platz für bedürftige Fahrgäste zu machen.

Sie unterhalten sich dauernd laut und unflätig, und wenn man sie darauf anspricht, werden sie auch noch frech und geben Widerworte. Dann schimpfen sie und drohen mit Prügel. Ständig läuft man gefahr, ihnen zu begegnen. Noch nicht einmal in Theatern oder auf Konzerten ist man vor ihnen sicher. Denn sie bekommen überall ermäßigten Eintritt und nutzen dies auch gnadenlos aus. Wenn sie sich doch wenigstens dort benehmen könnten!

Aber nein: Sie furzen und sie schneuzen sich extra laut. Und nichts kann sie dazu bringen, ihre Mobilfunktelefone auszuschalten. Ständig piepst und brummt irgendwo eines dieser verfluchten Dinger. Sie haben kein Problem damit, ein zweistündiges Cellokonzert durchzuquasseln. Wenn sie nicht quasseln, schlafen sie sofort ein und schnarchen noch dazu. Gratis, sozusagen on Top! Sagt man etwas, erntet man giftige Blicke. Ruhig sitzen können sie auch nicht. Wenn sie sich sehr langweilen, beginnen sie mit den Füßen zu scharren.

Dabei sind sie furchtbar ungebildet: Weder kennen sie bedeutsame literarische Werke noch können sie den Unterschied zwischen Tanztheater und Ballett benennen. Ihre bevorzugte Musik ist meist ganz grauenhaft und wird zudem viel zu laut gehört, so dass ihr Gehör zunehmend beeinträchtigt wird. Sie schauen viel fern und lesen, wenn überhaupt, grottenschlechte Zeitungen. Sie essen wie die Schweine, grunzen und schmatzen dabei laut. Ihre ungepflegten Zähne klappern dabei unschön.

Sie sind uns eine Last, die ständig größer wird. Ihr Verhalten macht es uns wirklich nicht leicht, sie zu mögen. Gerne würden wir Verständnis für sie aufbringen können, doch vermutlich wollen sie das noch nicht einmal. Sie bewegen sich nun mal gerne außerhalb gesellschaftlicher Konventionen. Beinahe möchte man von einer Parallelwelt reden. Man kann ihnen nicht helfen, und man will es auch nicht! Sie sind, was sie sind: Senioren!

Samstag, 8. November 2008

Mannheim! Stadt des sonnigen Gemüts!


So mancher Mensch behauptet ja steif und fest, die BerlinerInnen seien ein unfreundliches Völkchen und ständig schlecht gelaunt, so dass man es in Berlin gar nicht aushalten könne, wenn man ein sonniges Gemüt aus dem Süden mitgebracht hat. Ich kann diese Betrachtung nicht teilen, ganz im Gegenteil: Die BerlinerInnen empfand ich stets als offen und herzlich, wenn auch etwas schnoddrig.

Sicher begegnet man dort auch missmutigen Menschen. Dies waren jedoch sogenannte Jammerdeutsche, denen man es nie recht machen kann. Solche Leute leben in einer günstigen Wohngegend und beschweren sich über die "frechen Ausländer" und deren noch "frecheren Ausländerkinder". Da sie es gerade dieser Gruppe zu verdanken haben, dass sie ihre Miete immer noch zahlen können, sollten die Jammerdeutschen jedoch etwas freundlicher zu den MigrantInnen sein.

Wenn andere BerlinerInnen vielleicht etwas verbissen auf den Boden starren, dann ist es womöglich der Anstrengung geschuldet, nicht in einen Hundehaufen zu treten. Es ist so: Wer anderen freundlich in die Augen lacht, der tritt zum Dank dafür in Hundekot. Dies ist eine Faustregel. Doch sonst sind die BerlinerInnen freundlich und unverzagt, und da es viele MigrantInnen gibt, bleibt das auch so! Oder hat irgendjemand schon mal einen mürrischen Türken oder Araber gesehen?

Wenn es eine Stadt mit mürrischen Menschen gibt, dann ist es Mannheim. Wenn der gemeine Mannheimer etwas kann, dann ist es nämlich, andere zu belehren und zurechtzuweisen. Das ist kein schöner Zug. Der gemeine Mannheimer ist zudem erst freundlich, wenn man selbst bereits 200 Meter vor dem Zusammentreffen ein gütiges Lächeln aufsetzt, sonst wird das nichts. Wenn allerdings MigrantInnen aller Kulturen 200 Meter vor dem gemeinen Mannheimer ein gütiges Lächeln aufsetzen, wechselt dieser vor lauter Misstrauen die Straßenseite.

Der gemeine Mannheimer ist ständig gestresst. Im Straßenverkehr hupt und fährt er deswegen alles zu Tode, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Irgendwie ist der gemeine Mannheimer ein unglücklicher Mensch, man sieht es ihm an. Dabei könnte er glücklicher sein, da gibt es einfache Regeln:
  1. Versuchen Sie zu lächeln! Es wird mit Freundlichkeit quittiert!
  2. Verzichten Sie darauf, anderen Ihre Wut entgegenzuschleudern!
  3. Sehen Sie es anderen Menschen nach, wenn sie einen Fehler begangen haben.
  4. Üben Sie sich in Geduld! Müllwagen lösen sich nicht durch wildes Hupen einfach in Luft auf!
  5. Fragen Sie andere Menschen höflich, ob Sie sich setzen dürfen! Blöken Sie sie nicht an! Das bringt nichts!
  6. Merke: von einem 15jährigen kann man nicht erwarten, dass er schon alle gesellschaftlichen Regeln des Zusammenlebens erlernt hat! Von Ihnen schon!
  7. Wenn Sie unglücklich sind, dann ändern Sie etwas an Ihrem Leben! Machen Sie andere Menschen nicht auch noch unglücklich!
Na, sind das zu viele Regeln?

Montag, 3. November 2008

Alle Macht dem Nutzlosen!

Nun könnte man sich fragen: Warum schreibt dieser Mensch hier solch einen Kram und hat der nichts besseres zu tun? Dies kommt natürlich auf die Perspektive an! Aus meiner Sicht muss ich sagen: Was soll bitte schön besser sein, als irgendwelchen Kram zu schreiben? Betreibt nicht jeder, der nicht gerade journalistisches oder wissenschaftliches schreibt, ein wenig Realitätsflucht? Und das Schönste daran ist: Lesen ist so demokratisch, dass man sich sogar aussuchen darf, was man lesen möchte und was nicht!

Und für den Schreibenden gilt: Möglicherweise schreibt man sich eine Welt herbei, kann sogar seine Phantasie driften lassen und braucht daher gar nicht mal mehr die Phantasie anderer Menschen oder einer Kulturindustrie. Einige Spaßlegasthenikern sehen leider nur den Unsinn in allem, was nicht wirtschaftlich verwertbar ist. Diesen Menschen sei angeraten: Auch der Unsinn hat einen Mehrwert und bekommt dadurch einen Nutzen.

Unsinn macht die Welt etwas erträglicher! Und Grau ist eine ScheißFarbe!

P.S. Grau ist noch nicht einmal eine Farbe!

Sonntag, 2. November 2008

Do hoscht! Die Monnemer Tort'!

Da steht man nun im Café Mohrenköpfle in der Neckarstadt und ist bereits ganz dizzy von der sich viel zu schnell drehenden Torten-Scheibe, und dann soll man die am Auge vorbeihuschenden Torten noch benennen können. Wie soll das gehen? Vor allem, wenn ein ganz fieser Druck von Millionen hintanstehender KundInnen auf einem lastet? Dann kann nur noch ein S.A.U. passieren: Der schlimmstanzunehmende Unfall!

Ganz unwillkürlich zeige ich auf eine liebgewonnene Torte, die nette Bedienung auf der anderen Seite kann nur ahnen, welche ich meine und verlangt nach dem Namen der süßen Kreation. Daraufhin verfalle ich, hunderte weiterer KundInnen sind meine Zeugen, ganz unwillkürlich in den Mannheimer Dialekt und sage: "Wuher sollichen des wisse, wie die Tort do häse duud? Isch meen die mit de Schokolad do vornne, zwää Stigg biddeeeh!", von der Sorte, die ja kurz darauf schon wieder "dohinner" ist und mich einen Sekundenbruchteil später wieder "do vornne" anlacht.

Die Zeit steht still, ist tiefgefroren. Für einen Moment hört die Torten-Scheibe sich auf zu drehen und eine herunterfallende Kuchengabel bleibt in der Luft stehen. Währenddessen schießt mir so einiges durch den Kopf, mitunter der Gedanke, mir sofort auf die Zunge zu beißen, was ich auch tun würde, stünde die Zeit nicht still. Was ist da gerade passiert? Und wieso mir?

Habe ich mich nicht immer lustig gemacht über diesen merkürdigen Dialekt, den man hier spricht? Habe ich pöbelnde Monnemer nicht dadurch verbal ausgeknockt, in dem ich ihnen stets entgegen rief: "Es tut mir leid, ich kann Sie nicht verstehen. Sprechen Sie bitte deutsch!"? Habe ich mich nie irritiert darüber gezeigt, dass sich Mannheim als Stadt der Sprache präsentiert, obwohl es eher so aussieht, dass die Sprache ihre Flucht aus Mannheim vorbereitet? Oder längst schon vollzogen hat?

War es nicht immer besonders nervig gewesen, einen Taxifahrer in die Kliggnett-Stroß' bestellen zu müssen, weil man hier offenbar nicht weiß, wie man französische Namen auspricht, überhaupt sogar einfach nicht zu erkennen vermag? "Bitte kommen Sie zur Clignet-Straße". "Häh? Ach, Sie määnen die Kliggnett-Stroß?". Klar, Napoleon kam ja nur bis zur linken Rheinseite, und die widerständige Mannheimer Natur weigerte sich, auch nur ein Deut Frankophonie anzunehmen.

Aber auch die Bedeutung von Doppelkonsonanten ist hier weitgehend unbekannt. Und wenn das E noch dazu phonetisch kaum vom I zu unterscheiden ist, wird aus der Egellstraße schnell die Igel-Stroß'. Dann kommt die bestellte Pizza halt nicht, was soll's? Immer schon tat ich mir damit schwer, und zwischendurch hatte ich sogar allergrößtes Verständnis für Friedrich Schiller, dass er aus dieser Stadt floh. Wer kann es ihm verdenken?

Aber leider bin ich sehr empfänglich für Fremdsprachen, schnappe hier was auf und auch dort. Und so kam die Monnemerisierung meines Sprachverhaltens schleichend. Ganz tückisch kam sie, dabei verdammt hinterhältig. Ich selber sollte ihr spätes und widerständigstes Opfer sein. Und noch dazu gab es Zeugen! Insbesondere hoffe ich nun, dass niemand meinen kleinen Ausrutscher aufgezeichnet hat und ihn bei YouTube! einstellt, mit einer bei GoogleMaps herauskopierten Bilddatei.

Das alles denke ich, als die Zeit im Café Mohrenköpfle kurz stehen bleibt. Dann folgt ein Schmerz auf der Zunge. Aha, die Zeit! Wieder da! Der Kuchen dreht sich, endlos, und ich bekomme anstandslos meine zwei Stück Torte verpackt, die ich in die Heimstätte dieser gedankenverlorenen Zeilen verbringe, sie gleich auf hübsche Kuchenteller auflade und meiner wartenden, lieben Frau C. kredenze. Ich sage: "Do hoscht!", und sie sagt: "Donge!"