Dienstag, 28. Dezember 2010

Lass uns brennen! Altersradikalität mit Salonattitüde!

Was ist verträglicher für das Klima? Ein brennendes oder ein fahrendes Auto? Mit dieser Frage gehe ich ins nächste Jahr, älter, aber nicht unbedingt klüger. Sollte sie zuungunsten unversehrter Karossen beantwortet werden, sehe ich ganze Straßenzüge brennen. Diese Antwort wird jedoch ausbleiben, und im Zweifelsgrund fährt man mit dem tollen, neuen und umweltfreundlichen Sprit "Super E10" durch die Lande. Autos würden Felder abgrasen, wenn sie könnten.

So soll die CO2-Bilanz verbessert werden, denn der neue Kraftstoff enthielte deutlich mehr Ethanol aus Pflanzen als herkömmlicher Biosprit. Leider könne dieses Ethanol die Motoren und Benzinschläuche älterer Fahrzeuge angreifen. Leider müssen daher noch mehr Wälder in den rohstoffliefernden Ländern gerodet und mit Monokulturen bepflanzt werden. Was wiederum schlecht für die CO2-Bilanz der entsprechenden Länder ist. Was ist der Nutzen von Biosprit? Ein völlig unbegründetes, gutes Gewissen des Verbrauchers? Geld für die Anleger? Biosprit kann man jedenfalls nicht essen, nur in die Luft blasen. Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der lässt seine Dreckschleuder stehen und geht  zu Fuß. 

Nun: Zugfahren geht derzeit auch nicht richtig. Eben habe ich noch Werbung im Radio gehört: "Die Bahn macht mobil!" Zwei Minuten später höre ich einen Nachrichtensprecher sagen, dass der Fernverkehr der Bahn völlig eingestellt ist. Der Grund: Es liegt etwas Schnee, und die letzten Gleisarbeiter hat die Bahn erst kürzlich überfahren. Vielleicht stimmt das alles auch gar nicht. Ich höre neuerdings bei Nachrichten nur noch mit halbem Ohr zu, anderthalb Ohren halte ich mir zu. Was ich nicht weiß, kann mich nicht mehr belasten. Und den kleinen Rest, den ich mitbekomme, kann ich interpretieren wie ich möchte.

Wie nachhaltig brennt eigentlich ein Bundesministerium? Und handelt es sich bei PolitikerInnen und LobbyistInnen um nachwachsende Rohstoffe? Ist es schon Altersradikalität, wenn man darüber nachdenkt, sich auf die Straße zu stellen und sich von Wasserwerfern der Polizei ein Auge ausspritzen zu lassen? Ist Radikalität nicht ein Vorrecht der Jugend? Aber woher kommen dann all diese Phantasien über brennende Ministerien und Autos?

Es handelt sich hier wohl um die Bewußtwerdung der Vergeudung der eigenen Jugend. Ich habe mich lieber im Karussell der Zurichtung der Menschen mitgedreht, während die Kinder reicherer oder gebildeterer Eltern eifrig dagegen protestiert haben. Dafür drehen die sich nun im Karussell und ich bin nun so ein etwas älterer Salon-Radikaler. Zudem bin ich schlicht zu feige, oder vielleicht auch zu vernünftig, die Dinge brennen zu lassen. Die Brandstifterei überlasse ich unvernünftiger Weise unklugen Ex-Senatoren oder Vorsitzenden der Vertriebenenverbände.

Die wachsen schnell nach und laufen mit hohem Wirkungsgrad. Ihr Brennstoff ist der Hass und der Neid. Wenn dieser Rohstoff dereinst einmal verbraucht sein wird, dann herrscht  ein Frieden. Leider hat offenbar niemand ein Interesse daran. Dazu kommt die Lust der kleinen Leute an der (Selbst-)Zerstörung. Freunde von mir sprechen deshalb bereits von einem neuen, großen Krieg, in dem es um die letzten Ressourcen dieses Planeten gehen wird. Fien de siecle mit 10 Jahren Verspätung? Heißt es dann nicht "Dèbut de siecle"? Oder noch besser: "Dèbut de fin"? So lasse ich Euch mit diesen warmen Gedanken ins neue Jahrzehnt:
Lass uns brennen! (Andreas Dorau)
Und lass uns brennen,
Und lass uns brennen,
traeumen traeumen ...

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