Donnerstag, 21. Oktober 2010

Lustiges aus dem Hundeleben! Neues aus der Rubrik: Der Film, der ist!

Na, da wird sich die Zielgruppe des Pflegemittelherstellers Weleda aber freuen: Demnächst werden Horden von 35-50jährigen Frauen der leicht gehobenen Einkommensgruppen ins Kino stürmen, um den tollen Viggo Mortensen und die Durchschnittstrulla Charlize Theron im Kino dabei zu beobachten, wie sie in der Rückblende einmal gelebt haben und wie Viggo später mit seinem Sohn gemeinsam durch eine "schwierige Situation" geht und beide ihren "Lebensmut bewahren" (Weleda-Magazin Nr. 3/2010 S. 24).

Dieser Film, immer wieder durch traumhafte Sequenzen führend und kaum ein Klischee vermeidend, beschwört eine bessere Welt. Ja! "The Road" ist tatsächlich ein Drama. Der geneigte Leser würde aufgrund dieser Beschreibung und ohne Kenntnis der Literaturvorlage wohl eine todtraurige Geschichte von einem arbeitslosen Vater vermuten, der obdachlos mit seinem Sohn durch Amerika pilgert und den Tod seiner Frau verwinden muss.

Stimmt ja auch fast alles, bis auf die Sache mit der Arbeitslosigkeit: Vielmehr ist die "schwierige Situation" aber ein Endzeitszenario, in dem es keine Pflanzen und auch keine Tiere mehr gibt, die Menschen von Konserven, und da diese mittlerweile auch aufgebraucht sind, praktischerweise von Kannibalismus leben. Zu den wunderbarsten (vorwiegend farbgefilterten) Bildern des Filmes gehören ohne weiteres ausgemergelte, schmutzige, verdorbene Gestalten, die kaum mehr menschliche Züge tragen und viele viele verstümmelte (angenagte) Opfer und einige Selbsverarztungsszenen. Abiturfrage: Wie kann man trotz allem zu den "Guten" gehören und wie behält man nicht nur seinen Lebensmut, sondern vor allem: seine Menschlichkeit?

Man kann sich ausmalen, wie die derart getäuschten, mittelalten Damen nach 20 Minuten mit vor den Mund gehaltener Hand aus dem Kinosaal stürmen. Als Entschädigung bekommen sie dann jedoch eine Probe "Granatapfel Serum" von Weleda. Granatäpfel haben übrigens exakt die Farbe, die in diesem Film ausschließlich als Blut in Erscheinung tritt. Weleda sollte lieber Brechtüten verteilen. Manchmal fragt man sich tatsächlich, ob sich die Promotionabteilungen der Firmen eigentlich vorher ansehen, mit wem oder was sie ihre Werbung treiben. Hoffentlich aber tun sie es nicht, sonst wär das Leben um Einiges weniger lustig.

Ach so, wie ist nun der Film? Lest das Buch von Cormick McCarthy! Dann kennt man auch den Film!  Der fügt der Literaturvorlage nichts hinzu, nimmt ihr aber auch nichts. Faszinierend allerdings: die üppige Blumenwelt zum Anfang der Verfilmung im Kontrast zur Gegenwelt. Die am Drehort vorhandene (Rest)Vegetation ist übrigens nur mühsam kaschiert. Und dann im Abspann, aus dem Off, eine sich offensichtlich im heimischen Garten aufhaltende Familie inklusive Rasenbewässerung. Vorher gibt es dann doch noch einen Hund zu sehen (wo ja angeblich alle Tiere tot sind, naja). Wie erkennt man eigentlich, ob jemand zu den "Guten" gehört? Im Zweifelsgrund Thilo Sarrazin fragen, der weiß das bestimmt!

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