Montag, 4. Oktober 2010

Es ist ja alles da! Ein Abgesang!

Während die regierende Minderheit, deren Einkünfte allein aus Steuermitteln besteht und der daher keinerlei produktiven Leistungen im eigentlichen Sinne nachzusagen ist, nun die Einheit der zweigeteilten Bundesrepublik feiert und deren Protagonisten sich gegenseitig ihren Liebesschleim um die Backen schmieren vor lauter Selbstgerechtigkeit und gekünstelter Betroffen- und Ergriffenheit, wird die Gesellschaft längst nicht mehr nach Osten und Westen geteilt, sondern zwischen Leistungswilligen und - unwilligen.

Die integrationsunwillige Parallelgesellschaft, die sich von demselben Bruchteil der "Restgesellschaft" wählen lässt, den sie sonst verhöhnt, verabscheut und denunziert, ist sich dabei nicht zu blöde, der Mehrheit einen Lebensentwurf abzuverlangen, dem sie selber kaum Folge leistet. Wenn sich Leistung wieder lohnen soll, nur als Beispiel, dann ist ja nur von der Schwungkraft der Ellbogen die Rede, welche die Schwächeren einer Gesellschaft in die Ecke zu drängen vermag. Die sogenannten Leistungsträger der Gesellschaft verstehen es allenfalls, ihre erbärmlichen Bemühungen  verbal aufzublasen.

Hartz IV? Atomkraft? Gesundheit? Stuttgart 21? Entgegen allem Wählerwillen und diversen BVG- Urteilen wird einfach durchgesetzt, was der jeweiligen Lobby nutzt. Da geht es kaum noch um die (Wieder-)Wählbarkeit einer Partei, sondern allein darum, sich noch irgendwo ein Pöstchen in irgendeinem Aufsichtsrat zu sichern. Man muss ja auch mal an die Rente denken. An die Karriere. An das Fortkommen als Person. Was ist da schon ein Wählerauftrag? Was ist das überhaupt? Wenn dann die Wahlbeteiligung sinkt, weil die Leute völlig zurecht politikerverdrossen sind, dann wird geschimpft auf die demokratische Unreife der Bevölkerung. Denn sie versteht das Alternativlosigkeitsprinzip in der Politik nicht.

Das man gar nicht wählen kann, wenn es zur aktuellen Lage keine Alternativen gibt, dürfte den Schwachmaten, die sich durch die Bank für Regierungsaufgaben zur Verfügung stellen, entgangen sein. Dass es immer Alternativen gibt, würde mir jeder Richter bescheinigen, dem ich mitteile, dass der durch mich begangene Mord an diversen Politikern völlig alternativlos gewesen sei. Es gibt immer Alternativen! Auch wenn Mord zwingend geboten zu sein scheint.

Übrigens: Eine gewählte oder bestellte "Elite" sollte einer Gesellschaft nutzen, statt sie zum Abschuss freizugeben. Denn die "Elite" wird von ihr genau dafür bezahlt. Tut sie das Gegenteil, dann steht sie im Grunde selbst zum Abschuss frei. Nur: Das versteht in der Bundesrepublik natürlich keiner so richtig. Wer hier in der Scheiße sitzt, der zieht den anderen sofort wieder dahin zurück, sobald der auch nur versucht, seinen Kopf herauszustrecken. Und jene, die die Scheiße nur noch von oben sehen, treten den Ausbrechern die Finger vom Scheißkübel weg.

Es ist ja außerdem alles da: Der Neid zur Seite, der Neid nach unten. Bloß nicht: Der Neid nach oben! Der ist verpönt. Warum eigentlich? Wir sind alle viel zu bescheiden. Wir sollten nach dem streben, was die wenigen anderen haben, und nicht den vielen neiden, die von allem wenig haben. Wir sollten uns aneignen, was andere im vollen Ernst glauben, verdient zu haben. Wir sollten streiken und Krawall schlagen, statt die Mär von der braven Genügsamkeit zu glauben. Wer wenig hat, soll seinen Mut zusammen fassen und nach mehr schreien. Wer zuviel von allem hat, muss befürchten müssen, zu viel zu verlieren.

Hier geht es lange schon nicht mehr gerecht zu. Und sozial schon gar nicht. In einem noch fortzuschreibenden Märchen bewehrt sich der Mob mit Fackeln und Mistgabeln und sucht die von ihnen bezahlten Baumonstren auf, um deren Besetzer herauszuzerren und aufzuknüpfen am höchsten Baum. Hängt sie höher, die Drecksäue!, johlen sie. Und während deren Beine noch zappeln in der Dämmerung, öffnen sich im Verborgenen Samenkapseln, denen genaue Kopien der Erhängten entsteigen. Sie setzen sich an die Schreibtische ihrer Vorgänger und setzen deren Arbeit fort.

Der Mob indes lernt daraus, das Übel an der Wurzel anzupacken.

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