vor langer zeit einmal war der teufel ratlos: kaum eine verlorene seele bevölkerte mehr seine hölle. sie war kurz vor dem einfrieren, so leer war sie. der teufel schickte seine hilfsteufel aus, um zu ergründen, warum dem so war.
"sind die menschen plötzlich gut geworden, so dass sie eher ins himmelsreich gelangen denn zu mir ins feuer? sind sie so glücklich, dass sie meiner pakte nicht mehr bedürfen?" so mutmasste der teufel, doch er irrte sich sehr. denn als seine hilfsteufel in die hölle zurückkehrten, erstatteten sie ihm bericht:
"meister, auf der welt nun herrscht die reinste hölle. die guten menschen sind nur noch sehr wenige. sie werden dominiert von den gierigen, den ignoranten und den eitlen." "doch warum geht niemand von denen mehr in mein reich ein?" wollte der teufel wissen. "weil die gierigen, die ignoranten und die eitlen ihr leben verlängern auf kosten der rechtschaffenen." so war die antwort.
so konnte es natürlich nicht weitergehen: der teufel beschloss, das gleichgewicht auf der welt wieder herzustellen, denn es war sein gottverdammter job. so machte er sich auf den weg, um die gottlosen menschen selbst zu holen, wenn sie sich schon nicht mehr selbst ihrem schicksal stellen mochten, indem sie ihren tod aufschoben.
er besuchte die städte und dörfer im land, nahm hier die gierigen, dort die ignoranten und woanders die eitlen mitsamt ihren häusern mit. er vertilgte das böse, verschlang es, verleibte es sich ein.
doch nach hundert städten und hundert dörfern wurde es sogar dem teufel zu viel. sein magen grummelte ganz verstimmt. es befand sich soviel böses darin, dass ihm schier die därme platzten. so half es nichts: in einem gewaltigen schiss spratzte er all das böse in ihm in die landschaft hinein, das meiste jedoch auf einen grossen haufen. und so entstand mannheim.
der teufel war sehr verärgert, als er sah, was er da angerichtet hatte. daraufhin verfluchte er die neu entstandene stadt mitsamt ihren einwohnern auf`s fürchterlichste:
er nahm ihnen die sprache und gab ihnen eine neue, auf dass in die stadt einkehrende fremde sie nicht ums verrecken verstünden. und er gab ihnen viele christliche feiertage, was ihm besonders boshaft schien, da die bürger und bürgerinnen doch so gottlos waren.
lachend verliess der teufel seine stadt, wohl wissend, dass er nie wiederkehren müsse. er hatte den menschen ihre eigene hölle geschaffen, und so müssten sie nicht in seine einkehren und auch nicht von ihm geholt werden.
die mannheimer indes verstanden es gut zu leben an diesem neuen ort. sie schufen regeln, welche der hölle alle ehre machen und ihren eigenen reichtum sichern sollte:
so darf man heute noch nur in kneipen alkohol trinken - zum wohle der kneipiers. alle öffentlichen plätze wurden zubetoniert - zum wohle des gartenbauamtes. die restlichen grünflächen wurden verpachtet und sind nun kostenpflichtig - zum wohle der pächter.
und die kirchenglocken läuten frühmorgens an den feiertagen, um den arbeitnehmer an den rythmus des arbeitstages zu gemahnen - zum wohle der arbeitgeber. an den kirchlichen feiertagen hingegen ist das tanzen verboten - zu ehren des stadtgründers, dem die frohe botschaft des christenkindes stets ein ärgerniss war.
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