Montag, 7. Mai 2007

Furzen, Rülpsen, Dauerbreit! Der Mann in der Reflexzone der Unerträglichkeit!

am freitagabend hatte ich von meinem freund J. aus berlin besuch, und wir tranken viel zusammen, deswegen auch der etwas merkwürdige aufsatz vom samstag. wir tranken aber nicht nur, sondern unterhielten uns auch.

J. ist ein "bewegter" mann im positiven sinne. er ist ein verfechter des "gender mainstreamings", also von der gattung, die sich nicht vorschreiben lässt, was "mann-sein" oder "frau-sein" zu bedeuten hat. mir selbst fehlt der direkte theoretische überbau, aber ich sympathisiere sehr. nun ist es leider so, dass die frau in seinem leben möglicherweise lieber einen "richtigen" mann hätte.

wir redeten so herum, und wir kamen nicht umhin, zugeben zu müssen, dass wir beide überhaupt keine ahnung davon hatten, wie ein "richtiger" mann zu sein hätte. die vorbilder, die wir aus berlin, darmstadt oder mannheim kennen, oder auch aus unserem ländlichen ursprung - also verzeihung, so wollen wir denn auch nicht sein. furzend, rülpsend, dauerbreit durch die welt des mannschaftsports rennen, mit rasierklingen unter den armen?

uns fehlt ein angemessenes bild von der männlichkeit, und wir sind stolz darauf. wir wollen uns nicht von anderen definieren lassen, und wenn wir es chic finden, beim teetrinken den kleinen finger abzuspreizen oder eine edle elfenbein- zigarettenspitze zu benutzen, dann ist das ein zeichen von souveränität, nicht von weiblichkeit oder "nicht-männlichkeit". wir erwarten im gegenzug auch nicht, dass frauen im gegenzug huldvoll in ohnmacht fallen oder zu hause am herd bleiben. meine freundin C. denkt ähnlich. sie amüsiert sich jedenfalls sehr über meine eitelkeit, wie sie mir kürzlich mitteilte.

ich dürfte als "richtiger" mann so vieles nicht mehr: die beine übereinanderschlagen, die zigarette in augenhöhe halten, meinen kleinen finger beim teetrinken spreizen, brusthaare auszupfen, rufus wainwright hören, bei traurigen filmen weinen, sich über eingerissene fingernägel ärgern, stöckelschuhe tragen. all das wäre tabu. mein leben würde viel qualität einbüssen!

sich als ein sexuelles wesen zu begreifen, ist toll, da sind geschlechterrollen schön und austauschbar. aber sobald es um soziale zuweisungen geht, hört der spass auf. wenn ein kleiner junge mit puppen spielen will, bittesehr! soll er doch. er wird deswegen nicht schwul, und wenn doch: na und? das wäre er dann auch ohne die puppen "geworden". schwul "wird" man nicht, schwul "ist" man! ich kann es nicht mehr hören: jungen sollen dies, mädchen dürfen das nicht... grrrrrrrr!

ein paar besondere männliche exemplare konnte ich vorgestern in darmstadt während einer aufführung im kleinen aber feinen hoffart-theater erleben! ich kann erst heute darüber schreiben, so schockiert war ich. rücksichtslos haben sie nämlich die besten sitzplätze okkupiert, sich breitbeinig und armgestämmt dort festgesetzt, als ging es darum das revier zu verteidigen und duftmarken abzusetzen. es wurde derb herumproletet und auch während des stücks die basecap nicht abgezogen. abstossend selbstbewusst und etwas hämisch adressierte man(n) seine comments an den schauspieler (heah, is' die brotworscht do vun deim gebortsdach? hähähä!) und ähnlich sachdienliches wurde geprustet. zu diesen real men gehörten auch real women, und die krähten und kreischten gar nicht fein mit.

es stünde männern und(!) frauen gut, verhielten sie sich pietätsvoll ihrer umwelt gegenüber. denn lautstärke ist immer auch das mittel der dummen. wer will schon dumm sein? klar, die dummen, die lauten, setzen sich oft durch, zu oft sogar. gegen dumme hat man keine chancen, weil sie argumenten nicht zugänglich sind. doch ist es nicht die menschliche vernunft, die uns weiterbringen sollte? und beim dummsein sind sich doch männer und frauen gleich? okay, die sozialen geschlechter sind vielleicht verschieden dumm! ein weiterer grund, sich nicht an einem solchen konstrukt festzuhalten.

man sollte menschen wie eva hermann und ähnlichen schwätzerInnen wie den leberts keinen glauben schenken. das übel dieser welt besteht in der zuschreibung und zurrichtung des menschen. das glück liegt in der freiheit der wahl. das kann man lernen und tut dann gar nicht mal weh!

man nehme sich die jüngeren türkischen und arabischen jungs zum beispiel. die sind mittlerweile so auf androgyn gestylt - wäre ich in meiner jugend so herumgelaufen, ich wäre nicht mehr hier um diese banalen zeilen zu schreiben. doch diese jungs heben den optischen unterschied zwischen mann und frau auf und trauen sich, weich auszuschauen. wenn sie es dann auch noch schaffen, mal weich zu "sein", dann sind sie dem deutschen proletenpickel weit voraus. chapeau!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Trackback: Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann

holz e. von bald hat gesagt…

ja aber was ist das denn nun, ein mann? wer definiert das? ich will nicht definiert werden.

Anonym hat gesagt…

Wenn Du Dich nicht definieren lässt, wirst du auch nicht definiert. :-) Hallo Holger übrigens. Vorerst keine Klarnamen bitte. Ich bin's, Dein Remixer! :-) Lese Deine Texte übrigens mit viel Freude, schade, dass wir erst mal nicht so schnell ein Bierchen trinken können...

Anonym hat gesagt…

Ich vergaß: habe deinen Artikel bei mir auf der Seite verlinkt, da ich irgendwie keinen Trackback bei dir setzen konnte. Wie geht das denn?

holz e. von bald hat gesagt…

hi remixer au b-dorf, schön von dir zu hören. also: trackback gibt's hier noch nich', dafür wird der backlink jetzt automatisch angezeigt. du hast mich sehr in verlegenheit gebracht, da ich das wort erstmal nachschlagen musste;-) bin ja kein profiblogger, sondern nur profinörgler.

Anonym hat gesagt…

Wieder was gelernt :-)