Dienstag, 22. Mai 2007

Eine Stadt ohne Wetter! Frustriertes Gewitter zieht vorbei!

ich hatte mich sehr darauf gefreut: unser erstes gemeinsames gewitter! meine freundin C. war von anfang an skeptisch. es würde bestimmt an uns vorüberziehen, meinte sie. sie sollte recht behalten.

dabei waren die anzeichen wirklich günstig: die vögel wurden nervös, die katzen suchten schutz im heimeligen zuhause, die sonnenschirme auf den balkonen der collini- türme wurden eingezogen und einige nachbarn stellten das auto aus der garage, auf dass der regen es reinige und das gewitter es statisch auflade zum zwecke der staubabwehr! andere nachbarn wiederum wollten ihre fensterscheiben vor regenspritzern schützen, indem sie die rollläden herunter liessen. wieder andere holten ihre wäsche ein.

es zog tatsächlich ein kühler wind auf, der himmel verdunkelte sich und aus der ferne erhorchte man ein dumpfes grollen, das von grellen blitzen angekündigt wurde. es zeichnete sich ein wunderbares unwetter ab, und ich freute mich in der tat sehr auf dieses erlebnis. wie frisch würde die luft sein nach einem gewitter, wie elektrisiert würde alles sein nach diesem schwülen tag. wie würden die lebensgeister wach sein an diesem befreiten abend, in dieser befreiten nacht!

leiber würden sich in lust aneinanderpressen, schwüle getränke würden getrunken, und ängstliche würden sich in enger umklammerung gegenseitig in den schlaf singen. die bäume wären am tag darauf etwas grüner, das gras wäre feucht und duftend und der schmutz der kleinstadt wäre hinuntergespült in die kanalisation - falls mannheim so etwas hat.

leider gibt es in mannheim kein wetter. es regnete an diesem abend nur noch leicht ab. das gewitter: es zog vorbei, schmähte mannheim als sei es seine vernachlässigte ehefrau. es dachte sich wohl: was soll ich in dieser stadt, in der die meisten leute angst vor mir haben und sogar sicherheitsmassnahmen ergreifen? bei menschen, die steten sonnenschein für gutes wetter halten und die die weissen wolken hassen, dunkle sowieso, und die den regen verabscheuen?

guten tag, liebes gewitter! du kannst jetzt getrost vorbeischauen. du wirst zumindest von mir geliebt werden, und das ist doch auch schon mal was! ich bin ja jetzt hier! bringe deinen gefährten, den platzregen gerne auf ein gläschen mit! zusammen werden wir ein fass aufmachen. bis zum morgengrauen werden wir feiern, bis unsere nachbarin, die sonne, sachte anklopft und ein paar reste vom gelage abgreifen möchte. sie wird den ganzen tag in unserer küche hocken und uns wahrscheinlich wieder auf die nerven gehen. wenn du dann kommst, na, vielleicht geht sie dann ja wieder, wer weiss?

bis bald vielleicht,

dein holger

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