Donnerstag, 30. August 2007

Schnappschüsse! Und ein Düstermonolog!

Vor einer Stunde noch: Am Strand liegen, die dicke Plautze in die Sonne haengen, und das Meer schwappt über wie eine zu stark gerührte Tasse Tee. Der Imam ruft zum Gebet, niemanden hier interessiert es! Angesichts zweier vor der Moschee abgestellter Paar Schuhe verliert sich die Angst vor der İslamisierung der Welt schnell.

6 Jungs steuern unsere einsame Bucht mit dem Tretboot an. Warum bleiben die nicht an İhrem Stück Strand, diese Doofmullen? Der Grund wird sofort nach der Landung klar: Es muss heimlich geraucht werden, in Abwesenheit der Eltern, der aelteren Geschwister. Geraucht wird: eine lange Damenzigarette. Jeder kommt mal dran. Die Zigarette ist bald aufgeraucht, die Jungs verlassen unseren Strandabschnitt genauso geraeuschvoll, wie sie ihn betreten haben.
Wer hat Angst vorm Muselmann,
dass er Nachts nicht schlafen kann?
Das ist es, was ich hier sehe, im Südwesten der tourismusgepraegten Türkei: Eine völlig bekleidete junge Muslima badet zusammen mit ihren weniger- und wenigstbekeideten Freundİnnen. Als sie von einer grösseren Welle umgeworfen wird, haelt sie sich an dem offensichtlich von ihr angebeteten Jüngling fest. Sie bleibt sehr lange an ihm haengen.

Gestern noch: Eine Fahrt nach Kekova, 'the sunken city'! Zuvor besuchten wir den von den Antalya- Russen bevorzugten Wallfahrtsort Myrna nahe der Agrarstadt Demre: Dort liegt angeblich der Schutzpatron der russisch- orthodoxen Kirche, naemlich Santa Claus oder der für Christen heilige Sankt Nikolaus begraben. An den zahllosen Staenden: Reliquien und Devotionalien.

Die Russen hier sind eine besondere Merkwürdigkeit. Fast hat man den Eindruck, dass der durch den Verkauf der DDR gewonnene Erlös ausnahmslos den Falschen zugute gekommen ist:

Fette, schwitzende Patriarchen, die mit kolonialer Haerte und Haeme um Tand feilschen, im Verbund mit ihren Mamutschkas, den feisten Söhnen und ihren kaum bekleideten Töchtern. Letztere tragen bis in die Farblosigkeit gebleichtes Haar und Pirellireifen (tm) statt Lippen im Gesicht. İhr in engste Hotpants gezwaengtes Geschlecht wirft lange Schatten auf den Boden.

İn der Auswahl meiner Reiseklamotte habe ich auch als Mann der Etikette halber der Bedecktheit gefrönt. Überall auf der Welt soll man den Touristen an seinen kurzen Hosen und der Schlabbermütze bzw. BaseCap erkennen. İmmerhin traegt auch der Türke mittlerweile knielange Shorts, und mich aergert mein vorauseilender Gehorsam ein wenig, denn ich schwitze wie ein landestypisch unreines Tier.

Man klettert hier übrigens gerne über Absperrungen, um die Graeber von innen zu besichtigen. Da es dort aber nichts zu sehen gibt, scharrt man mit den Füssen den Boden auf. İch selbst habe kaum Respekt vor Absperrungen, wohl aber vor den Lebenden und den Toten - und seien sie noch so lange tot! İst es die Aehnlichkeit zu den deutschen Unzulaenglichkeiten, die mich hier so schreckt? Bin ich etwa altmodisch?

Nur einen Mausklick weiter - 'tschland: İnteressieren die Übergriffe auf Fremde in Deutschland nach einer Woche überhaupt noch? Einen Moment, ich schau mal nach... Naja, Top- Thema ist es nicht gerade! Man wirft ja der Ministerin von der Leyen Versagen vor: Zu ihrem Ministerialgebiet gehört nun auch mal die Jugend. Welche Werte werden denen aber gegenwaertig vermittelt? Humanistische Grundwerte doch ganz bestimmt nicht!

Apropos ostdeutsche Nazis: İch kann mich noch sehr gut an die akzeptierende Jugendarbeit erinnern, die man vorzugsweise jungen Rechtsradikalen angedeihen liess: Man müsse den fehlgeleiteten Jugendlichen nur ein kuscheliges Zuhause bereiten, dann integrierten sie sich schon und trügen den türkischen, phillipinischen und vietnamesischen Mamis die Einkaufstüten heim.

Dazu nur noch eines: Mache ich es den Schaben und Maden in meiner Wohnung kuschelig, dann fühlen die sich wohl und vermehren sich geschwind. Aber sie bleiben vor allen Dingen eines: Schaben und Maden! Die nur um wenige Grade höhere İntelligenz der Rechtsradikalen liess allerdings nicht nur wohliges Schnurren verlauten, sondern auch handfeste Strukturen entstehen. Und diese gehören zerschlagen mit aller Gewalt! Übrigens nicht nur in Ostdeutschland!

Wenn eine Ministerin aber nichts anderes vor hat, als ein paar Akademikerinnen zur Aufzucht einer deutschen Brut zu bewegen, und diese wiederum nichts anderes schaerfen lernen soll als den ureigenen İnstinkt der sozialen Selektion, dann passiert ebendies: Kaum dass die Brut dem Mutterkreuz - pardon - Mutterherz entwachsen ist, wendet sie das Erlernte an.

Diese Jungen können entweder diesseits der markierten Linie funktionieren oder jenseits derer die benagelten Knüppel schwingen und auf die noch Kleineren dreinhauen. Es sind die zwei Seiten ein und derselben Münze. Die Münze heisst: Kapitalistisch- liberale Wertegemeinschaft! Und der fehlt zudem die humanistische Praegung!

Schade, 'tschland haette naemlich das Zeug dazu gehabt, sich in eine andere Richtung zu entwickeln. So aber bleibt es ein Land wie jedes andere auch: Klein, schaebig und doof!

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