Donnerstag, 9. August 2007

Im Fieberwahn! Doch wessen Fieber ist es?

meine schwester A. meinte einmal, dass sie in der kneipe gerne die gesellschaft von raucherInnen suche, da diese oft die unterhaltsameren und angenehmen gesprächspartner seien. nichtraucherInnen hingegen empfände sie oftmals als spassbremsen: sie seien ach so vernünftig und bräuchten nie irgendwelche substanzen, "sie könnten auch ohne spass haben".

man muss wissen, dass meine schwester A. zu dieser zeit bereits mit dem glimmstängel gebrochen hatte und damit eine ungewöhnliche ausnahme der spezies "nichtraucherInnen/ ex- raucherInnen" darstellte: die duldsame ausnahme nämlich!

denn in der regel ist diese spezies eher anstrengend für jedermann. der erhobene zeigefinger und der schielende blick nach dem gesetzgeber macht den abstinenzler aus, der ja nicht nur so alleine vor sich hin abstinenzlert, sondern sein anliegen zum anliegen aller menschen machen muss.

derlei talibanisierung ist man in baden- württhemberg ja längst gewohnt: man denke an das tanzverbot an christlichen feiertagen, an das verbot von alkoholika an öffentlichen plätzen und jetzt auch noch das rauchverbot. letzteres wurde durchgesetzt zum wohle aller menschen, der wirt muss nicht mehr nach rauch stinken, der nichtraucher muss nicht mehr passivrauchen und der raucher muss nicht mehr rauchen.

es sei denn er geht nach draussen. sicher war ich gestern abend angenehm überrascht, wie wenig ich nach rauch rieche - nämlich gar nicht - nachdem ich aus dem "vienna" nach hause kam. ich hätte aber so gerne gemütlich bei einer zigarette geplauscht, dies wurde aber durch dauerregen verhindert: denn wo hätte ich sonst meinen glimmstängel entzünden sollen wenn nicht draussen?

ausserdem möchte man seinen lieben gesprächspartner, in diesem fall meinen kumpel R., nicht bitten, mit hinaus zu gehen, damit ICH eine rauchen kann. denn wo ist denn da bitte die gemütlichkeit, wenn man draussen vor der tür verbleiben muss wie einst nur die hunde!

ich fühle mich schwer kolonialisiert von eifernden missionaren, die mir die hoheit über meinen körper rauben wollen. wir gehen der gemütlichkeit verlustig, und das wegen ein paar nervöser gesundheitsapostel, die uns aber ansonsten gerne mit ihrem autoabgasmief belästigen, der ja nicht minder krebserregend ist.

ich vertrat ja immer die these, dass neben den ganzen unfreiwillig eingenommenen giften (benzole, schwermetalle, lebensmittelgifte etc.) die zigarette ein akt emanzipativer selbstvergiftung ist und deshalb subversiv sei. und wer möchte eigentlich nicht subversiv sein?

wahrscheinlich mal wieder alle ausser mir! jedenfalls lästert man in ludwigshafen ganz schön über das schöne mannheim (stellvertretend für bawü), und bedauert uns thekengänger auch ein wenig. diese kommunikation geschieht in der regel entspannt mit der gemütlichen zigarette im mundwinkel.

man hat aber auch angst: was ist, wenn die welle überschwappt? heute nach ludwigshafen und ganz rheinland- pfalz, und morgen in die ganze brd? was käme als nächstes? wird ussama bin beck, erklärter talibanversteher, zuerst die zigarette verbieten, dann den alkohol? müssen die pfälzer landfrauen statt obligatorischem kopftuch nun die burka tragen? wie lang muss der männerbart uns wachsen?

und wie würde dies alles durchgesetzt? die mullahs beckstein, koch, oettinger und beck schüfen uns die hölle auf erden. es gäbe in allen bundesländern gedungene sprengstoff- attentäter, deren ziel das kiosk in deiner (!) nähe ist? würden sie kollateralschäden billigend in kauf nehmen? man hört sie heut' ja schon rufen: "recht ist da wo rechts ist!"

würden die vereinten nationen eingreifen und uns ins technische mittelalter zurückbomben? im mentalen mittelalter befinden wir uns ja schon, im old- europe! ich halte aber dagegen und warte auf das erste spontane und illegale smoke- inn, dance- inn und drink- inn in mannheim. denn rechts ist da wo die leber sitzt und auch ein lungenflügel! aber links, da pocht das herz und lebt die freiheit!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Alles eine Sache der Gewöhnung. Als ich im Indoor-Raucher-befreiten Irland war (wo es ja sehr viel regnet), stand ich nach dem dritten Bier generell VOR der ohnehin leeren Kneipe und rauchte lustig mit all den anderen Gästen im strömenden Regen. Und nahm die Lernerfahrung mit: Man muss nur die Kleidung anpassen - oder auf schlaue Wirte treffen, die Schirme und Stühle vor die Kneipe stellen....