Samstag, 25. August 2007

Der Dolmusch! 10 wichtige Hinweise zur Besteigung!

Merhaba! Möchte man in der Türkei kürzere Strecken motorisiert und günstig bewaeltigen, so bietet sich der Dolmusch an. Dieses Gefaehrt, meist ein Minibus, 'soll voll sein' (hier...) und ist es in der Regel auch.

Es liessen sich zwar keine Unfallstatistiken finden, aber in der türkischen Literatur taucht der Dolmusch als ein eher todbringendes Beförderungsmittel auf. Und in der Tat sehe ich mich hier an dieser Stelle aufgefordert, einige erhellende Hinweise zur Besteigung eines Solchen zu platzieren, denn mittlerweile kann ja praktisch jeder zum Dolmuschfahrer werden.

Früher noch verlangte man als '... Mindestvorraussetzung (sic!) eines Dolmusch-Auto bzw. Kleinbusfahrers min. 25 Jahre alt und verheiratet zu sein und einen guten Ruf zu haben.' Besonders die heutige Egalitaet bezüglich des 'guten Rufs' scheint mir grob fahrlaessig. Wo sind sie hin, die guten alten Zeiten?

10 Hinweise zur Besteigung eines Dolmuş:
  1. Wem ein Taxi zu teuer ist, der besteige einen Dolmusch. İn der Regel übersteigen die Preise nicht die einer Einzelfahrkarte für eine Wabe im Verbund- Rhein- Neckar. Mit umgerechnet ca. 2,-€ kommt man manchmal sogar bis zu 30km weit. (Man bedenke, dass sich im Gegensatz dazu die Lebenshaltungskosten zumindest im westlichen Teil der Türkei dem europaeischen Niveau angeglichen haben.)
  2. Wem das Fahren mit dem Taxi zu gefaehrlich scheint, der ist mit der Besteigung eines Dolmusch' nicht unbedingt besser bedient. Geschwindigkeitsbegrenzungen (auch sinnvoll erscheinende) sind für die hiesigen Personenbeförderer nur die Katalysatoren für zivilen Ungehorsam. Und scharfe Kurven dienen allein dem Eros. Sie werden unter Ausschaltung aller physikalischen Gesetzmaessigkeiten raeumlich 'zerdehnt'.
  3. Man suche sich eine aelteren oder sogar alten Fahrer aus. Sie haben mehr Erfahrung und aufgrund solidem Respekt vor physikalischen Gesetzmaessigkeiten laenger überlebt als viele ihrer jüngeren Kollegen, die der plötzlichen Wiederkehr der Physik erlagen.
  4. Man suche sich nicht 'zu alte' Fahrer aus. Es empfiehlt sich, vorher einen Sehtest mit dem Betreffenden durchzuführen. Auch ein 'Gewissenstest' kann Aufschluss über die geistige Verfassung und den altersbedingten Starrsinn des Fahrers geben.
  5. Es gilt als gutes Zeichen, wenn der Fahrer Pannen schnell und ohne viel Getue beheben kann, so dass die Reise zügig fortgesetzt werden kann.
  6. Es gilt als unbedingt schlechtes Zeichen, wenn der Fahrer zum Mobilfunktelefon greift, nachdem er bereits ein und die selbe Panne mehrfach erfolgreich (?) behoben hat.
  7. Es ist kein gutes Zeichen, wenn die Fahrgaeste den Minibus plötzlich verlassen sollen, um sich der Gluthitze des Mittags auszusetzen. Denn nie (!) geschieht die finale Panne in der Naehe eines Schatten spendenden Olivenhains oder eines Strandes.
  8. Es ist ein gutes Zeichen, wenn der versprochene Ersatzbus innerhalb weniger Minuten eintrifft, so dass die Reise zügig und mit 'New AC' (Air Conditioned = aufmachbare Seitenfenster) fortgesetzt werden kann.
  9. Es ist kein gutes Zeichen, wenn der Fahrer sich unbemerkt verdrückt. Und das, bevor (!) der Mob nach stundenlangem Warten lynchwütig wird.
  10. Es ist ein gutes und beruhigendes Zeichen, wenn die anderen (!) Dolmusche in den Strassengraeben oder Schluchten liegen. Gemaess der Theorie, nachdem der Blitz unmöglich zwei mal hintereinander in die selbe Stelle einschlagen kann, verliert die Möglichkeit eines Unfalls mit Todesfolge ihren Schrecken.
Am Ende einer langen Fahrt, glücklich und gesund angekommen, schwitzend und etwas erschöpft, weiss man das Leben zu schaetzen. Wieviele potenzielle Selbstmörder haben nach einer Fahrt mit dem Dolmuş ihr schaendliches Ansinnen aufgegeben? Auch dafür fand ich keine verlaessliche Quelle.

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