kriegswichtig: Anpassungsfähigkeit |
Nun: Arroganz bedeutet ja, sich über andere zu erheben. Aber das tue ich doch gar nicht. Ich will von anderen nur als mindestens ebenbürtig und für kompetent gehalten werden, wie sie es selbst von sich zu glauben meinen. Wenn nun meine sprachlichen Fertigkeiten auf die Begrenztheit anderer stoßen, dann ist das ja nicht mein Unglück. Vielmehr ist es das Unglück anderer. Wenn mein Geschwurbel schon als zu hoch gestochen beurteilt wird, dann spricht das doch nur für die sprachliche Barbarei, die große Teile der Bevölkerung pflegen. Andere bekommen Herpes, wenn das Benzin teurer wird. Mir schmerzt die Seele, wenn Sprache nur der Funktion, nicht der Schönheit dient. Ach, ich sag's frei heraus: Ich will nicht immer an der Inkompetenz anderer wachsen müssen (adiawam).
Ich möchte an der Inkompetenz anderer verzweifeln dürfen. Ich will die Augen verdrehen dürfen ob der lädierten Ausdrucksweise und der mehr als mangelhaften Kritikfähigkeit anderer. "Verzweifeln dürfen an der Inkompentenz anderer" (VedaI) sollte in den Katalog der Menschenrechte aufgenommen werden. Doch bloß, weil ich mit meinem Finger in die offenen Wunden der Gesellschaft hinein pieke, bin ich noch lange nicht arrogant. Was kann ich dafür, dass ich über vortreffliche, analytische Fähigkeiten verfüge? Arroganz beinhaltet Ignoranz. Ein Ignorant bin ich beileibe nicht. Auch wenn meine Beobachtungsgabe in mir bisweilen heftigen Würgreiz auslöst: Ich bleibe tapfer und halte die Augen offen. Ich leide offensichtlich an Wahrnehmungsbulimie.
Vielleicht bin ich ja ein Querulant. Und vielleicht verfüge ich über ein gerüttelt Maß an Weltfremdheit, wer weiß? Heute Morgen wurde ich aus langem Schlaf wach. Falsch: Heute Mittag erwachte ich aus langem, durch kleinere Störungen umso tiefer geratenem Schlaf und schaltete das Radio an. Nachdem ich irgendwas von Noel Gallagher hören musste, wurde verlautbart, dass heute nicht nur der längste Tag des Jahres ist, sondern auch der "Tag des Schlafes". Na wunderbar, dachte ich, und stand auf, um zu frühstücken.
Ich war etwas verwundert, dass so viele Leute trotz dieses Gedenktages arbeiten gehen. Dann dachte ich, nun gut, am "Tag der Arbeit" arbeiten ja auch nur ganz wenige Leute. Doch im Umkehrschluss müsste das bedeuten, dass am "Tag des Schlafes" nur ganz wenige Leute schlafen. Warum kann man hier eigentlich nichts richtig machen? Mein Befund lautet: Dass die BRD trotz Bankenkrise (und ich bleibe dabei: Bankenkrise, nicht Währungskrise, Staatsschuldenkrise oder dergleichen) wirtschaftlich so gut da steht, liegt nicht daran, dass sie alles richtig macht. Es liegt daran, dass die BRD GLAUBT, sie mache alles richtig.
Der Glaube versetzt schließlich Berge. Wer jedoch nur glaubt, der weiß nichts wirklich. Nur wer etwas weiß, kann (darf) demnach arrogant sein. Wer nur glaubt zu wissen, ist bestenfalls naiv. Vielleicht auch ein klein bisschen doof. Ich aber weiß zu glauben, dass ich nicht naiv bin. Ich glaube allerdings, außer mir und ein paar wenigen gibt es bloß noch Idioten auf der Welt. Die anderen sind es nämlich: Die sind alle arrogant! Schaut Euch doch nur mal um... Wenn Ihr könnt!
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