kriegswichtig: ein ThinkTank |
Fakt ist, dass auch westdeutsche Städte zerstört wurden. Dort wird allerdings nicht mit viel Brimborium deutscher "Opfer" gedacht, sondern den Opfern der Nazi- Gräuel. Denn soweit man weiß, waren die sogenannten Volksdeutschen die Täter oder haben sich zumindest mit dem Regime arrangiert. Jene, die sich gegen das System gewandt haben, sind bestimmt nicht durch die Bombenangriffe der Alliierten ums Leben gekommen. Außerdem waren es nicht so viele, dass man eine Gedenkveranstaltung angemessen finden könnte. Soviel zur Vergangenheit.
Reisefreiheit gab's zwar im Westen, aber nicht immer das Geld dazu. Die Segnungen des Kapitalismus waren nicht jedem vergönnt. Man lebte jedoch in einem Kapitalismus, der noch nicht ganz so herzlos war, wie es heute gerne behauptet wird: Reichtum wurde durchaus als verpflichtend angesehen, und weitgehend setzte sich die Idee durch, dass auch ArbeitnehmerInnen an dessen Früchten teilhaben sollten. Das änderte sich schlagartig mit der Öffnung der Mauer. Seitdem herrscht jener blödsinnige Kapitalismus, der dem Westen von jeher angedichtet wurde.
In Berlin lässt es sich nicht, und man will man auch gar nicht, vermeiden, dass man mit ostdeutschen KollegInnen zusammenarbeitet. Erstaunlich ist, wie gerade ältere Kolleginnen mit ostdeutschen Hintergrund betonen müssen, wie solidarisch die "Ostler" gewesen seien im Gegensatz zu den egomanischen Westdeutschen, die ihre Interessen stets kaltschnäuzig durchzusetzen wissen. Denn, so die Legende, der Westen sei ein Land voller kaltherziger Egoisten, die nur dem schnöden Mammon frönen und gewillt sind, für den persönlichen Vorteil die armen, im Grunde stets herzensguten und vertrauensseligen "Ossis" auszutricksen.
Ich persönlich habe von dieser propagierten Herzenswärme der ostdeutschen Kolleginnen bislang nichts verspüren können. Der Zusammenhalt untereinander erwies sich zudem nicht als besonders groß. Da sitzt der Westdeutsche im Büro und schüttelt den Kopf vor lauter Unverständnis über die Denunziation der gerade nicht anwesenden (ostdeutschen) Kollegin. Die SED- Propaganda über den soziopathischen Westdeutschen hat hier ganz offensichtlich funktioniert, und der soziale Zusammenhalt der "Ossis" scheint immer noch stark vom Wesen des inoffiziellen Mitarbeiters für das Ministerium für Staatssicherheit geprägt. Kuschelig ist anders.
Besucht man hingegen den Osten und unterhält sich mit den Einwohnern (falls es gelingt, zum Gespräch zu animieren und nicht aus lauter Misstrauen der Hund vorgeschickt wird), dann gewinnt man schnell den Eindruck, dass ein Teil der Ostdeutschen den Kapitalismus viel schneller verinnerlicht hat als dies dem gemeinen "Wessi" je möglich gewesen wäre. Nirgendwo in der BRD gibt es so viele Zäune und "Privateigentum - Betreten verboten"- Schilder wie im Osten. Und nein, es handelt sich nicht um zugezogene "Wessis", die sich in ihren im Osten "ergaunerten" Reichtümern suhlen.
Was schade ist: Alles was am Osten gerade noch gut war, wurde über Bord geworfen. Und zudem wurden ausschließlich die übelsten Errungenschaften aus dem Westen übernommen. So ensteht eine bösartige Melange aus den Grundübeln beider Systeme. Nur ein Beispiel: Die berufliche Gleichstellung der Frau im Osten wurde freilich schnell der westlichen Überzeugung geopfert, dass Frauen sich nun mal den Kindern und dem Haushalt zu widmen haben. Der klassische ostdeutsche Mann ist schon lange genauso ein chauvinistisches, homophobes und fremdenfeindliches Arschloch wie der aus dem Westen. Gratulation! Gut gemacht!
Diesbezüglich ist der Osten mittlerweile fast genau so scheiße wie der Westen. Kein Ort, an den man geschickt werden möchte, wenn es einem mal wieder nicht im Westen gefällt. Und Angela Merkel ist, nur weil sie aus dem Osten kommt, noch lange keine gute Kanzlerin. Genauso wie Gauck kein guter Präsident sein muss, bloß weil er als ostdeutscher Pfaffe nach der Wende völlig risikolos sein Maul aufgetan hat und seitdem als Bürgerrechtler gilt. Zumal er sich für die sozial schwachen BürgerInnen der Bunzreplik einer ganz besonders feinen Rhetorik bedient. Gauck, ein Hoffnungsträger? Eher wohl: Gauck, Arbeitgeberbundespräsident! Seine Interpretation von Freiheit ist lediglich die Befreiung vom real existierenden Sozialismus. Weiter gehen seine Gedanken nicht.
Dem Medienhype um den Osten muss man entgegenhalten: Es gibt nichts Neues im Osten! In den Köpfen vieler Ostdeutscher herrscht immer noch das pseudosozialistische Regime der Vergangenheit. Diese sture Blödheit, gekoppelt mit einem jämmerlichen, geschichtsvergessenen Opfermythos, der gefräßigen Variante des Kapitalismus und einem vielleicht nationalsozialistischen, zumindest aber in Ansätzen antidemokratischen Gedankengut, ist nicht einfach nur ärgerlich. Sie ist hochexplosiv und bereitet den Boden für die ideologisch verbrämten Irrsinnstaten eines NSU. Weder Gauck noch Merkel können und wollen dem etwas entgegenhalten. Außer ihren Lippenbekenntnissen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen