Sonntag, 27. November 2011

Unmittelbare Schmankerl! Zum Wohle eines großen Ganzen!

kriegswichtig: gemeinsame Ziele
Kann man das sagen? Kann man sagen: Ich hatte eine Epiphanie? Kann man sagen, dass ich eine Epiphanie hatte, während der mir deutlich wurde: es ist längst Krieg! Es ist keiner vergangen, es wird keiner kommen, nein, er ist längst da: der Krieg! Nicht so ein Krieg, in dem sich zwei oder drei Parteien gegenseitig schlagen. Es ist Krieg von der Sorte, in der jeder seines Nächsten Feind ist. Es ist sozusagen ein postideologischer Krieg, weil hinter der Vielzahl der teilnehmenden Parteien keinerlei Ideologie mehr steckt.

Im Gegenteil: Es ist die Ideologie selber, die den Krieg verursacht, um deren Verteidigung es allerdings nicht mehr geht. Es handelt sich um die einzig übriggebliebene Ideologie, sie hat keine Feinde mehr. Es ist die Ideologie des unendlichen Wachstums, welche den Einzelnen dazu treibt, sich gegen seine Mitmenschen zu wenden und sie zu fleddern und um das Gefledderte zu raffen und zu verteidigen gegen andere Fledderer und Raffer. Es gibt keine Solidarität in diesem Krieg, es gibt auch keinen Klassenkampf. Es gibt höchstens Bewegungen, innerhalb derer jeder für sich selber kämpft und spricht. Zum Beispiel die Occupy- Bewegung, die den Kapitalismus eher zu okkupieren als zu vernichten sucht. Es geht ums Fleddern eines stinkenden Leichnams, und nicht um die Geburt einer neuen Idee.

Super: Ich bin nun endlich im Lager der Kulturpessimisten gelandet. Das ist nicht meine Schuld. Nicht ganz alleine meine Schuld. Ich bin ein Opfer der Umstände. Ich versuche einigermaßen aufrecht durch das Leben zu wandeln, umsichtig und gerecht. Das ist zumindest ein Anspruch, den ich an mich richte. Ich beziehe meine Umwelt in mein Handeln ein und wäge ab zwischen dem eigenen Interesse und den Interessen der anderen. Ich betrachte die Gesellschaft als ein vom Tauschhandel geprägtes Gefüge. Es herrscht dort ein Geben und ein Nehmen, und die reine Vernunft will Licht in das Dunkel des vom Menschen verursachten Chaos bringen.

Meine Eltern haben mich so gemacht. Sie haben noch viel mehr aus mir gemacht. Nicht alles war gut. Das Beste aber habe ich behalten. Ich behielt es aus einer tiefen Einsicht heraus. Es ist die Regel, dass das unmoralische Handeln anderer Menschen nicht dazu berechtigt, selbst unmoralisch zu handeln. Vielmehr ist geboten, dem die eigene Moral entgegen zu halten. Zum moralischen Handeln gehören allerdings Werte. Ohne diese Werte kann ich nur dem eigenen Instinkt gehorchen und den Bedürfnissen meines Körpers. Diese sind allerdings keine berechenbare Konstante.

Super, jetzt bin ich auch noch ein wertkonservativer Moralist. Dafür kann ich aber nichts. Ich bin nicht ganz alleine Schuld daran. Meine Eltern haben in ihrer kleinen Welt eben gedacht, es sei hilfreich, anständig zu sein und den inneren Überzeugungen (ihren Überzeugungen allerdings) zu folgen. Sie haben in ihrer Naivität nicht daran gedacht, dass die Welt voller Nihilisten ist, die nur ihre eigene, übrigens völlig diffuse Ordnung kennen und sich eher von momentanen Befindlichkeiten leiten lassen als von tiefer, innerer Einsicht über das Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft.

Meine Eltern haben mich irgendwie falsch auf das Leben vorbereitet. Denn dauernd kommt irgendein Arsch daher, der aus dem einfachen Bestreben sich etwas Gutes zu tun oder sich sein Leben leichter zu machen, anderen schaden will. Da diese anderen sich nun aber gestört fühlen müssen und es sich selber leicht machen wollen, kompensieren sich den entstandenen Schaden nun ihrerseits völlig rücksichtslos. Es ist einfach in dieser Welt, ein Arsch zu sein. Es scheint die Grundvoraussetzung für ein unkompliziertes Leben zu sein, sich völlig arschmäßig nur um seine eigenen Interessen zu kümmern. Arsch sein heißt, respektiert zu werden.

Deswegen sagt auch keiner mehr was, wenn ihm ein Arsch daher kommt und sich nimmt, was er will oder braucht oder glaubt zu brauchen. Die wahren Asozialen sind heute diejenigen, die sich über einen Arsch zu beschweren wagen oder ihm einfach nicht das gewähren, was er glaubt sich nehmen zu müssen. Da gerät man richtig unter Rechtfertigungsdruck. Man sieht sich als Spießer, Langweiler, Aggressor gebrandmarkt. Man stört den Lauf der Dinge, innerhalb derer der Einzelne seinem Gusto entsprechend, sonst völlig ungestört, unreflektiert und erkenntnisneutral einer anderen Erlebnissphäre gegenüber, agieren kann.

Super, ich bin ein Spießer, ein Langweiler, ein Aggressor. Da bin ich aber nicht alleine Schuld daran. Das liegt an meinen Überzeugungen, die leider nicht mehr so ganz en vogue zu sein scheinen. Irgendwann müssen sie es ja mal gewesen sein. Das war wohl vor dem Krieg, in dem sich jeder mit jedem um jede Ressource schlägt: Zeit, Geld, Platz, Macht, Essen, Sex. Offenbar gibt es von jedem zu wenig für alle? Vielleicht liege ich falsch, wenn ich hier postuliere, dass man sich dem ganzen Wahn verweigern sollte. Ist ja auch nicht so einfach. Man steht ja nicht außerhalb der Gesellschaft.

Kann ich anderen überhaupt vermitteln, dass sie ohne Gier auskommen sollen, ohne meine eigenen Interessen gnadenlos durchzusetzen? Kann ich behaupten, dass ich einen Plan habe und alle anderen nicht? Ist es tatsächlich so, dass nur ich persönlich mit jener Konsequenz ausgestattet bin, die unmittelbare Schmankerl für verzichtbar hält zum Wohlgeraten eines großen Ganzen? Bin ich das Maß aller Dinge?

Manchmal schon! Und deshalb weiß ich auch, dass die ökonomische Abhängigkeit des Einzelnen der Motor für die Garstigkeit der Menschen ist. Wenn jeder schauen muss wo er bleibt und Angst um die eigene Existenz haben muss, wird er tun was (er glaubt, dass es) notwendig ist. Diese Abhängigkeit ist der Stachel im Fuß der Menschheit, eigentlich jedes Geschöpfes unter dem Mond und unter der Sonne. Sie sorgt beim Menschen für eine seltsame Unausgeglichenheit. Doch im Gegensatz zu den nicht vernunftbegabten Tieren sind Menschen wohl in der Lage, diesen Stachel zu ziehen. Geld ist genug da. Es ist nur unglaublich schlecht und ungerecht verteilt. Super, jetzt bin ich auch noch ein Träumer. Aber dafür kann ich nichts!

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