Über ungesicherte Berichte darf man ja nicht schreiben: An der Neckarwiese unter der Jungbuschbrücke soll ein Bauer eine Staffordshire- Hündin mutwillig mit dem Mähdrescher überfahren haben. Ein Leser wies mich darauf hin und war einigermaßen entrüstet. Ich war zunächst tief betroffen, obwohl ich Hunde nicht mag. Das ging dann doch zu weit: Meine Gewaltphantasien beziehen sich doch eher auf Hundehalter. Doch mit Google, immerhin der Mähdrescher des Internets, findet man zu diesem speziellen Ereignis fast gar nichts, so dass man denken könnte, man sei einer Ente aufgesessen. Doch das KSG-Forum, ein Hundeliebhaberportal, dessen Blogger alle total supidupisüßen Avatare benutzen, greift das Thema auf.
Die dort geführte Diskussion lässt allerdings zu wünschen übrig. Hier ereifern sich u.a. Menschen, deren Leben irgendwie und ausschließlich Hund ist. Die Tiere selber sind Opfer von perversen Menschen und müssen beständig beschützt werden. Sie sind nämlich ausnahmslos lieb und würden einem Menschen auch niemals etwas antun. Hier schwirren eher Theorien über Hunderassendiskriminierung durch die Forumsbeiträge, als dass man sich tatsächlich mit gesicherten Fakten abgäbe.
Die Medien mit ihren wiederholten Kampagnen gegen Hunde seien schuld daran, dass einzelne Personen die Viecher so sehr hassen und dann auch noch umbringen. An dieser Stelle muss mal gesagt sein: Sicher sind die Medien dafür bekannt, in Berichten eine Position zu beziehen (gut) und gelegentlich zu übertreiben (schlecht). Aber leider zeigt sich an den Zeitungsauflagen, dass die LeserInnen den Schund der seriösen Berichterstattung vorziehen. Letzten Endes muss man ja immer mit dem Finger zuerst auf sich selber zeigen. Und man kann Hunde auch ohne die Medien hassen, braucht man doch lediglich einen Grund dazu.
Als in der Vergangenheit einmal gefordert wurde, man möge aufgrund erhöhter Bissquoten doch Kampfhunde bitte anleinen und bemaulkorben, reagierten einige HundehalterInnen mit Holocaustvergleichen. Man muss es sich bildhaft vorstellen: Der Hund als Jude des anfangenden Jahrtausends, gezeichnet, stigmatisiert, diskriminiert, und einer beispiellosen Hetzkampagne unterzogen. Und das nur, weil ein paar Kinder und Erwachsene zerfetzt wurden! Berichte über durch Hunde zerbissene Menschen empfinde ich als vernunftgesteuerter Mensch allerdings nicht als fiese Kampagne gegen Hunde, sondern als eine Abbildung der Realität.
Die Mann-beißt-Hund-Story in der mündlichen Variante lässt aber in seiner neutralen Berichterstattung die Gemüter in Wallung geraten. Ein Forumsteilnehmer lässt sogar sich zu folgender Mitteilung hinreisen: "Dazu kann ich nur eins sagen*Der Mensch gehört ausgerottet* Und das passiert auch irgendwann, sowas darf einfach nicht die Erde bevölkern (es gibt Ausnahmen) R.I.P arme Maus, du hattest einen grausamen Tod" Wer wohl diese Ausnahmen sind, die überleben dürfen? Die Ordnung des postapokalyptischen Zeitalters ist mir auf einmal ein Gräuel.
Irgendwie geht mir das alles viel zu weit. Das Leben ist schließlich keine Talkshow, in der gegensätzliche Positionen bis auf's Blut verteidigt werden müssen. Bedingungslose Hundehasser sind Idioten, bedingungslose Hundeliebhaber aber auch. Denn beiden fehlt, wie so oft, der nötige Blick über den Tellerrand. Auf Grundlage solch einfacher, weil dichotomer Zuweisungen gibt es am Ende nur noch "die Männer und die Frauen", "der Arbeitslose und der Arbeitnehmer", "die Autofahrer und die Radfahrer" und deren ganz spezifische Handlungsweisen. Derart arm im Hirn möchte ich nicht in die ewigen Jagdgründe eingehen. Ende.
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