Freitag, 6. Juni 2008

Schwule können keinen Fußball! Frauen auch nicht!

Der Herr Daum ist ja schon ein Spezialist. Es dürfe im Fußball keine Homosexuellen geben, weil die Kinder z.B. in der Kreisjugend geschützt werden müssten. Es ist klar: Homosexualität ist erstens ansteckend, zweitens weiß jeder, das Homosexuelle Kinderschänder und -verderber sind und drittens üben sie sowieso einen schlechten Einfluss auf die gesamte Gesellschaft aus. Am schlimmsten ist: Schwule können keinen Fußball!

Herr Daum, ohnehin leuchtendes Beispiel für die Fußballjugend und Erstwahl zum Autor des noch zu schreibenden Buches "Mit Koks zum Erfolg! Ansichten eines Clowns!", hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen: Der Fußball muss harter Männersport bleiben, denn Tunten ersetzen das Leder sofort durch Wattebäuschchen, wenn sie erst mal das Sagen haben. Dann ist das alles nichts mehr und mit dem Fußball geht's bergab.

Sollte es im Männerfußball tatsächlich Homosexuelle geben, dann verbergen sie es entweder gut oder sie entsprechen schon längst nicht mehr dem Klischee des warmen Bruders bzw. der schrillen Tunte. Gerade dann aber sollte es kein Problem mehr darstellen, sie in die Mannschaft zu integrieren. Nun sind aber Fußballer nicht gerade die intellektuelle Speerspitze der Schöpfung und lassen oft eine mangelhafte Bildung des Verstandes und des Herzens durchblicken.

Seltsam ist das schon. Denn ist es fast undenkbar, dass es gerade im Mannschaftssport keine homoerotischen Vorfälle geben soll, wo man doch so oft ganz unter sich ist und sogar zusammen duscht. Und tatsächlich lassen die bundesdeutschen Fußballer vergleichsweise nach: Sind sie etwa schon von den Schwulen unterwandert worden? Wird der Männerfußball etwa heimlich durchfeminisiert? Tütü statt Trikot? Es kann nicht sein was nicht sein darf!

Es ist natürlich anzunehmen, dass es homosexuelle Spieler gibt. Warum auch nicht? Wer allerdings seine homoerotischen Neigungen zugibt bzw. offen zeigt, kann die ganze Teamatmosphäre empfindlich aus dem Gleichgewicht bringen. Und die Fankurve gleich mit. Das ist gefährlich! Um selber jeden Verdacht zu zerstreuen, muss er also hart gegen sich selbst und andere sein! "Schwul, das sind die Anderen, und ich bin es nicht, also weg mit ihnen!" Solche homophoben Züge könnte man auch mit einem leicht abgewandelten Sinnspruch Robert Gernharts beschreiben: Die größten Kritiker der Elche sind selber welche!

Der Herr Daum steht mit seinen Ansichten sowieso nicht alleine. Doch mit solcherlei homophobem Geschwätz diskriminieren Daum und Konsorten nicht nur homosexuelle Männer, sondern auch die fußballspielenden Frauen. Denen wird ja ebenfalls wenig Verständnis für den Fußball zugestanden. Wenn Schwule nämlich zu weibisch dafür sind, was sind dann erst die Frauen? Sollen sie doch Wassergymnastik machen! Aber auf dem Spielfeld haben die Handtäschchen schwingenden Mamis nichts zu suchen.

Man(n) könnte sich aber auch fragen, wer 2006 Weltmeister geworden ist und wer nicht. Schließlich sind die Frauen gut genug, um das angeknackste Selbstbewußtsein der Deutschen zu stärken, wenn es mal wieder nichts wurde mit der Weltmeisterschaft. Plötzlich gab es so etwas wie Anerkennung für den Frauenfußball. Aber nicht für lange, und Anerkennung ist nie genug, wenn sie ohne jedes Bekenntnis zur finanziellen Ausstattung bleibt.

Während die kickenden Männer längst Multimillionäre sind und offenbar nur noch mit Prämien aus ihrer Lethargie zu reißen sind, müssen die Frauen neben dem Fußball noch arbeiten, um finanziell über die Runden zu kommen. Ein starkes Defizit, und unwirtschaftlich ist es noch dazu: In der Wirtschaft setzt man ausschließlich auf Gewinner und nicht auf Verlierer. Und was ist Fußball anderes als ein Wirtschaftszweig?

Na ja, wie dem auch sei: Wenn es mit der EM 2008 nichts wird, und man(n) geknickt die Fahnen einholt, dann sind es vielleicht wieder die Frauen, die den Deutschen einen Sieg schenken. Denn als reproduktive Kraft der Gesellschaft ist es schließlich ihre Pflicht, geschlagene Männer wieder aufzurichten. Und solange sie wissen, wo der Hammer hängt und wer die Familie ernährt, ist das auch gut so!

Dem Autor allerdings ist es vollkommen wurscht, wer mit wem und wie etwas gewinnt. Von ihm aus könnten die Teams auch gemischtgeschlechtlich spielen. Am Ende hat er nur was gegen Idioten. Und die findet man schließlich überall. Manchmal halt eben vor der Kamera.

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