Mittwoch, 18. Juni 2008

Werd' erwachsen, Nerd! Arbeit oder doch lieber Lotto?


Es ist mir ja so peinlich, aber was soll ich machen? Das Leben ist teuer, besonders in Mannheim. Und so muss ich mir überlegen, wie ich zu Geld komme! Ja, Sie haben richtig gehört: Ich habe das böse Wort "Geld", die übelste Pfui-Bääh-Sache in meinem Universum schlechthin, in einem Zusammenhang mit dem schönen Verb "kommen" genannt.

Es ist nicht gelogen, wenn ich behaupte: In Berlin habe ich nur einen Bruchteil meines jetzigen Einkommens benötigt, um satt und sauber über die Runden zu kommen, Spaß inklusive. In Mannheim reicht selbst mein derzeitiger finanzieller Rahmen nicht aus: Das Bier ist hier rund 25% teurer (obwohl nicht besser), vom Wein will ich gar nicht sprechen. Die Miete ist doppelt so hoch wie in meinem Lieblingskiez Berlin-Neukölln, der wirklich sehr hübsch ist und gar nicht so verkommen, wie man gerne behauptet. Er ist in etwa so verkommen wie Neckarstadt-Ost und hat wesentlich mehr Charme als Mannheims Innenstadt.

Nun stehe ich vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Ich, der Meister der Unverbindlichkeit, soll nun auf die böse Seite der Macht wechseln. Will ich, dass sich meine finanziellen Unzulänglichkeiten in Wohlgefallen auflösen, muss ich wohl oder übel ein Angestelltendasein fristen. Sie wissen schon, die Schlagworte: Sicherheit, Rentenanspruch, Krankenversicherung. Was für die meisten Menschen die normalste Sache der Welt ist, ist für mich allerdings ein herber Rückschlag.

Habe ich doch schon vor Jahren dem guten alten Erwerbsleben Adieu gesagt, um mich fortan den schönen Dingen des Lebens zu widmen: All das zu tun, was Spaß macht, und trotzdem dabei etwas Geld verdienen. Genug, um lecker Sachen zu schnabulieren, Kultur und anderes, z.B. bohéme- mäßiges zu genießen. Oh, liebe Freunde des Hühnchendöners, ich sage Euch: Dieses Leben war schön und voller wunderbarer Dinge. Und es mangelte mir an nichts. Seit ich aber in Mannheim bin... ach, ihr wisst schon!

Doch wie kommt man zu Geld, ohne sich selber zu verraten? Trete ich eine Arbeitsstelle an, dann nehme ich ja jemand anderem dieselbe weg. Kann man denn in Zeiten des Mangels überhaupt mit gutem Gewissen eine Arbeit annehmen? Eine, die zudem noch so gut bezahlt ist, dass man am Kreislauf des Konsumwahns wieder teilhaben darf? Welche Arbeit kann man denn überhaupt vertreten?

Alle Tätigkeiten im Bereich des Kontrollwesens scheiden schon mal aus. Diese Arbeit ist unserem Nachbarn mit Blockwartmentalität vorbehalten. Ich wäre zu verständig und ließe jeden Falschparker oder Schwarzfahrer entkommen, der mich mit seinen treuen Hundeaugen anschaut und lieb erläutert, wie es mal hierzu und mal dazu kam. Auch Jobs im Geldwesen sind Tabu, da (s.o.) Geld Pfui-Bähh ist und man mit so was nicht handelt, wenn man von einer besseren Welt träumt. Doch leider lässt sich hiermit am meisten Geld verdienen.

Genauso wie bei den Versicherungsgesellschaften, die aus mündigen BürgerInnen unmündige Etwasse machen. Wer dort arbeiten möchte, darf ebenfalls keinerlei Skrupel haben, wenn er nicht an ständigem Herzeleid verrecken möchte. Manche verraten ja sogar ihre eigenen Freunde und Verwandten, nur "für ein paar Policen mehr". Es ist ein gar widerliches Geschäft, da Sicherheit unfrei macht! Denken Sie mal d'rüber nach!

Mit den anderen, den "ehrlichen" Jobs kann man heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen, und verhungern ohne Arbeit ist deshalb wesentlich angenehmer als mit ihr. Aber auch wenn ich meinen Fähigkeiten entsprechend arbeiten möchte: z.B. Texter für eine Agentur ist kein schöner Beruf, weil man den Rest der Menschheit mit seinen "lustigen Sprüchen" in der Werbung zu Tode quält. Man will ja nicht Verantwortlich sein für die Verdummung einer ganzen Gesellschaft.

Haha, liebe(r) LeserIn, sehr witzig! Ihr Einwand, ich hätte ja auch keine Skrupel, meine ach so witzigen Ergüsse HIER zu posten! Mich kann man aber einfach wegklicken, die Werbeplakate sämtlich zu entfernen ist jedoch weitaus schwieriger, wenn nicht sogar strafbar. Ich lasse Ihnen wenigstens noch eine Wahl! Und wenn es Sie beruhigt: Ich verdiene dabei noch nicht einmal besonders, manchmal sogar gar nichts!

Mir scheint es so, als sei die ehrlichste Art und Weise, zu Geld zu kommen, einen Lottogewinn einzufahren. Und dank des Arbeitsmarktes zur Zeit ist die Chance, zu gewinnen, beinahe so groß wie die Chance, einen ausreichend bezahlten Job mit Zukunftsperspektive zu bekommen. Außerdem schadet man damit wenigstens niemandem. Raubtierkapitalisten ohne Scham und soziales Gewissen hingegen haben die besseren Karten. Scheiß- Spiel!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

zieh doch in de obbere riedstroß, da koscht die miet wenger :)

holz e. von bald hat gesagt…

Hi hi, lieber nicht! Da müsste ich ja extra die Landessprache erlernen...