Schon seit Monaten frage ich mich, was es denn mit den Folk- und Countrykonzerten in der Karibikbar "BlueHouse" auf sich hat. Denn besucht man die Homepage des Etablissements, wird man sofort von einem Rastaman angesprochen, so dass man die Seite ganz verschreckt wieder wegklicken möchte. Es könnte ja sein, so die Angst, dass aus dem Monitor viele kleine Reggeamännchen gestolpert kommen und das Arbeitszimmer belagern. Soviel zum Thema Rassismus und Xenophobie!
Natürlich war ich nicht abgeschreckt, sondern schwer interessiert und besuchte mit meiner lieben Frau C. vergangenen Mittwoch das Konzert des Kanadiers Craig Bjerring, der Vergleiche mit dem großartigen Bonnie "Prince" Billy aushalten muss. Man kann sagen: Es war ein sehr hübsches, intimes Konzert. Begleitet von seiner Akustikgitarre und einem Akkordeonspieler gabe Bjerring wunderbar zarte Songs zum Besten. Mehr kann man dazu kaum sagen.
Das BlueHouse selber ist wirklich sehr klein, ich denke es passen dort maximal 20 Leute hinein. Schade war, dass nicht mehr als 10 zahlende Gäste kamen, wo doch der Eintrittspreis mit 5Euro geradezu untypisch günstig für Mannheimer Konzerte war. Die bezahlbaren Cocktails habe ich nicht probiert, werde dies aber bei nächster Gelegenheit tun. Denn leider gibt es biermäßig nur Produkte der Brauerei Welde zu trinken. Während das "Pils" nach Limo riecht und wie Cidre schmeckt, kann man das Weizenbier jedoch gefahrlos und mit Genuss trinken.
Nach soviel Ruhe und Bedächtigkeit braucht man auch mal wieder was auf die Ohren. Deswegen war letzten Samstag ein Besuch in der Feuerwache angesagt. Mannheims sympathischte Konzertveranstalter "Brandherd" ließen Melt-Banana aufspielen, eine japanische Noise Rockband mit deutlichem Hang zum Lärm. Die Vorband, liebe Leute, habe ich verpasst, da diese tatsächlich pünktlich zum Konzertbeginn anfing. Werden Konzerte jatzt doch noch zu richtigen Kulturveranstaltungen mit verbindlichen Zeitangaben?
Die vier Bandmitglieder von Melt-Banana jedenfalls droschen auf ihre Instrumente ein wie nichts Gutes. Wunderbarer Gitarrenlärm mischte sich mit knarzigem Bass und teilweise verzerrtem Schlagzeug. Die Sängerin füllte die weniger hochfrequenten Passagen mit ihrer Stimme aus, die sonst gnadenlos übertönt wurde. Das alles aber war ein großer Spaß, und nach einer knappen Stunde hatte man Mitleid mit dem Schlagzeuger und volles Verständnis dafür, dass das Konzert zu Ende war.
Somit sehe ich meine seit Jahren in den Raum gestellte These bekräftigt: Lärm auf der Bühne = Maximum an Spaß / Man kann dabei überhaupt nichts verkehrt machen. Leider bemerkte ich erst viel zu spät, dass man an der Theke Ohrenstöppsel kaufen konnte. Irgendwie hätte ich aber erwartet, die bekäme man zur nicht ganz billigen Eintrittskarte gratis dazu. Doch der leichte Druck auf den Ohren auch noch am nächsten Tag gab mir ein Gefühl von Nachhaltigkeit. So soll es sein!
Manchmal, wenn Mannheim es möglich macht, sich gleich zwei Mal in der Woche via Kultur zu vergnügen, hat man die leise Hoffnung, sich doch noch heimisch fühlen zu können, in dieser ansonsten so düsteren Stadt.
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