Die olympische Fackel geht nun doch durch Mannheim. Lange hat man sich dagegen gesträubt, doch schien es nach dem bisherigen Desaster des Fackellaufs angemessen, die Route hierher zu verlegen. San Francisco war einfach nicht sicher genug. Von den Baden-Württembergern hingegen hat man kaum Störungen zu erwarten. Die paar Randalierer kriegt MiPrä Oettinger in den Griff. So hat er es zumindest dem Olympischen Komitee versprochen.
Vom Frankfurter Flughafen bis zum Mannheimer Hauptbahnhof sind es knapp 80km, also beinahe die doppelte Marathonstrecke. In BaWü wird schließlich geklotzt und nicht gekleckert. Vom Hauptbahnhof aus geht es mit dem Zug weiter bis nach Stuttgart und vom dortigen Flughafen weiter nach Myanmar. Der weitere Verbleib der Fackel, immerhin Sinnbild des Friedens und der Völkerverständigung, wird künftig spontan angekündigt, um weitere Störungen zu unterbinden.
Kann man es dem gemeinnützigen IOC anlasten, dass er ausgerechnet im zugegebenermaßen menschenrechtsfeindlichen China den nächsten olympischen Austragungsort fand? Ist die Kritik an der diesjährigen Olympiade überhaupt gerechtfertigt? Und ist es legitim, die "Fackel des Friedens" mutwillig zu löschen, um somit Millionen von ZuschauerInnen und Milliarden von Dollars zu verprellen, bloß weil irgend so ein Bergvolk seperatistische Bestrebungen hat? Woher soll der IOC das denn wissen, bitte schön? Es geht doch nur um Sport und um sonst nichts!
Und die SportlerInnen? Was sollen die davon halten, wenn ihnen alles kaputt gemacht wird? Da trainiert man tagein, tagaus und dopt sich die Gesundheit kaputt, und dann verlangt man von ihnen noch ganz frech, einfach nicht teilzunehmen oder wenigstens vor Ort zu protestieren. Dabei dürfen die das gar nicht, sonst werden sie disqualifiziert. Man darf beim Stabhochsprung noch nicht einmal ein T-Shirt mit der Aufschrift "Free Tibet" tragen. Wozu auch? Es geht doch um Sport und um Leistung. Um's Dabeisein! Um sonst gar nichts! Aber die SportlerInnen fragt ja niemand.
Und was soll die blöde Idee, bitte schön, jede offizielle Ehrung zu boykottieren? Wenn man doch eine Medaille gewinnt, dann möchte man die schließlich auch entgegennehmen. Im Sommer 1936 in Berlin hat ja auch jeder seine Medaille angenommen, da hat doch auch keiner rumgezickt, von wegen Menschenrechte und so! Da gab es keinen Boykott, damals gab es sogar einen Teilnahmerekord. Und die Fackel hat man auch in Ruhe gelassen. Geht doch, wenn man nur will!
Jedenfalls ist es unverschämt, wenn die Tibetaner die völlig unpolitischen olympischen Sommerspiele zur Plattform für ihren Protest machen, sei ihr Land vom Gastgeberland auch noch so okkupiert. Das ist geradezu unsportlich! Deswegen sind Solidaritätsbekundungen und -aktivitäten zu ächten und hart zu bestrafen. Ja, wo sind wir denn? Die nächsten Spiele sind bitte in Mannheim auszutragen. Da gibt es wenigsten keinen Ärger!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen