Donnerstag, 17. Februar 2011

von Guttenberg says: "Bezahlt mir meine Pacht mit Worten, Ihr Gesindel"

Aha! Irgendwie kommt mir das Ganze ja sehr bekannt vor: Jemand schreibt ein Buch und darinnen sind gaaaanz viele Textstellen, die von anderen Autoren dereinst geschrieben wurden. Dieser Jemand allerdings vergisst (absichtlich?) diese Textstellen zu kennzeichnen und hoppla: Aus Zitaten werden Plagiate.

Genau: Vor ein zwei Jahren hat eine 17jährige Frau Hegelmann auf sich aufmerksam gemacht, indem sie ein Buch veröffentlicht hatte, bei dem man sich verwundert zeigte, wie so ein junges Ding bereits über so viel Lebenserfahrung verfügen konnte. Man hat es dann herausgefunden: Selbstverständlich musste sie auf die Lebenserfahrung eines nicht mehr ganz so jungen Herren zurückgreifen.

Es wurde viel darüber debattiert dieser Tage, ob und wie es erlaubt sei, sich bei anderen Autorinnen und Autoren zu bedienen. Man stellte fest, dass Textdiebstahl eine Art Sampling sei und die "gestohlenen" Textstellen in neuen Zusammenhängen große Kunst sei. Überdies haben viele Autoren sich dieses Mittels bedient - warum nicht auch eine 17jährige? Vor allem, wenn sie dies viel frischer und frecher täte als jemals jemand zuvor?

Insofern bleibt die Frage, ob man von Kunst sprechen darf, wenn der pomadisierte Darling der Massen, der unfehlbare Adlige mit der harmonischen Ehe, uns von Guttenberg, eine Doktorarbeit abliefert, die - so wird behauptet - gespickt ist mit nicht gekennzeichneten Zitaten und ganzen Textabschnitten fremder Autoren. Ich möchte die Frage gleich beantworten: Nein! Schließlich handelt es sich um eine wissenschaftliche Arbeit. Die lebt von Bezügen zur Arbeit anderer - doch müssen diese deutlich gekennzeichnet sein.

Im Falle von Hegelmann finde ich es verwerflich, dass sie von einem unbekannten Autor ohne Hypehintergrund geklaut hat. Das zeugt  von schlechtem Stil. Im Falle von von Guttenberg muss man, sollten die Vorwürfe stimmen, andere Maßstäbe ansetzen. Obwohl er ja ähnlich wie Hegelmann via Herkunft schon von Geburt an gesalbt ist, hält er es offenbar nicht für nötig, den Ansprüchen einer wissenschaftlichen Arbeit zu genügen.

Jemand, der sich nun wirklich nicht mit Arbeit aufhalten muss, um sich während dem Verfassen seiner Dissertation über Wasser zu halten, kann selbst dann nicht auf seinen Hofstaat verzichten - wobei der Hofstaat hier andere Autoren sind, die nichts davon wissen - wenn er alle Zeit der Welt hat. Das ist schlicht und einfach Faul- und Borniertheit in einem. Passt eigentlich ganz gut zu einem Menschen, der auch politisch sein Fähnchen im Wind dreht (siehe Kundus-Affäre) und die Dinge nur dann beim Namen nennt, wenn 80 Prozent der Bevölkerung sich nicht mehr veralbern lassen (Kriegseinsatz und geostrategische Interessen).

Muss wirklich erst ein Plagiatsvorwurf her, damit man diesen Mann endlich demaskieren kann? Haben da nicht schon andere Affären ausgereicht? Man nenne die Sache mit der Feldpost, seine Reaktionen auf die Geschehnisse auf der Gorch Fock und in anderen militärischen Einrichtungen. Und eben die Kundus-Affäre, in der er einen General opferte, um seine Position nicht zu gefährden. Hätte man nicht vorher schon ahnen können, dass hier ein selbstherrlicher Krösus Taschenbillard spielt, während er seine Stuppsnase rümpfend über den Köpfen des jubelnden Pöbels erhebt?

Es ist schließlich die Herrenmenschenmentalität, die zum Vorschein kommt, wenn ein von Guttenberg im Bierzelt genauso sicher auftritt wie auf internationalem Parkett. Und das kommt an, weil: der ist ja WIE einer von uns! Doch auf dieses WIE kommt es an: von Guttenberg ist ein Darsteller, und der spielt nicht sich selbst, sondern das, was gut ankommt. Bislang blieb er mit der Masche Liebling der Massen und König der Herzen (und einer künftigen Monarchie). 

Mal sehen, wie das wird, wenn ihm noch Betrug nachgewiesen werden kann. Immerhin hat der medial begabte Adlige auf seinem Afghanistan-Besuch dieses Mal auf den obligatorischen Reporter-Tross verzichtet. Wäre doch unangenehm, wenn ihn die bundesdeutsche Realität im Kampfeinsatz einholen würde und die Öffentlichkeit statt verliebten Blicken eines Prinzenpaares die sorgenzerfurchte Stirn des Ertappten vor Kriegskulisse zu sehen bekäme. Obwohl das alles natürlich ein guter Stoff für eine Soap wäre! Da gehört er nämlich hin, der von Guttenberg! Samt Ehefrau!

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