Dass ich keine besonders hohe Meinung vom Großteil aller Hundehalter dieser Welt habe, ist nur teilweise meinem aufbrausendem Temperament zu verdanken. Die andere Seite tut auch einiges dazu, um das Bild vom ignoranten, verantwortungslosen Hundeliebhaber zu bekräftigen. Ich selber wurde als 6jähriger vom selben Hund gleich zweimal ins Bein gebissen, schuld war nur ich allein: Ich bin nämlich seinerzeit vor dem knurrenden, nicht angeleinten Schäferhund weggelaufen, statt wacker standhaft zu bleiben und Überlegenheit zu demonstrieren.
Der Nachbar, dessen Hunde übrigens alle meine Geschwister mindestens einmal gebissen haben, schenkte meinem Vater zur Wiedergutmachung ein Kaninchen. Ich bekam ein geschientes und für die Zukunft leicht entstelltes Bein. So war das nun mal, auf dem Land, als mit Naturalien gezahlt wurde, weil es nach dem Krieg noch kein Geld gab. Seitdem habe ich ein gesundes Misstrauen Hunden und deren Haltern gegenüber entwickelt, das allerdings keinerlei phobische Züge trägt.
Nun verlangt man ja von hundeunkundigen Menschen, blitzschnell und akkurat zu erkennen, dass ein sich frei bewegender Hund erstens: "total lieb" ist und zweitens: "nur spielen will" oder "einfach nur Angst" vor mir hat. "Entschuldigung", möchte ich dann sagen, "aber ich kenne Ihren Hund nicht. Wenn er mir bellend entgegen läuft, dann stelle ich mir alles Mögliche vor, nur nicht, dass er Angst vor mir hat oder mit mir spielen will."
Denn genauso gut kann ich ja wenigstens von einem der 100Millionen Hundenarren soviel Menschenkenntnis erwarten, dass er sich zugestehen mag: Es gibt Menschen, die von Hunden in keinster Weise belästigt werden möchten. Sie möchten, so unverständlich das sein mag, nicht mit ihnen spielen, sie möchten nicht, dass man ihnen am Schritt herum schnüffelt und ins Gesicht schlabbert. Und gebissen, ja gebissen will überhaupt niemand werden. Aber diese einfache psychologische Einsicht ist dem gemeinen Hundehalter fremd.
Wir leben ja nun in einer Welt, in der von jedem ein verantwortungsvolles Handeln verlangt wird. Fährt man ein Auto, ist man für Schäden verantwortlich, die dadurch entstehen. Zeugt man ein Kind, ist man für dessen Gedeih und Verderb verantwortlich. Hält man aus Gründen der Kompensation seiner persönlichen Machtlosigkeit ein Tier, dass zu einem steht, egal was für ein Arsch man ist, dann trägt man dafür ebenfalls die Verantwortung. Leider, das muss man sagen, will kaum einer die Konsequenzen seines Verhaltens tragen.
Spricht man die betreffende Person auf ein missliebiges Verhalten an, ist oft keinerlei Schuldbewußtsein vorhanden. Man erwartet ja insgeheim ein gerauntes "'tschulligung", eine kleine, aber feine Einsicht, damit man sagen darf: "Der hat mich und meine Angst jetzt aber mal so richtig ernst genommen und wahrscheinlich Besserung gelobt." Doch ganz im Gegenteil gilt die Regel: Das (potentielle) Opfer ist immer selber schuld! Es sind schon fast Gesetzmäßigkeiten: Die Frau wäre nicht vergewaltigt worden, hätte sie sich anständig angezogen. Der Radfahrer oder Fußgänger wäre nicht überfahren worden, wenn er auf dem Bürgersteig gefahren wäre. Der Hund hätte nicht zugebissen, wenn der Passant ihn nicht provoziert hätte.
Gegen solche Dummheit ist man allerdings machtlos! Aber hülfe denn rohe Gewalt? Man ist zunehmend geneigt, es auzuprobieren! Da ist es kein Wunder, dass die Obrigkeit mit Verboten reagiert. In Berlin gilt auf mittlerweile fast allen Grünflächen ein Hundeverbot. Offenbar waren es einige Menschen leid, dass einem ständig irgendwelche Hunde über die Picknickdecke springen, weil sie den von ihren Herrchen fort geworfenen Stöckchen folgen. Auch möchte man besagte Decke nicht versehentlich über die nach Kadaver stinkenden Tretminen legen. In Berlin senkt man den Blick beim Spaziergang übrigens nicht aus Unfreundlichkeit.
Zudem sammelt man dort jährlich ca. 55 Tonnen Hundekot ein. Und das, obwohl die Hundehalter natürlich dazu verpflichtet wären, den Kot mit den überall kostenfrei ausliegenden Papptüten selbst einzusammeln. Aber noch nicht einmal soweit reicht die Verantwortung für das eigene Tier. Dabei könnte man mit dem eingesparten Geld für die Stadtreinigung beispielsweise jedem von Armut Betroffenen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Oder den Eintritt für Theater und Museum senken. Oder Kitaplätze kostenlos vergeben. Oder, oder, oder.
Unterdessen wird in der Mannheimer Innenstadt das einzige kostenfreie Naherholungsgebiet, die Neckarwiese, vollgekackt. Die Bemühung, eine kleine Fläche zu mähen und damit gangbar zu machen, ist für sich gesehen wunderbar, auch die hübschen Schilder mit dem durchgestrichenen Hund. Doch Ikonografie löst offenbar mehr Widerstand aus als irgendein Verständnis für den Grund. Besser als ein Verbot ist daher immer ein Appell an die Vernunft. Denn niemand hat etwas dagegen, wenn jemand seinen Hund über die Wiese führt. Doch wie er das tut, als Teil einer Gesellschaft, das ist der Gegenstand der Debatte.
5 Kommentare:
Sehr nett geschrieben, nur erwähnten Sie mit keinem Wort die Unmengen von Müll die die ach so naherholungsverliebten Mannheimer auf der Neckarwiese zurücklassen. Ich gebe zu, ich bin Hundebesitzer, aber sicher kein "machtloser Arsch" und ehrlich gesagt trete ich lieber in einen Haufen Hundekot als in zerbrochene Glasflaschen, verkohlte Grillroste und Besteck. Also solange die Besucher der Neckarwiese diese als Müllkippe benutzen, sollte sich auch keiner über die paar Hundehaufen beschweren. Zumal der Teil der Neckarwiese der für Hunde ohne Leine zugelassen ist sich eh auf den Teil Jungbusch Richtung Freisenheimer Insel erstreckt.
Hmmm, leider halten sich nicht viele Halter daran, ihre Hunde anzuleinen.
Aber es stimmt: Es liegt zu viel Müll auf den Neckarwiesen. Seit es die Stadt aber hinbekommen hat, ein paar mehr Mülleimer hinzustellen, haben sich die Zustände schon verbessert.
Und ich trete tatsächlich weder in Hundekot NOCH in Glasscherben etc. gerne.
Anlass zum Text aber war die Unbekümmertheit einiger Hundehalter darüber, dass die Tiere einem kläffend entgegenlaufen und sie darauf nur mit einem Schulterzucken reagieren as like "was kümmert's mich!"
Hut ab vor Hundehaltern, die ihr Tier im Griff haben, Verständnis für hundelose Menschen haben und die Verantwortung dafür zu übernehmen bereit sind.
Am Donnerstag 27.06.08 wurde bei den Mäharbeiten auf der Neckarwiese eine junge Hündin mit voller Absicht überfahren und ihr dabei zwei Beine abgetrennt - sie musste eingschläfert werden.
Ich weiß nicht ob der allgemeine Hundehass nicht langsam zu weit geht.
Immerhin zahle ich als Halter 108 EUR Steuern im Jahr. Was zahlen diejenigen die die Wiese nutzen und sich einen Dreck um ihre Hinterlassenschaften kümmern?
Hallo (Herr?) Holzner,
das geht natürlich zu weit. Nun sind aber 108 Euro im Jahr nicht allzuviel, wenn man mal nachrechnet, was den Kommunen davon übrig bleibt.
Die auf der Liegewiese bezahlen halti m Jahr 108Euro weniger, ansonsten tragen sie genau die gleichen Kosten respektive Steuern: Die Mehrwertsteuer nämlich. Da macht sich so ein Jahresbeitrag klein aus dagegen.
Und zuletzt: Nicht jeder, der auf einer Wiese liegen möchte, tötet Hunde, um dies zu ermöglichen. So einen Fall heranzuziehen, um den allgemeinen Hundehass zu verdeutlichen, finde ich noch nicht einmal in einer Polemik richtig. Denn dann müsste ich gegenrechnen, wieviele Menschen, darunter viele Kinder, nun für den Rest ihres Lebens entstellt sind, weil ein Hund sie zerbissen hat. Die Opferzahl ist hier ungleich größer. Und ich würde niemals ein Menschenleben mit dem eines Tieres gleichsetzen.
Tut mir leid, mit ihrer Argumentation gehe ich nicht konform...
Hallo Holzner,
sag' mal, ist das eine gesicherte Nachricht? Ich googele nun schon seit zwei Tagen und kann dazu nichts finden, außer ieinem Blog, ohne Quellenangabe. Übrigens eine hässliche Diskussion aufgrund total unbelegter Behauptungen. Könnte es sein, dass sich hier jemand einen kleinen, fiesen Spass erlaubt? Mitten im Sommer kommt das schon mal vor...
http://forum.ksgemeinde.de/pit-bull-staff-andere-kampfschmuser/81227-tragischer-tod-einer-staff-huendin.html
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