Da ich, warum auch immer, stets davon ausgehe, dass man in den Städten fremder Länder ja wohl kaum Hygieneartikel kaufen kann, pflege ich seit Jahren den Habitus, einen vollständig bepackten Kulturbeutel im Hause zu haben, so dass man diesen nur mitzunehmen bräuchte, wollte man denn verreisen. Den benutze ich allerdings auch für Trips nach Berlin oder Sojndersputzenhausen. Denn wie man ganz allgemein weiss, gibt es auch in Inner'tschland keine Putz- und Kratzsachen zu kaufen.
Meine liebe Frau C. findet dies sehr lustig, und als ich ihr zu ausgelassener Stunde mitteilte, dass ich früher sogar dazu neigte, spezielle und komfortable Reiseunterwäsche im eigens dafür geparkten Koffer gelagert zu haben, fiel sie vor lauter Lachen beinahe von ihrem Stuhl. Ich betrachte meine liebe Frau C. alias BionicWoman daher als genesen, wenn auch hie und da ein kleiner Schmerz sie piesackt.
Das war schon in unserem Hotelzimmer auf Malta in der touristisch etwas verhunzten Stadt Sliema. Das Wasser war gerade so spärlich aus dem Hahn getropft, dass man nicht hatte duschen können. Schuld waren wie immer die vielen alten Leute in unserem Hotel, die wie man weiss, alle immer zur gleichen Zeit aufstehen und duschen müssen. Sie müssen, so vermuten wir, pünktlich zum Gerontologischen Kongress erscheinen.
Auf Malta ist das Wasser knapp, laut einer Internetenzyklopädie gilt die Insel sogar als wasserärmstes Land auf der ganzen weiten Welt. Was ich aber irgendwie nicht glauben möchte, man denke nur an die Anrainerstaaten der Sahara. Trotzdem muss die Hauptinsel Malta Trinkwasser importieren, um allen Einwohnern und Gästen einen unbeschwerten Badespass zu gönnen. Und damit niemand verdursten muss.
Die Gozitaner auf Gozo zu Malta haben es da etwas besser. Die lehmige Erde dort eignet sich hervorragend zur Speicherung von Wasservorkommnissen. Es gibt sogar einige Brunnen, die man auf Malta vergeblich sucht. Überall grünt und wuchert es. So stellt man sich Irland vor, wenn man noch nie dort gewesen ist.
Der Boden glitscht, wenn man sein Schuhwerk fest in ihn gräbt. In Xhara gibt es innerstädtisch sogar ein paar Tropfsteinhöhlen, die man beim Brunnenbau entdeckte. Heute lassen die Hausbesitzer liebe Touristen gegen Bares zuerst in das Haus hinein, dann eine enge Treppe hinunter gehen, und dann kann man die feuchte Wunderwelt betrachten. Ganz bezaubernd, das!
Betritt man die kleine Insel Gozo zum ersten Mal, fallen einem sofort die hübschen, hellbeigen Häuser auf. Sie sind allesamt gebaut aus geschnittenem Lehmgestein, was sich farblich sehr gut zur Vegetation ausmacht. Auch der Baustil ist ganz wunderbar, arabeskes vermischt sich mit britishness, und es gibt dort keine einzige Bausünde. Apropos: Warum muss ich jetzt wieder an Mannheim denken?
Tatsächlich ist es auf Gozo sehr felsig. Springt man auf den Felsen herum, scheint es so als hüpfe man auf einer Schulsportmatte, so weich sind die. Wirft man einen Stein gegen die teilweise riesigen Brocken, dann klackert es nicht, sondern es pockt nur dumpf. Gozo ist, akustisch gesehen, die in Watte eingepackte Insel, der Opiumrausch unter der Tauchglocke, der Wadenwickel im Fieberwahn. Man muss nur aufpassen, dass man nicht allzu nahe am Inselrand herumspringt, sonst evoziert man eventuell einen Erdrutsch und reitet auf der Scholle in das tosende Mittelmeer.
Gozo ist also wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen, und daher recht fruchtbar. Man pflanzt dort ganzjährig allerlei Obst an, und Schafherden mähen das üppige Gras, um hinterher wundervoll hinter der Fleischertheke drapiert zu werden. Einst war Gozo sogar so etwas wie die Kornkammer Maltas, doch mittlerweile werden Lebensmittel aus Sizilien bestellt. Man ist dort etwas preiswerter.
Die Gozitaner sind nicht verbittert und pflanzen dennoch wohlschmeckende Orangen und Zitronen. Bei offensichtlichem Obstdiebstahl setzen sie ein gütiges Lächeln auf und geben dem Dieb einen Plastikbeutel, damit die Frucht am Baum nicht verschimmeln muss und sie ihr Ende im Verdauungstrakt des Menschen finden kann.
Auch Odysseus wusste einst die Freundlichkeit der Gozitaner zu schätzen. Er ließ sich dort von der schönen Nymphe Calypso aushalten, zappelte sozusagen an ihrem Mösenhaken und hing an ihren Kochtöpfen wie das Jungtier an den Zitzen seiner Mutter. Er benötigte immerhin sieben Jahre seines Lebens, um sich wieder seiner lieben Frau P. zu erinnern und sich nach ihr zu sehnen. Das verflixte siebente Jahr eben.
Die Calypso- Cave auf Gozo kann heute sogar kostenlos besichtigt werden, doch ist diese mit der Zeit ganz schön heruntergekommen und kaum mehr bewohnbar. Da gäbe es aber ganz schön was zu sagen in der Miteigentümerversammlung zu Gozo!
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