Freitag, 15. Februar 2008

L-ikla t-tajba! Enjoy your meal!

Waere die gelernte Soziologin BionicWoman nicht im Krankenhaus, sie haette ihre wahre Freude an den Maltesern. Denn was der pfaelzische Ort Hassloch fuer die gesamtdeutsche Marktforschung bedeutet, koennte Malta fuer Europa sein.

Auf kleinstem Raum begegnen sich alle moeglichen Berufs- und Einkommensgruppen, und normalere Menschen als den Malteser gibt es nicht: Er pflegt einen grauenhaften Fahrstil, trinkt gutes Bier (Cisk!), liebt den Mammon, den schnoeden, hat es staendig irgendwie eilig, steht aber trotzdem ueberall im Weg herum, draengelt sich ueberall vor und poebelt dauernd herum. Der typisch kapitalistisch beschleunigte Europaeer, wuerde ich sagen!

Der gemeine Malteser lebt noch in der Grossfamilie, der Nachwuchs allerdings entscheidet sich fuer die postfordistische Kleinsteinheit. Es gibt die Flodder- Familie genauso wie den Clan um den erfolgreichen Unternehmer, der in seiner Fettheit an die Oberschicht der deutschen Ludwig- Erhardt- Aera erinnert, weniger an den asketischen Erfolgstyp neuerer Praegung. Insofern vereinigt Malta Altertum und Moderne.

Der Wohlstand der Malteser wird von den Alten gehalten und parcelliert an den Nachwuchs weitergegeben, ein Wachstum ist unwahrscheinlich. Denn Malta hat keinerlei Ressourcen, das bisschen Industrie im Sueden festigt lediglich die Spaltung der Bevoelkerung in Diensteister und Proletarier. Selbst Trinkwasser muss nach Malta importiert werden, der Tourismus indes wird bald seine Grenzen aufzeigen. Aufgrund der stetigen Hotelisierung der Insel wird man feststellen muessen, dass man Hotels und Kirchen nicht essen kann!

Angeblich gibt es 365 Kirchen auf Malta und der Nebeninsel Gozo, fuer jeden Tag eine, und der Malteser gibt sich sehr katholisch. Er lebt den Marienkult. Kaum ein Ort, an dem keine Skultpur oder Zeichnung vorhanden ist, die von weiss-gott-wem geschwaengerte und doch jungfraeulich gebliebene erfreut sich hoechster Beliebtheit. In Victoria auf Gozo gibt es auch eine Statue des Maria- hoerigen Ex- Papstes und now- Toten Johannes Paul dem II., der hier auf den Namen St. Gwann Palo II. hoert.

Also bietet Malta alles, was Resteuropa ausmacht. Man pflegt sogar eine eigene Sprache, eine Mischung aus Arabisch und Italienisch. Weltweit ca. 1 Mio. Menschen lernen sie und sprechen so. Ausserdem gibt es sozusagen als Zweitsprache das sog. Manglish (Maltesisch und Englisch), ein Relikt der britischen Kolonien auf und zu Malta. Auch das Essen auf Malta erinnert in seiner Lieblosig- und Schlabbrigkeit etwas an das British Empire. Und die gaengige Abartigkeit in seiner hospitalbedingten Besonderheit macht insbesondere BionicWoman zu schaffen, die ja kulinarisch immer schon etwas waehlerisch war.

Das Essen ist zwar schlecht, doch mein Alltagsreport erfreut sie sehr. Und schon stellt sie sich die Frage, ob Malta denn als gesamteuropaeisches, soziologisches Mittel zur Markt- und Sozialforschung erprobt ist, und falls nicht, ob BionicWoman ihre Doktorarbeit genau ueber dieses Thema schreiben soll, unter ihrem richtigen Namen selbstverstaendlich. Und zu pruefen waere, ob es ein Euro- Stipendium dafuer gaebe. Aber erst einmal soll sie genesen. Morgen kommt sie aus dem Hospital frei und ist fuer das Leben und die Soziologie wieder zustaendig.

3 Kommentare:

red adventrice hat gesagt…

ich drücke weiterhin die daumen und wünsche gutes genesen und erholen!!

holz e. von bald hat gesagt…

vielen dank, liebe red adventrice, und dir ebenfalls alles gute. meine liebe frau c. lacht mich bei gelegenheit schon wieder aus. ich betrachte das als zeichen von völliger gesundung.
liebe grüße

red adventrice hat gesagt…

ah, das klingt gut und nach genesung, finde ich auch. weiterso!