Bald ist ja das internationale Filmfest Mannheim- Heidelberg. Es wird bestimmt ganz spannend und voller strahlender Filmbeiträge sein. Und gewiß wird auch die langweiligste Zielgruppe aller Zeiten bedient: Die alternativen Tanten mit ihren Seidenschals und die Onkels in den Cordanzügen, kurz: Hanf- Klamottenträger, LehrerInnen, PädagogInnen, StudentInnen der Sozialwissenschaften, Atlantis- Kino- UnterstützerInnen etc.
Es werden ganz sicher eine Menge Filme über das Leid anderer Menschen in den unbekannteren Gegenden dieser Welt gezeigt werden. Und man wird sich in ihnen ganz kritisch geben, vielleicht sogar schlimme Missstände anprangern. Also kommt alles darin vor, was man in den unendlichen Weiten der Medienlandschaft recherchieren könnte, wenn man nur nicht zu bequem dazu wäre. Im richtigen Film hingegen bekommt man nicht nur die Information, sondern gleich auch noch die dazugehörige Emotion, sozusagen als Instant- Nahrung für das Hirn.
Wie wenig muss man über das aktuelle Geschehen informiert sein und wie abgestumpft muss das direkte Befinden darüber sein, dass man zu den Welt- Miseren noch bewegte Bilder braucht, um sie emotional ganz, ja so richtig ganz, sogar voll ganz und wirklich zu erfassen? Und dann im Kino und die Minuten danach ungehalten, ja sogar richtig empört über das Gesehene sein kann? Und warum geht man nicht ins Theater, wenn man die Katharsis braucht?
Die mir unangenehme Sorte Mensch, die in ihrem Leben nichts mehr anderes fühlen kann als Betroffenheit und doch nichts weiter kennt als sich selbst, braucht die Stimulanz durch das Kino. Man geht ja sonst tagtäglich zur Weide um zu Grasen und zu Blöken, und hinter dem Zaun hört die Welt bekanntlich auf. Das ist kein "Unterschichten"Problem. Viele mir bekannte Menschen aus eher bildungsaffinen Schichten interessiert nichts weiter als Job, Familie und Freizeit. Und das ist öde!
Doch auch sie brauchen Input. Und wo was flimmert, da gucken sie auch hin! Dort ist die perfekte Futterstelle, an der die Schafe mit gezielter Information/ Emotion gemästet werden können. Dementsprechend zeigen viele Filme nichts weiter als die Abbildung einer Realität, die man im wirklichen Leben gar nicht wahrzunehmen in der Lage ist. Doch das sind keine Spielfilme mehr, sondern Dokumentationen!
Lustigerweise sind einige Filme, die als Dokumentationen angekündigt werden, die eigentlichen Spielfilme, da sie mit Realitäten und deren Wahrnehmungen spielen (siehe Michael Moore). Die darzustellende Realität wird dabei so oft gebrochen, bis sie zur Absicht des Filmemachers passt.
Ich selbst werde mir bestenfalls Filme anschauen, die eine Utopie anbieten, deren Protagonisten sich bewegen, und seien es nur Millimeter. Mein Horizont soll sich erweitern durch kluge Kunst. Schließlich bin ich hier der Klugscheißer! Ich brauche allerdings kein Infotainment, keinen mahnenden Zeigefinger, sondern kleine, gut erzählte Geschichten. Davon soll's ja auch so manche geben in der nächsten Zeit.
Und um noch einen drauf zu setzen: Der Animationsfilm "Ratatouille" ist einer der besten und klügsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Der Streifen beweist, das (Film)Kunst nicht todernst und schwer sein muss. Er erzählt eine kleine Geschichte auf amüsante Weise und hat gleich zwei würdige Botschaften. Um das zu haben, kann man sich allerdings auch zum 1000sten Mal sich selbst oder sich gegenseitig zermürbende Menschen, Esoterik- Dialoge und Betroffenheitsgefasel anschauen bzw. anhören. Jeder soll's so halten, wie er glaubt er hat's verdient.
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