Mittwoch, 10. Oktober 2007

FarmerBoy denkt nach! Macht aber nichts!

FarmerBoy hieß vor seinem Umzug nach Mannheim noch MetroBoy. Daran musste er mal wieder denken, als er über die Kurpfalzbrücke in Richtung Fußgängerzone ging und die Läden dort eingehend betrachtete.

Es war nämlich so: MetroBoy hatte einmal den Auftrag, gegen gutes Geld Praktikumsplätze für SchülerInnen zu akquirieren. Er war dafür in Berlin- Neukölln unterwegs, genauer gesagt in der Karl- Marx- Straße. Die ist bitte nicht zu verwechseln mit der Karl- Marx- Allee, in der Erich Honecker damals seine Panzer Gassi führte und die Love- Parade gottlob nie statt fand.

Die Karl- Marx- Straße war in der Vergangenheit eine beliebte und recht lange Einkaufsstraße. Es reihte sich ein Geschäft an das andere, eingerahmt vom Karstadt am Hermannplatz und vom Hertie am alten Rathaus. Es gab dort auch edle Boutiquen zuhauf in Familientradition und mit exklusivem Angebot.

Doch wie es sich so verhält, wurden die Vermieter gierig und wucherten die Mieten hoch. Ein Geschäft nach dem anderen schloss rechtzeitig oder ging pleite, und ihrer statt siedelten sich Döner- Läden, Call- Shops, 1€- Buden und Handy- Geschäfte an. Sie alle konnten aufgrund minimalem Einsatz und garantiertem Umsatz bestehen. Es wäre aber bösartig, MetroBoy zu unterstellen, er freute sich nicht mit ihnen und ihrem Erfolg, auch wenn er den Eindruck hatte, dass die Inhaber sich selbst und ihre MitarbeiterInnen ausbeuteten.

Die Kundschaft hingegen wurde zunehmend ärmer, und so blieben von den Traditionsunternehmen zuletzt allein Karstadt und ein paar Klamottenläden übrig. Am Hermannplatz ist noch der Hauch einer Metropole zu spüren. Karstadt denkt aber seit Jahren darüber nach, die Filiale am Hermannplatz zu schließen. Die übrigen Geschäfte mit Tradition protestieren heftig dagegen. Man spricht sogar von Ghettoisierung und Verelendung und übertreibt gewiss. Doch man sehnt sich nach den alten Zeiten zurück.

Diese Gedanken beschlichen FarmerBoy, ehemals MetroBoy, als er wahr nahm, wie viele Tand- und Handyläden in der Kurpfalzstraße so vor sich hin verkaufen. Und er erinnert sich an ganz früher, als es das "Prinz" noch gab: Ein super Laden und so gut sortiert, dass man sich all die "gute" Musik dort anhören konnte, die man sich später über den Malibuversand aus Hamburg jedoch viel billiger bestellen konnte.

Aus irgendwelchen Gründen hat das "Prinz" dann schliessen müssen, und seitdem steht das Gebäude leer. Oder doch nicht ganz: Angeblich hatte sich ein türkischer Modeanbieter ein Jahr dort halten können, musste aber wegen der großen Konkurrenz aufgeben. Auch der Karstadt möchte seine Pforten schliessen, und FarmerBoy fragt sich, was dann wohl aus der Kurpfalzstraße wird.

Es scheint sich sehr zu lohnen, Gebäude leer stehen zu lassen. Offenbar lohnt es viel mehr als sie günstig zu vermieten. Eine Alternative wäre ja, einzelne Räume übergangsweise gegen Zahlung der Nebenkosten an KünstlerInnen oder prekäre Dienstleister zu verpachten. FarmerBoy wäre sehr daran interessiert. Aber Mannheim ist da noch nicht so weit, FarmerBoy muss das endlich einsehen.

Eine weitere Alternative gibt es ja auch noch: Weniger horrende, mehr realistische Mieten für die Läden verlangen! Damit sich das Risiko berechnen lässt und man als UnternehmerIn wieder mal mutig sein kann. Aber dann müssten die Vermieter Not leiden, vielleicht sogar (ver)hungern. Und das will ja auch keiner. FarmerBoy ist ziemlich ratlos. Hmmm!

P.S. MetroBoy ist es gelungen, in zwei von ca. hundert Geschäften Praktikumsplätze zu akquirieren. Karl Marx sei Dank war sein Honorar nicht erfolgsabhängig.

1 Kommentar:

holz e. von bald hat gesagt…

So schnell kann's gehen: Im ehemaligen Prinz eröffnet dieser Tage ein neuer Ramsch- Laden. "Voran die trüben Tassen, brechet auf zu neuen Landen!"