Man kennt das ja: Es ist später Abend, sagen wir mal sonntags um 21Uhr, man steht am Hauptbahnhof in Mannheim und möchte einfach nur nach Hause. Es gibt 3 Möglichkeiten: Man geht zu Fuß, man nimmt ein Taxi oder man wartet auf die nächste Bahn.
Die nächste Bahn kommt aber erst in 20 Minuten? Na, dann bleiben immer noch 2 Möglichkeiten: Man fährt mit dem Taxi oder geht zu Fuß. Doch das Taxi ist viel zu teuer? Man kann es sich als Bohemian nicht leisten, von seinesgleichen befördert zu werden?
Es bleibt die Möglichkeit, zu Fuß zu gehen, mit etwas Glück ist man so schneller zu Hause als mit der Straßenbahn. Immerhin spart man dabei eine große Strecke im Vergleich zur Bahn, die ja immer auch irgendwie nochmal kurz überall vorbei muss.
Ich persönlich bin am liebster per pedes. Ist es beispielsweise kalt, muss man nicht an ungemütlichen Haltestellen frieren. Die Bewegung hält einen warm. Begegnet man auf dem Heimweg doch noch der zuständigen Straßenbahn, ist man wirklich froh, sich nicht mit den anderen Fahrgästen darin stapeln zu müssen.
In meiner Schulzeit war es üblich, mit dem Sammelbus in die Schule verbracht zu werden. Die Eltern bezahlten einen monatlichen Beitrag zur Fahrkarte, die zum Teil von der Kommune gesponsert war. Die Busgesellschaft war stets der Meinung, dass ein Bus für die Schüler von 5 Gemeinden reichen müsse. Spätestens ab der letzten Haltestelle konnte man ein physikalisches Prinzip hautnah erleben:
Das Prinzip der Verdrängung, nachdem 2 Körper sich nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhalten können. Wir sind trotzdem alle in die Schule gekommen, das hat immer funktioniert. Rätselhafterweise gelang der Weg nach Hause nicht immer. Zumal der Busfahrer ab und an beschied, dass der Bus nun voll sei und keine Fahrgäste mehr aufnehmen könne. Die Eltern murrten zwar, doch holten sie uns arme, schmachvolle Würstchen stets ab.
Ähnliches konnte ich heute beobachten: Die Straßenbahn war gerammelt voll, und ein Mann mit Zwillingskinderwagen begehrte Einlass. Er wurde ihm zwangsläufig verweigert. Und da die MVV- AG davon auszugehen scheint, dass die Zeit ihrer Passagiere weniger wert ist als ihre Rendite, bleibt es wohl bei dieser sehr ungünstigen Taktung der Züge. "Warten sie halt nochmal 30 Minuten, vielleicht ist die nächste Bahn ja nicht so voll."
Der 10- Minuten- Takt unter der Woche mag noch angehen, doch die Taktung am Wochenende ist schlicht unmenschlich. Liebe MVV- AG: Wochenends gibt es viele Reisende, Rastlose und Heim- oder Umkehrer. Ist es da nicht etwas blödsinnig, gerade hier weniger Züge einzusetzen? Böse Zungen könnten diesbezüglich von Profitgier sprechen!
Die Börse ist halt ein ganz schlechter Ort für den Erhalt von Infrastruktur. Mannheim könnte diesbezüglich eine Negativfolie für den Börsengang der Deutschen Bahn sein. Hoffentlich! Denn aus den Folgen der Privatisierung bzw. Teilprivatisierung öffentlicher Aufgaben hat man ja bis jetzt offenbar noch nichts gelernt.
"Britannia rules the world!", möchte man rufen. Oder besser noch "400 Jahre Mannheim, 20 Jahre Stadtplanung", wie ein Plakat prahlerisch, aber dabei völlig unbeabsichtigt auch verleumderisch, Mannheims Verdienste rühmt.
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