Man macht sich in Mannheim also Gedanken über den Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2020 (hier...). Die Menschen an sich sind ja verzichtbar, wie uns Politik und Wirtschaft immer wieder spüren lassen. Doch eine Stadt bekommt für jeden Bürger bares Geld, und das ist der Kern der Sache.
Um die Gründe für die nachlassende Bevölkerungsdichte zu finden, gibt man eine Studie in Auftrag, die klären soll, warum sich die MannheimerInnen nicht mehr in ausreichender Zahl reproduzieren wollen. Und die zudem auch gleich noch die Stadt verlassen wollen. Trotz angeblichem Wirtschaftswachstum in der Region.
Als Zugezogener hat man ja ein besonders wachsames Auge, wenn es um ungeheuerliche Mißstände in der betreffenden Stadt geht, einerseits. Andererseits gilt es ja nicht nur für Mannheim, dass die Menschen sich ums Verrecken nicht fortpflanzen wollen, wenn die Zukunftsperspektive blass ist: Man muss sich ja entscheiden, ob man lieber Kinder im Haus oder Geld im Portmonnaie hat. Viele entscheiden sich dann doch für die persönliche Zukunft.
Man stirbt also aus, und als Bundesbürger überlegt man sich vielleicht noch, ob sich das nicht auch so gehört: Zu schwer ist die Last der Vergangenheit, als dass man der Gegenwart eine Zukunft geben möchte. Aber die Armut an Kindern wegen Kinderarmut ist nicht allein Schuld am Bevölkerungsrückgang in Mannheim.
Was hat die Stadt zu bieten? Schauen wir mal: Sie ist eine Schlafstätte für die arbeitende Bevölkerung, schon klar, doch was macht der Bohemian auf der Suche nach Lebensqualität? Er versucht, ein gemütliches Cafè zu finden, in dem er einen guten und günstigen Kaffee bekommt. Findet er eines? Ich weiss es nicht! Findet er eine geschmackvolle Kneipe, in der intellektueller oder kultureller Austausch stattfindet? Auch keine Ahnung!
Wo findet in Mannheim das Leben überhaupt statt? Ungebremst von Anwohnerbeschwerden und etwaigen Verboten? Wo das öffentliche Leben allein auf Arbeit ausgerichtet scheint, man sich mit jedem Job voll identifizieren soll, wenn auch nur für die nächsten sechs Monate? Wo kann man mit dem dort erarbeiteten unterdurchschnittlichen Gehalt noch am öffentlichen Leben teilnehmen, wenn sogar ein Besuch in den Parks Eintritt kostet?
Die Mieten und die Lebenshaltungskosten sind hoch, und viele Menschen hier schuften für ihr nacktes Überleben. Wer hier studiert, zieht nach seinem Abschluss in der Regel wieder weg. Liegt das nur an der fehlenden beruflichen Perspektive oder vielleicht auch an dem kleinstädtischen Charakter der Stadt?
Wo will man sein Leben also verbringen? Da vielen Menschen eine bruchlose berufliche Perspektive abgeht, suchen sie ihr Glück heutzutage nicht mehr in der Familie mit Eigenheim. FreundInnen bzw. der Lebensabschnittspartner bilden die Familie, in der kulturellen Abwechslung findet man sein Zuhause. Wenn es das hier nicht gibt, suchen sie eben woanders.
So einfach ist das! Und wer weiss: Wenn in o.g. Studie die richtigen Fragen gestellt und die Antworten darauf ernst genommen werden, dann zieht man in Zukunft vielleicht nicht mehr weg aus Mannheim. Sondern bleibt hier und geniesst das Leben. Und mit etwas Glück findet man auch eine Arbeit, die einen Aspekt und nicht den Mittelpunkt des Lebens darstellt.
P.S.: Ich selber fühle mich zwar gelegentlich etwas unterfordert von Mannheim, aber mir geht es doch ganz gut hier. Muss man ja auch mal sagen, nicht wahr?
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