Dass die MannheimerInnen so langsam sind, dass man ihnen während des Gehens die Schuhe neu besohlen könnte, habe ich schon an anderer Stelle erwähnt. In den Quadraten wird dies allerdings zum Verhängnis, insofern sich die Fußgänger den Platz mit Sitzbänken, Warenauslagen, Lieferwägen und den Straßenbahnen teilen müssen. Samstags ist es besonders schlimm:
Man "strömt" nicht geschwind über die Einkaufsstraßen, der Verkehrsfluss ist eher stockend. Ich als immer noch beweglicher End- Dreissiger aus dem hektischen Berlin fühlte mich schon mehr als einmal ausgebremst. So langsam wie sich die Masse bewegt kann ich gar nicht gehen. Ich verliere dabei das Gleichgewicht. Nur mit dem dazugehörigen Speck kann man die Balance in der Langsamkeit austarieren. Viele MannheimerInnen scheinen darüber zu verfügen.
Man sollte es nicht eilig haben! Und man muss mit allem rechnen: Unachtsam wankt die flanierende Meute mit ihren Mobilfunktelefonen oder Eistüten vor einem her, Einzelne drehen sich abrupt um oder bleiben unvermittelt vor einem Schaufenster stehen. Das ist zwar auch irgendwie Sinn der Sache, schliesslich befinden wir uns in einer Fußgängerzone.
Doch beim Ausweichen, Vorbeischlängeln und Durchflutschen bimmelt es plötzlich hinterrücks: Eine Straßenbahn schiebt sich durch die Meute, ist schon gefährlich nahe und ich muss wieder zurück in die zähe Masse der Bummelwütigen.
Was haben die Straßenbahnen hier eigentlich verloren? Doch eigentlich nichts, oder? Sie stellen höchstens einen weiteren Stressfaktor dar. Und ausgerechnet in den Fußgängerzonen halten sie alle 50 Meter an, genau so als müssten die Nippes- Konsumenten von einem Laden zum nächsten fahren. Von so einer Haltestellen- Dichte kann man außerhalb der Quadrate nur träumen.
Die Quadrate sind allerdings nicht so groß, als dass man nicht auch vom City- Ring her überall hinkäme. Die paar Meter, ich bitte doch sehr! Man könnte die Straßenbahn tatsächlich von den Quadraten ausnehmen. Vom Schloss, von der Kurpfalzbrücke, der Uni oder vom Wasserturm aus kann man prima flanieren. Aber offenbar ist man es in Mannheim gewohnt, überall direkt vor der Tür abgesetzt zu werden: Man soll sich bloß nicht mehr bewegen als nötig!
Ähnliches lässt sich nämlich im Parkverhalten vieler AutofahrerInnen feststellen: Warum in der 10Meter entfernten Parklücke parken, wenn man sich doch quer über den Bürgersteig direkt vor das Geschäft stellen kann. Die junge Mutter mit dem Kinderwagen darf's ausbaden, und der End- Dreissiger versaut sich seinen Anzug am schmutzigen PKW. Er überlegt sich schwer, ob er das nächste Mal nicht über die Motorhaube spazieren soll.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen