Dienstag, 14. Februar 2012

Rent a Revolution! Dummes, ungewaschenes Humankapital!

kriegswichtig: passendes Wetter und klare Sicht
Ich tauge nicht zur Revolution. Demonstrieren mag ich auch nicht so recht. Nicht, dass ich nicht gerne eine Revolution hätte, zum Beispiel eine gegen all die Hässlichkeiten dieser Welt. Geschenkt. Aber ich bin nicht aus dem Haus zu kriegen.

Irgendetwas ist immer. Da ist das Wetter zu schön, oder es ist zu kalt. Oder ich habe Kopfschmerzen. Und wenn es mir einmal gut geht, dann möchte ich diese seltenen Momente der Schmerzlosigkeit nicht dadurch gefährden, dass ich beim Revoltieren oder Demonstrieren zu harsch einem Polizisten begegne oder anderen Revoluzzern ausgeliefert bin, die womöglich andere Dinge gut finden als ich.

Ich kann es nicht ausstehen, wenn andere Leute andere Dinge als ich mögen. Dies würde mich sogar deprimieren. Wohingegen es mir sicherlich einmal gesinnungstechnisch gut täte, mal so richtig von einem Polizisten oder auch dem Verfassungsschutz durchgewalkt zu werden. Von wegen Wut steigern bis zum Hass und so. Ich bin nämlich kein Wutbürger. Sogar meine Hasskappe ist himmelblau. Da muss sich was ändern! Nicht die Verfassung, ich meine mich.

Ich bin viel zu milde: Wenn der Verfassungsschutz mal sagt: Soso, haha, wir können nämlich auch anders, denn wir haben heuer syrische Spione geschnappt, dann will er ja nur von seiner ansonsten enormen Unfähigkeit ablenken. Ich kann die Leute von der Bundes- Stasi ja gar nicht wirklich hassen. Ich bin viel zu sehr mit Lachen beschäftigt. Das aber ist gefährlich und auch total nachlässig von mir. Weil: Angst haben müssen immer nur die Falschen, nie die Richtigen. Das ist ganz großer Bockmist!

Mir fehlt es deutlich an Wut: Wenn die EU mal wieder versucht, im Geheimen Gesetze durchzuboxen (ACTA, E10 etc.), dann bin ich nur irritiert wegen der Dreistigkeit der Lobbyisten und dem Unvermögen oder Zynismus der Politik, die sich belabern lässt wie eine Oma von den Vertretern einer Drückerkolonne. Mir ist vor lauter Kopfschütteln deshalb schon ganz schwindlig, so dass ich wieder Kopfweh bekomme und schon ist es vorbei mit meiner Revolution.

Ich wüsste auch gar nicht, wen ich hinterher alles erschießen lassen müsste. Es sind ja so viele, da braucht man viel Geld für Gewehrkugeln. Und am Ende ist man so mit dem Geld beschaffen beschäftigt, dass man sich am Besten selbst gleich mit erschießt. Weil man ist ja dann genauso korrupt wie seine Vorgänger. Und womöglich genauso öd: Geld Geld Geld, würde ich dann denken und plötzlich gäbe es Sachzwänge, Alternativlosigkeit und so Zeug.

Ich habe auch Angst davor, eventuell die Falschen zu erschießen. Gemein ist, dass sich die Bösen immer hinter den Guten verstecken, so wie sich bärtige Männer mit Raketenwerfern immer bei bärtigen Männern und verschleierten Frauen ohne Raketenwerfern verstecken und dann einfach losschießen: Wenn man dann zurückschießt, trifft man meistens die ohne den Raketenwerfer, und dann ist das Unrecht ganz auf meiner Seite. Weil ich im Bestreben, die Richtigen zu erwischen, ganz unmoralisch die Falschen in Kauf nehme. Es ist schlimm! Und da soll man keine Kopfschmerzen bekommen?

Vielleicht habe ich einen Hirntumor? Ich meine, wegen den Kopfschmerzen. Und wegen dem dummen Zeug. Das würde jedoch nichts daran ändern, dass es mir am Liebsten wäre, wenn andere für mich eine Revolution machen. Rent a Revolution! Aber bitte für die richtige Seite. Ich habe nämlich kürzlich gelesen, dass die Welt gerade so ordentlich durchrevolutioniert wird, und zwar durch eine "Revolution von oben".

Das will heißen, dass die Reichen und Mächtigen die letzten Umverteilungskämpfe ganz ideologisch gegen die Armen und Ohnmächtigen führen. Die sind schließlich nur Humankapital und haben gefälligst kostenneutral dem Höheren zu dienen. Zum Teilhaben sind sie zu dumm und ungewaschen. Zum Bezahlt werden übrigens auch. Nur zum Konsumieren, da sind sie schlau genug.

Wir steuern direkt auf ein feudalistisches System zu, ohne jemals eine wirkliche Demokratie erlebt zu haben. Das finde ich traurig. Daher empfinde ich volle Sympathie und Verständnis für jene Vielzahl von Griechen, die in den vergangenen Tagen aufgestanden sind und Athen sowie Thessaloniki in Schutt und Asche gelegt haben.

Die Griechen verstehen es, zu feiern. Macht bitte weiter damit, liebe Griechen! Leider haben sie die Richtigen nicht erwischt. Die sitzen ja anderswo herum und zählen in Ruhe ihr Geld. Aber vielleicht haben die ein bisschen Angst bekommen. Wer weiß? Vielleicht kommen die Griechen in Flugzeugen zu ihnen? Ach bitte, liebe Griechen: Macht Ihr doch die Revolution für mich! Ich komm' dann auch zu Euch und leg' mich in die Sonne. Euer Meer ist super für die Nasennebenhöhlen. Dann geht mein Kopfweh weg.

Aber vielleicht werden die wütenden Griechen ja auch nur von den westlichen Geheimdiensten gesteuert. Dann könnte die dortige Regierungserscheinung undemokratischer Machart die in Deutschland zwangseingekauften Panzer und U-Boote benutzen und die Demonstranten erschießen. Man hätte dann mit China und Russland plötzlich mächtige Verbündete, und die Wirtschaftsförderung könnte in Echt passieren und nicht nur so merkelmäßig virtuell wie derzeit. Und wer braucht schon eine Bevölkerung? Also ehrlich!

Ferkel und Narkozy brauchen sie jedenfalls nicht, wie man sieht. Vielleicht merken wir bald, dass wir sie auch nicht brauchen. "Braucht man nicht" war bis vor ein paar Jahren eine gängige Floskel, die das Gegenteil von "Must have" bezeichnete. Braucht man auch nicht: Talkshows über den BuPrä Wullf und Gäste wie: Peter Hinze (CDU). Man muss sie nicht gleich erschießen. Eine eiserne Maske würde vollkommen ausreichen. Und ich stelle mich jetzt der Frage, wie man einen Krieg verlieren kann, ohne an ihm teilzunehmen.

Ratlos, Ihr

Holz E. von Bald

Keine Kommentare: