kriegswichtig: neue Strukturen |
Als Mann Sex zu haben, ist einfach wundervoll. Es macht Spaß. Man kann so vieles ausprobieren. Nur: Ein Mann kann leider nicht nachempfinden, was eine Frau so fühlt beim Sex. Das ist eines der letzten Geheimnisse. Noch mehr als das dichotome Geschlechterverhältnis, dazu in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft, stört mich, glaube ich, dass ich niemals erfahren werde, wie sich Sex für eine Frau anfühlt. Selbstverständlich meine ich den guten Sex. Auf andere, hormonbedingte, Erlebnisse verzichte ich jederzeit gerne.
Leider hält Wissenschaft und Forschung die Entwicklung von Autos und anderen Waffen für viel dringlicher, als des Menschen Sexualität zum echten Experiment gerieren zu lassen. Da gibt sich die Menschheit doch sehr protestantisch. Ich übertreibe? Na, dann gehen sie mal ins Kino, oder schauen Sie sich Zeitschriften oder gar das Fernsehen an: überall Autowerbung, dicht gefolgt von Düften und technischem Schnickschnack.
Entprechend bieten die Discounter preisgünstiges Zubehör an. Oder haben Sie im Aldi schon mal Sextoys gesehen? Ich nicht! Dafür aber haufenweise Eiskratzer, Parkscheiben, Autoradios und sog. Navis. Wir leben nicht in einer durch und durch sexualisierten Welt. Wir leben in einer durch und durch motorisierten Welt. Kann es sein, dass die Menschen ihre Sexualität im Straßenverkehr ausleben?, fragt mich gerade eine junge Leserin. Nein, entgegne ich ihr. Denn: Das Auto ist ein kalter Liebhaber!
Dem Auto fehlen die drei C, die ein passender Sexualpartner besitzen sollte: einen liebenswerten Charakter, das Contra eines Liebenden und einladende Cörperwärme. Das Auto hat nur Hupe, Brumm und eine leidlich bunt lackierte Karosserie. Es stinkt und macht krach. Eines sieht aus wie das andere. Nach diesen Kriterien wird kein vernünftiger Mensch seinen Partner auswählen. Wenn ein Auto kaputt ist, gibt man es zum Autoklempner. Einen Partner bringt man zum Seelenklempner. Was klingt besser?
Nein, ein Auto ist kein Ersatz für Sexualität. Es bietet lediglich die Möglichkeit, sexuelle Frustration im Straßenverkehr abzubauen. Männer ergänzen mittels Karosse ihre fehlende Libido oder vergrößern künstlich ihr Sexualorgan mit der KFZ- Prothese. Frauen senken im Straßenverkehr ihren Östrogenspiegel ab, wodurch das sexuelle Verlangen gebremst wird. Das macht Frauen wie Männer irgendwie grantig und rücksichtslos gegen andere Verkehrsteilnehmer, vorlieblich Fußgänger und Radfahrer.
Lieber wäre mir, die Menschen hätten anständigen Sex. Hetero-, homo- oder bi, völlig egal, alles geht. Doch dazu müsste man zunächst die Kirche und dann die Lohnarbeit abschaffen. Man kann jedoch vorsorgen: Liebe Discounter, demnächst im Regal wünsche ich Erotikartikel zu sehen! Die KFZ- Pornographie hingegen bitte ich schleunigst abzuschaffen. Danke!
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