Dienstag, 24. Januar 2012

Medienboykott! Super, Herr Günther (FDP), wir machen mit!

kriegswichtig: ein Wegweiser
Man bekommt's mit der Angst zu tun, wenn man hört, was manche PolititkerInnen so vom Stapel lassen. Im Rahmen der Berichterstattung über die diversen Wullf- Prä- BuPrä- Affären fallen schon mal deutliche Worte:
"Wohl aber kann man Zeitungen abbestellen, Radio- und Fernsehsender nicht mehr einschalten. Ich bin sicher, dann würde sich einiges ändern im medialen Bereich."" Medien mit "linksgrüner Hysterie-Berichterstattung" würden "immer mehr zur 1. Gewalt im Staat". Joachim Günther (FDP) hier...
Ach, aber wenn die Medien wieder ihre Rolle als Verlautbarungsorgan der Regierung wahrnehmen und jeden Scheiß, den sie erlässt, für gut befinden, dann ist alles wieder geritzt oder was? Allerdings ist der Begriff "linksgrün" einigermaßen... visionär? Eine solche Presse, umweltbewusst und arbeitnehmerfreundlich, vermisse ich schon lange. Das Gegenteil einer "linksgrünen Hysterie-Berichterstattung" muss dann wohl eine "rechtsliberale Berichterstattung über dissoziative Störungen" sein. Vielleicht meinte er auch hysterische Berichterstattung, dann wäre dieselbe im rechtsliberalen Kontext dissoziativ gestört.

Andererseits: Wen könnte er eigentlich gemeint haben? Die ARD, BILD und die Welt sind jedenfalls über jeden Verdacht erhaben, in nur irgendeiner Weise "linksgrün" zu sein. Hysterisch, meinetwegen. Die taz ist nicht links, dafür grün, gibt sich jedoch desinteressiert. Die Junge Welt ist irgendwie links, verhält sich aber ruhig, und die Jungle World lacht nur noch. Nun ja, vielleicht meint er die SZ, die ist aber nicht grün. Nur kritisch. Tja, es scheint, als sei dem Herrn Günther (FDP) der Orientierungssinn verloren gegangen. Ist auch schwer mit rechts und links und all dem Farbenkram. Vielleicht klappt's ja nach der Bildungsreform, wer weiß?

Tut mir leid, dieser kleine Exkurs musste sein. Wenn aber eine ansonsten völlig unkritische, wirtschafts- und politikhörige Presse endlich mal ihrer Aufgabe (nämlich die der Aufdeckung) nachgeht, dann bin ich dankbar. Ihr vorzuwerfen, sie tue das aus rein populistischen Gründen, ist dasselbe, als würde man PolitikerInnen wegen ihren polemischen Zuspitzungen kritisieren (Upps!). Die Medien brauchen Leser- und ZuschauerInnen, und die PolitikerInnen wollen gewählt werden. Was aber, würden die Medien zu einem Politikboykott aufrufen?

Aber im Ernst: Das hätte der Herr Günther (FDP) wohl gerne: Dass WIR die Zeitungen abbestellen, weil IHM die Berichterstattung auf den Senkel geht. Was soll das denn auch, diese ewige Aufdeckerei und Fragerei? Man sieht doch, was dabei herauskommt: stammelnde Politiker und noch mehr Fragen, auf die sie keine Antwort geben möchten. Was der Herr Günther (FDP) jedoch nicht ganz zu begreifen in der Lage ist:

Gerade weil die Bevölkerung an der Affäre Wulff interessiert ist, wird darüber berichtet. Ließe dieses Interesse nach, hörte auch die Berichterstattung darüber von ganz alleine auf. Da braucht's gar keinen Medienboykott. Ein gutes Zeichen eigentlich: Die Menschen zeigen durchaus politisches Interesse. Das weiß die Politik natürlich nicht konstruktiv zu nutzen. Wie denn auch? Bei dem Personal?

2 Kommentare:

RonJustice hat gesagt…

Der Guiness von der FDP oder wie immer diese antidemokratische Null ansonsten heißen mag, ist einer von nicht gerade wenigen Politikern in diesem Verfassungschutzstaate, deren einzigen feuchte Träume nächtens darin bestehen, von den Mediengesetzen in Ungarn zu träumen...

holz e. von bald hat gesagt…

Perplex macht mich, dass solche Antidemokraten auf demokratischem Weg gewählt werden. Deren WählerInnen müssen schizophren sein... Nun ja, 54 Jahre Demokratie sind einfach zu wenig, vor allem wenn Illustrierte wie die BILD so auflagenstark sind.