Man stelle sich einmal vor, am Schwarzen Brett in einer Schule hinge ein von den SchülerInnen eigens gefertigtes Plakat, das einige Koranverse zitiert und die Überschrift trüge, dass dies die "Grundregeln für ein freies Leben" seien. Dieses Plakat wäre dann öffentlich zu sehen gewesen, sagen wir mal neben dem Eingang zu einem Wahllokal, die ja nun mal gerne in Schulen ihr temporäres Dasein fristen.
Der Protest über dieses Plakat, so kann man sicher sein, wäre anbetracht der Mehrheit der eher christlich motivierten WählerInnen wohl vorprogrammiert. Man postulierte die schleichende Islamisierung des Schulalltags, man spräche möglicherweise sogar von antiwestlicher Propaganda. In der Uhlandtschule in der Neckarstadt nahm man Abstand von solch provokanten Ansinnen und hängte dafür lieber die Zehn Gebote neben das Wahllokal, mit eben jener schon genannten Überschrift.
Was soll aber daran so schlimm sein, mag man sich da doch denken. Schließlich gibt es unter den Geboten des Gottes Jahwe doch einige brauchbare Regeln, die sich für den Alltag ableiten lassen - wie wahrscheinlich bei den 6234 (grob geschätzt!) Koranversen auch. Einige haben es sogar ins bundesrepublikanische Gesetzbuch geschafft. Man kann sich insgesamt ja schon auf die zehn Merksätze einigen, die Moses auf einem Berg gehobelt hat und ins Tal brachte zu seinen götzendienerischen Zeitgenossen.
Na gut, die Sache mit dem Ehebruch oder die mit dem Stehlen, das könnte man sich nochmal überlegen. Monogamie ist nun mal nicht Jedermanns Sache, und gepflegter Umgang mit dem Eigentum anderer sowieso nicht, wie man wohl tagtäglich sehen kann. Zumal eine Welt ohne Eigentum viel schöner wäre, Eigentum verpflichtet ja nur, nachzulesen im Grundgesetz. Sich darüber hinwegzusetzen, das ist wirkliche Freiheit. Und so war's wohl auch gemeint, als man jedem Gebot ein versöhnliches "Du sollst..." voranstellte.
So wie aber mit Gesetz und Religion heutzutage geschludert wird, darf man sich gerne fragen, was Gesetze generell und Religion im Besonderen mit Freiheit bzw. einem freien Leben zu tun haben sollen, wo doch jeder Popanz und jeder Mullah einem vorschreiben darf, wie man sein Leben führen soll, welchen Abtreibungsarzt man unbedingt erschießen muss und welche Frauen beschnitten gehören oder eine Käsereibe vor dem Gesicht tragen müssen.
Und da ist es eben ärgerlich, wenn einem irgendein religiöses Postulat aus fernen Zeiten ins Gesicht prangt, vor allem wenn man sich gerade dazu durchgerungen hat, irgendwelche Langweiler ins Euro- und Stadtparlament zu wählen und nun wirklich genug Sorgen hat. Steckt denn hinter einem solchen Anschlag eine dieser radikalen ReligionslehrerInnen mit Mitgliedschaft zum Bund Bibeltreuer Christen, die aus lauter Christianisierungssucht eine Schule mit in der Mehrheit muslimischen SchülerInnen durch religiöse Plakate zu verstören sucht?
Oder hat man sich dabei etwa gar nichts gedacht? Den Autoren jedenfalls musste man aus dem Gebäude schleifen, weil er angedroht hatte, aus dem "freien Leben" in der Überschrift ein "fremdbestimmtes" machen zu wollen. Denn seiner Meinung nach sollte Schule für Aufklärung stehen und Religion hat darinnen aber sowas von gar nichts zu suchen. Und wenn da sonst keiner außer dem Autoren sensibel genug ist, das zu erkennen, dann... tja dann? Dann sondere ich halt noch etwas Dialektik ab: Glaube? Von mir aus! Aber Religion? Nein Danke!
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