G. aus B. wunderte sich kürzlich darüber, dass ihre eigene Kinderlosigkeit und der damit verbundene Wunsch, dies möge auch so bleiben, mit ungläubigem Staunen quittiert werde. Und dies in Zeiten, in denen man sich durchaus entscheiden könne, Pille und so, knick knack, Sie wissen schon! Entscheidbar ist durch den hormonellen Eingriff wohl nur der Zeitpunkt der Mutterschaft, nicht aber deren Bestand.
Letztlich sagte G., sie sei nun wirklich etwas angepisst von der Arroganz solcher Muttertiere, die eine persönliche Entscheidung gegen "etwas" einfach nicht akzeptieren möchten. Denn ein Kind sei doch sowas Schönes, und auch gut für das Rentensystem! Das ist ganz so, als rate eine vergewaltigte Frau einer anderen dazu, doch auch einmal vergewaltigt zu werden, denn als existentielle Erfahrung sei das unverzichtbar - und gut für die Sexualmoral der Frau. Vorausgesetzt natürlich, der Zeitpunkt der Vergewaltigung sei frei wählbar und der Tatbestand auch durch reine Willenskraft vermeidbar.
Sie sehen schon, der Vergleich hinkt, provoziert aber ungemein. Jetzt habe ich wieder einmal irgendwelche Gefühle verletzt, vielleicht auch Ihre Intelligenz - sofern vorhanden! G. riet ich übrigens, Müttern von Anfang an die Frage zu stellen, warum sie sich denn - um Himmels Willen - für Kinder entschieden hätten. Daraufhin solle sie ihnen einfach unterstellen, dass sie ihre Kinder generell zu Projektionszwecken missbrauchen, das Motiv der Mutterschaft also ein Persönlichkeitsdefizit darstellt.
Der religiöse Glaube ist auch so ein Ausdruck persönlicher Defizite. Menschen, die sich selber genug sind, benötigen so etwas nicht. Sie sind deswegen nicht weniger sozial oder asozial als andere. Von dem abgesehen, dass gesellschaftliche Grundwerte von allen Bevölkerungsanteilen getragen werden - ob die nun gut sind oder nicht. Jemand aber, der voller Glauben ist, wird sich in seinem Glauben nicht irritieren lassen? Weit gefehlt, denn es gibt natürlich haufenweise Gläubige, deren religiöses Gefühl andauernd verletzt wird!
Wie zuletzt bei einem Theaterstück im Ludwigshafener Corso, in dem es eigentlich um Liebe ging, und auch um Glauben. Ein muslimischer Selbstmordattentäter wird vom Mahdi zur Liebe bekehrt und verzichtet daraufhin auf Gewalt. In der Aussage etwas platt, genügte dies dennoch, eine Muslima in ihren religiösen Gefühlen zu verletzen: Warum der "Held" ausgerechnet ein Muslim sein müsse, das sei doch wohl sowas von klischeehaft! Natürlich hätte man auch einen christlichen Fundamentalisten dafür nehmen können, der einen Abtreibungsarzt erschießen möchte.
Nur hätte man die Handlung dann in die USA verlegen müssen, und aus dem Mahdi würde dann ein Engel. Doch hätte diese Perspektive ganz enorm meine Gefühle zu den USA verletzt, das wollte ich dann auch nicht. Ich möchte sagen: Liebe Gläubige aller Religionen, seid fest in Eurem Glauben und seid nicht dauernd beleidigt, wenn jemand mal was kritisiert. Und hört auf, andere ständig bekehren zu wollen. Das Recht auf freie Ausübung der Religion beinhaltet eben auch das Recht darauf, keine Religion auszuüben.
Wer mich deswegen kritisiert oder gar tadelt, der beleidigt meine Intelligenz. Wie bis vor kurzem der muslimische Junge aus der Nachbarschaft, der kein Wort mehr mit mir spricht, weil ich ihm auf seine Frage nach meinem Glauben ehrlich geantwortet hatte. Ich sei der Teufel, rief er mir kleinlaut hinterher. Das habe ich nun davon! Ich finde aber die Frage anderer Mitmenschen, warum man denn nicht an einen Gott glaube, impertinent und auch etwas dumm: Wer nicht glaubt, der glaubt halt nicht, basta!
Ich halte Religionen für gefährlich, weil sie zu Mord und Totschlag führen. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Religion es sich handelt. Und wer sich aufgrund einer religiösen oder anderen Zugehörigkeit über andere erhebt, ist nicht gläubig, sondern ein hinterfotziger Chauvinist! Und wenn man Zwangsverschleierung, Mord und Genitalverstümmelung nicht kritisieren darf, ohne beleidigte Gesichter zu ernten, dann stimmt was mit mindestens zwei Menschenrechten nicht!
Insofern mag man von Sarkozy halten was man will: Dass er die Burka in Frankreich verbieten möchte, ist ein mutiger und richtiger Schritt (Ich halte ja schon das Kopftuch für ein Unterdrückungsinstrument). Wer es aber anderen ermöglicht, seine Frau(en) hinter eine Käsereibe zu verbannen, der verrät alles, was eine freie, demokratische (und leider auch kapitalistische) Welt verspricht. Etwas mehr Mut gegen religiöse Verbände wäre hierzulande schon angebracht. Die sprechen sowieso nur für einen Teil ihrer Schäfchen!
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