Sonntag, 7. Juni 2009

Eine Parabel! Bloß welche?

Nachdem sich CountryGirl und FarmerBoy nach längerer Abwesenheit nun wieder in den Mannheimer Gestaden aufhalten, von den einen herzlich begrüßt, von anderen geschmäht, wie es nun mal so ist, wenn Charaktere erfunden sind, überlegten sie sich, wie sie denn nun ihre Zeit zu verbringen gedächten an jenem letzten, schicksalsschweren Sonntagnachmittag. Da fiel es ihnen in den Sinn, doch einmal ihre oberste Bürgerpflicht wahrzunehmen, denn schließlich lebe man in Oetti-BaWü, wo alles seine Ordnung hat und Unordnung nur für mehr Unordnung sorgt.

Also griffen sie sich Notizblock und Griffel, um sich auf den Weg zu machen und dabei die Kennzeichen falschparkender KFZ aufzuschreiben. Dabei fiel ihnen auf, dass dies erstens gar nicht so einfach ist und allen anderen Punkten der Straßenverkehrsordnung gegenüber ungerecht sei. Deswegen notierten sie sich auch die Kennzeichen von KFZ, welche zum Beispiel die Ampeln ignorierten oder unberechtigterweise die Vorfahrt nahmen.

Das befriedigte die beiden nicht im Geringsten. Und überhaupt, was solle denn dieses ewige Bestrafen von Untaten. Die wirkliche Aufgabe läge doch darin, konformes Verhalten zu loben und so begann man, sich korrekt verhaltende Fahrzeuge zu notieren und sie zu belobigen. Doch dies war so viel mehr anstrengend, zumal es wohl im Auge des Betrachters liegt, was nun korrektes Verhalten ist und was nicht. Außerdem waren FarmerBoy und CountryGirl einfach zu wenige, um wirklich alle diese leuchtenden Beispiele zu erfassen.

Man hätte noch Hilfe benötigt, doch leider war niemand anzutreffen, und so mussten sich die beiden dadurch behelfen, dass sie an jenem Tag eben nur rote Autos berücksichtigen könnten, an einem anderen vielleicht auch schwarze, dann grüne oder gar blaue und so weiter und so fort. Das war vielleicht ein Schwachsinn, und die beiden resigniertem auf hohem Niveau. Sie waren schlicht und einfach des verkehrskonformen Verhaltens überdrüssig, und sahen am Ende ohnehin keinen Unterschied zwischen all diesen Fahrzeugen.

Egal welcher Farbe sie nämlich waren, egal ob es sich um Kleinwägen, Mittelstandsfahrzeugen oder Nobelkarossen handelte: Es war stets dieselbe Soße. Keiner war besser oder schlechter, und langweilig waren sie alle. Man hätte fast den Sinn der Straßenverkehrsordnung anzweifeln können. Als dann Herr Grantl um die Ecke radelte, blieb er kurz bei den beiden stehen und fragte sie nach ihrem offensichtlichen Verdruss aus. Er nickte auffordernd, denn Herr Grantl war stets in der Lage, sich in die Probleme anderer hineinzuversetzen.

So war es auch dieses Mal. FarmerBoy und CountryGirl kündeten von ihrem gemeinsamen Kummer. Herr Grantl hielt kurz inne und verkündete weise: Liebe Kinder, sagte er, es sind nicht die Fahrzeuge, die sich falsch verhalten. Es sind jene, die sie steuern! Wenn ihr wirklich etwas verändern wollt, müsst Ihr Euch mit eben denen anlegen. Nur jammern und etwaiges Fehlverhalten anzuzeigen bringt nichts! Ihr müsst selbst aktiv werden, und Ihr müsst dabei stets Ihr selbst bleiben.

Das war den beiden dann doch etwas zuviel für einen Sonntagnachmittag. Sie verabschiedeten sich von Herrn Grantl, nicht ohne ihm verstimmt ein "die Autos machen ja eh' nur was sie wollen" vor den Latz zu knallen. Weil es ihnen dann doch noch etwas langweilig zu werden drohte, entschieden sie sich, noch einen kleinen Spaziergang zum Wahlbüro zu machen. Ach, vielleicht bringt das ja wenigstens mal was!, stöhnten die beiden mehr zweifelnd als wirklich überzeugt.

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