Freitag, 15. Mai 2009
Informationen, die nix kosten sind die Besten! Schnelle Bräter in der Walzmühle!
Na also! Als gäbe es hier nicht genügend Gründe, eine Stadt mal so richtig zu bashen: Die McDonalds-Filiale in der Ludwigshafener Walzmühle ist bundesweit die schlechteste. Dieses Ergebnis kam durch die NutzerInnen des Meinungsportals Qype zustande, welche die Filialen des Konzerns bewerteten, und die Tageszeitungen haben das von Qype zusammengestellte Ranking brav veröffentlicht.
Die Ludwigshafener Filiale gilt demnach als schmutzig, keiner räume dort die Tische auf und Toiletten gäbe es auch nicht. Grund genug für mich, einmal zur Walzmühle zu fahren, um dort investigativ zu recherchieren, Häme walten zu lassen. Das Elend begutachten, ein Foto zu schießen. Den Zustand genau zu beschreiben. Alles schlecht finden zu dürfen. Auch etwas zu essen: Das erwartbare Honorar für diesen Text reicht gerade noch dafür.
Leider erweist sich der Schnellimbiss als geradezu penibel sauber, und auch das Essen ist nicht schlechter als anderswo im FastFoodHimmel. Schade: es wird kein entlarvendes Foto geben. Elendsjournalismus ist das jedenfalls nicht! Toiletten gibt es tatsächlich nicht im Lokal. Die sind jedoch gleich gegenüber zu finden, wenn man den schnellen Bräter wieder verlässt. Hat die Filialleitung was auf den Deckel gekriegt, aus schlechter Presse gelernt und die Qualitätsmerkmale des Konzerns endlich umgesetzt?
Enttäuscht geht es wieder nach Hause. Nachrecherchieren. Also suche ich auf Qype.com jenes Ranking, welches so aufschlussreich Auskunft gibt. Leider kann ich es nicht finden. Obwohl ich mich sonst stets rühmen darf, alles im Netz schnell zu finden. Die Presseabteilung des Portals könnte man wohl anrufen. Aber das ist zu viel Aufwand für das erwartbare Honorar. Bloggen fällt ja mehr unter Ehrenamt als dass man angemessen dafür bezahlt würde.
Lieber direkt nach der Filiale in der Walzmühle schauen. Dort müssten die Bewertungen ja dabei sein. Und tatsächlich: Es gibt dort ausschließlich schlechte Bewertungen. Stutzig werde ich allerdings angesichts der Tatsache, dass es sich nur um drei Bewertungen insgesamt handelt. Ist das ausreichend für ein Ranking? Als erfahrener BlogAutor weiß ich ja, wie viele User ticken: entweder schließen sie sich einer Meinung an, treten also nach, oder sie verkneifen sich ihre eigene, gegensätzliche.
Ins gleiche Horn tuten ist so viel einfacher, und außerdem: Wer mag schon einen Schnellbräter in Schutz nehmen? Doch wie es es bei den hochgelobten Filialen wie der am Kölner Rudolfsplatz? Na immerhin gibt es dort zwölf Bewertungen, und allesamt sind gut. Oder der am Hamburger Dammtorbahnhof? Na, immerhin sechs Bewertungen mit Bestnoten. Das reicht für den Spitzenplatz im Ranking. Doch ist das seriös?
Angesichts dessen, das ich besagtes Ranking so nicht finden konnte, muss man sich eher fragen, von wem die Pressemitteilung stammt, zumal ja wirklich viele Tageszeitungen und Newsportale diese "Neuigkeit" aufgegriffen haben. Entweder gab man sich stolz, beschämt oder belustigt. Es ist zu vermuten, dass das Portal selbst diese Information kolportiert hat, möglicherweise um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Was ja auch ihr gutes Recht ist. Schließlich ist es ein Hauen und Stechen auf dem Anzeigenmarkt. Mit dem Gegenstand einer allseits bekannten Bräterkette lässt sich allerdings Aufmerksamkeit erheischen.
Erschreckend ist allerdings, dass keine der von mir abgerufenen Medien die Art und Weise, wie dieses Ranking offenbar zustande gekommen ist, kritisiert hat. Wahrscheinlich hat man halt einfach irgendwas übernommen. Von irgendeiner Agentur. Da prüft man doch nicht nach, ach was: Informationen, die nichts kosten, sind die Besten! Hat schließlich jeder was von: Der Redakteur kann was umschreiben, der Leser hat was Lustiges, das Portal hat seine Werbung und der BlogAutor als ZweitVerwerter bekommt eventuell ein Honorar für seine überaus kritische Abhandlung über das Pressewesen.
Aber reingefallen ist auch er. Am Anfang zumindest. Wahrscheinlich! Wenn es nicht doch ganz anders war. Aber für die paar Kröten hat er sowieso schon viel zu viel recherchiert. Man muss ja stets Kosten und Nutzen abwägen! Und ob er die kleine Pommes, den Cheeseburger und die kleine Cola erstattet bekommt? Mist: Quittung vergessen! Na, hoffentlich wird der Eintrag wenigstens veröffentlicht!
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