Es ist ja leider so: ein Gespräch mit einem Besuch aus einer anderen Stadt lässt die Gedanken flotter kreisen und dabei mehr Ideen entstehen als zehn Gespräche mit, sagen wir mal, MannheimerInnen. Das liegt noch nicht einmal daran, dass die BaWü-Zonis genuin dämlich und ideenlos sind, sondern eher daran, dass Einflüsse von einem "Draußen" natürlich zuerst immer interessanter klingen als die von einem "Drinnen".
Wenn also K. von B. nach M. kommt, um dort H. zu besuchen, bringt sie natürlich einen Korb voller Neuigkeiten mit, die für H. insofern interessant sind, als dass er selbst einmal in B. gelebt hat und dann erst nach M. gezogen ist, wegen C. nämlich. Nun leidet H. darunter, dass die Menschen in M. einen weniger als rudimentär vorhandenen Hang zur Abstraktion haben, und das Konkrete scheint H. mehr als traurig, weil es so nüchtern und auch irgendwie lieblos scheint. Konkret heißt das: Arbeit, Familie, Tennisverein! Abstrakt bedeutet es: Verzweiflung an der Stupidität des Daseins!
Abstraktion, so hat es H. immer erfahren, ist lustig, weil chaotisch. Und aus dem Chaos, also einer Krise der Ordnung, entsteht immer etwas Neues, Spontanes. Sinn wird aus der Unordnung erst geboren. Aus der Ordnung heraus entsteht aber zuerst Langeweile und dann im schlimmsten Fall Frustration und Abgestumpftheit. Also "Unsinn". Leider würde so mancher Apologet des Grauens diese Behauptung ebenso heftig als "besonders blöden Unsinn" bezeichnen, was H. aber eben als "bezeichnend" für dessen seelenlosen Zustand finden würde.
In M. ist man zwar tatsächlich in der Lage, das Gute und das Schöne zu erkennen, aber man kann nichts damit anfangen. Weil man es, so glaubt H., einfach nicht verstehen möchte. Verstehen wollen hingegen ist der Schlüssel zum Verstand, und ohne Verstand, so möchten nur Menschen leben, die keine Schwierigkeiten bekommen wollen, für die ein Blick über den Rand des Buchstabensuppentellers riskant erscheint. Weil er den Alltag infrage stellen könnte. Doch wer möchte nach einem anstrengenden Arbeitstag noch von der Couch herunter, nur um alles wieder auf Anfang zu setzen?
Liebe Leute: Das Schlimmste im Leben ist Stillstand! Beziehungen scheitern daran, und auch auf der heißgeliebten Arbeit ist das nicht erlaubt. Bringt etwas Leben in die Bude, wartet nicht erst auf die nächste Champions League oder die übernächste DM Party. Selber was auf die Beine stellen, nicht nur herumnörgeln an dem was euch geboten wird. Und wenn euch was geboten wird, dann schaut es euch genau an!
Der Mannheimer möchte ja gerne irgendwie cool sein. "Cool sein" heißt allerdings nicht, alles mit einem scheelen Blick zu belegen und dabei möglichst abgestumpft und beteiligungslos zu wirken. So definieren das nur äußerst dämliche Menschen. Schlaue Menschen hingegen bezeichnen das als "Schafsblick"! "Cool sein" bedeutet vielmehr, sich etwas ganz genau anzugucken, auch wenn es wehtut. Dabei lässt man sich den Schmerz aber nicht ansehen und wartet, bis er allmählich vergeht. Was darauf folgt nennt sich "Erkenntnis"! Diese macht zwar nicht immer glücklich, dafür aber frei und wenigstens heiter!
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