Ach ja, es ist halt Sommer, da ist man ganz lax und launig. Da schreibt man, wenn überhaupt, eine lieblose Karte aus dem Urlaub: "In Berlin ist es ganz famos, aber so toll viel passiert auch nicht. Ich gehe täglich lecker und günstig Essen und sehe mir ein paar hübsche Ausstellungen an. Viele BaWüs sind hier, viel mehr als sonst. Berlin ist im Sommer gar nicht mehr so schön leer wie früher. Schade, das!" Aber das ist doch ein alter Hut und es kaum wert, darüber zu berichten.
Und Mannheim hat eben Sommerpause. Kein Wunder, wenn alle nach Berlin pilgern um einen Präsidentschaftskandidaten der USA zu bejubeln. Man kann sich daher noch nicht einmal über etwas aufregen, so entspannt ist das hier alles im Moment. Selbst die Schwäne im Neckar sind zu faul, sich ihre Brotkrumen am Ufer abzuholen. Und ich bin eben zu faul, dauernd irgendwelchen fiesen Kram zu schreiben. Deswegen werde ich ausnahmsweise über etwas ganz Feines berichten:
Ich liebe die entspannten KundenbetreuerInnen in K7 aufrichtig. Denn die sind nett und zuvorkommend, sehen stets entspannt aus und können auch tatsächlich helfen! Wer es noch nicht weiß: Ich bin ja vor einiger Zeit aus dem Verein der makabren Kreuzanbeter ausgestiegen, und meine Lohnsteuerkarte brauchte dementsprechend ein Update. Frohgemut wurde das RK ausgestrichen und abgestempelt, und man wünschte mir noch viel Glück in meinem weiteren Leben ohne den Genagelten. Ich bedankte mich artig und singe nun dieses Loblied auf K7.
Ganz anders drauf sind übrigens die Männer und Frauen vom Jobcenter Mannheim. Wer sich mal einen Spaß machen will, der setze sich so gegen 12Uhr mittags vor den Eingang und rate, welcher der Heraustretenden ein ALGII-Empfänger und wer einE SachbearbeiterIn ist. Das setzt ähnlich viel Konzentrationsvermögen voraus wie Sudoku, doch man erfährt leider nicht die Lösung. Einen Tipp gibt meine liebe Frau C.: Die verhärmt aussehenden Männer und Frauen in schlecht sitzender Kleidung sind die SachbearbeiterInnen.
Laut C. gibt es im Jobcenter nämlich den Sozialneid nach unten. Besonders im Sommer neidet man seinen KundInnen den zweiwöchigen Urlaub. Man selber könne sich den nämlich gerade nicht leisten, denn dass Haus sei noch nicht abbezahlt. Wer aber vom Väterchen Staat Geld in den Gierschlund gesteckt bekäme und dann noch frech in Urlaub führe, der stehe dem real existierenden Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und gehöre deswegen mal so ordentlich durchgehartzt. Außerdem sehe man es gar nicht ein, dass man selber einen selten dämlichen Job machen müsse und andere Leute immer nur die Hand aufhalten würden.
Mißgunst macht leider ganz hässliche Gesichtszüge und ein Seeräuberhinken. Und wer von oben her gepiesackt wird und nach unten hin Pech und Schwefel verteilen darf, wird im Vakuum der Aufreibung zwischen Macht und Ohnmacht bitterböse. Liebe Leute, das kann man doch vermeiden! Denn wer den Hartzi ob seines luxuriösen Lebensstils beneidet, der kann doch selber einer werden! Das geht ganz leicht: Einfach kündigen, sich drei Monate ALG-Sperre einfahren und sich in den weiteren neun Monaten auf ALGII-Niveau hungern.
Meine Mutter hatte in ihrer Pension kürzlich auch eine ALGII-Empfänger-Familie zu Gast. Denen geht es ja so gut: FÜR ZWEI GANZE WOCHEN WAREN DIE DA! DIE SIND VON DRESDEN IN DIE PFALZ GEFAHREN, MIT DEM EIGENEN PKW BEI DEN SPRITPREISEN, UND MACHEN DA ZU VIERT EINEN URLAUB! UND DANN HAUEN DIE EINFACH AB OHNE HINTERHER AUFZURÄUMEN! GERADE DIE HÄTTEN DOCH ZEIT FÜR SOWAS! Nein, liebe Mutter, haben sie nicht: Sie müssen ja dem Arbeitsmarkt wieder rechtzeitig zur Verfügung stehen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen