Ein guter Indikator für die Qualität eines Sommers scheint mir mein im letzten Jahr gekaufter Panama-Hut von Bigalli zu sein. Dieses teure Stück leistete ich mir, weil mir die Sonne beim Radeln allzusehr auf den Pelz brannte. Im selben Jahr kaufte ich mir deswegen zuerst einen Filzhut bei H&M, nachdem ich beschlossen hatte, dass Basecaps und Kuba-Käppis nun wirklich nur was für kleine Jungs, Pseudo-Revoluzzer, Hipster und Handwerkerprolls sind.
Ein Hut für 7,90 Euro kann natürlich nicht von allzu gut bezahlten ArbeiterInnen kommen. Zudem war der Filzhut viel zu warm. Deswegen also der Strohhut für knapp 80 Euro. Nun aber zur Qualität des diesjährigen Sommers: Ich habe den teuren Hut nicht einmal gebraucht, dafür aber den etwas mehr wasserdichten Billighut. Diesen Sommer, meine lieben Damen und Herren, können Sie sich an die Backe schmieren.
Vielleicht war mir aber nicht heiß genug, weil ich dieses Jahr auch kaum geradelt bin. Dieses Jahr war ein Jahr des Gehens, was meine Person betrifft. Gehen ist so viel stressfreier als radeln. Wer geht, hält sich nur ganz selten bei den Idioten auf der Straße auf, lebt ergo viel gesünder. Ich habe heute festgestellt, dass ich definitiv keinen Bock mehr auf radfahren habe: Erstens macht man sich gemein mit den leider sich ständig vermehrenden Arschlochradfahrern, zweitens ist man grenzdebilen Autofahrern ausgesetzt.
Ich bin ein empfindsamer Mensch. Wenn man an jeder Straßenkreuzung das starke Gefühl hat, man müsste auf diverse Menschen schießen oder sie wenigstens zu Krüppeln schlagen, dann kann man getrost einen Psychotherapeuten aufsuchen, der einen wieder für die Welt kompatibel macht. Ich habe mich nun dazu entschieden, Strecken unter 5 Kilometer zu gehen. Man entdeckt so viel dabei, Gutes ist darunter als auch Elend.
Dies ist ein Problem der Politik. Mein Problem mit der Politik ist die anstehende Wahl in Berlin. Einzig wählbar scheint mir die PSG (Partei soziale Gerechtigkeit), die ein bedingungsloses Grundeinkommen (Bundespolitik!) fordert, zur Solidarität mit griechischen ArbeiterInnen aufruft, pro-multikulti ist und auch sonst unterschreibbare Ziele hat. Das Parteiprogramm liegt mir leider nicht vor.
Aber im Grunde bin ich wahlsatt! Von Mal zu Mal fällt es mir schwerer, mich zwischen all diesen Schwätzern und Blendern zu entscheiden. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich mich am Wahltag auf einer Insel befinde, zusammen mit meiner Schönsten. Überhaupt sollte ich auf einer Insel leben. Da gibt es viel Meer drumherum und viel frische Luft. Wenn man Glück hat, darf man dort kein Auto fahren, so dass das Radeln wieder Freude macht. Man kennt, wen man wählt, und wen man nicht wählt, den kennt man nicht. Hernach steht man am Strand und blickt in die Ferne: So viel Ferne, die gibt es nämlich nur am Meer!
5 Kommentare:
oh gott, fahrradboykott! *schröckl* ich bin entsetzt. ich bin ja nun zum laufen oder bahnfahren gezwungen und das macht mich so gar nicht glücklich. wir planen den umzug, die ersten kartons sind gepackt. und mein rad wird in dieser stadt auf der strecke bleiben.
Nun ja, die CDU und die Grünen wollen uns dazu zwingen, diese designunfeinen Fahrradhelme zu tragen. Und da allein die FDP dagegen spricht, MUSS fahrradfahren mit allen Konsequenzen boykottiert werden. Dafür ist die Straße dann frei für Autos. Künftige Muttis können daher ruckelfrei ins Krankenhaus taxen. Der Nachwuchs ist so pünktlich wie die Bahn, möchte man fast sagen. Wird schon...
also ich tausche mich gedanklich ja gern mit dir aus. aber das radfahren wirst du mir definitiv nicht ausreden können. pfui. schkandalös.
Überzeugungstäter überzeugen mich gelegentlich, solange sie keine 1500 Seiten lange Manifeste ins Netz stellen und um sich schiessen. Reschpekt
1500 seiten? wo soll ich denn da die zeit hernehmen? also ehrlich. obwohl mir so langsam die ideen ausgehen, was ich mit meiner überflüssigen zeit anfangen soll. scheiss warterei. aber nee, ich bin kein freund von manifesten. derartiger fanatismus ist nicht meins. und um mich schiessen... ach gott, das sind die anderen doch gar nicht wert. *pfüh*
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