Trotz oder gerade wegen meiner großen Empathie für alle zivilen Opfer eines jeden Krieges oder einer jeder terroristischen Verwüstung möchte ich heute nicht so viel schreiben. Denn geschrieben wird ohnehin viel zu viel, schon seit Tagen, und noch viel mehr geredet. Neue Bedrohungsszenarien werden entworfen, und kürzlich hat der Staatsschutz sogar "eigene" (mutmaßliche) Terroristen verhaftet. Dies nur aufgrund eines Gesetzes, das nach den Anschlägen verabschiedet wurde.
Für mich bedeutet 9/11, vielmehr als das persönliche Unglück vieler Menschen, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, vor allem die hemmungslose Einschränkung unserer mühsam erkämpften Bürgerrechte. Sei es in den USA oder in Europa, es ist überall die gleiche Soße: die irrationale Angst, al Quaida könne überall sein und der Schluss, nur noch mehr Überwachung und neue Gesetze könnten vor ihnen schützen, wirkt im Nachhinein als willkommene Steilvorlage für ehrgeizige Staatsschützer.
Allen "War on Terror"- Experten sei jedenfalls gesagt: Man kann keinen Krieg gegen den Terror führen. Wer Krieg führt, erkennt den Gegner als eine Kriegspartei an. Dann handelt es sich allerdings nicht mehr um Terroristen. Aus demselben Grund kann man übrigens keinen Krieg gegen Idioten führen, es sei denn...
Eine gute Lösung scheint mir der Weg zu sein, den man im Umgang mit dem christlich- fundamentalistischen Attentäter in Norwegen eingeschlagen hat. Ihn (den Täter, nicht die Tat) weitgehend totzuschweigen, scheint mir eine echte Alternative zu irren neuen Gesetzen und Kriegen zu sein. Mit Trauer statt Rache kann der Welt eine moralische Reife gezeigt werden.
Die Taten von Terroristen haben vor allem symbolischen Wert. Dass die Welt darauf unverhältnismäßig reagiert, ist beabsichtigt. Ob Kriege den Terrorismus abschaffen oder auch nur verhindern können, ist bislang nicht bewiesen. Vielmehr setzt man sich damit ins Unrecht und evoziert dadurch nur neuen Terror.
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