Dienstag, 30. August 2011

Ich will weniger Strom! Wo bleibt die Kampagne?

In einem kurzen Moment der Klarheit überkam mich die Erkenntnis, dass es viele Kampagnen gibt, staatliche wie nicht-staatliche als auch sinnvolle wie weniger sinnvolle, deren Inhalt eine Verbesserung der Welt zum Ziel hat: Kampagnen zum Nichtraucher-Schutz, Tierschutz (wer mag schon die spektakuläre No-Fur-Kampagne der PETA vergessen?), die EU- E10-Kampagne, die AIDS- Kampagne, die Trimm-Dich-Fit-Kampagne, die "Das Boot ist voll" - Kampagne, "Keine Macht den Drogen" oder "Glückspiel macht süchtig" u.d.m. Vieles darunter ist doch Pille-Palle.

Was zu meinem Erstaunen nun völlig fehlt, ist die Kampagne, die sich mit dem steigenden bzw. stagnierenden Energieverbrauch des Konsumenten auseinandersetzt, sei es Strom oder Kraftstoff. Die Energieerzeuger fürchten sehr um die Strommenge, die sie zu liefern in der Lage sind, wenn die AKW endlich einmal abgeschaltet sind. Sie sagen, dass sie, um den Energiebedarf zu decken, nunmehr CO²- freundliche Kohlekraftwerke bauen müssen. ""Äääätsch! Schiebt Euch Euren Klimawandel doch in den Arsch, Ihr wankelmütiges Pack!" Das flüstern die Manager der Stromkonzerne, wenn wir nicht zuhören, in der Kantine am Mittagstisch einander zu.

Viel besser wäre es, einfach weniger Strom zu verbrauchen. Möglichkeiten dazu gibt es viele. Warum aber gibt es keine schnittige Broschüre vom zuständigen Minister, in der erklärt wird, wie das geht, und warum gibt es keine vollplakatierten Wände, die sagen, warum das nötig ist? Nirgends wird dauerhaft zum Thema gemacht, dass die berüchtigte Stand-By-Taste unter Umständen bis zu 10% der Energie eines eingeschaltenen Geräts verbraucht und deshalb nicht benutzt werden sollte. Ein Fliesen- oder Holzboden kann ebenso gekehrt werden. Er ist nicht beleidigt, wenn er nicht gesaugt wird.

Wer rechnet dem Kunden vor, wieviel Energie ein effizienter Kühlschrank sparen kann und wann er sich praktisch von alleine bezahlt hat. Es fehlt jeder öffentliche Hinweis, dass Notebooks oder PC mit Flachbildschirm weniger Strom brauchen als die herkömmlichen Kombis. Keine Abwrackprämie für Stromfresser ist in Sicht, keine Belohnung für niedrigen Stromverbrauch. Wir sind Verbraucher, und wir sollen nicht sparen, sondern verbrauchen. Wir wehren uns gegen Kopfbahnhöfe, Fluglärm und Windräder! Aber ausgerechnet beim guten alten Konsumspiel, da machen wir freudig mit!

Es hat sich z.B. die Vorstellung durchgesetzt, dass die Energiesparlampen, die nun nach EU-Verordnung gekauft werden müssen, ein totaaaal krankmachendes Licht verbreiten und suuuuuper ungemütlich sind. Ich kann dagegen halten: seit gewiss 10 Jahren benutze ich Energiesparlampen, und nie NIE NIE hat ein Besuch dies bemerkt, irgendwie gefröstelt oder ist aufgrund der Strahlung krank geworden oder sich über Unwohlempfinden geäußert.

Doch: Nur einmal, als eine meiner wechselnden Damenbekanntschaften sinnierend auf dem Rücken lag, den Lampenschirm in ihre Betrachtungen einbezog und eine Leuchtstofflampe dabei bemerkte. Da war mit einem Mal das Licht so kalt, so unangenehm, so dass sie sich nicht mehr so hingeben konnte wie die Male zuvor: Ihr fröstelte, und mir hernach auch, wenn auch aus anderen Gründen! Es gibt Leute, die kaufen nun die letzten Glühbirnen auf und horten sie für schlechte Zeiten. Ich hingegen sage: Das schönste Licht am Abend kommt ohnehin vom Kerzenschein, auch wenn der Brennstoff hier Paraffin aus Erdöl ist und nicht ein Bienenwachs aus Bienen.

E10 ist genau so ein Mist! Statt jedoch zu sagen: Der Sprit geht zur Neige, ich empfehle jedem, so wenig Auto wie möglich zu fahren. Allein schon um den völligen Verzicht zu üben, der in 10-20 Jahren nicht freiwillig sein wird. Nein, stattdessen werden viel lieber Lebensmittel in den Tank gestopft, die dann woanders fehlen: Gestern wurde der 7.000.000.000.ste Mensch gezählt, die Ressourcen werden allmählich knapp. Kriege werden deshalb schon heute geführt. Aber Hauptsache, der Verkehr in Europa rollt! Euch gehört doch allen das Pausenbrot geklaut, Ihr Clowns!

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