Freitag, 10. Juni 2011

Der Boy vom Boot! Luxusprobleme und anderes Zeug!

Quellen: mietenstopp.blogsport.de/ NSDAP
Vor vielen vielen Jahren, als die Welt noch jung und der Grunge noch nicht einmal erfunden war, tat ich eine Reise nach Indien, von wo es mich nach Srinagar im fruchtbaren Kashmir-Tal verschlug. Dort lebte ich zwei Wochen auf einem Hausboot und unternahm allerlei Dinge, die man in der militärisch besetzten Hauptstadt der Provinz so tun konnte. Eines abends roch aber der Mülleimer in meinem Zimmer bestialisch nach verrottenden Bananenschalen, und so trachtete ich danach, den Müll zu entsorgen. Allein, ich konnte keinen Container am Hausboot finden. Da fragte ich den Boy vom Boot, und der schaute mich nur kurz an, schnappte den Mülleimer, nickte auffordernd in Richtung Hinterausgang und ich folgte ihm, wo ich einigermaßen verdattert zusehen konnte, wie er den Müll einfach im Wasser verklappte.

Der Boy vom Boot mag sich augenzwinkernd gedacht haben: Typisch Tourist, immer so kompliziert, wo es doch auch einfach geht. Ich habe aber bei mir gedacht: Umweltschutz und Ökologie ist ein Tätigkeitsfeld, dem sich der wohlhabende Teil der Erdenbevölkerung widmet, weil er keine Versorgungsprobleme mehr kennt. Ein verschwindend geringer Teil der Erdenbevölkerung ist übrigens wohlhabend.

Am 18. September findet in Berlin die Wahl zum Abgeordnetenhaus statt. Ernsthafte Konkurrenz für den brummenden Luxus-Problembär Wowereit dürfte das knautschige Uhuweibchen Künast von den Grünen sein. Die Grünen sind die noch echtere FDP, gerade weil zu einem gewissen Bildungshintergrund auch Umweltschutz und ich nenne sie mal "erneuerbare" Technologien gehören.

Der urwüchsige Berliner mit erweiterten Hauptschulabschluss bzw. mit Abgangszeugnis (also Taxifahrer) geht gar nicht wählen oder er wählt Stuss (SPD, CDU, oder noch schlimmer, die FWG) zusammen. Man kann nur der original- FDP danken, dass sie sich überall von selber erledigt hat, noch bevor die ehemals großen "Volksparteien" ihr ins Nirwana nachfolgen werden.

Es dürfte ebenso klar sein, dass ökologisch bewegte Gentrifizierungsgegner vor einem Problem stehen: Einerseits will man ja die dummen Autos aus der Stadt haben, die Häuser sollen auch nicht mehr so nach Kohleofen stinken und neue Straßen will man ja auch nicht. Leider werten all diese Vorhaben die Wohnungen dermaßen auf, dass man dann ganz schön viel Geld verdienen muss, um auch wohnen zu können. Und dann kommen die ganzen Bonzen und versauen nicht nur die Mieten, sondern machen auch das Bier teurer und überall entstehen so Boutiquen, in denen Dinge verkauft werden, die der Normalbürger nicht mehr versteht.

Es ist sympathisch, dass radikale Gentrifizierungsgegner teure Autos anzünden. Doch leider beißt sich die Rauchentwicklung mit dem Umweltschutz. Und wer in letzter Zeit die internationale Presse verfolgt hat, der hat mitbekommen, dass dies alles nicht ausschließlich ein Phänomen linker Gesinnung ist, sondern auch mit fremdenfeindlichen Tendenzen daherkommt: Da pissen die Touristen aus aller Welt in die Hauseingänge und machen bis spät in die Nacht Krach. Das sollen nun nur noch echte Berliner dürfen! Wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder Aussie, Ami oder Brasi denkt, Berlin wäre Ballermann?

Schlimm ist zumindest nicht die Kritik an fehlenden Mietobergrenzen, raffgierigen Vermietern und der Politik, die sich nicht mehr um sozialen Wohnungsbau kümmern mag und auch ansonsten untätig ist, wenn es um die tatsächlich steigenden Mietkosten geht, so dass ärmere und nicht so reiche Menschen aus ihrem gemieteten Zuhause vertrieben werden. Schlimm ist auch nicht, dass man vor den Grünen Angst hat, weil ihre weitgehend umweltfreundliche Politik tatsächlich die Aufwertung von Immobilien forciert und ihr Klientel nun mal begütert ist.

Schlimm ist nur die Art und Weise der Kritik: Derzeit sieht man überall Plakate mit den überzeichneten Konterfeis von diversen PolitikerInnen. Als würde der Plakatinhalt der Initiative "steigende Mieten stoppen" [hier...] nicht genügen, reißt man den Portraitierten das Maul gehörig auf. Das alles erinnert leider sehr an die Nazipropaganda vergangener Tage, welche sich auch nie damit begnügte, die Bevölkerung mit "Inhalten" "aufzuklären" (man weiß gar nicht, wo man da die Gänsefüßchen hinsetzen soll), sondern die Opfer ihrer Kampagnen auch noch wenig subtil überzeichnen mussten, der Effekthascherei wegen.

Kurz gesagt: Diskreditierung, die nur durch Überzeichnung von Konterfeis funktioniert, ist ein absolutes NoGo. Dies ist eine Botschaft, die sich an den infantilen Teil der Bevölkerung wendet und diesen belustigen, vielleicht sogar korrumpieren soll. Im wahrsten Sinne des Wortes werden Feindbilder gezeichnet. In der Sache mag die Initiative "steigende Mieten stoppen" ja richtig liegen, aber die Mittel sind unseriös, sogar latent faschistisch. Bleibt bitte bei den Fakten, liebe Initiatoren. Die reichen vollkommen aus. Und übrigens: Propaganda kann ich auch, wie man an der Fotomontage oben erkennen kann.

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