Klar: Irgendwas stört mich immer. So ist das nun mal im semi-professionellen Querulantentum. Andere fühlen sich auch immer gestört. Die werden dann vielleicht dafür bezahlt. Ich nun mal gerade nicht. Aber was zur ewigen Verdammnis hat mich denn nun schon wieder gestört, mag sich jemand, der diesen Post bis hierhin noch nicht verlassen hat, fragen.
Zuerst wusste ich es auch nicht. Es war nur so: Auf Radio1, dem Langweilersender für Langweilererwachsene schlechthin, durfte sich vor einigen Wochen ein Sozial- oder Tierforscher (oder beides) zu Wort melden. Es stand die Frage an, in welchem Zusammenhang auch immer, warum Tiere nur so erbärmlich schlechten, wenig sinnlichen und für die Weibchen fast immer unbefriedigenden Geschlechtsverkehr hätten.
Und jener Forsche nun sagte, dass Sex in der Tierwelt vorwiegend der Reproduktion dient und nicht dem Vergnügen (Der hat wohl noch nie was vom Bonobo gehört?). Und da gehöre es einfach dazu, dass das Männchen vor dem Weibchen fertig ist und absamen kann, bevor er abspringt. Deswegen sei der weibliche Orgasmus in der Tierwelt nicht vorgesehen: Die Weibchen würden sonst direkt nach ihrer Befriedigung weglaufen oder gehen oder schleichen - je nach Tierart. Die Fortpflanzung wäre gefährdet.
Weit weg sind wir Menschen nicht von der Tierwelt! Bloß weil wir in der Lage sind uns sprachlich auszudrücken und solche Worte wie Vernunft erdenken und aussprechen können, heißt das noch lange nicht, dass wir sie verstehen und mit Sinn füllen können - letzteres auch ein von Menschen ersonnenes Wort. Und vor nicht allzu langer Zeit war es auch nicht das Primat der menschlichen Sexualbeziehungen, den Frauen zu einem Orgasmus zu verhelfen. Das galt noch bis in die 70er Jahre als unkatholisch bzw. -protestantisch oder auch -muslimisch.
Die westliche Erdbevölkerung heutzutage jedenfalls gönnt der Frau ihre Befriedigung, und fortgepflanzt wird sich trotzdem noch! Hoppla: Da bin ich doch gerade darüber gestolpert, was mir an der Theorie des Forschers nicht gefallen hat. Er ist nämlich ganz offenbar in einem patriarchal geprägten Bild der menschlichen Sexualität aus den 50ern gefangen: Er geht davon aus, dass der Sexualpartner, der zuerst kommt, auch zuerst geht und der andere dann unbefriedigt bleibt. Der Mann tut mir leid! Nein: Sein Sexualpartner tut mir leid!
Ich selbst kann bestätigen, dass in den wenigen Fällen, in denen es mir eventuell gelungen sein könnte, eine Frau zu befriedigen, die Frau auch noch mit Vergnügen an meiner Befriedigung beteiligt war. Und das, obwohl sie vorher schon fertig war! Sie ist gar nicht sofort weggelaufen und hat mich erregt sitzen, liegen oder stehen lassen. Dasselbe tue ich für meine Sexualpartner übrigens auch. Also: Sie nicht erregt sitzen, stehen oder liegen lassen.
Nun mögen Tiere sexuell etwas anders gestrickt sein. Aber dass den Weibchen aus reproduktiver Sicht die Befriedigung versagt bleibt, kann ich schlicht nicht glauben. Nein: Ich WILL es nicht glauben! Ich bin ein moderner, sexuell aufgeklärter Mensch. Ich bin mir deshalb sicher, dass selbst die ach so dämlichen und unterbelichteten weiblichen Tierchen mit etwas Spaß am Sex auch noch warten würden, bis der sie begattende Temporär-Gatte fertig ist. Und ihn erst hinterher auffressen, genau so wie die Gottesanbeterin.
Dass der tierische Sex für die Weibchen so unangenehm ist, muss andere Gründe haben. Vielleicht fehlt den Tieren einfach die Phantasie für ein ausgewogenes Sexualleben? So wie unseren Vorfahren in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, ach was, teilweise sogar heute noch? Ich weiß es nicht. Doch Ihre Analyse, Herr Sozial- oder Tierforscher (oder beides), ist völlig unbefriedigend. Und das hat mich gestört. Wenn es auch etwas länger gedauert hat, dieses Mal.
So, Sie können jetzt was anderes lesen!
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