Dies ist schändliches Tun und muss geahndet werden. Man selbst nämlich droht dabei vor die Hunde zu gehen und neigt möglicherweise zu Selbstaufgabe und Demut, nur um noch ein paar Brocken Aufmerksamkeit und etwas Freundschaft zu ernten. Das ist äußerst schädlich für Körper und Geist. Warum soll man eigentlich Freunde bleiben müssen, wenn man auch etwas Spaß oder wenigstens Genugtuung haben kann? Eben! Daher diese kleine Knigge für Gehörnte:
- Es ist verboten, dem Nebenbuhler die Gedärme aus dem Leib zu reißen, nur um den Ex-Lebensabschnittsgefährten damit zu würgen. Diesem Stadium der Barbarei sind wir praktisch entwachsen, theoretisch jedoch nicht. Trotzdem: Tötungsphantasien gehören zum Geschäft und stehen für eine symbolische Katharsis. Diese wirkt reinigend auf Seele und Gemüt und macht den Therapeuten obsolet.
- Nicht verboten ist es, dem Nebenbuhler peinliche Namen zu geben und ihn fortan in jedem Gespräch dermaßen zu benennen. "Arschloch" oder "Wichser" sind allerdings zu grob gewählt und messen dem Nebenbuhler zu viel Bedeutung bei. Geringschätzung ist King! Ich persönlich empfinde die Betitelung "Arschnase" adäquat, sie ist von leichterer Natur, obwohl darinnen auch eine leichte Herablassung mitklingt. Bestimmt gibt es aber noch andere gute bzw. bessere Namen. Ein Klassiker ist auch die Verballhornung des eigentlichen Namens.
- Ex-Lebensabschnittsgefährten bevorzugen die harmonische, einvernehmliche Version der Trennung. Ein schlechtes Gewissen spielt dabei eine große Rolle. Dieses schlechte Gewissen muss unbedingt gepflegt werden. Niemals darf dem Ex-Lebensabschnittsgefährten suggeriert werden, es könnte einem auch nur irgendwie gut gehen: Damit wäre das schlechte Gewissen obsolet, weil beruhigt. Allerdings muss auch peinlich darauf geachtet werden, in keinen Jammerton zu verfallen. Das Macht- und Deutungsgefüge wäre dadurch gefährdet.
- Auch darf man niemals darauf eingehen, "...lieber mich (den Ex-Lebensabsschnittsgefährten; der Verf.) zu hassen..." Das ist viel zu einfach, selbst wenn es sich so verhalten sollte: Das altruistische Moment des Gegenübers wird bedient, seine persönliche Täterschaft droht zur Passion zu gerinnen. Die Folge: ungerechtfertigter Moralzugewinn! Viel besser ist es also, stattdessen den Nebenbuhler zu hassen - es gilt, die volle Missachtung der persönlichen Wahl des Ex-Lebensabschnittsgefährten zum Ausdruck zu bringen. Keinesfalls darf man durchblicken lassen, man sei mit der Situation auch nur ansatzweise "einverstanden".
- Die BRD führt Krieg in Afghanistan, ach was, die ganze Welt führt Krieg. Was ist da gegen einen Krieg ohne Tote noch einzuwenden?
- Niemals darf man dem Ex-Lebensabschnittsgefährten Fehler und/ oder eigene Großtaten vorrechnen, das macht keinen Sinn. Es käme zu einer regelrechten Schlacht voller Vorwürfe und noch größerer Großtaten. Der Ex-Lebensabschnittsgefährte muss seine Position schließlich irgendwie rechtfertigen, egal wie schwachsinnig die Argumente dafür sein mögen. Gerne blendet er nämlich die schönen Seiten der Beziehung aus, um die schlechten um so grober wirken zu lassen. Auf dieses Niveau begeben wir uns erst gar nicht hinab.
- Trotzdem muss zu jedem persönlichen Feiertag des Ex-Lebensabschnittsgefährten gratuliert werden. Alles andere wäre schäbig und würde die persönliche Verletztheit unangemessen offenbaren. Man sollte ebenso reagieren, wenn der Ex-Lebensabschnittsgefährte sich seinerseits mittlerweile von jeder Form der Kondolierung und Kommunikation verabschiedet hat.
- Man schreibe eine "kleine Knigge für Gehörnte", geringschätzt damit seinen Nebenbuhler und veröffentlicht diese im persönlichen Blog, den der Ex-Lebensabschnittspartner daraufhin ein letztes Mal liest, bevor er das Lesezeichen in den Orkus der Unendlichkeit klickt - weil man seine Entscheidung auch offiziell nicht respektiert.
- Wer danach trachtet, den Ex-Lebensabschnittsgefährten zurück zu gewinnen, sollte auf die Punkte 1 - 8 gänzlich verzichten. Auch Weicheier, die sich demütig in den Staub werfen, um wenigstens eine "Restfreundschaft" aufrecht zu erhalten, sollten der Knigge keine Folge leisten.
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