Donnerstag, 15. Januar 2009

Herr Hacke vs. FarmerBoy! Showdown in der Feuerwache!

Es war mal wieder wie verhext: Als sich FarmerBoy nun schon zum hundertsten Mal auf dem Weg aus der Neckarstadt zum Atelier H7/15 verlaufen hatte, kam es dann doch noch zu einem verspäteten Treffen mit dem Künstler Holger Endres, der ihm gehörig den Kopf wusch, nachdem er sich über FarmerBoys Orientierungssinn lustig gemacht hatte. Denn FarmerBoy hatte sich anlässlich einer Ausstellungsparty nicht nur abfällig über die Photographien eines Künstlers geäußert, sondern auch, um seine Meinung zu untermauern, unbedingt die Aussage einer kunststudierten Freundin mit hineinbringen müssen.

Das war selbstverständlich nicht ganz koscher, so dass FarmerBoy dem Künstler Holger Endres versprochen hatte, dass so was in Zukunft nicht wieder vorkommen solle, er sich aber nicht für seine eigene Meinung über die Photographien entschuldigen wolle, was für den Künstler Holger Endres vollkommen okay gewesen war. Danach trank man zusammen noch einige Weissweinschorle und rauchte selbst gedrehte Zigaretten von auf der Party liegen gelassenem Tabak.

Einer der Weissweinschorle muss schlecht gemischt gewesen sein, denn FarmerBoy ging es am Tag darauf gar nicht gut. So jammerte er den lieben langen Tag über dies und jenes, dass es in Mannheim sowieso nie etwas zu lachen gebe, man ihn, FarmerBoy, nicht verstünde und auch gar nicht verstehen wolle, auch kulturell verhielte es sich hier wie im Wildpark und obendrein seien die Leute hier auch noch garstig und unfreundlich. Außerdem sei es ja wohl ein ganz verhagelter Jahresanfang gewesen, mit Kälte, Schnee und Seuchen und all dem unnötigen Kroppzeugs.

Da hatte CountryGirl eigentlich auch schon genug von dem Gejammer und entschloss sich kurzerhand dazu, zwei Karten für die Lesung von Axel Hacke, nicht zu verwechseln mit Alex Hacke von den Einstürzenden Neubauten, zu besorgen, damit das mal ein Ende habe. Wer ihn nicht kennt: Axel Hacke kann schreiben und hat sogar schon Bücher verkauft. Damit das so bleibt, gibt er Lesungen und liest dort laut aus seinen eigenen Büchern vor. Das ist lustig, und, wie FarmerBoys zuweilen unsichtbarer Freund MetroBoy bemerkte, auch etwas trivial. Doch da FarmerBoy ja sonst nichts zu lachen gehabt hatte, fand er sich zusammen mit CountryGirl in der Feuerwache ein, um dem Herrn Hacke zu lauschen.

Da haben sich die beiden ganz vortrefflich amüsiert, bis der Herr Hacke zu monieren anfing, dass es gewisse Leute gäbe, die ja so sehr der deutschen Sprache verschrieben seien, dass sie ganz unbedingt ganz alte Worte wie zum Beispiel „Backfisch“ reanimieren müssten, er aber leider diese Menschen in die gleiche Ecke stieß wie diesen Verein zur Pflege der deutschen Sprache, die aus Notebooks gerne Klapprechner machen wollen.

Denn mit diesen Leuten, die mit ihrer Sprache Inzucht treiben, hat FarmerBoy ja rein gar nichts am Hut, wohingegen er sehr gerne alte Worte wieder beleben möchte, die schon in Vergessenheit geraten scheinen. Denn der Alltagssprache, so FarmerBoy, fehle es ohnehin an Poesie, besonders in Mannheim, wo man sich ja angeblich aus Zeitgründen das andernorts geläufige „Bitte“, „Danke“ und „Bitteschön“ längst abgewöhnt habe und man diesen pseudo-turbokapitalistischen Neusprech, denn man daraufhin pflege, auch noch irgendwie „cool“ fände. Cool sei jedoch nur, wem das „Cool-Sein“ von vornherein egal sei und der sich noch dazu die Zeit für solche altbackenen Floskeln nehme, obwohl (!) er es eilig habe. Alle anderen seien eben nicht cool, sondern ganz arme, gehetzte, oberflächliche Seelen. Punkt!

Jedenfalls war FarmerBoy in Folge etwas grantig geworden und brummelte absichtlich wohlklingende, beinahe vergessene Worte in seinen Bart hinein, mitunter fielen solche wie „zum Behufe von“ und „Mumpitz“, und dann fielen ihm irgendwann nämlich gar keine mehr ein, obwohl er gerne noch etwas weiter gemacht hätte, gerade weil die Sitznachbarn ihn schon böse angefunkelt hatten. Doch da schlug ihm CountryGirl auch schon mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und schickte ihn zum Bier holen, woraufhin FarmerBoy einfach an der Theke stehen geblieben war, den Kopf auf Beulen abtastete und die paar Bier eben dort trank, wo er ob der vorgelesenen Texte zuerst sogar einmal richtig Lachen musste, dann zweimal leicht geprustet hatte und sich am Ende voll der Heiterkeit hingeben musste, obwohl er das ja gar nicht mehr so richtig wollte.

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