Montag, 20. Oktober 2008

Wo das Glück wohnt! Eine CurryWurst kurz vor Mannheim!


Nun ist es ja nicht gerade so, als hätte ich mich besonders gefreut darüber, dass unser Urlaub nun zu Ende ist und wir beide - meine liebe Frau C. und ich - nun zurückkehren mussten nach Baden-Württemberg bzw. nach Mannheim. Gut hätte man es sich vorstellen können, einfach noch ein paar Jahre in der Türkei zu bleiben. Allein, man braucht uns hier noch, um uns auszupressen, bis wir alt und grässlich sind und nichts mehr mit uns anzufangen wissen. Rente mit 67? Brrrrr!

Schon als ich den Fehler machte und im wohlverdienten Urlaub in meiner LieblingsWochenzeitung "JungleWorld" blätterte, grauste es mir vor einer Rückkehr: In BaWü schob man kürzlich eine neunköpfige, kurdische Familie ab (siehe hier), u.a. weil eines der acht Kinder straffällig geworden ist. Eines von acht Kindern straffällig, also bitte, das ist ja eine bessere Quote als im Bundesdurchschnitt! Zudem wirft man der Mutter vor, dass sie erst kürzlich angefangen habe, deutsch zu zu lernen. Sie hatte wohl besseres zu tun, z.B. in den vergangenen zwölf Jahren acht Kinder zu erziehen. Und das im Königreich der Erziehungsratgeber!

Da muss ich doch wiederum sehr bitten: Der DurchschnittsSchwabe lebt schon was länger in Deutschland und hat die deutsche Sprache auch noch nicht gelernt! Kokettiert man hierzulande nicht auch mit dem Spruch "Mir könnet alles außer Deutsch"? Ist nicht auch der MiPrä von BaWü, Günther "Die Maske" Oettinger sprachlich, ähemm, etwas eingeschränkt? Außerdem: Welche inneren Prozesse im Hirn eines Menschen begünstigen es, solche Urteile zu fällen: Einfach eine Familie in Sippenhaft zu nehmen und abzuschieben?

Denn irgendwer muss das ja beschlossen haben! Stecken dahinter etwa bösartige Sadisten oder ist es ein ausgeklügeltes, automatisiertes System von (Un)Zuständigkeiten und anonymen Bescheiden? In beiden Fällen darf man ruhig fragen, wie weit sich das eigentlich von den Handlungen der braven Deutschen des 3. Reiches unterscheidet, wo man ja auch nicht anders "konnte", nein sogar "musste". Klingt hart? Ist aber im Prinzip das Gleiche! Das ist zwar jetzt kein spezifisches BaWüProblem, sondern auch ein gesamtdeutsches. Apropos: Die Welt zu Gast bei Freunden? War das etwa limitiert nur auf ein lausiges Jahr?

Wir zu Gast in Stuttgart: Vom Flughafen fuhren wir mit der S-Bahn an den Haupbahnhof, und sollten dort erst einmal fast eine Stunde auf den Anschluss warten. Es kam uns seltsam vor, wieder der deutschen Verkniffenheit zu begegnen, dabei waren wir nur zwei Wochen lang weg. Uns knurrte der Magen und wir froren. Dort im Hauptbahnhof gab es eine Würstchenbude, ich bestellte uns eine CurryWurst (wenn schon, denn schon!) und einen vegetarischen Döner, Cola und Cola Light.

Meine liebe Frau C. aß auf, musste dann noch mal kurz für kleine Mädchen und entschwand in Richtung WC. Ich beendete ebenfalls die Mahlzeit und saß und wartete. Dann kam der Tischsaubermann und verscheuchte mich. Es sei ja schon unverschämt, da noch zu sitzen, wo wir schon aufgegessen haben. Ich solle doch bitte aufstehen und gehen, Platz machen für andere Leute, bellte er. Aber ich warte doch nur kurz auf meine Frau, erwiderte ich. Außerdem sind ja noch alle Tische frei, fügte ich hinzu. Verschwinde Sie, mir brauchet so Leit hier nidda, die nor rumsitze und nix meah esse wollet! schrie er mich an und griff nach der Waffe in seinem Halfter.

Verschüchtert verliess ich diesen Ort, denn mein Revolver war noch ungeladen, wegen der Zollbestimmungen in Deutschland. Ich wartete an anderer Stelle auf meine liebe Frau C., lange Zeit und vergebens. Nirgends war sie zu sehen, und so nahm ich tags darauf unsere Koffer und baute mir aus ihnen ein Haus, das mich wärmen sollte. Aus dem kurdischen Teppich rollte ich einen Aussichtsturm, und seitdem wache ich dort Tag für Tag und Nacht für Nacht.

In den einsamen Stunden denke ich an die gemeinsame Zeit mit meiner Frau. Und auch daran denke ich: Dass es wohl besser gewesen wäre, in der Türkei zu bleiben, ein Geld mit Marzipanzucht zu verdienen. Denn dort ist es warm und gut, und das Glück wohnt im Herzen der Menschen, nicht in ihrer Geldbörse! Doch hier, in meinem Haus aus Koffern, lade ich langsam meinen Revolver, Patrone für Patrone, und sinne auf Rache!

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